Offene Worte: Specialized-Produktentwickler Jan Talavasek zu "Standards"

Kaum ein Thema wird so kontrovers diskutiert wie der Sinn und Unsinn von neuen Standards. Wir haben Jan Talavasek, Produktentwickler bei Specialized, zu seiner Meinung über Boost, Metric Shock Sizing, Plus-Reifen und den Tod des Umwerfers gefragt.


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Wer braucht ein Auto mit PS von über 150 oder das 200 fährt. Wer braucht eine Spiegelreflexkamera und das neueste SloMo Handy mit 20 MP Auflösung?
Ich verstehe den Vergleich nicht.
Wenn ich mir einen GT3 kaufe, dann weiß ich entweder, wie ich ihn zu benutzen habe, weil ich ein entsprechendes Hobby habe, oder ich finde ihn einfach nur geil und hab genügend Kohle. Ich werde mich aber sicher nicht darüber beschweren, dass er ein strafferes Fahrwerk hat, als ein normaler 911er. Ich beschwere mich auch nicht darüber, dass er im Innenraum wesentlich lauter ist als sein zahmerer Bruder.
Wenn ich mir eine dicke SLR kaufe, dann kaufe ich sie mir weil ich sie entsprechend zu benutzen weiß, oder weil ich einfach nur posen will. Jedenfalls beschwere ich mich als Poser nicht darüber, dass sie unzählige Funktionen hat die ich im Leben nie benutzen werde. Die Kamera kann einfach mehr als ich bedienen kann. Das müssen die andere ja nicht wissen.
Das gleiche gilt für Handys und Computer und und und...
Wenn ich wirklich ehrlich zu mir selbst bin, dann sollte ich mir das kaufen, was ich brauche. Ich kann mich gut selbst informieren. Über Feunde und Bekannte und Internet kann ich mich über nahezu alle Anschaffungen aus allen Bereichen gut informieren.
Aber auch ich kaufe mir seltenst das, was ich wirklich brauche, sondern etwas, das ich nicht unbedingt brauche, aber eben leider geil finde. Ich würde aber nicht auf die Idee kommen, dem Produkt die Schuld zu geben, wenn ich zu doof bin es zu benutzen.
Ein Enduro sollte eben hinten nicht durchschlagen, wenn ich einen Bunnyhop mache, aus, fertig!


Aber wie schon erwähnt die Leute wollen das nicht, weil sie sich in den Kopf gesetzt haben "ich fahre jetzt Enduro – also brauche ich ein Enduro-Bike".
Völlig richtig! Und genau diese Leute, die überhaupt keine Ahnung haben, sondern nur ein Enduro wollen, weil es cool ist, die werden sich auch nicht daran stören, dass ihr neues Enduro ein echtes Race-Fahrwerk mit echter Suspension und R2D2 Damping und so hat.
Frage:
Sollte man sich nun bei der Entwicklung eines Enduro am Einsatzzweck orientieren, oder an Kunden, die keine Ahnung haben, was Enduro heißt?
 
Ich weiss nicht ob es richtig ist,das hier zu posten. Aber es ist ja öffentlich im Internet abrufbar:

Ihr seid halt nicht der Kundentyp den sich Speiseeis vorstellt. Kauft halt was anderes, wenn ihr es blöd findet was die machen.
Nehmt Euch ein Beispiel hier dran:

http://www.quadrad.de/media/images/biker/1369949322.jpg

Aber mal ernsthaft, da könnt Ihr grob ableiten wieviel verkauft wird. Irgendwas macht Spezi wohl richtig. Das Problem ist, dass der Markt zu transparent ist. Man muss sich abheben, egal wie sinnig oder unsinnig. Am besten so, dass die Produkte nicht mit denen der Konkurrenz vergleichbar sind. Alles andere wurde schon gesagt.
 
