TOUR DE NON - neue 4-Tages-Runde im Val di Non (Nonstal) im Trentino

Mit Livebericht war das mal sauber nix. Zum einen mussten wir abends immer jede Menge Bier und Vino trinken, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen und zum anderen ist die Tipselei auf dem Handy mühselig. Da wir keinen Gepäcktransport hatten, habe ich somit auch keinen Laptop dabei gehabt.

Aber ich fang mal an:
Nachdem ich ca. ne Woche vor der Tour mich zum ersten Mal ernsthafter mit der Gegend und der Strecke auseinandergesetzt habe, war ich erstmal über das Infomaterial, dass man auf der Homepage erhält extrem begeistert. Für meine sonstigen Touren bastel ich mir ja vieles aus vielen Quellen zusammen und probiere aus, was am besten passt, aber hier gab es wenig zu tun, außer die vielen Infos von der Homepage und die Tipps hier aus dem Forum aufzunehmen und auf der Tour zu verarbeiten.

Der Beschluss, die Tour zu fahren, ist eh ohne mich erfolgt - die Kumpels, nennen wir sie einfach mal Tomaso und Jurgu hatten wohl Angst, dass ich zu viele Seilbahnen in die Tour einbaue. Somit hat Tomaso auch die Unterkünfte bereits klar gemacht.

Tag 1: Anfahrt
Freitag Mittag 13:15 Abfahrt nördlicher Bodensee. Regen + Ferienbeginn in NRW, aber wir waren uns einig, dass die erst nach uns kommen werden. Das Wetter wurde dann wie üblich im Vinschgau besser. Anfahrt über den Gampenpass, den ich zuletzt vor 10 Jahren mit dem Rennrad hoch bin, nur um dann wieder auf der Straße runterzufahren. Direkt nach der Passhöhe realisiert, dass UlFiW fast direkt beim Gampenpass liegt und dass wir die ganzen Höhenmeter, die wir heute im Auto sitzend vernichten morgen wieder in gegengesetzter Richtung hochstrampeln dürfen. Aber die Aussichten auf das Tal waren phänomental.

Unsere Unterkunft für den Anfahrts- wie auch für den Abfahrtstag war die Antica Trattoria in Cles. Hotel, Restaurant und Bar und das mitten im kleinen Zentrum von Cles, empfehlenswert. Der Chef ist selber begeisterter Biker und ein sehr netter und freundlicher Typ. Räder im Innenhof geparkt und dann erst mal ein kleines Ankunftsbier geschnappt.

Zum Abendessen sind wir ins Ristorante Pizzeria Giardina gleich ums Eck. Schöner großer Garten, innen auch sehr modern und die Pizza war echt lecker.
 
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Re: TOUR DE NON - neue 4-Tages-Runde im Val di Non (Nonstal) im Trentino
Mit Livebericht war das mal sauber nix. Zum einen mussten wir abends immer jede Menge Bier und Vino trinken, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen und zum anderen ist die Tipselei auf dem Handy mühselig. Da wir keinen Gepäcktransport hatten, habe ich somit auch keinen Laptop dabei gehabt.
sehr sympatisch :bier:
freu mich auf eure weiteren Erfahrungen und danke dass ihr diese mit uns teilt :daumen:
 
Danke! Das geht runter wie Honig. :i2:
… die Tourbeschreibung ist echt erste Sahne. Sowohl der ausführliche Beschrieb als auch die Piktogramme mit den Trails, Wasser- und Verpflegungsstellen sind brutalst detailliert und absolut fehlerfrei. Die Tracks sind ebenfalls ohne jegliche Fehler, so dass man die Tour fast blind nachfahren kann, wenn man an den Schlüsselstellen aufpasst und nicht mit Vollgas vorbeifährt.

Ich kenne keine Tour mit einer besseren Beschreibung. Der Aufwand hierfür muss enorm gewesen sein.
 
Tag 2: 1. Tourtag Cles – Unsere liebe Frau im Walde

7:15 Wecker klingelt, Wetter geil! Passt schon mal.

Nachdem die Italiener ja ne andere Einstellung zum Frühstück wie wir haben ist es immer wieder ein Glücksspiel, was man zum Frühstück bekommt. In diesem Fall gab es jede Menge Apfelstrudel (wer isst das zum Frühstück? Ich!), interessante kleine Weckchen (hell und dunkel), diverses Obst und eine Sorte Müsli. Ich muss gestehen, ich bin da etwas verwöhnt, aber mir hats gut gereicht. Nachdem das Höhenprofil ja eindeutig bergauf geht und unterwegs kaum Proviant gezogen werden kann, muss somit beim Frühstück gut geladen werden.

