Selbstbewusstsein, Kurven, Blicken, Bremsen

Wenn ich in so eine Spirale der Scheißigkeit komme und sich ein Fahrfehler an den nächsten reiht, hilft mir meistens einmal tief durchzuatmen und danach langsam wieder von unten ans Limit heranzutasten. Sagen wir mal ich hab die letzten 3 Kurven mit steigender Agression zu spät gebremst.. durchatmen.. nächste Kurve langsam und locker anfahren und dann wieder von Kurve zu Kurve steigern. So kann man sich in wenigen Metern selber wieder aus seinem Mini-Formtief befreien.
 
Ich will hier nochmal kurz einhaken, weil ich das Gefühl habe, dass hier andere Baustellen (wie Tagesform/generelles Fahrkönnen) verstanden werden, als ich ansprechen wollte.

Plakatives Beispiel Kohlern-DH (weil kennen wahrscheinlich viele): Ich fahre los mit dem Trailbike - alles läuft super, manches mit Geschwindikeit, manches wird auch mal durch technisches Stolpern gelöst. Dann rutschts Vorderrad mal doof, das Hinterrad wird nen halben Meter zur Seite geschmissen und irgendwann flüstert der kleine Schweinehund: biste sicher, dass das hier gerade alles richtig läuft? Und irgendwann fahre ich dann einfach nicht mehr locker, sondern "verkopfe" wie mein Vorredner so schön schreibt. Fühlt sich dann manchmal so an, als würde der Fehlerspeicher vollaufen und irgendwann dicht machen.

Wenn das einfach so (oder so einfach ;)) ist, dass ich für meine Skills zu schnell fahre und über meinem Limit bin, ist das ja auch schon eine Erkenntnis.

Hm, das klingt wirklich nach "verkopfen". Die Psychologie ist da aber eh einfach.... Du brauchst eine Strategie, um dich selbst in so einer Situation davon überzeugen zu können, dass du es besser kannst. In meinem Fall (Beispiel: völlig überpowered Windsurfen. weit weg vom Ufer im Wasser liegend bei irrsinnig starken Böen, die einem doch großen Respekt einflößen) sage ich mir selbst laut vor, dass ich nicht so blöd tun brauche und einfach nur locker fahren soll. "Genieß es, du Depp, und fahr jetzt endlich wieder g'scheit!".Dann geht's garantiert wieder. Ich bin sehr rational was das betrifft. Wenn ich wirklich will, dann klappt es auch. Es gibt aber Tage, wo es mir eben einfach auch nicht so wichtig ist und ich merke, dass ich nicht ganz bei der Sache bin.. und das akzeptiere ich dann auch.
 
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Den Kopfmenschen unter den Fahrtechnikern hier kann ich ein Buch sehr empfehlen. Richtet sich zwar an Motorradfahrer, das meiste lässt sich aber ganz gut übertragen: Die obere Hälfte des Motorrads von Bernt Spiegel.

Ansonsten hat es mir sehr viel gebracht STRAVA auszuschalten. Habe für mich festgestellt, dass es mir etwas den Spass am Fahren genommen hat...Geschwindigkeit ist nicht alles.
Wenn das auch nicht hilft - Alkohol!
 
Sprech mal leise (oder laut:blah:) alles vor dich her was du gerade machst wenn eine schwierige Situation kommt, ist oder gerade war.

Bsp. "Kurz gerutscht. Wieder gefangen. Jetzt links über den Stein, dann mittig über die Stufe. Leicht anbremsen."

Das nennt sich Autokommunikation und hilft vielen Menschen Gefühle und Gedanken besser zu ordnen/strukturieren und komplexe Abläufe zu fassen.