Eine Frage die ich mir gewünscht hätte wäre gewesen: gibt es außer der Elektrifizierung noch weiteres Potenzial für echte Innovation oder steuert die Industrie durch immer neue "Standards", die oft Lösungen für nicht existente Probleme darstellen sollen, den Markt?
Man hätte auch durchaus noch direkter fragen können, wenn man denn wollen würde. ;)
 
Völlig richtig! Und genau diese Leute, die überhaupt keine Ahnung haben, sondern nur ein Enduro wollen, weil es cool ist, die werden sich auch nicht daran stören, dass ihr neues Enduro ein echtes Race-Fahrwerk mit echter Suspension und R2D2 Damping und so hat.
Das hängt doch nicht nur vom Fahrwerk und dessen Charakteristik ab, es gibt mindestens 2 Hersteller (von denen ich weiß, bestimmt noch viel, viel mehr) die spezielle "race enduros" anbieten mit längerem reach und flacherem LW usw. Aber das sind halt dann Ballermaschinen die am besten funktionieren, wenn man jenseits der üblichen Hometrail Geschwindigkeit unterwegs ist und außerdem eine menge Kraft kosten. Sind das nicht 2 unterschiedliche Zielsetzungen, bzw. Kategorien von Rädern? Ich würde mal drauf wetten, das sich die etwas gemäßigteren besser verkaufen, weil leichter beherrschbar. Was die Teams in ihren Rennställen an der Geo ändern wird dann eben als Profigerät/Prestigeobjekt/teamreplika oder eben "race Version" auf den Markt geworfen.
 
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da is absolut was dran. leider hab ich im freundeskreis auch einige gehabt, die meinten: heeey, 650b. MUSS ich haben. die haben dann bei den ersten abfahrten und auch touren gut gekotzt, weil se nirgends rumgekommen sind.
Einerseits ist angeblich der Unterschied zu 26" so klein, dass es keinen Sinn macht, andererseits ist der Unterschied dann so groß, dass man "nirgends rumkommt". Für Deine Leute ist es offensichtlich völlig hupe, mit welchem Raddurchmesser sie nicht fahren können.
 
Ich fahre ein 2015er Enduro 29, welches ab Werk mit dem DB Inline ausgestattet war. Und abgesehen davon, dass dieser Dämpfer bei vielen Käufern gleich reihenweise verreckte, hat Speci meiner Meinung nach bei der Abstimmung ziemlich versagt. Bei den empfohlenen 30% SAG schlug der Dämpfer selbst bei stark zugedrehten Druckstufen bei jeder Gelegenheit durch. Sogar beim schwungvollen "Abdrücken" an einer Kante/Wurzel nutzte der Dämpfer praktisch den kompletten Hub. Erst ein komplettes(!) Zuspacern der Zusatzluftkammer machte den Dämpfer von der Federwegsausnutzung her einigermassen brauchbar. Wegen eines Defekts habe ich dann einen Monarch Plus DebonAir eingebaut, welcher (obwohl ich nur 6 statt der 9 ab Werk montierten Volumenspacer verbaut habe) deutlich mehr Progression bietet als der zugespacerte DB Inline und auch sonst spürbar höher im Federweg bleibt.
Da kann ich das Märchen vom perfekt auf das Bike und den Einsatzzweck abgestimmten Dämpfer einfach nicht glauben.:D
 
Logisch. Am Ende des Tages hängt aber eben auch MTB News mit seinen teils leicht reizbaren Redakteuren am Hemdzipfel der Industrie. Das ist kein Vorwurf, einfach nur ein Fakt.
Das ist wohl wahr und wird ja ständig aufs neue bestätigt. Aber ich frage mich dann auch immer was solche Berichte und Interviews überhaupt bezwecken sollen? Ausser Klicks zu generieren ;)
 
Einerseits ist angeblich der Unterschied zu 26" so klein, dass es keinen Sinn macht, andererseits ist der Unterschied dann so groß, dass man "nirgends rumkommt". Für Deine Leute ist es offensichtlich völlig hupe, mit welchem Raddurchmesser sie nicht fahren können.

ja frag mich nich. ich kauf mir den schremmel nich. macht für mich imho keinen sinn. einzige womit ich liebäugel, gebe ich zu, ist das neue pole 29er...
 