Unsere Zweittasche konnten wir im Hotel lassen, da wir ja am letzten Tag wieder im Hotel ne Nacht dranhängen. Auto steht auf dem großen Parkplatz bei der Polizei, vielleicht hilfts ja. Dann noch schnell im Spar zwei Wecken + Aufschnitt pro Person geschnappt, damit wir unterwegs nicht verhungern.

Die ersten Meter sind ja ganz angenehm, vor allem wenn man nach gefühlten 30 Sekunden den ersten ausgiebigen Fotostop auf der Castellaz-Brücke macht. Ein paar Minuten später sind wir zum Glück runter von der Straße (ich mag das gar nicht mehr, wenn mich 10 Motorräder überholen). Sofort tauchen wir ein in die Stille dieses recht dünn besiedelten Tals. Apfelbäume umgeben uns, die Perspektive wandelt sich mit jedem Höhenmeter.

Apfelplantagen sind für mich nichts neues, haben wir am Bodensee ja auch im Hülle und Fülle. Aber im Gegensatz zum Bodensee und Etschtal scheint hier noch viel von Hand zu laufen: Die Bäume sind recht hoch, so dass viel mit Leitern gearbeitet werden muss und durch die Reihen kann aufgrund der steilen Hänge nicht mit dem Traktor durchgefahren werden. Gefällt mir super, die Bäume sehen nicht so verzüchtet aus (ob das stimmt weiß ich nicht).

Bis Cloz geht’s gemütlich und recht eben weiter. Am Sportplatz dann das Pfeifen aus meinem Reifen: ich als einziger der Gruppe ohne Tubeless werde natürlich gleich wieder einem Fahrfehler verdächtigt, was auf dieser Strecke ja fast nicht möglich ist. Ich tippe auf ein Ventilproblem. Reifen wird getauscht, ich ärger mich über die Luftpumpe von Tomaso (hätte ich doch bloß meine eigene mitgenommen) aber nachdem der Reifen endlich reingesprungen ist geht’s weiter.

Direkt oberhalb vom Sportplatz kommt ein Hüttchen mit 6 Wasserhähnen. Ist das die Wasserstelle, die im Diagramm eingezeichnet war? Scheint so, zumindest habe ich es überlebt. Vielleicht könnte man das noch in der Tourbeschreibung aufnehmen.

Ab jetzt wird’s ernst: Bis zum Clozner Joch geht es durchgängig steil berghoch auf Schotter. Da rollt nix mehr, arbeiten ist angesagt. Aber absteigen will keiner. Kurze Verschnaufpause bis zum Brezner Joch – leider ohne große Blicke, da der Wald recht dicht ist (vielleicht wäre da mal ein kleiner Sturmschaden ganz gut!?).

Gegen 12:00 sind wir am ersten Hochmoor und passenderweise gibt’s da auch ein Bänkchen für uns. Zwar keine Aussicht, aber schön ruhiges Plätzchen. Gut, dass wir die Pause 300 hm vor dem höchsten Punkt gemacht haben, denn so richtig rollen will es nicht. Die Rampen kosten weiterhin jede Menge Körner. Am Monte Ori genießen wir die schöne Aussicht (endlich) und freuen uns auf den ersten Singletrail. Der macht viel Spaß, ist nicht schwierig, aber man merkt, dass wir bis jetzt fast nur hochgekurbelt haben: wir müssen uns erst noch ein bisschen eingrooven.

Aber die Lareiner Alm ist schnell erreicht und wir gönnen uns ne Pause, denn jetzt geht’s ja eh fast nur noch bergab. Der Quendelsaft (Saft vom wilden Thymian) ist echt klasse: kannte ich davor nicht, bin jetzt aber Fan davon, genauso von den Liegestühlen auf der Alm. Die Sonne kommt raus und wir genießen das Panorama richtig lange.

Nach der Alm Schiebestrecke angesagt, wobei da schon recht viel fahrbar war, aber der Puls geht ständig hoch, weil die Rampen schon gedrückt werden wollen.

Da wir ja von ISARTRAILS drastischer Begehung wussten, dass der letzte Singletrail des Tages nicht befahrbar ist verlängern wir das Forststraßengemetzel, vernichten sinnlose hm auf Forststraße und folgen der Umleitung. Der Schlusstrail auf der Umleitung war dann aber auch ganz nett – ich hoffe, dass das auf den Stein gesprayte „privada“ nicht Ernst gemeint ist. Der Erdrutsch ist übrigens weiterhin existent, da gibt es kein Durchkommen, so dass der Umleitungstrack derzeit die einzig machbare Variante zu sein scheint, bis die Originalstrecke wieder hergerichtet ist. Zum Schluss dann nochmal ein paar miese Schnapper auf Teer, bevor wir UlFiW (was für ein Name) erreichen.

