Fakt ist, dass die meisten Teile nur so und "ganz plötzlich" kaputtgehen, ohne extreme Belastungsspitzen ausgehalten haben zu müssen, einfach beim auf der Straße fahren und wahrscheinlich hin und wieder auch ohne jede Fremdeinwirkung im Keller oder in der Garage. Komischerweise passiert mir sowas nie.
In mir sitzt ausserdem das Vorurteil, dass 45jährige 2m- und >100kg-Fahrer, die "mal was für die Gesundheit tun" wollen und deshalb "etwas hochwertigeres kaufen" kaum allzu viel Ahnung von Technik und im Besonderen von Fahrtechnik haben, korrigiert mich ruhig.
Zusammengenommen gibt das bei den Stereotyp des Feierabend- und Schönwetterbikers, der null Ahnung von technischer Wartung und Pflege seines Velozipeds hat und anstelle eines Erschließens der technischen Materie (dass MTB pflegeintensiv sind, kann er, in übersteigerter Form natürlich, den Manuals zu Gabel und Dämpfer entnehmen, mal abgesehen von dem vorbildlichen Heft zur Fahrradpflege, was Stevens Neurädern mitgibt) wird das Rad über Jahre hinweg einfach nur immer wieder aus dem Keller gezerrt und eine weitere Tour lang missbraucht.
Es kostet nix, einen Rahmen hin und wieder sauberzumachen und auf Haarrisse zu untersuchen, zu schauen ob Dämpfer und Gabel leck sind usw. Wer schonmal bei Ikea war, hat 100%ig auch einen 5er Inbus zu Haus und ist bei den meisten Schrauben in der Lage zu kontrollieren, ob sie noch festsitzen, ob sich irgendwo Spiel entwickelt usw.
Von der Fahrtechnik ganz zu schweigen; da werden Bordsteine ohne Ausdemsattelgehen einfach überfahren, da werden Dämpfer, Reifendruck und Gabelsetups nicht abgestimmt und führen zu Mehrbelastung im Fahrwerk - ist ja schließlich ein gefedertes Rad, war teuer, muss was aushalten.
Das sind hier meine Vorurteile und ich stehe dazu. Was macht Stevens? Ohne drauf abzuheben, dass sich der komplette Durchbruch eines Sitzrohrs irgendwie ankündigen muss - Alu ist kein trockenes Holz -, ohne anzuzweifeln, dass so ein Rahmen einfach auf der Straße bricht und ohne den Kunden mit den Gedankengängen zu verärgern, die mir so durch den Kopf schiessen, bekommt der Kunde ein ausgesprochen günstiges Kulanzangebot.
Was macht der Kunde? Er ignoriert, dass der Defekt am Rad vielleicht was mit mangelnder Pflege zu tun haben könnte. Er polemisiert, dass er noch von weiteren Problemen bei Stevens gehört hätte und will ein Muster erkennen. Er will von weiteren Schadensmeldungen anderer Stevensfahrer lesen. Er lässt sich auf die Kulanz von Stevens nicht ein.
Ausser den beiden Stevens, die ich in meinem Leben gefahren bin, gibts da noch das 512 meines Vaters, ebenfalls Jahrgang 1997, damals mit STX ausgerüstet und im Verschleißturnus sukzessive aufgerüstet auf XT und Stevens/Cult/Kalloy-Hausmarkenteile. Mein Vater wiegt zur Zeit etwa 110kg, fährt damit Touren durch leichtes bis mittelschweres Gelände und siehe da - die Fuhre hält. Summa summarum kann ich hier über drei Stevens vortragen, davon zwei selbstgefahrene. Bei allen dreien sind die Erfahrungswerte durchweg positiv und das Muster, was ich erkenne, stellt sich genau anders herum dar: der Threaderöffner mäkelt herum, um von seiner eigenen Unzulänglichkeit abzulenken. Das kannst Du gerne unsachlich finden.