Was hier anscheinend einige nicht verstehen, ist die Tatsache, dass wir maximal 1% der Kunden darstellen. Für den Rest spielen Kriterien wie Farbe, Schutzblech oder Fahrradständer und ganz allgemein das Aussehen eine entscheidende Rolle. Die wenigsten Räder werden jemals im Grenzbereich bewegt. Mit diesen Kunden wird das Geld verdient. Für diese Kunden werden die Räder konzipiert.
Für uns gibt es genügend Nischenhersteller. Wer keinen Bock auf Specialized hat, der kann bei hundert anderen Herstellern fündig werden. Und bzgl. neuer Standards gibt es nach wie vor die Möglichkeit nicht jeden Trend mitmachen zu müssen. Dann hat man vielleicht nicht 10 verschiedene Dämpfer und 50 Reifen zu Auswahl. Es wird aber trotzdem reichen um Spaß zu haben.
 
"Für den Kunden siehts halt schöner aus, wenn da eine runde Zahl steht. ... Genauso die Wurzel oder der Stein da draußen auf dem Trail: Die wurden ja weder metrisch noch englisch entwickelt."

Was ist das denn bitte für ein Bullshit und ein verkrampfter egozentrischer Versuch, das metrische System schlechtzureden??? Ingenieure auf der ganze Welt haben sich darauf geeinigt, weil es das Leben (in erster Linie erst recht für die Ingenieure) leichter macht. Naja, vielleicht nicht auf der ganzen Welt, ein paar Länder sind schon außen vor. Hier ein Überblick derjenigen, die nicht nach metrischem System arbeiten:
Metric_system.png
 
Mich nervt dieser ganze neuer Standard-Kram einfach nur noch, mich hält das zur Zeit sogar davon ab ein neues Rad zu kaufen. Ich hätte gute Lust (und auch das Geld) meinen 7 Jahre alten 17+ Kg-Freerider durch ein modernes Enduro mit fast vergleichbarer Bergab-Performance zu ersetzen. Aber ich schraube eben auch gerne am Rad rum, Tausche Laufräder, Bremsen, Gabel etc. Obs immer Sinn macht oder nicht sei dahingestellt, ist halt ein Hobby.

Ich hab aber keinen Bock auf 3 neue Standards jedes Jahr wo ich dann bei einem 3000+ Euro Bike nach 3 Jahren nicht weiss ob ich noch Ersatzteile/Tuningteile bekomme. Bzw. wenn, dann nur in sehr eingeschränkter Auswahl. Ich merks ja schon das die Auswahl für nen banalen Vorbau (einziger Anspruch: kurz und DH-tauglich) mit 1,5 Zoll sich auf Restbestände von 2-3 Modellen beschränkt... Bin mal gespannt wie lange es dauert, bis die Auswahl an ordentlichen 26 Zoll-Reifen zusammenschrumpft. Oder ob ich in 3 Jahren überhaupt noch FR-Taugliche Felgen in 26 Zoll kaufen kann, wenns mir mal eine zereissen sollte.

Und solange das mit dem Standard-Feuerwerk so weitergeht, kaufe ich eben kein neues Bike (obwohl ich echt Bock drauf hätte!). Ich komm auch noch ne Weile mit meinem (aus heutiger Sicht) völlig veraltetem Eimer mit 17 Kilo, 1x9-Fach, 26 Zoll, 1,5er Steuerrohr, 135er Hinterbau, Maxle Steckachse vorn und zölligem Dämpfer klar.
 
Er redet es nicht schlecht, sondern sagt nur das es keine Rolle spielt in welchem Maß gemessen wird. Die Länge/Breite/Höhe ist die selbe, nur die Zahlen anders.
Ob das ein rundes Maß ist oder ein krummes Maß, oder ob die Dämpfer in Zukunft 333,4 mm Einbaulänge haben ist auch Wurst. Dadurch wird das Fahrrad nicht besser. Es gibt einen gewissen Einsatzzweck, wo kurzhubige Dämpfer Sinn machen, einen gewissen Einsatzzweck, wo langhubige Dämpfer Sinn machen … Aber ob das jetzt ein metrisches Maß oder ein Inchmaß ist, ist relativ egal. Der wahre Vorteil der Metric Geschichte sind die vielen kleinen Verbesserungen im Detail.
Finde es nicht schlecht aus 80 verschiedenen und unzusammenhängenden Dämpfermaßen eine Baureihe aus 18 Dämpfermaßen mit regelmäßigen Größenunterschieden zu machen.
Der wahre Grund ist aber nicht die Umstellung von einer Messgröße auf die andere sondern bauartbedingte Begrenzungen im Dämpferdesign. Richtig gute und ausführliche Erklärung gibts da:
http://www.vitalmtb.com/features/Th...ock-Sizing-and-the-RockShox-Super-Deluxe,1349