Nach dem obligatorischen Ankunftsbier (oder waren es zwei?) haben wir uns im Hirschen angemeldet. Dort wurde uns das Standardzimmer gezeigt und wir bekamen die Option, für 50 EUR Aufpreis eins der neuen Zimmer zu nehmen. Standard hätte durchaus auch gereicht und wäre vollkommen okay gewesen, aber die neuen Zimmer sind schon richtig toll. Das viele Holz und eine sehr schöne Gestaltung waren uns die 50 EUR allemal wert.

Auf das Abendessen habe ich mich schon sehr gefreut und das wurde noch übertroffen. Ein sehr geiles 6-7 Gänge-Menü mit „Hildegard von Bingen“-Elixir als Starter, nach dem wir restlos erledigt waren. Selbst für den Abendspaziergang waren wir fast zu vollgefressen. Die im Forum vereinzelt genannten kritischen Stimmen bzgl. dem Service im Hotel Hirschen können wir überhaupt nicht bestätigen, denn der Service war von der Rezeption über den Service beim Essen immer perfekt.

Resümee Tag 1:

alles gut, ein paar schöne Akzente zum Schluss des Tages. Insgesamt halt ne bergauf-Etappe, die ich sonst gerne durch ein-zwei Seilbahnen und Abfahrtsspaß ersetzen würde. Aber die folgenden zwei Tage werfen ja schon ihre Schatten voraus.

Zeitlich war Tag 1 für uns kein Thema, wir haben wohl 2 Stunden Pause auf der Alm gemacht. Blöd ist, dass es vor der Alm keine vernünftige Verpflegungsmöglichkeit gibt. Aber wenn man das weiß, dann ist das kein Problem.

Die Anstiege sind durchgängig etwas zu steil und kosten deshalb gefühlt mehr Körner als ich von den angegebenen 1.600 hm erwarten würde.
 
Die Anstiege sind durchgängig etwas zu steil und kosten deshalb gefühlt mehr Körner als ich von den angegebenen 1.600 hm erwarten würde.
Gewöhn dich dran! Das ist bei der Tour einfach so - aber das ist es allemal wert!
Geht mir jedesmal an Etappe 2 nach dem Mendelpass so. Am Schlußanstieg zur Malga di Romeno kacke ich regelmäßig unlustig ab, obwohl das im Vergleich zum Rest der Etappe eher als leicht einzustufen ist.
 
@Mausoline : wegen deiner Frage, wie man die erste Etappe abschwächen kann: Du könntest von Cles bis Rumo fahren.
Das liegt zwar nicht auf der Strecke, aber mit der Rankipino-Strecke vom Ponte di Mostizzolo bis rauf nach Rumo macht man sozusagen einen zusätzlichen Abschnitt des Gebietes in Bereich Magdalenerberge.
Gibt dort ein ganz gutes Hotel, das Cavallino Bianco, liegt im Ortsteil Marcena.

Am nächsten Tag fahrt ihr dann von dort zur Originalstrecke rüber: Rankipino, dann abzweigen zur Straße nach Laurein und rauf zum Brezner Joch und dort dann auf der Normalroute weiter. Ist dann halt eine Tagesetappe mehr. So wie ich dich verstanden hatte, wolltet ihr es eh in mehr Tagen fahren.

Schau hier: https://www.gpsies.com/mapUser.do?username=BikeValdiNon
Da findest du einen Streckenordner "Wegenetz MTB Nonstal".
Runterscrollen, bis du zu "Rankipino" kommst. Gemeint ist der westliche Abschnitt. Den Schlenker ins Val Bresimo kann man abkürzen (ist allerdings ein sehr schönes, alpines Gebirgstal, ganz anders als die Apfelanbauflächen).
Nochmal an @Mausoline : Man kann jetzt übrigens auch auf der Malga Castrin übernachten (zu südtirolerisch Aler-Alm, am Hofmahdjoch, Passo Castrin). Spart im Aufstieg nicht wirklich viele Höhenmeter am ersten Tag, fällt aber sicher eher in die Kategorie "urige Hüttenübernachtung". Einfache, in den Sommermonaten bewirtschaftete Alm, mit Kühen, Pferden und anderem Geziefer. Liegt etwas westlich abseits der Strecke. Mehrbettzimmer mit 4 bis 6 Betten und Gemeinschaftsbad, reichhaltige Hütten-Hausmannskost.
Schau in den Bilderordner, da findest du auch eine Telefonnummer und eine Mailadresse.
Ich glaube, englisch sollte sie verstehen.
https://photos.app.goo.gl/3h7wPHzSquanLNkg9
 
