27.04. 16:00 Am fremden Fluss
Das etwas mulmige Gefuehl beim Start ins unbekannte Hochtal ist bald verschwunden. Der Weg ist einfach zu schoen, nur schwach geneigt und mit unglaublich viel Flow gehts mitten rein in die Bergwelt des Atlas. Bald treffe ich auch einen Berber mit Esel, der mit bestaetigt, dass bald ein Dorf kommen wuerde. Dem ist auch so, ein kleiner Ort mit einem ganzen Haufen sehr freundlicher und sehr erstaunter Menschen. Meine Fragen nach dem Weiterweg werden unterschiedlich beantwortet... rechts gaebes es wohl eine Piste, die dann bald zurueck auf die Hauptstrasse fuehren wuerde. Gradeaus weiter das Tal hinunter kaeme gleich noch ein Dorf und dann sei Schluss fuers Velo. Naja, ich geh trotzdem mal gucken. Hab Blut geleckt und will den ersten Trailtag Marokkos nicht jetzt schon beenden.
Im zweiten Dorf verirre ich mich zunaechst auf kleinem Fussweg in ein paar kleinen Terassen auf denen Getreide angebaut wird. Das Tal wird immer schmaler und ist bald komplett von einem Fluss ausgefuellt, ich sehe keinen moeglichen Weiterweg mehr. Sollte es dach doch gewesen sein?
Wohin nur?
Ich spreche eine Frau an, die grad auf ihrem Feld arbeitet. Die Frauen sind auf dieser Seite des Atlas scheinbar viel zugaenglicher. Im Sueden wenden sie sich oft schon bei einem Winken im vorbeifahren ab. Hier sind sie nicht mal verschleiert und quatschen gleich munter drauf los. Leider versteh ich nix. Irgendwann spritzt sie mir dann Wasser auf die Beine? Huch?! Heisst das jetzt, ich muss im Fluss weiter? Oder ist das am Ende ein Heiratsantrag?
Auf der Suche nach dem Weiterweg
Ich entscheide mich fuer die Flussvariante und plantsche um eine enge Biegung im Canyon. Und tatsaechlich... nach ein paar Minuten taucht der Weg wieder auf. Schwein gehabt! Was dann folgt, ist der Wahnsinn!
Die Schlucht wird immer wilder und einsamer, ein kleiner, anspruchsvoller Pfad zieht sich verwegen an ihren Waenden entlang. Unten rauscht der Fluss, ein paar Meter drueber fahre ich mit viel Adrenalin im Blut und viel Spass bei der Sache Kilometer um Kilometer ins Ungewisse. Genial!
Nach langer Zeit verbreitert sich der Canyon ein wenig und ich komme an ein kleines Dorf. Bei meiner Irrfahrt durch winzige Gaesschen und Huehnerstaelle zeigen mir ein paar freundliche Menschen den Weiterweg. Nach dem Dorf kommt wenigstens eine Piste, hatte ich gedacht und mich schon in Sicherheit gewaehnt. Pustekuchen. Der Weg wird noch schmaeler, noch schwieriger. Einige Stellen muessen jetzt getragen werden, ab und zu gibts wieder nasse Fuesse beim wechseln der Flussseite.
Fast 30 (!) Kilometern Spitzensingletrail auf S2 Niveau, dann erblicke ich unter mir eine Piste und ein weiteres Dorf. Zum Abschluss gibts noch einige steile Serpentinen wie als Dessert fuer den verwoehnten Biker und nach ueber dreieinhalb Stunden Trailvergnuegen ists dann vollbracht. Ich stehe wieder auf einer befestigten Strasse. Na wenn das mal kein gelungenes Experiment war... Yippieh!
Wie das Dorf heisst? Keine Ahnung. Azgoul oder so aehnlich verstehe ich in dem kleinen Laden. Hauptsache er hat was zu futtern fuer mich. Danach gibts die wohlverdiente Bade- und Ruhepause.
Endlich mal wieder an einem Fluss liegen!