Ich finde vor allem das timing der Umstellung denkbar schlecht. Nach 27,5", Boost, Plus, fat usw noch eins drauf zu legen zeugt von einer gewissen Schmerz- und Narrenfreiheit. Das Ergebnis sind dann, verständlicher weise, verunsicherte potentielle Käufer, wie @rrrobin da oben.
 
Ein bekannter hat sich letztes Jahr ein 26 stumpjumper Topmodell gebraucht für so lächerlich kleines Geld geschossen ich bin sm überlegen sowas für meine Frau zu kaufen. Da sind noch Unmengen an topmodellen im Umlauf die man sich neu nie kaufen würde. Das einzige Problem ist das manche es lieber im Keller verstaubten lassen weil sie den aktuellen Kurs nicht fassen können. Jetzt ist die Zeit sich für einen kleinen 4 stelligen Betrag sich ein fähiges guterhaltenes 26er zu holen.
 
Das SRAM dieses "der Umwerfer ist tot" Gesülze abgibt verstehe ich ja. Aber wo lebt der Mann? Bei Spezi In Holland?

Bevor ich jetzt von der Einfach-Fraktion des Forums gekreuzigt werde, nein, auch 1x12 ist für MICH wo ich lebe und wie ich fahre keine Option. ICH habe mich bewußt für 2x10 beim letzten Aufbau entschieden. Nicht 2x11.

Gründe: Gewicht, Preis, Gangsprünge und Bandbreite

Damit 1x12 interessant ist braucht es eine hochpreisige Gruppe, wie die Eagle. Auf X9 oder XT Niveau wäre das Teil wieder bockschwer, wobei ich mich da gerne überraschen lasse, was da noch kommt.

Und nicht jeder will ein Plus oder Fatbike fahren. In manchen Regionen fährt man auch gerne den Berg rauf.
 
welchen standard hat denn specialized bitteschön definiert, der jetzt dauerhaft am markt bestand hat?
 
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Lass mich überlegen... Trail, AM, Enduro, Downhill? :D

Und so ein Herr Schurter fährt auf 650b auch Kreise um die Konkurrenz ... öhm.



Guter Punkt an den bestimmt viele nicht denken. Ich finde manche Lösungen von Specialized oder Cannondale super: Kaufen würde ich dennoch nicht bei denen ;)
Bei den Downhillern hast Du Recht, bei den anderen 3 wohl eher nicht und daß Schurter den anderen um die Ohren fährt liegt sicher nicht an 650b
 
Teilweise geht es sicher auch um Arbeitsbeschaffung. Würde Specialized 6 jährige Produktzyklen fahren, wäre Jans Team vielleicht nur mehr halb so groß.

Ich glaube, dass das auch eines unserer Probleme ist, dass wir aus volkswirtschaftlicher Sicht sehr viel Ressourcen in minimale Verbesserungen stecken, anstatt vielleicht wirklich große Projekte an zu gehen. In der Bikebranche kommt hinzu, dass meistens Entwicklung und Produktion schon zu weit getrennt sind. Bei Giant sieht das zb anders aus und man erkennt das an ihrer Alu-Kompetenz.