@isartrails
Danke mal an dich. Hab grad wenig Zeit, sonst hätt ich mich bereits gemeldet.
Malga Castrin hatte ich viel gesucht und nichts gefunden. Unsere ersten Unterkünfte sind auf Normalweg gebucht. Wir müssen das unter uns nochmal besprechen. Wenn notwendig melde ich mich wieder :wink:
 
...Schau hier: https://www.gpsies.com/mapUser.do?username=BikeValdiNon
Da findest du einen Streckenordner "Wegenetz MTB Nonstal".
Runterscrollen, bis du zu "Rankipino" kommst. Gemeint ist der westliche Abschnitt. Den Schlenker ins Val Bresimo kann man abkürzen (ist allerdings ein sehr schönes, alpines Gebirgstal, ganz anders als die Apfelanbauflächen).

Ich hab mir die Strecke jetzt mal angeschaut, aber wenn ichs richtig erkannt habe, dann gehts hoch mit Trails und runter auf Straße und bis Mione zum Hotel sinds 1000hm.
Ich denke wir bleiben auf der Originalstrecke, ob Mittel oder Normal wird sich vor Ort zeigen.
Danke jedenfalls für deine Mühe :daumen:
 
Wir waren vor 3 Wochen auf der Überetscher Hütte. Äußerst nette Betreiber und leckeres Abendessen und Frühstück.
Nach wie vor allerdings Strom und warmes Wasser nur wenn der Generator läuft, bei uns nur zum Frühstück. Die Aussicht wiegt den fehlenden Komfort allerdings mehr als auf.
 
###Hat doch alles auch sein Gutes: nachdem mein Auto gerade streikt und ich wegen erhöhtem Pannenaufkommen bis zu 90 Minuten auf den ersten ADAC-Techniker warten darf habe ich jetzt Zeit weiterzuschreiben.##

TAG 3: 2. Tourtag UlFiW-Malga Romeno

Nach einer sehr erholsamen Nacht mit verdammt bequemen Betten haben wir uns gleich auf das Frühstück gefreut. Die Auswahl war wie erwartet sehr gut. Interesse meinerseits weckte ein Töpfchen, in dem irgendwas mit einer „interessanten“ Konsistenz vor sich hin köchelte. Ich bin da ja nicht erschrocken und die Damen vom Nachbartisch hat mich gleich ermuntert, dass das gut schmecken würde. Also hab ich mal zwei große Löffel genommen, aber es scheint, als wäre nicht alles Hildegard-von-Bingen-Zeugs wirklich schmackhaft. Egal, gab ja noch viel anderes.

Aufbruch um neun bei bestem Wetter. Der erst Anstieg vorbei am Zollhaus zum Gampenpass ist schnell Geschichte. Am Gampenpass das obligatorische Pass-Foto (nicht zu verwechseln mit einem Passfoto) gemacht. Danach an der Schranke erstmal irritiert festgestellt, dass dort kein TdN-Schild prangt, dafür ein nettes Fahrrad-Verboten-Schild, das man normalerweise eher von den Trutzpartie-Auslösern im Nachbarland kennt.

Nach kurzer Irritation und Befragung sämtlicher Tracks festgestellt, dass es trotzdem dieser Weg sein muss. Schild ignoriert, hochgetreten und dann gleich links hoch zur wirklich richtig seriösen Schiebe-/Tragestelle, bevor der Wurzeltrail losging, auf den wir uns aus der Beschreibung und den Foreneinträgen schon zu 66% gefreut hatten. Was sollen wir sagen: der hat richtig Spaß gemacht. Unserem Klicki-Fahrer nur bedingt, aber mit Flat-Pedals kann man da schon richtig spielen und immer mal wieder Spaß haben – man muss halt aufpassen wie die Sau und mit ordentlich Dampf fahren, dann geht da schon einiges. Mega-anstrengend aber super geil, wenn man es mit dem „Pedalmanagement“ drauf hat.

