Vorweg dieses Bild mit einem Tor und Vorhängeschloss. Das steht symbolisch für tausende von Toren, die es hier gibt. Unglaublich auch wie viele Meter Maschendraht hier gezogen sind. Anscheinend ist wirklich fast jeder qm hier im Privatbesitz.
Ich habe gut geschlafen heute Nacht. In einem meiner Träume fuhr ich endlos lange Schotterpisten und musste nicht ein mal vom Rad steigen, um es über irgendwelche Hindernisse zu heben. Das muss doch ein gutes Zeichen sein!
Ich sitze beim Frühstück. Der Briefträger beim Schnaps. Die Sachen sind schnell gepackt und ich rolle auf der Straße los. Schon nach kurzem geht rechts ein steiler Weg hoch, dem ich ein paar Kilometer folge. Der Weg ist breit und lässt sich gut fahren. Das sieht ja alles schon mal sehr vielversprechend aus.
Irgendwann durchfahre ich einen kleinen Ort und komme dann wieder auf meinen ursprünglichen Pfad
Der Weg wird, naja, etwas „anspruchsvoller“, aber das kenne ich ja schon.
Nach ein paar Kilometern verwandelt es sich wieder ist eine tolle Strecke mit herrlicher Aussicht.
Oh, ein Open Air Fitnessstudio! Na dann mal was für den Oberkörper tun, denn der kommt bei dem ganzen Radfahren ja immer viel zu kurz.
Nachdem ich meine Übungen erledigt habe, rolle ich weiter. Der Weg ist ein Traum!
Ups, doch was ist das? Da ist ein verschlossenes Tor.
Ich schaue noch mal auf den
Garmin und sehe, dass ich 200 Meter vorher hätte abbiegen müssen. Aber da war doch gar kein Weg!? Dann sehe ich den Trampelpfad, der runter zum Fluss führt. Was für ein Drecksweg.
Ich rutsche weg und das Fahrrad landet auf mir. Versucht mal ca. 25KG von eurem Oberkörper anzuheben, wenn beide Arme am Körper anliegen. Unter wildem fluchen stehen Rad und Fahrer wieder. Tja der Fluss. Nicht breit, aber die Stelle am Weg ist tief und ich habe ein bisschen Bedenken, da die Pinion ja undicht ist. Ungern möchte ich alle Taschen abbauen und das Rad huckepack nehmen. Ich sehe eine flache Stelle, die aber nicht so gut zu erreichen ist. Barfuß und wie auf Eier klettere ich über die Felsen.
Okay, die Stelle passt und ich schiebe das Rad durch den Fluss. Verdammt, die Schuhe sind ja noch drüben. Also noch mal durchs eiskalte Wasser.
Am anderen Ufer mache ich erstmal Rast. Ein Träumchen. Alles grün und weiter hinten ein paar Bäume mit Mandarinen. Die Mandarinen schmecken zuckersüß und ich muss mich wirklich aufraffen, um hier nicht ein Mittagsschläfchen zu machen.
Auf der anderen Seite des Tals geht es wieder auf einem Weg recht steil hoch. Ich erreiche eine Teerstrasse, die mich bergab direkt in den nächsten Ort bringt.
Dort mache ich erstmal eine kleine Pause und orientiere mich. Auf einer Karte, die ich mir auf dem Campingplatz eingesteckt habe ist eine „area tractive“ also ein Rastplatz eingezeichnet. Perfekt, mein Zeltplatz. Ich fahre raus aus dem Ort und biege in einen Schotterweg ab. Dann teilt sich der Weg.
Ein Weg führt nach oben, der andere nach unten. Ich nehme den nach oben und stehe bald vor einem verschlossenen Tor.
Okay, dann ist es wohl der andere. Auch ein Tor mit Vorhängeschloss.
Ich suche die Gegend ab und finde einen kleinen Pfad. Ohje, das soll der Weg sein? So fing das vorgestern auch an. Aber ich bin ja lernfähig; niemals fahre ich da runter. Also zurück auf die Straße. Knopf ins Ohr und los. Die Straße ist wirklich schön und bietet eine tolle Aussicht.
Als ich wieder einen Ort erreiche, frage ich einen älteren Mann nach dem Rastplatz. Si Si, da unten ist er und meint meine Route auf dem
Garmin stimmt. An dieser Stelle möchte ich euch eindringlich warnen: Falls jemand mit Si Si, Ja Ja, Yes Yes oder so antwortet hat er zu 99,9% KEINE Ahnung worum es geht.
Ich fahre also weiter bis ich den Einstieg zu meinem Track gefunden habe. Dort ist erstmal wieder schieben angesagt.
Die Gegend ist schön, also genieße ich Zeit.
Irgendwann wird der Pfad zu einem Weg, der wieder bergauf führt. Ich komme an die Straße und jetzt nur noch bergab zum Rastplatz. Unten angekommen, schau ich dumm aus der Wäsche. Der Rastplatz ist weg. Komplett vom Wasser abgeräumt.
Es fängt an zu regnen. Wenn dann kommt auch immer alles auf einmal. Ich erinnere mich, dass ich oben, bevor ich auf die Straße gefahren bin, ein verfallendes Haus gesehen habe. Uih, in sowas wolltest du doch schon immer mal schlafen. So total Instagram Story mäßig. Google Maps bietet mir geradeaus die nächsten 20KM nichts Schönes mehr und so entscheide ich mich für das Haus. Also wieder die Straße hochkurbeln. Die Ruine ist cool.
In einer Ecke baue ich mein Zelt auf.
Dann ist es schon Zeit fürs Abendessen.
Mittlerweile zieht ein heftiger Sturm auf und ich bin froh ein Dach, ähm ein paar Wände um mich zu haben.
Ciao
Ampel