Naja und Laborbedingung vs. Realität.
Da wurde (verständlicherweise) mit gleichem Reifendruck getestet.
Fahre auf meinen Hometrails Spezi Grid Trail
Reifen. Conti Enduros hatte ich auch schon, super
Reifen aber fast eine Nummer zu schwer für mein Terrain.
Im Bikepark dann DH Karkassen.
Dort auch mit dem gleichen Druck oder sogar mehr, wegen der höheren Geschwindigkeit und dem steinigeren Geläuf.
Aaaaber: Natürlich bin ich meine DH Schlappen (sowohl Contis als auch Spezis) auch schon auf meinen Hometrails gefahren. Und da fahr ich die mit 10-15% weniger Druck als meine Trail/Enduro
Reifen, um ein ähnliches Fahrgefühl zu haben.
Und dann müssen halt doppelt so viele Karkassenlagen in der Lauffläche 'plötzlich' auch kräftig durchgewalkt werden.
Ich meine schon dass man das spürt.
Die Contis im Speziellen rollen in DH soft schon ziemlich gut. Trotzdem kostet das Fahren mit nem DH Reifensatz einfach mehr Körner wenn man selber tritt. Nen ordentlichen Anteil daran hat freilich auch die größere rotierende Masse, die bei jedem Antritt beschleunigt werden will.
(Bei Conti nur +100g, bei Spezi eher +300g pro
Reifen, im Vergleich zu EN/GridTrail..)
Ich stimme dir ja größtenteils zu, aber der letzte Satz… dass man diesen Unsinn immer noch lesen muss!?
Kurze Frage: Musst du bei deinem Antritt die nicht-rotierenden Massen nicht auch beschleunigen?
Spoiler: Ja, musst du!
Kurz grundsätzlich:
Bei einem
Reifen, der rollt, ist die kinetische Energie, die in der Translation steckt - gleichmäßige Vorwärtsbewegung des Schwerpunkts - sehr ähnlich zur kinetischen Energie, die in der Rotation steckt - Rotation der Masse um den Schwerpunkt. Wäre die Masse des Reifens komplett ganz außen, also am Radius, wäre es identisch. Das liegt daran, dass sich der Aufstandspunkt des Reifens beim Rollen nicht bewegt, die translatorische Geschwindigkeit des Schwerpunkts und die Winkelgeschwindigkeit der Rotation sind also verknüpft. Nach Superposition ist die gesamte kinetische Energie des rollenden Reifens (etwa) doppelt so groß wie die kinetische Energie eines gleich schweren Objekts, das mit derselben Geschwindigkeit vorwärts gleiten würde („etwa“ weil die Masse eines Reifens eben nicht komplett ganz außen liegt). Das führt übrigens zu der auf den ersten Blick überraschenden Tatsache, dass etwas schneller einen Berg hinab beschleunigt, wenn es gleitet als wenn es rollt, WENN die Rollreibung und die Gleitreibung ähnlich sind (was zum Beispiel auf Eis durchaus sein kann).
Da nun bei einem Fahrrad die gern zitierte “rotierende Masse” stets klein ist im Vergleich zur Gesamtmasse, kann man sie also in aller Regel vernachlässigen. Wenn ich genau sein will, kann ich die Massen, die sich drehen, mit einem Faktor zwei näherungsweise miteinbeziehen, wobei das in der Regel überschätzt. Beim
Reifen und der Felge passt das gut, bei den Naben, der Kassette und den Bremsscheiben ist der Einfluss viel geringer, weil die viel näher an der Achse sitzen und sich nicht schneller drehen. Bei den Pedalen ist der Abstand zur Achse ebenfalls gering, dafür ist je nach Übersetzung die Winkelgeschwindigkeit höher…
Wir fassen also zusammen:
0,1 kg Mehrgewicht beim
Reifen im Vergleich zu Pi mal Daumen 100 kg Gesamtgewicht macht selbst bei Berücksichtigung des diskutierten Faktors 2 wegen “rotierender Massen” etwa zwei Promille mehr an Aufwand beim Antritt = Beschleunigung. Selbst wenn man den Fahrer mal weglässt und nur das Rad betrachtet für besondere Fahrmanöver, dann sind wir im Bereich von einem Prozent (man muss da dann die gesamte “rotierende Masse” berücksichtigen) und selbst bezogen auf das Laufrad - wo man den Faktor zwei weglassen kann, weil er für das gesamte Laufrad gilt - sind wir bei
Reifen, Felge und
Schlauch/
Dichtmittel bei etwa fünf Prozent. Das ist alles marginal.
Dazu stellt sich dann die nicht unwichtige Frage, wie oft du beim normalen Fahren antrittst, denn ein unrhythmischer Tritt zählt nicht dazu, wenn du nicht gerade nach jedem Tritt in die
Bremsen greifst (das unrhythmische Fahren speziell am Berg mittelt sich energetisch betrachtet raus).
Quintessenz:
Gewicht spielt bei
Reifen keine Rolle, außer dass das Mehrgewicht aufgrund vergrößerter Walkarbeit der zusätzlichen Masse bei schwereren
Reifen zu größerem Rollwiderstand führen kann.
Beim Rollwiderstand/Walkarbeit spielt der Gummi aber die viel größere Rolle. Wenn ich also zwei
Reifen mit derselben Gummimischung und demselben Profil habe, jedoch unterschiedlich schweren Karkassen (ohne dass die von der Karkasse komplett unterschiedlich sind, also zum Beispiel selbiges Karkassenmaterial, aber unterschiedliche Lagenanzahl), dann wird sich der Rollwiderstand kaum unterscheiden. Wenn ich dagegen zwei
Reifen mit derselben Karkasse und derselben Gummimischung habe, aber sehr unterschiedliches Profil, wobei der
Reifen mit dem ausgeprägteren Profil in aller Regel auch schwerer sein wird, dann wird der schwerere
Reifen eventuell auch spürbar mehr Rollwiderstand haben. (Der wichtigste Faktor bleibt aber die Gummimischung, und die hat mit der Masse/dem Gewicht an sich nichts zu tun.)
Ich habe fertig!
(Man sollte mal einen Faden für physikalische Tatsachen beim Radfahren aufmachen, auf den man in diesen Fällen einfach verweisen kann, dann müsste man das nicht immer wieder durchkauen.)