Lieber Toni,
vielleicht solltest Du treffender schreiben "...Es gibt diverse Räder die diesem Effekt noch ganz schlecht hinzuarbeiten".
An deinem alten Rad überlagern sich zwei Effekte. Deswegen ist die sogenannte dynamische Radlastverlagerung, mit folgendem Nickmoment, aber trotz alledem wie an
jedem Rad bei
jeder Beschleunigung ganz grundsätzlich vorhanden (s.a. Newtonsche Gesetze), egal wie stark sich dein Hinterbau einzieht. Auch an deinem erwähnten Beispielrad ist diese durch deutliche Nickbewegung sichtbar
- wenn der Bremsimpuls (normal) lange ansteht
- wenn Du nicht durch eine automatisierte Ausgleichsbewegung deiner "trägen Masse" (siehe unten) mogelst.
Und:
Wegen dieser an allen Fahrrädern (...solange sich der Fahrer nicht gut zur Hälfte unter der Erdoberfläche befindet) beim
Bremsen wirkenden Radlastverlagerung
muss sich jeder weitgehend bremsneutrale Hinterbau, wie der im hier diskutierten Liteville 301 Mk8, zwangsläufig aus den Federn heben.
In deinem dritten Satz hast Du recht:
Jede "sich einziehende" Hinterbaukonstruktion verschlechtert die mögliche Bremstraktion bzw. erregt sich schneller zum Bremsstempeln, wie z. B. ein hier von Dir erwähnter exotisch ausgelegter Viergelenker, sowie tendenziell alle Eingelenker (und deswegen von Trek an seinen
Eingelenkern dann durch ABP "isoliert"). Denn immer genau dann wenn ihre "Bremskraft" ansteigt, fällt durch das zeitgleiche wegziehen des Reifens vom Boden dummerweise synchron dazu der Bodenanpressdruck ab. Auf unterschiedlich griffigem (Gelände) Untergründen "stottert" es dann zwangsläufig noch stärker ...bis zur Resonanz.
Bestes Gegenmittel:
Ein Hinterbau der bei einer Bremskraft-Erhöhung synchron dazu eine leichte Anpressdruck-Erhöhung erzeugt. Konstruktiv z.B. mit Hilfe von vier Drehpunkten leicht zu machen (oder gar zu übertreiben) ...aber die uns wohlbekannte dynamische Radlastverlagerung macht uns hier, zumindest wenn der Bremsimpuls lange genug ansteht, durch sein rigoroses "Hinterteil heben" wieder teilweise einen Strich durch die Rechnung.
Doch hiergegen ist am Fahrrad ein sogar wesentlich wirksameres Kraut als am schwereren Motorrad gewachsen: Die "runter-zurück-Bewegung" des schwersten Teils im System ...also die schnelle Schwerpunktabsenkung mit gleichzeitiger Gewichtsverschiebung nach hinten des aktiven Fahrers.
Und diese liefert beim Anpressdruck-erhöhenden Hinterbau nochmals spürbar mehr Bremstraktions-Vorteil als beim oben erwähnten Anpressdruck-verringernden Hinterbau.
Einen erholsamen Abend wünscht sich
und Euch allen
L&S