Und weil Jan sich sorgen um die Dämpfer macht: Warum bietet dann Speci nicht auf den Fahrer abgestimmte Dämpfer an? Ich wiege 65 kg, meine Freundin 50 kg und mein Spezi 80 kg. Alle fahren die gleiche Rahmengröße. ;)

In meiner persönlichen Präferenzfunktion sieht es derzeit für ein neues Bike sehr sehr schlecht aus. Mein Bike geht nun ins 6. Jahr. Würde ich upgraden, wäre das einzige, was besser wäre, ein etwas längerer Reach von plus 10 bis 20 mm. Teilweise sind die aktuellen Bikes noch nicht mal auf dem Niveau meiner Kiste. Kurzum: Entwickelt wird in der Branche zwar intensiv, aber wenig. ;)
 
Die Frage nach den Metric Dämpfern hätte man sich sparen können, seine Antwort trieft vor Platitüden und ist eigentlich ohne jeden Nährwert. Ich habe ja eher den Eindruck er weiss gar nicht so recht worum es geht, weil es ihn als Specialized Angestellter nicht interessieren muss...
 
Ein paar Gedanken, chronologisch:

Statt über Innovationen zu philosophieren, sollte Herr Tralavasek seinen Job richtig machen und die Haltbarkeit als Hygienefaktor sicherstellen.
Meine 2 S-Works Epic sind ständig eingeschickt. Zwar auf Garantie jeweils, aber ich habe beide selten verfügbar. Der Service ist zudem zwar kulant aber inkompetent. Statt meine Gabel zu reparieren, haben sie die tatsächlich "gewaschen". Haben sie einen "Prozessschritt vergessen". Gut drauf die Jungs in Holland!
[...]

Ich glaube das hängt dann eher am Händler ;).

Also ich glaube gerne, dass die (großen) Hersteller gerne eine Situation wie bei Autos oder Motorrädern hätten, wo der Kunde die Produkte als Gesamtkonstrukt kauft und sich damit abfindet, so gut wie nichts mit sinnvollem Aufwand anpassen zu können. Ich glaube aber auch, dass dieser Zustand nicht erstrebenswert ist.
Viele Firmen zeigen ja, dass es auch ohne massive "Systemintegration" möglich ist, sehr gut funktionierende Räder zu bauen. Was fehlt, ist häufig vernünftige Information - Hebelverläufe, geeignete Dämpfer-Tunes usw., damit Anpassungen kein Trial and Error für Nicht-Freaks bleiben.
Wenn ich mal überlege, was ich im Laufe der Zeit an Teilen am Rad ausgetauscht habe (32er Float gegen Mattoc getauscht, Umbau von 3-Fach auf 2-Fach auf 1-Fach, Bremsen, Kettenführung, Laufräder, Cockpit, dann alle Teile an einen neuen robusteren Rahmen gebaut...), dann ging das nur aufgrund von "einheitlichen Montage-Maßen". Wenn das alles vollintegriert wäre, hätte ich jedes Mal ein neues Rad kaufen müssen, das die neuen Anforderungen erfüllt. Nicht nur dass das im Sinne der Nachhaltigkeit ziemlich fragwürdig ist, es würde vor allem die Einstiegshürde des MTB Sports noch höher legen, als sie ohnehin schon ist. Grade in einem Sport, wo sich die eigenen Fähigkeiten stetig weiterentwickeln und das Material "mitwachsen" muss, sollte dies mMn so einfach wie möglich sein.
Ich glaube keiner außer Specialized, Trek und Co. will, dass Mountainbiken noch mehr als heute Radiologen, Zahnärzten und sonstigen Oberschichten vorbehalten sein sollte ;)

Vorraussetzung für die "Vollintegration" ist doch, dass die Hersteller ehrlich sind was die Bikes können und die Kunden ehrlich sind was sie wollen. Ersteres setzt zweiteres vorraus und zweiteres wiederspricht in (großen?) Teilen div. Trends in unserer aktuellen Gesellschaft. Zweiteres setzt auch voraus, dass die Kunden (nicht erst nach 5-10 Jahren in dem Sport) die Chance haben einen Überblick zu bekommen was fahrerisch geht, was welche Bikes können und wie man den ganzen Mist auch noch nennt ;)... Irgendwie dann auch wieder ein Henne-Ei-Problem.