Nach mehreren Kilometern auf dem Trail (dürfte Km 5 des Tages gewesen sein) kam dann auch das erste TdN-Schild, an die wir uns schon so gewöhnt haben. Insgesamt waren an diesem Tag gefühlt weniger Schilder aufgestellt als an den anderen Tagen, aber zusammen mit dem GPS war das immer super und hilfreich, um auf der Piste zu bleiben.
Wir wussten bereits am Vortag, dass am Felixer Weiher heute Seefest ist. Also einmal den See begutachtet, umradelt und dann auf dem Fest erst mal ein alkoholfreies Bier mit nem Strauben (Teig in Öl ausgebacken mit Preiselbeeren – lecker) gegönnt. Anschließend ein wirklich erfrischendes Bad im See (bis zur Insel und zurück) mit anschließendem Holz-Steg-Posing absolviert. Ist zwar albern, muss aber sein. Weiter geht’s – natürlich kommt gleich nach dem Weiher ne ordentliche Rampe zum aufwärmen.

###ADAC war schneller als gedacht. Nur Batterie kaputt. Heim geht’s ###

Der als launig angekündigte Singletrail bei Kilometer 13 war dann leider für meinen Geschmack viel zu kurz (wie eigentlich jeder Singletrail) – an der S2-Stelle haben die Kollegen dann die Ellenbogenschoner angezogen, was mich erstens erstaunt hat weil ich gar nicht wusste, dass die welche dabei haben und weil ich zweitens nicht auf die Idee gekommen wäre, welche mitzunehmen. Der anschließende Baum (oder warens zwei) haben den Fahrfluss etwas gehemmt, danach war der Trail schon wieder vorbei.

Laut Höhenprofil geht’s jetzt weiter zum Gantkofel, somit Schoner wieder aus und hochtreten angesagt. Streckentechnisch habe ich mich nicht mit dem Forstweg angefreundet, aber die Theatralik, wenn man ganz unvermutet Vollgas das Panorama ins Etschtal, auf Bozen und in die Dolomiten genießen kann ist schon sehr spektakulär. Super.

Die folgende Abfahrt vom Gantkofel Richtung Mendelpass ist ganz großes Kino – wenn man die Schiebepassage dann überwunden hat. Auf kleinsten Wegen mit zig Kreuzungen (GPS immer im Blick behalten) geht’s überwiegend leicht bergab, zeitweise hammerflowig. Ich muss mich beherrschen, nicht zu schnell zu fahren, weil da echt superspaßige Teile drin sind. Hat nicht mal groß zum Fotografieren gereicht.

Spätes Mittagessen auf der Regole-Lichtung – das Etappenziel fast im Blick, aber wohlwissend, dass da noch ein paar Schnapper kommen. Der Trail vor dem Mendelpass ist jetzt nicht der Knaller, rollt aber schön dahin. Beim Hotel am Mendelpass überlege ich wieder mal, ob ich nicht das nötige Kleingeld zusammenbekomme, um den Kasten zu kaufen. Aber das wird nix.

Gefühlt kommt man am Mendelpasst wieder in die Zivilisation zurück. Sonntag Nachmittag und schönes Wetter heißt, dass uns auf dem Weg zu unserem Tagesziel Horden an Wanderern und Autos entgegenkommen, die auf den Hütten Richtung Monte Roen unterwegs waren.

Mein Plan, auf der Halbweghütte schon mal ein kleines isotonisches zu schnappen, wird von den Kollegen überstimmt, da alle irgendwie drauf warten, dass die letzten Höhenmeter des Tages kommen. Und schon kommen sie – in Form von mehreren miesen Rampen, die einem psychologisch inkorrekt gleich zeigen, wie lange sie sind. Ich hab keinen Bock und schiebe die schlimmsten Stücke, während der Kollege, bei dem wir bis zum Abfahrtstag nicht wussten, ob er wegen einer Wadenzerrung (im Alter sollte man nicht mehr mit E-Jugendlichen kicken, aber das weiß er eigentlich schon seit dem Vorjahr) überhaupt fahren kann die Rampen trotz oder wegen seines Wadendruckverbandes Vollgas durchdrückt und komplett durchfährt!

Der beste Spruch eines entgegenkommenden Wanderers, der uns entgegenkommt, während wir restlichen zwei hochschieben: „dafür sind die Räder aber nicht da“. Ich hätte ihn killen können.

An der Malga angekommen genießen wir die Aussicht, merken aber, wie das Wetter bereits umschlägt. Die Suche nach einer Steckdose für unsere elektronischen Helferlein wird schwierig – wie wir später erfahren, sind die meisten Steckdosen abgeschalten, um den Generator zu schonen, aber an der Bar können wir die Handys aufladen.
Kleidung trocknen ist schwierig, da es recht kühl ist und wir keinen warmen Raum finden. Egal.

