... Fortsetzung
Einmal rechts rum, in die Stresemannstraße, und der Potsdamer Platz steht vor einem.
Ich bin mit ihm irgendwie nie richtig warm geworden und privat eher selten dort.
Allerdings hatte ich mal das Vergnügen, dienstlich in einer der Dachwohnungen und deren Terrasse auf dem Beisheim Center zu sein (Bildmitte unten). Der Blick vom Whirlpool aus, in 70 m Höhe auf den Tiergarten und die City von Berlin war schon grandios.
Man sollte offenbar auch am Potsdamer Platz sein Bike nicht längere Zeit aus den Augen lassen.
Heute, acht Tage später, kam ich dort wieder vorbei. Da stand das nagelneu aussehende Teil, bzw. dessen Überreste, immer noch so da. Ein richtiger Verlust scheint es aber auch nicht zu sein.
Zwischen Potsdamer Platz und US-Botschaft, in der Ebertstraße, befindet sich das Denkmal für die ermordeten Juden Europas.
6 Millionen Menschen - unglaublich ...!
Unter dem Stelenfeld, in der Cora-Berliner-Straße ist die (kostenlose) Ausstellung "Ort der Information" zum Besuch zu empfehlen.
Das Wahrzeichen von Berlin schlechthin. Das Brandenburger Tor, Punkt 9.00 Uhr, in der Morgensonne.
Ende der 90er gab es eine Phase, in der man hier noch regulär mit dem Auto durchfahren konnte.
Wenig weiter nördlich, das Reichstagsgebäude - Sitz des Deutschen Bundestags. Wie das Kanzleramt, eine Baustelle mit bleibender Erinnerung meinerseits.
Im Vorbeifahren dachte ich erst, eine Gruppe Manga-Mädchen formierte sich dort zu einer Demo.
Aber es handelte sich wohl nur um Auslandsstudenten der TU Dresden.
Gleich gegenüber eine meiner anstrengendsten und zugleich interessantesten Baustellen. Dort konnte einem Gerd schon mal zu Fuß auf dem Weg zum Reichstag gegenüber begegnen und Doris war sich nicht zu fein, mit den Bauarbeitern am Imbiss bei einer Currywurst über Gott und die Welt zu plauschen.
Hinter dem Reichstagsgebäude verläuft der Mauerweg entlang des ewig abgesperrten Friedrich-Ebert-Platzes und des Reichtagufers...
... über die Marschallbrücke ...
... und dann wieder zurück auf dem Schiffbauerdamm.
Hier sollte von einem anderen Irren mal die Welthauptstadt Germania errichtet werden.
Vorbei an den Mauerkreuzen, eine morgendliche Joggerin im Spreebogen vor dem Paul-Löbe-Haus.
Die Kronprinzenbrücke. Für 22 Mio. DM geplant, für 34 Mio. DM gebaut. Links daneben die Kita des Deutschen Bundestages.
Noch vor dem Hauptbahnhof verlässt man das Spreeufer und folgt, entlang des Humboldthafens, dem Berlin-Spandauer-Schiffahrtskanal, der die Spree mit der Havel verbindet.
Nach Überqueren der Invalidenstraße führt der Mauerweg am
BMWi vorbei zum Invalidenfriedhof.
Ein Teil des Gebäudekomplexes gehörte früher einmal zum Invalidenhaus, welches der Alte Fritz 1748 zur Versorgung von Kriegsversehrten errichten ließ.
Ich weiß nur, dass es jetzt dort in der Kantine hervorragende Versorgung zu sozialistischen Preisen gibt.
Gartendenkmal
Invalidenfriedhof in der Scharnhorststraße.
Radweg zwischen Grabsteinen.
"Der Rote Baron"
Zeit für eine (Foto-)Pause.
In wenigen Jahren wird es von dieser Bank unter der Linde einen anderen Ausblick geben. Am anderen Ufer herrscht rege Bautätigkeit.
Hinter dem Invalidenfriedhof noch ein erhaltener DDR-Grenzturm.
Eine Gedenkplatte erinnert an Günter Litfin,
das zweite Todesopfer an der Berliner Mauer und zudem der erste DDR-Bürger, der bei einem Fluchtversuch durch gezielte Schüsse vorsätzlich getötet wurde.
