Was für eine emotionale Diskussion auf den letzten Seiten. Immer wieder schön zu sehen, wie detaillverliebt man sein Hobby betreiben kann. Ohne diese Versessenheit (im positiven Sinn) wären wir technologisch sicher nicht so weit und auch die Auswahl wäre bei weitem nicht so groß.
Auf der anderen Seite, und dafür zahl' ich gerne die berühmten 2€ ins Phrasenschwein, muss man die Kirche im Dorf lassen: Stellenweise bekommt man hier vermittelt, dass man ohne Seitenstollen in Himalaya-Dimensionen keinen Trail über S1 fahren kann. Selbstverständlich kann man mit perfekt abgestimmtem Material den Grenzbereich um ein paar Prozent weiter verschieben. Aber für >90% der Biker hier sollte das kaum eine Rolle spielen, da zum einen das Einsatzgebiet solches Material überhaupt nicht bedingt und sich zum anderen durch bessere Fahrtechnik / mehr Erfahrung deutlich mehr gewinnen lassen würde.
Aber es ist halt immer noch so "Der Krieger entscheidet die Schlacht, nicht das Material"
...passt hier ziemlich gut, meiner Meinung nach.
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Um zurück zum eigentlichen Thema zu kommen: Ich hab jetzt gut vier Wochen und 250km mit dem
Wolfpack Race 27,5" 2.4 am Hinterrad hinter mir und möchte meine Erfahrungen teilen, vor allem im Vergleich zum vorher gefahrenen
Maxxis Ardent Dual EXO, ebenfalls in 27,5" und 2.4.
Ein paar Eckdaten:
- Bike: LV 301 Mk12 mit 160/140mm
- Gewicht fahrfertig: 95kg
- LRS: Acros Enduro Race Carbon mit 30,5mm Innenweite
- Tubeless-Setup (mit CushCore XC Insert am HR)
- ca. 1.8 bar
Einsatzgebiet und Fahrstil:
Grundsätzlich würde ich mich in die Kategorie der "Hobbyluschen" einordnen, die ein Bike für Alles besitzen und fahrtechnisch noch ordentlich Luft nach oben haben. Um es besser einordnen zu können: Ich nutze mein Rad für den Weg zur Arbeit (Forstautobahn) und Ausflüge mit Frau und Kids genauso wie für Singletrail-Touren am (schwäbischen) Albtrauf, im Schönbuch, in der Pfalz und im Allgäu. Dabei darf es auch mal ordentlich zur Sache gehen; S2 Wurzel- und Steinteppiche bis an den Anschlag meiner Lyrik runterfegen macht mir genauso Freude wie technische Abfahrten mit Spitzkehren und steilen Treppen / Stufen. Und, Achtung, auch 1.000hm bergauf am Stück kann ich durchaus was abgewinnen. Und da ich kein zweites Bike und keine Lust auf ständigen LRS-Wechsel habe, brauche ich den berühmten "Allrounder" bzw. muss Kompromisse eingehen.
Hintergrund zum Wechsel auf den Wolfpack Race:
Die Pneus von Wolfgang wurden mir von einem Arbeitskollegen empfohlen. Und nachdem mir ein scharfer Stein an einem Freitagmittag die Flanke vom Ardent am HR aufgeschlitzt hatte, habe ich noch vom Trail aus Wolfgang per Mail bzgl. Verfügbarkeit kontaktiert, bekam keine 10 Minuten später Rückmeldung und am nächsten Morgen um kurz nach 10 schon das Paket mit dem Race. Top!
Erfahrungen mit dem Wolfpack Race 27,5" 2.4:
Ehrlich gesagt hatte ich anfangs aufgrund des "lichteren" Profils im Vergleich zum Ardent doch ziemlich bedenken, ob der Race der richtige
Reifen für mich ist. Da ich aber gerne Dinge ausprobiere und an besagtem WE unbedingt noch fahren wollte, hab ich mich dann doch gewagt. Und das Experiment hat sich für mich absolut gelohnt. Aber der Reihe nach:
Tubelessmontage war super easy, noch leichter als bei den
Maxxis, die ja auch schon leicht gehen. Der
Reifen ging direkt, nur mit der
Standpumpe in die Flanken und war schon ohne Milch nahezu dicht. Mit 60ml Milch muss ich jetzt etwa einmal die Woche zwei, drei Hübe mit der
Standpumpe nachpumpen.
Der befürchtete, höhere Rollwiderstand durch die
nicht-ganz-so-durchgängigen Mittelstollen im Vergleich zum Ardent hat sich als unbegründet herausgestellt. Der Race rollt meiner Meinung nach wirklich gut, sowohl auf Asphalt, als auch auf Forstwegen und Trails.
Positiv überrascht haben mich deshalb auch Traktion / Grip. An steilen Rampen bergauf, an denen ich mich wirklich gerne messe, greift er wirklich deutlich besser als das Profil vermuten lässt, auch wenn es nicht ganz trocken ist. Tannennadeln, Laub, Wurzeln, etc., alles kein Problem. Insgesamt kann mich an nur einen Rutscher erinnern: Auf einem flachen, feuchten Stein. Nicht gefallen hat mir die Perfomance auf grobem Schotter bergauf, auf einem frisch erneuerten Forstweg. Da fehlen einfach höhere Stollen und es geht einiges an Vortrieb verloren.
Bergab gibt's aus meiner Sicht, bei meinem Einsatzgebiet wohlgemerkt, auch überhaupt nichts zu bemängeln. Dadurch dass der Race ziemlich "rund" auf der Felge sitzt, verhält er sich für mich am Hinterrad in Kurven sehr vorhersehrbar und damit kontrollierbar. Aber ich lege mich jetzt auch nicht in die Kurven, dass die Kniescheibe am Trail kratzt. Auf den wurzelig-sandigen Trails rund um Neustadt a.d.W (Pfalz) mit größeren Stufen alle ein, zwei, drei Meter hat sich der Pneu trotz hoher Geschwindigkeiten und Feuchtigkeit pudelwohl gefühlt. (Bspw. auf dem "Treppentrail" von der Hohe Loog zum Nollen, wer den kennt).
Bei der Bremsperformance sollte man - abhängig vom Untergrund - keine Wunder erwarten.
Abnutzung und Pannensicherheit:
Nach gut 250km sind nahezu keine Abnutzungsspuren zu erkennen. Pannen hatte ich keine. Bin aber bisher auch überwiegend auf materialschonendem Untergrund unterwegs gewesen. Werde auf jeden Fall ein Update geben, sobald ich mehr sagen kann.
Fazit:
Der Wolfpack Race ist für mich ein herausragender Allrounder...
- ...für den Trail/AM Einsatz
- ...am Hinterrad
- ...bei trockenen bis mäßig feuchten Bedingungen
Gruß,
Times