Beim Abendessen merken wir, dass wir definitiv die einzigen Übernachtungsgäste sind. Ich hab schon ein schlechtes Gewissen, dass sie wegen uns die Küche anwerfen müssen, aber es kommen tatsächlich noch Tagesgäste zum Abendessen. Die Primi und Secondo sind gut, wir können uns nicht beklagen. Der Service der Chefin ist okay, man fühlt sich aber irgendwie nicht ganz so wohl wie am Vortag im Hirschen. Da es am Nachbartisch mit Native-Speakern genauso geht gehen wir davon aus, dass das an der Gemütslage der Chefin liegt. In der Tat sehen wir sie erst am nächsten Morgen kurz lächeln, aber wie gesagt: Essen gut, Unterkunft gut, Bier und Wein auch gut.

Fazit Tag 2: sehr schöne Passagen dabei - die Kackrampen einfach ignorieren. Gantkofel-Panorama und der anschließende Trail sind der Hammer. Zeitlich kein Thema. Wir waren bestimmt weit über ne Stunden am Felixer Weiher und an der Regole hats etwas gedauert, bis wir etwas zu essen bekommen haben.
 
Tag 4 – Tourtag 3: Malga Romeno-Sporminore

In der Nacht hat es durchgängig geregnet, teilweise richtig stark. Beim Aufstehen nieselt es noch leicht. Klamotten sind noch klamm. Frühstück eher italienisch spartanisch, aber reicht vollkommen.

Wohlwissen, dass es jetzt erst mal den Berg hoch geht bis zum Monte Roen rollen wir vor neun los. Na ja, viel rollt da
nicht, denn wir fahren gleich in den Berg rein. Kollege Wadensprenger hat in der Nacht seinen verratzten Druckverband weggemacht und rollt sich ein, während wir restlichen zwei das erste Stromgatter als Vorwand nutzen, um fortan die meisten Höhenmeter zu schieben. Die Entscheidung, die trockenen Ersatzklamotten anzuziehen hat sich innerhalb von Minuten als falsch herausgestellt, denn es ist zwar kühl, windet aber nicht stark und deshalb sind die Klamotten ruckzuck angeschwitzt.

Am Monte Roen dann das Hammer-360-Grad-Panorama. Überall Berge, die mit Wolken verziert sind, trotzdem gute Sicht in die Dolomiten, ins Tal und überhaupt überall hin. Fotosession über Fotosession, sehr schön. Das ist die paar Rampen vollkommen wert.

Die folgende Schiebestrecke bergab (übrigens sehr gut beschrieben) wäre am Gardasee ein eher flowig fahrbares Teilstück, aber trotzdem hält sich die Mehrheit an das Schiebegebot. Der anschließende Wurzeltrail hat es in sich, weil die Wurzeln natürlich noch sehr glitschig sind. Schiebestelle Nummer 2 ist schon ne ganz andere Nummer – die muss man echt nicht fahren, vor allem bei dem Wetter.

Dadurch, dass heute der Weg bzw. Trail großteils am Kamm entlang geht sind die wechselnden Blicke ins Etschtal und
Kalterer See in Kombination mit manchmal aufsteigenden Wolken sehr spektakulär. Das macht richtig Spaß, zumal der Trail in die richtige Richtung geht.

Wir fahren die Originalstrecke zur Malga Rodeza, die paar Bäume stören nicht weiter. Der anschließende Trail zu den Predaia-Wiesen stellt sich als Lehmmonster heraus. Unsere Reifen und diverse Teile an den Rädern setzen sich mit Lehm zu, am Ende des Trails sieht man meine Kette vor Dreck nicht mehr. Die Straßenweiterfahrt nutzen wir zum Entschlammen.

Der Amadeo Super Flow Trail enttäuscht mich etwas, hatte mir da nach dem Beschrieb mehr erwartet und hab auch schon so einiges an Supertrails gesehen. Die Kollegen sind aber begeistert. In Vervo fahren wir in die Bar, säubern uns etwas und knabbern uns durch die Pause. Am Brunnen säubern wir die relevanten beweglichen Radteile und weiter geht’s, recht langer Forstweg. Dafür wird’s wieder sonnig, geradezu warm. Wir können uns nicht beklagen.

Der Traileinstieg des Felsenwegs vor dem Castel Thun erstaunt mich gleich beim Einstieg. Da liegt noch jede Menge Laub drin, Äste (evtl. vom Regen der Nacht) und irgendwie sieht der Trail aus, als würde er nicht oft befahren, obwohl er ja direkt in der Nähe der Zivilisation ist. Ich fahre gemäßigt rein und warte auf die Kollegen. Tomaso kommt zügig nach, aber Jurgu lässt auf sich warten. Nach einiger Zeit kommt er nach und es ist klar, dass er eine fahrtechnisch spektakuläre Einlage mit Purzelbaum und Bike-Nachzieher gemacht hat. GSD nichts gebrochen und alles bewegbar, aber bei der Schulter drückt ein Horn raus. Komisch.