[...]
Natürlich: Wenn man es ermöglicht, den Dämpfer austauschbar zu machen, läuft der Kunde Gefahr, dass er sich einen Dämpfer einbaut, der nicht zum Hinterbau passt. Allerdings ist das dann das Bier des Kunden. Jedenfalls scheint es unzählige Kunden zu geben, die mit der Serienperformance der linearen Dämpfer nicht zufrieden sind.
Warum, wenn die Dämpfer auf den Rahmen abgestimmt sind, Herr Taavasek?

Und noch eine Frage:
Was ist der Hintergrund der Specialized-typischen Dämpferanbindung? Welchen technischen oder funktionellen Vorteil bietet diese?

Die Frage ob es "unzählige" Kunden sind die mit der Serienperformance nicht zufrieden ist ist halt eben die interessante an der Stelle. Wenn sich hier im Forum 30-40 Leute (Zahl fiktiv, aber schon viele) über die Performance des Seriendämpfers im Enduro beschweren (das hab ich im übrigen als ich das Rad hatte auch gemacht, ein DoubleBarrelAir war für die komische Aufnahme verfügbar --> Problem gelöst ;)) kann das immernoch ein Bruchteil der Speci-Enduro Kunden sein, was bei Bionicon vllt. schon ein relevanter Anteil an Kunden vom entsprechenden Rad wären. (Kein Angriff auf Euch, ich kenne weder Euro Verkaufszahlen noch die von Specialized, aber ich gehe an der Stelle davon aus, dass die sich signifikant unterscheiden :)).


[...]
Vergesst nie wie der wirkliche Kunde von Specialized aussieht und jede Zielgruppe bekommt die Abstimmung die Specialized für richtig hält. Im Vergleichstest des Camber zeigte sich das ganz deutlich. Der Plattform wurde eine neue Ausrichtung verpasst. Kann man mögen. Muss man aber nicht. Die Produktpalette ist sehr fein aufgegliedert und so findet eigentlich jeder das Bike das er möchte. Für den Fall, dass einem bei Specialized gar nichts passt kann man natürlich immer noch zu einem anderen Hersteller gehen.
[...]

Sich das richtige Bike aus der Produktpalette heraussuchen setzt "leider" halt immernoch Information + Ehrlichkeit zu sich selbst voraus.


Es macht absolut keinen Sinn ein Fahrrad so zu konstruieren, dass es ewig hält. Es wäre dann nämlich mindestens drei mal so schwer. Im Gegensatz dazu sind Wartbarkeit und Reparierbarkeit wünschenswerte Qualitäten. Und genau darum ging es mir.

Dafür muss man übrigens auch nicht die Gesellschaft auf den Kopf stellen. Die Automobilindustrie hat schon vor Jahren erkannt, dass Einzelentwicklungen teuer sind. Z.B. VW baut seine Fahrzeuge auf Plattformen auf, die auch mit Audi, Seat und Skoda geteilt werden. Der Lenk- und Schaltzentrale sieht bei fast allen VWs gleich aus - weil sie die gleichen Teile nutzen. Peugeot und Citroen nutzen die gleichen Motoren - und teilweise ist da sogar BMW mit im Boot. ABS-Systeme, Motorsteuerungen, Blinkerrelais - auch da wird viel mehr geteilt als man denkt. Das gleiche bei der Motorrad-Industrie: Z.B. Honda stattet seine Motorräder mit einer handvoll Standardmotoren aus, die jeweils auf den Einsatzzweck leicht angepasst werden. Zusätzlich landen die gleichen Schalter und Instrumente in den verschiedensten Fahrzeugmodellen (und darüber regen sich dann gerne die Schreiberlinge in Motorradzeitschriften auf).

Insofern: Ganz viele von den Vergleichen mit der Autoindustrie, die man hier sieht, hinken. Die haben trotz höherer Stückzahlen an ganz vielen Stellen einheitliche Komponenten. Nur im Hochpreissegment wird mehr individuell entwickelt.