Hier ist ein kleiner Artikel dazu:

http://www.die-sportpsychologen.de/2015/05/22/prof-dr-oliver-stoll-macht-der-selbstgespraeche/
 
Wenn das alles immer nur eine kopfsache ist, wieso ist man dann überhaupt in seinen möglichkeiten beschränkt? Wenn @jammerlappen im eingangsposting schreibt
Ich fahre zu bewußt und zuwenig Autopilot, will immer "die Kontrolle" haben, gucke nicht weit und konsequent genug in die Linie, die eigentlich ja fahren will.
dann schalte ich auf kopf aus, autopilot ein und alles läuft von alleine? Das kann es nicht ernsthaft sein.
Dann würde man sich nach einer klassischen biker verletzung (schulter) wieder aufs rad setzen und runterfegen. Man hat es ja vorher gekonnt. Was sollte jetzt anders sein? Welches ist jetzt die instanz, die entscheidet, was wie gefahren werden kann? Und wie steigert man denn die schwierigkeit der gefahrenen trails? Anders formuliert: wie programmiert man überhaupt seinen autopiloten?
@erdling konntest du das nicht etwas eher schreiben?
Meine selbstgespräche kann ich oft auf der gopro aufzeichnen. Ist oft sehr unterhaltsam. Das ganze ist wohl auch eine facette des NLP.
 
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Was ich mit "Kopfmensch" meinte, ist, dass die dazu neigen erst alles zigmal durchdenken zu wollen, anstatt einfach mal drauflos zu machen. Danach klingt der Eingangspost für mich. Ich persönlich brauche auch erstmal Sicherheit durch viele Widerholungen bis der Kopf irgendwann von ganz alleine sein OK für den nächsten Level gibt.

Dann rutschts Vorderrad mal doof, das Hinterrad wird nen halben Meter zur Seite geschmissen und irgendwann flüstert der kleine Schweinehund: biste sicher, dass das hier gerade alles richtig läuft? Und irgendwann fahre ich dann einfach nicht mehr locker, sondern "verkopfe" wie mein Vorredner so schön schreibt. Fühlt sich dann manchmal so an, als würde der Fehlerspeicher vollaufen und irgendwann dicht machen.
Sehr schön beschrieben. Kann ich exakt nachvollziehen. Gibt aber auch einfach Tage, da ist das dann mal so. Es muss dann auch nicht immer an grundsätzlich mangelnden Fähigkeiten liegen, manchmal ist es einfach die (nachlassende) Tagesform, und dabei wirklich oft auch die Versorgung mit Kohlehydraten. Müdigkeit/Gähnen wär bspw. ein sicheres Anzeichen dafür. Nachlassende Konzentration ebenso. Neulich in Winterberg war ich auch schon den ganzen Tag nicht auf der Höhe, und bin irgendwann mangels Konzentration aus der DH einfach mittig abgebogen, weil ich mich ansonsten spätestens an einem der beiden step-downs 100%ig irgendwo um nen Baum gewickelt hätte. Ein Moment Pause, und einige Snickers oder einen Smoothie dabei zu haben, hilft da manchmal schon Wunder.
 
Welches ist jetzt die instanz, die entscheidet, was wie gefahren werden kann?

Ich denke, dass man unterschiedliche Prozesse im Gehirn differenzieren muss. Ganz ausschalten = Hirntod. ;)
Aber es macht einen sehr großen Unterschied, ob man sich bspw. in jeder Kurve überlegen muss, was man jetzt zu tun hat, oder dieser Prozess automatisiert ist.
 