"Unterdessen werden die Angehörigen Günter Litfins von Mitarbeitern des Ministeriums für Staatssicherheit schikaniert und eingeschüchtert. Ohne zu wissen, was passiert ist, wird sein Bruder am 25. August festgenommen und eine Nacht lang verhört. Am gleichen Tag muss seine Mutter erleben, wie ihre Wohnung ohne Angabe von Gründen durchsucht wird. Über das Schicksal von Günter Litfin werden sie jedoch im Unklaren gelassen. Erst durch eine Meldung in der West-Berliner "Abendschau", die am 26. August über den Todesfall am Humboldthafen berichtet, erfahren sie, dass er an der Mauer erschossen worden ist."
Quelle
"Ersterschossener" - was für eine Bürokratenbezeichnung!
Es liegt auf der Hand, dass der Berliner Mauerweg auch an der
Gedenkstätte Berliner Mauer vorbeiführt.
Die Besucher an den Säulen lauschten einer Rede des Regierenden Bürgermeisters
Willy Brandt.
Fußgänger- und Radfahrbrücke
Schwedter Steg. Berliner Mauerweg und zugleich Radweg Berlin-
Kopenhagen. Ist es Zufall, dass die Brücke auch zur
Kopenhagener Straße führt? Na jedenfalls scheint es bis Dänemark nicht mehr weit zu sein.
Zum Abschluss noch j.w.d. in Lübars ...
Erst gegen 11 Uhr erreichte ich Frohnau. Es war also eher eine Stadtbesichtigung als eine Sporteinlage. Ich benutzte seit Ewigkeiten mal wieder ein öffentliches Verkehrsmittel.
Wer findet die zwei Mountainbiker? Ein Zufall!
Ich teilte mir das "Großraumabteil" der S-Bahn mit 9 Fahrrädern und etlichen Fahrgästen, die erst nach Aufforderung bereit waren, die Sitzplätze zu räumen, um den Bikes und den Kinderwagen Platz zu machen.
Eine adtrett gekleidete Dame mit wohl weit über 80 Jahren vertraute mir ihr riesiges schwarzes Stahlross zum Festhalten an, setzte sich neben mich, und während ich noch so bewunderte, was es doch für toughe ältere Menschen gibt, zog sie ihr Smartphone heraus und ... (chattete vermutlich mit ihrer Urenkelin).
Fazit:
Es war eine toll
e Idee, an diesem heißen Tag zu der Tour aufzubrechen. Wegen der vielen Foto- und Lesepausen an den verschiedenen Gedenkstellen hätte es sogar noch eine oder zwei Stunden früher sein können. Dann hätte auch dieser Song aus den 60ern, der mir unterwegs durch den Kopf ging, (obwohl das nicht meine bevorzugte Musikrichtung ist), mehr Gültigkeit gehabt:
Berlin erwacht um 5 Uhr morgens.
Mitzuerleben, wie die ersten Kreuzberger sich vor den (Auf-)Back-Shops zum Morgenkaffee in die Sonne setzen, während die letzten Partygänger nach Hause trotten oder ihren Rausch auf einer Parkbank ausschlafen, wie viele Jogger und Hundebesitzer Frühaufsteher zu sein scheinen, sich der Pariser Platz mit Touristen füllt und wie wunderbar es sich durch eine sonntagmorgendlich verkehrsarme City radeln lässt, hat mir viel Spaß gemacht. Und ja, ich hätte doch meine kleine Kamera mitnehmen sollen: Mehr Weitwinkel und bessere Handhabung beim Fahren. Aber egal ...
Die Morgensonne entschädigte mit satten Farben.
Andererseits war die Fahrt auf dem Mauerweg für mich auch eine Erinnerung an einen Lebensabschnitt mit Einschränkungen im Denken, Handeln und Reisen, von dem man unweigerlich geprägt wurde. Sich an die Mauer zu gewöhnen und sich damit abzufinden, war die Gefahr.
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Maueropfer - Es macht schon mehr als nachdenklich, wenn auch in der heutigen Zeit tausende Menschen ihr Leben verlieren, weil sie versuchen, in eine bessere Welt zu gelangen.
Altglienicker
PS: Das Tagesziel habe ich natürlich auch noch erreicht.