Die Frage ist: Was bedeutet ewig halten? Ich bin bis vor kurzem ein Last Herb Rahmen gefahren, das ist mega vertrauenserweckend und im vierten Jahr noch in einem hervorragenden Zustand. Trotz vieler Rennen, regelmäßigem Bikepark und einfach viel auf den Hometrails. Das ganze mit dem ersten Lagersatz... Vorher ein Speci Enduro, da waren die Lager vom Rahmen und Steuersatz im 10 Monatsrythmus fällig. Zwischen den Rahmen liegt aber auch fast nen geschätztes Kilo Unterschied. Im Fahrverhalten ist das quasi nicht relevant, auf der Waage ne Katastrophe. Hier ist man dann auch wieder bei der Frage des Kunden "Was will ich?" & der notwendigkeit, dass er ehrlich zu sich selbst ist.

Das was bei den Automobilern mit den Baukasten Systemen im kommen ist haben wir bei MTBs ja jetzt defakto. Dass Teile bei Autos gleich aussehen, oder es eben Gleichteile sind kann neben den Kostengründen (fällt meiner Meinung nach eher Markenübergreifend im gleichen Konzern auf) auch noch den Grund haben, dass ein einheitliches Empfinden für alle Fahrzeuge einer Marke geschaffen werden soll.

Naja, mit meinem Hardtail will ich mich mal nicht über Dämpfer auslassen. Aber was den Umwerfer betrifft, der tot sein soll, lade ich den Mann gern auf eine Bike Tour am Gardasee ein. Am Tremalzo kann er mir dann zeigen, wann er anfängt zu schieben oder mit einer Trittfrequenz von 200 verhungert.

Das ist wieder der Punkt "Was mache ich mit dem Fahrrad?" Wenn ich ein Fahrrad wie ein Stumpjumper oder ein Enduro kaufe und mir die Bandbreite von 10-42, oder jetzt 10-50 nicht reicht trifft meiner Erfahrung nach einer der folgenden Punkte zu:
1) Ich nutze das Rad auf Wegen wo ich die potentielle bergab-Performance nicht brauche => Ich brauche ein kleineres Rad und war beim Kauf des Bikes nicht ehrlich zu mir selbst.
2) Ich gehe mit der Einstellung ran das "perfekte Bike für alles" zu brauchen => Das gibt es nicht (Kommentare zu diesem Punkt nur wenn man wenigstens mal nen CrossCountry- und nen Downhillrennen gefahren ist).
3) Ich bin nicht fit genug (leichtester Gang bei relativ kleinem Kettenblatt (z.B. 30) zu schwer). Wenn man dann den letzten Gang noch regelmäßig austritt ist man relativ schnell wieder bei 1).

Der Umwerfer hat in gewissen Fällen definitiv noch seine Daseinsberechtigung, wen man aber von Rädern mit mehr Federweg ("Trailbikes") redet sind die Fälle mit der Daseinsberechtigung überschaubar, aber eben noch vorhanden.

[...]
Frage:
Sollte man sich nun bei der Entwicklung eines Enduro am Einsatzzweck orientieren, oder an Kunden, die keine Ahnung haben, was Enduro heißt?

Die Frage ist berechtigt und ich möchte nicht in der Situation stecken Sie beantworten zu müssen :).

Das ist wohl wahr und wird ja ständig aufs neue bestätigt. Aber ich frage mich dann auch immer was solche Berichte und Interviews überhaupt bezwecken sollen? Ausser Klicks zu generieren ;)

Wie sollen entsprechende Berichte aussehen? Was muss ein Magazin - egal ob online oder print - machen um nicht nur Handlanger der industrie zu sein?

Mich nervt dieser ganze neuer Standard-Kram einfach nur noch, mich hält das zur Zeit sogar davon ab ein neues Rad zu kaufen. Ich hätte gute Lust (und auch das Geld) meinen 7 Jahre alten 17+ Kg-Freerider durch ein modernes Enduro mit fast vergleichbarer Bergab-Performance zu ersetzen. Aber ich schraube eben auch gerne am Rad rum, Tausche Laufräder, Bremsen, Gabel etc. Obs immer Sinn macht oder nicht sei dahingestellt, ist halt ein Hobby.