Nach dem ersten Durchschnaufen bugsieren wir Jurgu wieder zum Traileingang und schicken ihn auf der Forststraße zum Castel. Wir restlichen zwei fahren den Felsenweg. Sehr geiles Ding mit ein paar schönen schnellen Passagen. Direkt an der Aussichtsplattform (nach ner größeren Felspassage, die ich recht zügig genommen habe) plädiert meine Bike für die Umrüstung auf Schlauchlos. Snakebite. Egal, super Platz für ne Panne.

Am Castel Thun sind wir wieder komplett, sortieren alles neu und beschließen, dass wir die Tour wie geplant fertig fahren. In den Apfelplantagen ist ein Wegweiser falsch rum gesetzt, aber der Weg ist eigentlich eindeutig.
Der kurze Straßenanteil mit der Tunneldurchfahrt ist totaler Kontrast und extrem mies: wie üblich überholen die Autos sehr knapp, ein LKW nimmt das mit dem Überholen sehr sportlich. Wir sind froh, dass wir nach kurzer Zeit wieder von der Hauptstraße unten sind.

Der restliche Weg Richtung Sporminore zieht sich aussichtsreich aber stetig auf Betonrampen bergauf. Durchdrücken angesagt. In Sporminore trinken wir ein Zielbier, bevor wir directissima zu unserem B&B in Campodenno weiterfahren. Die Bewertungen waren bereits im Vorfeld super und genau so wars auch. Nachdem wir das B&B „La Casa del Sole“ gefunden haben (liegt leicht außerhalb in der Apfelplantage bekommen wir sofort ein Bier angeboten und setzen uns gemütlich vors Haus. Das Zimmer bzw. die gesamte Einrichtung stellt sich als absoluter Glücksgriff heraus: alles aus Holz (vom ehem. Elternhaus abgebaut), superschön dekoriert und liebevoll eingerichtet. Die Gastgeber extrem freundlich und bemüht.

Abends werden wir vom Hausherrn in ne Pizzeria gefahren, da es in Campodenno kein Restaurant gibt. Geschwindigkeitsbeschränkungen scheinen eher unverbindliche Empfehlungen zu sein, denn er war schon seeeeeehr zügig unterwegs, innerorts wie außerorts. Pizzeria war super und beim Bezahlen wurde automatisch der Hausherr angerufen, der uns kurz draus mit Worp 3 zurückfuhr. Der finale Brennessel-Grappa aus der lokalen Brennerei war das Zückerchen des Tages.

Fazit Tag 3: So stell ich mir das vor. Hammeraussichten, tendenziell immer eher bergab und super Trails. Ich fahr zwar auch bergauf, aber doch sehr viel lieber bergab.

Heute waren wir recht lang unterwegs, obwohl die Mittagspause nicht exorbitant ausgiebig war.

Das B&B ist der Knaller!
 
.Tag 5 – Tourtag 4: Campodenno-Cles

Was für eine Unterkunft, ich bin immer noch am Schwärmen und freue mich schon auf das Frühstück. Wecken sind Mangelware, aber es gibt frische Bienenwabe und vier (!) Kuchen, Toast, Müsli, frische Marmeladen, usw. Super!
Unser Trailakrobat scheint halbwegs fit zu sein, die Beule ist aber weiterhin da, aber er hat wohl keine Schmerzen und kann weiterhin alles bewegen. Da Tag 4 ja eher so als Schlussrolltag mit kleiner Etappe konzipiert zu sein scheint habe ich mir ein paar Schlenker rausgesucht, da wir ja eh noch ne Nacht in Cles haben und deshalb auch den ganzen Tag radeln können.

