Hi,
anscheinend kennt ihr das Genius nur aus dem Datenblatt oder zeichnet es im CAD. Kaum zu glauben, was man trotzdem darüber diskutieren kann.
Ich bin das mc20 dieses Wochenende auf einer typischen Schwarzwald Marathon Strecke 4 Stunden lang gefahren. Normalerweise fahre ich ein GT Zaskar und bin daher von einem extrem steifen Fahrwerk verwöhnt. Vor kurzem bin ich auch das GT Marathon, Scott Strike Pro, Specialized Epic Pro mit Fox-Gabel und ein Votec gefahren. Ich hatte also Vergleichsmöglichkeiten.
Auf dem Scott Genius mc20 kam ich mir zunächst mal etwas aufgebockt vor, so dass ich nach 5 Km zuerst die beiden Distanzringe über den Vorbau montierte und danach die Black auf 100 mm verkürzte. Dann bot das Teil für mich erst eine brauchbare Sitzposition (Rahmen L, Körpergrösse 172 cm). Ich bin dann die erste Stunde zuerst auf Asphalt und dann auf Wald- und Schotterwegen bergauf gefahren. Immer in der mittleren Stellung des Dämpfers, also Traction Mode, 65mm Federweg, sehr progressiv. Und ich war positiv überrascht. Kein Wippen, keine Pedaleinflüsse, kein schwammiges Gefühl, trotzdem Federarbeit bei Steinen und Wurzeln und ein sehr sicheres Fahrgefühl, optimal für XC oder Marathon. Wäre statt den Scott
Reifen etwas brauchbares montiert gewesen, hätte ich an den Schotteranstiegen und auch in den anschliessenden Abfahrten sicher mehr Spass gehabt. Bleibt noch zu erwähnen, dass ich selbst bei vollem Antritt in diesem Dämpfermodus nie das Gefühl hatte, den Dämpfer blockieren zu müssen. Und im Wiegetritt bergauf war eher die Black Gabel etwas zu weich.
Bergab habe ich dann zuerst in Wiesen, dann auf verwurzelten Waldwegen den Suspension Mode, 120 mm, gefahren. Das Fahrgestell blieb ruhig und fühlte sich steif an, der Hinterbau war sehr gut gedämpft, so dass auch nach heftiger Einfederung gleich wieder Ruhe im Bike war. Ich spürte keinerlei Pedaleinflüsse und kein Einknicken nach vorne oder hinten. Einzig der für mich ungewohnt hohe Schwerpunkt und die Bereifung machten mir etwas Probleme in schnell gefahrenen Kurven. Auf normalen Waldwegen war dann wieder der Traction Mode, 65mm optimal. Die mc Variante ist ja für Marathons konzipiert und hat einen gediegenen Lenk- und Sitzwinkel, was sich daher eher in einem nicht gerade trägen, aber auch nicht agilen Fahrverhalten widerspiegelt. Es ist einfach sehr ausgewogen.
Für mich stand am Ende fest, dass ich die Race Variante rc als nächstes ausprobieren möchte, da ich hinten sicher auf 30-40mm Federweg verzichten könnte und vorne schon gar nie 120mm bräuchte. Ich wäre auch gerne gestreckter, flacher gesessen. Das alles gilt für mein Bikerevier Schwarzwald. Wenn sich einer das Teil für einen Alpencross, -Marathon oder für ausgedehnte Touren in den Alpen kaufen will - sicher eine gute Wahl.
Funktionell ist das Ding wirklich bemerkenswert gut, einzig an das etwas höhere Gewicht (etwa 12,5 - 13 KG) und die hohe Sitzposition beim mc20 muss man sich gewöhnen. Für langjährige Fullyfahrer sicher kein Thema und wer genug Geld auf der hohen Kante hat, kann ja das leichtere mc10 anschaffen. In meinem persönlichen Vergleich rangiert das Bike vor dem Scott Strike, Votec und dem GT Marathon. Wenn ich zwischen dem Specialized Epic und dem Scott Genius wählen dürfte, würde ich Richtung Specialized tendieren.