Ich hab aber keinen Bock auf 3 neue Standards jedes Jahr wo ich dann bei einem 3000+ Euro Bike nach 3 Jahren nicht weiss ob ich noch Ersatzteile/Tuningteile bekomme. Bzw. wenn, dann nur in sehr eingeschränkter Auswahl. Ich merks ja schon das die Auswahl für nen banalen Vorbau (einziger Anspruch: kurz und DH-tauglich) mit 1,5 Zoll sich auf Restbestände von 2-3 Modellen beschränkt... Bin mal gespannt wie lange es dauert, bis die Auswahl an ordentlichen 26 Zoll-Reifen zusammenschrumpft. Oder ob ich in 3 Jahren überhaupt noch FR-Taugliche Felgen in 26 Zoll kaufen kann, wenns mir mal eine zereissen sollte.

Und solange das mit dem Standard-Feuerwerk so weitergeht, kaufe ich eben kein neues Bike (obwohl ich echt Bock drauf hätte!). Ich komm auch noch ne Weile mit meinem (aus heutiger Sicht) völlig veraltetem Eimer mit 17 Kilo, 1x9-Fach, 26 Zoll, 1,5er Steuerrohr, 135er Hinterbau, Maxle Steckachse vorn und zölligem Dämpfer klar.

Wenn Du deine Räder eh solange fährst spricht jetzt doch überhaupt nichts gegen ein aktuelles Bike. Du hättest mehr Spaß, die Chance dass das Bike alles (Gewicht, potentielle Performance) besser kann als das 7 Jahre ist bei annähernd 100%. Wenn Du dann aktuell zu irgendwas greifst was nicht vollkommen exotische Maße irgendwo hat (da fällt 1,5" durchgehend für mich drunter, im Nachhinein war das ein Rohrkrepierer) ist für die nächsten 10 Jahre alles safe.
Und 26" Reifen sind aktuell (5-6 Jahre nach der Etablierung der neuen Größen ;)) meiner Erfahrung nach vollkommen problemlos zu bekommen.



Grüße,
Jan
 
Für den Rest spielen Kriterien wie Farbe, Schutzblech oder Fahrradständer und ganz allgemein das Aussehen eine entscheidende Rolle. Die wenigsten Räder werden jemals im Grenzbereich bewegt. Mit diesen Kunden wird das Geld verdient. Für diese Kunden werden die Räder konzipiert.

Kann niemand meine Gedanken nachvollziehen?
Die Frage ist: Warum sollte das so sein, dass die Bikes für diese Kundengruppe konstruiert werden?
Genau diese Kunden sind diejenigen, die genau diesen Federweg nicht brauchen, oder das Potential des Bikes nicht brauche. Wenn sich solche Kunden ein solches Bike doch kaufen, weil sie es z.B. einfach geil finden (das ist ja ihr gutes Recht), dann sollten eben diese Kunden damit leben müssen, dass es sich um ein Bike handelt, dass konzipiert wurde, um bei härterer Gangart klarzukommen. Und wenn diese Kunden diese härtere Gangart nicht erreichen, dann nutzen sie eben nicht das volle Potential.
Nur weil bei einem Porsche weit weniger als 1% der Kunden die maximalen Querkräfte oder die 400PS oder die maximale Bremsleistung ausnutzen baut doch Porsche in ihre 911er Karrosse keinen 2 Liter TDI mit 200PS und die GTI Bremsanlage rein, weil´s den meisten Leuten reichen würde.
Sorry, ich verstehe das nicht...

Gründe: Gewicht, Preis, Gangsprünge und Bandbreite
Wenns dir um die Bandbreite geht, dann hast du aber was falsch gemacht, denn da ist 2x11 der 2x10 deutlich überlegen. :aetsch:
Alle anderen Gründe kann ich nachvollziehen.
1x11 oder auch 1x12 ist nicht für jedermann was. Ich persönlich möchte keinen Umwerfer mehr fahren, da mir 1x11 tatsächlich ausreicht.
Auf kleine Gangsprünge bin ich nicht unbedingt angewiesen und der Preis hält sich doch mitterweile auch sehr in Grenzen.
 
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