Von Campodenno also directissima und wieder schön steil hoch ins Dorf und weiter zurück auf den Originaltrack. Der Abzweig zur Malga d’Arza bei Cunevo ist schnell erreicht und wir radeln auf der schön gleichmäßig ansteigenden Forststraße Teerstraße Richtung Malga. Das tut gut: einfach mal gleichmäßig radeln und Höhenmeter machen. An der Malga folge ich den GPS-Track Richtung Monte Corno. Die paar Steine mit Wanderzeichnung bestärken mich, dass ich auf dem richtigen Weg bin, trotzdem irren wir gefühlt etwas umher, da der Weg auf der Weide kaum sichtbar ist. Oberhalb queren wir erneut, bis ein Schild uns bestätigt, dass der Weg richtig ist. Die folgenden 150 Höhenmeter finde ich genial: zwar muss man viel Schieben, aber zwischendrin ist doch einiges fahrbar. Man braucht für die zwei Kilometer aber gefühlt ewig und der Weg ist überwiegend sehr schmal und wenig begangen. Nachdem wir von tausenden Grashüpfern begrüßt wurden machen wir am höchsten Punkt an der Grillstelle Pause und entdecken doch tatsächlich Kothaufen, die wir Bären zuschreiben.

Bereits auf der Straße wurden wir gewarnt, dass hier Bären leben, aber spätestens jetzt schaue ich hinter jedem Baum, ob da ein Meister Petz nach uns Ausschau hält – wohlwissend, dass die sehr scheu sind und uns vermutlich 10 Kilometer gegen den Wind riechen, nachdem wir gestern den angebotenen Wäscheservice abgelehnt haben.
Die Abfahrt ist dann anfangs auf Schotter, später geht der Weg in einen echt coolen Karrenweg über, der einen richtig durchschüttelt. Jurgu findet das nicht so witzig, er hat mental noch mit der gestrigen Akrobatikeinlage zu kämpfen, weshalb wir ihn auf der Forststraße ins Tal schicken. Wir nehmen die Trailvariante und müssen nach einem heftigen Steilstück, das dieses Jahr wohl noch keine bis wenig Biker gesehen hat heftigst Heldengeschichten austauschen, bis die Bremsen abgekühlt sind.

Die Galleria di Terres fahren wir durch (und anschließend wieder zurück) –sehr witzig und sehr kühl. Ich war froh, dass ich vor der Durchfahrt was langärmliges angezogen haben. Der folgende Trail nach Tresenica wurde mit S2 eingestuft – ich weiß nicht genau warum, aber naja, würde ich nicht sagen. Anschließend auf der Straße hoch nach Tuenno und dort erst mal in der Eisdiele einen ordentlichen Eisbecher und einen Cappu genießen.

Die abschließenden Singletrails wollen mit einer absoluten Schweinerampe erkämpft werden – ächz, stöhn. Dann wird’s aber nochmal flowig zum Schluss und schon sind wir wieder in Cles.

Abschlussbild und Flüssigkeitszufuhr im bekannten Hotel Antica. Den Rest den Abends könnt ihr euch denken.

Fazit Tag 4: Nette Variante über den Monte Corno, sonst wäre Tag 4 aus meiner Sicht echt langweilig gewesen. Ich hätte eigentlich noch gern den Senter del Guardia angehängt, war aber in der Minderheit.
Aber sehr cool, dass es für Tag 4 bzw. weitere Verlängerungstage hier schon entsprechende Tracks zur Auswahl gibt.
 
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Gesamtfazit meinerseits:

sehr schöne und abwechslungsreiche 4-Tages-Tour, die spektakuläre Aussichten hat. Da ich dem klassischen Alpencross mit Höhenmeterschrubben an den ersten Tagen nicht viel abgewinnen kann (weder bei geführten Touren noch wenn ich ne Tour selber ausarbeite) ist Tag 1 für mich nicht so der Knaller - beantrage hiermit Seilbahn von Cles nach UlFiW. Tag 2 ist schön, Tag 3 sehr geil. Aber jetzt ist mir klar, warum ich von Kaltern aus noch nie ne Tour auf den Monte Roen gemacht habe 8-) Tag vier kann nach Gusto gestaltet werden.

Die Runde ist nichts für Leute, die sich nicht quälen können. Ich bin kein Konditionsmonster, komme aber mit solchen Rampen gut zurecht. Ich kann mir aber vorstellen, dass die Tour je nach Wetter echt noch einige Schippen drauf legen kann was den Anspruch angeht. Zwar kann über die Medium-Variante umfahren werden, aber da fehlen dann vermutlich schon recht viele Highlights. Die Höhenmeter sind gefühlt mehr als man aus den Höhenprofilen erwarten kann.

Die Gegend ist schön, über weite Teile sehr einsam, was sich auch im Thema Versorgung niederschlägt. Durch die Rampen und selektiven Teile muss man zeitmanagementtechnisch insbesondere an Tag 2 und 3 sicherlich aufpassen, falls man ne größere Gruppe ist.

Die Beschilderung wie auch die Infos im Internet sind super, extrem detailliert und genau und suchen ihresgleichen. Vielen Dank für die schöne TorTour!
 
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