11.07. 20:00 Les Deux Alpes, Auberge de jeunesse
Die Spionin hat den Biketrip auf die Crete Moliere gestern gut verkraftet, drum nehm ich sie heute mal mit nach Alpe d'Huez. Warum nicht gleich einen bekannten Anstieg als ersten ernstzunehmenden Uphill. Unsere Vorbereitung ist allerdings alles andre als vorbildlich, in der Nacht zuvor ist mal wieder große Party in der Jugendherberge. Vor drei kommt keiner ins Bett, und der billige schwedische Himbeervodka macht die Sache heute morgen auch nicht leichter. Ich finds trotzdem lustig... irgendwo allein in einem düsteren Canyon übernachten ist toll, sich die Nacht mit Trinkspielchen vertreiben ebenso.
So gegen zehn Uhr morgens packen wir uns recht mühsam in einen Bus und lassen uns gemütlich von Grenoble nach Bourg d'Oisans an den Fuß des Anstiegs chauffieren. Dieses Stück Straße ist einfach scheußlich verkehrsreich, sich da mit dem Rad langzuquälen macht wenig Sinn. Die Busse hier in der Gegend haben alle viel Platz und befördern Mountainbikes umsonst.

Bourg d'Oisans, schon geschmückt für das baldige Gastspiel der Tour de France.
In Bourg wird erst mal gepicknickt, dann schick ich die Spionin auf die Reise. Ein bisserl Vorsprung ist schon angesagt. Ich gehe derweil shoppen und finde endlich eine neue Bikeshort. Zeit wird's, das alte Ding hing mir nur noch in Fetzen vom Leib.

Spionin zwischen Kehre sechs und sieben.
Irgendwann erwische ich die Flüchtige, düse aber entgegen meinem Plan nicht direkt vorbei sondern bleib ein wenig zum Quatschen. Bei mir ist heut sowieso nicht besonders viel drin, nach der Nacht vorher ist an Bestzeiten nicht zu denken. Die Mittagssonne gegen ein Uhr tut ihr übriges, außer uns scheint um dieses Tageszeit niemand bergauf unterwegs zu sein.
Bald wird's mir dann allerdings doch ein bisserl zu langsam. Ich drück wieder auf die Tube und lasse die Spionin allein. Inzwischen scheint der Alkohol etwas weiter verdunstet und ich bin die restlichen der 21 Kehren bis nach Alpe d'Huez ganz flott unterwegs. Wenn man den "Kaffeefahrt-Teilabschnitt" rausrechnet, warens insgesamt etwa 75 Minuten. Und ich will gar nicht wissen, wie lange Armstrong dafür braucht

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Später kommt auch die Spionin ins Ziel. Pause im grünen Gras des Golfplatzes, nachdem vorher ein Supermarkt geplündert wurde.
In Alpe d'Huez ist der Bär los, auf den Straßen haufenweise Freerider in Vollpanzerung. Das Megavalanche-Event scheint noch voll im Gang. Für Freeride-Aktionen mit den Gondelbahnen ists heute für uns allerdings zu spät, also machen wir uns nach langer Pause an die Abfahrt. Macht nix, ich komm in zwei Tagen wieder her und werde dann sämtliche Trails unter die Stollen nehmen.

Der Uphill ist aber noch nicht ganz vorbei, auf schöner Piste gehts noch ein Stück hinein und hinauf ins Val Sarenne.

Und auf ebenso schöner Piste mit traumhaften Ausblicken fliegen wir dann über den Col de Cluy hinunter ins Tal der Romanche nach Freney d'Oisans.
Am Abzweig zur Straße nach Les Deux Alpes ist der Tag dann nach 1500hm mehr oder weniger vorbei. Die Spionin hat noch jemand aus dem Grenoble-Hostel zu einem Wochenende in Les Deux Alpes überredet und so kommen wir in den Genuss eines Autoshuttles für die letzten 700hm Anstieg. Richtig geshuttlet wird allerdings nur die Spionin, für Specki und mich ist in der Mühle kein Platz mehr. Also hängt der Fahrer kurzerhand den Gurt aus dem Seitenfenster und ich bekomme die nächsten zwanzig Minuten bei Tempo 50 einen verdammt langen rechten Arm. Na immer noch besser wie selber radeln...
Der Abend besteht dann für mich aus duschen, leckere Pizza reinstopfen, bei zwei Bierchen ein bisserl mit den anderen Gästen quatschen und noch vor Mitternacht ab in die Heia. Für jeden abend Party bin ich wohl schon ein bisserl zu alt...

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