Foto: Erik!
Am Sonntag, gestern den ganzen Tag bis weit in die Nacht und heute Vormittag kurz, bin ich nach Ingo, Reinhard (sehr zu seinem Bedauern nur eine kurze Strecke, der ist ganz verschossen in das Titan-QH; Zitat: "das geht ja so voran, das geht ja so DERART voran

) und Erik nun selbst das erste Mal mit dem Rad gefahren.
Vorwegschicken möchte ich, dass jeglicher Vergleich mit einem 853er Stahl-QH hinkt, da wir unsere Räder bislang stets "heftig" aufgebaut haben mit dicken Gabeln, schweren
Reifen, dicken Schläuchen, robusten
Felgen, absenkbaren Sattelstützen und 2x10 Aufbauten. U.a. verbauen wir bislang meist den Alu-Vector High10 von
Syntace (760mm, 12 Grad, 10mm Rise). Den Lenker mag ich sehr, gibt es aber aktuell nicht mehr (Nachfolger kommt im Oktober laut
Syntace).
Das Titan-QH ist aufgebaut mit:
leichte
DT Swiss XMM 29", 120mm, OneBox
1x11 Schaltungskombi
W35
Syntace Laufräder
Tubeless montierte Syncros
Reifen
Syntace W35 Laufrädern
Syntace P6 Carbon HiFlex
Syntace Vector Carbon High20, 780mm, 12 Grad
Syntace NumberNine Titan
XT-Bremse (mein Traum: Tausch gegen die neue XTR mit kleineren Bremsscheiben, um (mit leichterem
Sattel) unter die 10kg zu kommen, auch wenn die XT tadellos funktioniert)
ESI-Grips
Nach kurzer Fahrt (ging gar nicht), habe ich den neuen Carbon Lenker von
Syntace
erst einmal nach vorne gedreht - montiert man ihn nicht mit der Schrift vorne genau senkrecht (oder etwas mehr), sondern zu stark nach unten bzw. hinten gedreht, flext der ohne Ende; richtig eingestellt, ist der Lenker ein Traum!
Ferner: wie auf dem Foto zu erkennen, war der
Sattel sehr weit hinten montiert.
Sattel nach vorne (ca. mittlere Position), dann konnte es endlich losgehen.
Wieder einmal zeigt sich, dass die Mühe, Sattelstellung genau auf die gewohnte Länge etc. einzustellen und auch Position von Vorbau und Lenker mehrfach zu Probieren, enorm wichtig ist. Das Rad fährt sich ganz anders, fühle mich sofort wohl. Paßt wie ein Handschuh, fühlt sich an wie für mich gemacht.
Ja, was soll ich sagen: trägt man das Rad oder verlädt es im Auto, kann man es nicht glauben, der Unterschied zum Stahl-QH ist gewaltig, nicht zuletzt durch den gewichtsoptimierten Aufbau. Auf dem "Zubringer"-Radweg dann aber leichte Ernüchterung:
genauso klasse wie immer, aber kein grosser Unterschied - klar, die Geo ist gleich, ist halt ein QH.
Auf einem Schotterziehweg, der immer steiler wird, ändert sich das Blatt - ich meine, einen Elektroantrieb zu haben, fliege förmlich den Berg hinauf. Begeisterung macht sich breit. Ferner: 1x11 i.V.m. diesem Rahmen und Aufbau läßt mich in unserer Ecke 2x10 nicht vermissen, im Gegenteil. ABER: was wäre, wenn man ein Stahl-QH genauso "leicht" und mit 1x11 aufbauen würde? Der Aha-Effekt wäre vielleicht der gleiche? Müßte man testen.
Im leichten Gelände merke ich dann tatsächlich Unterschiede im Rahmen. Der Titanrahmen ist trotz der sehr grossen Rohrdurchmesser noch komfortabler als unser Stahl-QH; ich meine aber, dass die Syncros
Reifen auf den sehr breiten W35
Felgen an diesem "fliegender Teppich" Gefühl auch ihren Anteil haben (wie gesagt, durch die komplett andere Ausstattung ist das wie mit den Äpfeln und den Birnen). Auf jeden Fall fühle ich mich sauwohl, Wurzelteppiche fahre ich gleich 2x und steigere mein Tempo immer mehr (na ja, im Rahmen meiner bescheidenen Möglichkeiten). Mein Grinsen wird immer breiter und Gedanken an eine Alpenüberquerung oder episch lange Touren über Tage hinweg kommen auf. Bergab wirkt das Rad sehr verspielt, ich erwische mich dabei, immer mehr Blödsinn zu machen (für meine Verhältnissse), das Rad wirkt noch weniger nach 29er wie der Stahlrahmen. Hat unser Stahl-QH für mich immer grosse Ähnlichkeit mit meinem geliebten LR Defender (Stichworte: Vertrauen, überall durchkommen, nachhaltig, ein Kumpel für immer und überall, bergab und wenn es zur Sache geht, aber dann eher wie ein wilder Stier), so kommt mir das Titan-QH wie ein Rallye-Raid-4x4 Geschoss vor. Sehnig, treibend, schnell, fordernd. Langsam kann man damit eigentlich nicht fahren, das Ding will voran, es will nach vorn (vergleicht man das Stahl-QH bergab mit einem wilden Stier, ist das Titan-QH eher wie ein Gepard).
Kurz gesagt: für einen "Tourenbergradler" wie mich das ideale Rad.
Als ich dann abends noch einmal auf ein 853er QH steige, gefällt mir aber durchaus auch das "Bullit-proofed"-Gefühl des Stahlrahmens. Bergab ist der Eindruck der "Unbesiegbarkeit" grösser, das Ding geht halt durch alles durch, es will immer mehr. In wirklich heftigem Gelände würde ich nach wie vor das Stahl-QH vorziehen, nicht zuletzt auch durch die fettere Gabel.
Mein Luxus-Fazit: mein Stahl-QH würde ich nicht hergeben für den Titanrahmen, sondern unbedingt ein "fettes" 853er QH (mit der
Pike ein Traum) zum "Spielen" und "Rumhauen" (und einsauen) behalten und zusätzlich ein wirklich leicht aufgebautes Titan-QH zum touren vorhalten (die 1x11 wäre mir für brutalen Schlammeinsatz auch zu schade). Persönlich werde ich daher mein Catrike Speed, meine BREEZER Sammlung und mein Lynskey-Titran-Rennrad aufgeben, um beim Aufbau beider Räder keine Kompromisse machen zu müssen. Mehr brauche ich nicht (den 41.5 EVO Vorführer habe ich ja auch noch zum Ballern).
Müßte ich mich für ein QH (Stahl oder Titan) entscheiden, puh, das fiele mir aus heutiger Sicht sehr schwer.
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