Um mich hier auch mal konstruktiv ein zu bringen m2c.
in Ergänzung zu der Methode von erdling kann man, wenn man merkt, dass der kopf blockiert und der Körper verkrampft zusätzlich noch über die Atmung das vorhandene stresslevel reduzieren. doppelt solange ausatmen als man eingeatmet hat beruhigt. man kann dabei zählen und hat geleichzeitig noch etwas anderes worauf das hirn sich konzentrieren kann, als die stressauslösende situation. dazu kann man am anfang natürlich erstmal kurz anhalten und dann entspannter wieder aufs rad steigen.
das andere ist, dass man gerade als kopfmensch die entsprechenden Situationen sehr oft exemplarisch üben sollte um die entsprechenenden engramme zu festigen, denn nur dann funktioniert der autopiloz auch. wenn du das gefühl hast, dass du dir noch viel bewusst überlegen musst, wie etwas geht, dann hast du für die entsprechende Situation noch keinen Autopilot und bist auch dementsprechend unsicher, wenn es nicht so funktioniert, wie du es dir vorgestellt hast. die anderen bezeichnen das als "geh biken". ich widerspreche dem und sage du musst explizit üben was du können willst. und zwar ziemlich genau so wie in einem fahrtechnikkurs, mit analyse und korrektur und allem Brimborium. dann wirst du gezielt besser und schöpfst auch mehr Sicherheit. ich will damit nicht sagen, dass du dich in einem kurs anmelden sollst, aber, dass du zusammen mit kumpels immer wieder gezielt übst. das normalefahren und mal machen ist trial and error. kann klappen, muss aber nicht und gibt selten das gefühl "jetzt habe ich es verstanden!", wodurch immer eine unsicherheit bleibt. man weiss ja auch nicht genau warum etwas funktioniert hat oder nicht. und dadurch entsteht mindfuck, der einen beim fahren blockiert.

gruß
 
... die anderen bezeichnen das als "geh biken". ich widerspreche dem und sage du musst explizit üben was du können willst. und zwar ziemlich genau so wie in einem fahrtechnikkurs, mit analyse und korrektur und allem Brimborium. dann wirst du gezielt besser und schöpfst auch mehr Sicherheit. ich will damit nicht sagen, dass du dich in einem kurs anmelden sollst, aber, dass du zusammen mit kumpels immer wieder gezielt übst. ...
Da bin ich ganz deiner meinung. Mit meinem freund kann ich sehr intensiv trainieren. Ähnliches niveau und beobachtung von außen verglichen mit empfindungen von innen. Das ist eine gute synthese. Gegenseitiges anspornen statt konkurrenzdenken ist sehr fördernd. Ich habe auch keine hemmungen 30 vergebliche versuche mit der videokamera einzufangen. Dann sehe ich die fehler selber. Das hilft auch sehr.
 
Da bin ich ganz deiner meinung. Mit meinem freund kann ich sehr intensiv trainieren. Ähnliches niveau und beobachtung von außen verglichen mit empfindungen von innen. Das ist eine gute synthese. Gegenseitiges anspornen statt konkurrenzdenken ist sehr fördernd. Ich habe auch keine hemmungen 30 vergebliche versuche mit der videokamera einzufangen. Dann sehe ich die fehler selber. Das hilft auch sehr.


Kann mich da nur anschließen. Ich habe am Wochenende eine Trainingssession mit einem Bekannten abgehalten. Wir waren an zwei Stellen , die mir Kopfschmerzen bereiten und haben diese "stur" geübt. Also einmal über nen Baumstamm gesprungen und das solange geübt bis jeder Absprung, jede Landung gepasst haben und danach zu einem Steilstück mit längst Wurzeln und Stufen.

Die Verbesserung habe ich auf dem Rückweg über Trails direkt gemerkt.
 
Meine Erfahrung ist, dass man irgendwann zu schnell wird um immer mit voller geistiger Kontrolle fahren zu können. Gerade in Hinblick auf den Untergrund auf dem wir uns bewegen. Trails verändern sich ständig und selbst der Homtrail hält manchmal Überraschungen bereit wenn man mal nen Tag nicht da war.
Ab einem gewissen Speed must du deiner Intuition folgen, damit du den Kopf frei hast für das Unerwartete. Wir können einfach nicht so schnell denken, gerade wenn wir noch anfangen bei gefühlten Mach 3 was zu analysieren, bist du raus und dann wird es gefährlich.
Mir hilft immer das ganze als Spaß zu sehen und die perfekte Linie zu vergessen. So lernst du zu improvisieren und das hilft dir auf allen Trails der Welt.
Radeln ist unser Hobby und sollte uns nicht so unter Druck setzen unbedingt so schnell und stylisch zu sein wie unsere Helden aus den GoPro Videos.

Also raus auf die Trails und locker bleiben :dope:
 
Subvokales Training kann auch helfen, dabei sagt man sich während der Passagen oder Bewegungsabläufe quasi im Selbstgespräch kurze Anweisungen, was man jetzt machen muss. Das verbessert Fokus und Atmung (Viele kneifen den Mund zu unter Stress). Wende ich selbst an, hilft mir sehr. Beim Einrad-Downhill und Skibiken habe ich viel mit der Psyche zu kämpfen, beim Biken habe ich viel Routine durch meinen Beruf. Hohe Drops und tiefe Abgründe am Rand bei Versetz-Kehren merke ich aber auch vom Kopf her, dass ich kein Kamikaze-Typ bin, hehe.

Bleib dran!

Sonnige Grüße,
Marc
 
Subvokales Training kann auch helfen, dabei sagt man sich während der Passagen oder Bewegungsabläufe quasi im Selbstgespräch kurze Anweisungen, was man jetzt machen muss. Das verbessert Fokus und Atmung (Viele kneifen den Mund zu unter Stress). Wende ich selbst an, hilft mir sehr. Beim Einrad-Downhill und Skibiken habe ich viel mit der Psyche zu kämpfen, beim Biken habe ich viel Routine durch meinen Beruf. Hohe Drops und tiefe Abgründe am Rand bei Versetz-Kehren merke ich aber auch vom Kopf her, dass ich kein Kamikaze-Typ bin, hehe.

Bleib dran!

Sonnige Grüße,
Marc

Das habe ich auch angesprochen. Siehe Beitrag #30. Meinst du dass ein wesentlicher positiver Aspekt dabei die gleichmäßigere Atmung ist ? Ich habe das Gefühl, dass die Atmung sich sofort auf den Bewegungsablauf auswirkt.

Viele Grüße an den sympatischsten Fahrtechniktrainer :D
 
Das habe ich auch angesprochen. Siehe Beitrag #30. Meinst du dass ein wesentlicher positiver Aspekt dabei die gleichmäßigere Atmung ist ? Ich habe das Gefühl, dass die Atmung sich sofort auf den Bewegungsablauf auswirkt.
Auch wenn ich nicht gefragt bin, ruhige atmung ist ein entscheidender aspekt. Die sauerstoffversorgung im hirn ist besser und damit auch alles, was damit zusammen hängt. Hier ist auch ein interessanter artikel zu diesem thema.
 
Ich war am Samstag etwas länger unterwegs und interessanter Weise ist meine Fahrtechnik besser geworden, desto fertiger ist war. :D

Man kann's auch mal mit paradoxer Intervention versuchen.
 
Übriegens :)
Ic hatte letze Woche zwei so Tage, wo nicht so viel gegangen ist wie ich wollte. ich hatte etwas KOpfweh, die Kinder waren anstregend usw. ICh war einfach nicht bei der Sache und habe die Linien nicht ordentlich getroffen, Bremspunkte etwas verpasst, im furz trockenen Gelände war die Gewichtsverteilung nicht stimmig und ich bin immer wieder etwas weg geschmiert....nervig! Aber nichts, was man daheim mit einem Bierchen au der Terrasse nicht reparieren könnte. ;) ich bin dann am nächsten Tag noch einmal den selben Trail gefahren und war bei 105% :D Geil, wenn's dann geht, hehe. drüber geschlafen und passt....
 
Wenn dir deine Mutter immer verboten hat, dieses gefährliche Mountainbiken zu fahren, dann sitzt das tief in deinem Unterbewußtsein verankert. Usw usw. ;) :D
 
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