... da
@Falco auch noch einige Pfeile im Köcher hat, folgt jetzt der 2. und letzte Teil meiner Tour
Bike statt Boller #2
Gemeinsam mit der tschechischen Truppe verlassen wir die Hütte. Nach einem kurzen Stück gemeinsamen Weges und einem herzlichen Abschied wähle ich wieder die einsame Landstraße:
Ein Waldweg lockt mit Försters Reifenspuren:
Der Förster hat dann die Kurve gekratzt und es geht in purem Schnee weiter.
Irgendwann verendet der Forstweg im Unterholz und ich folge schiebenderweise irgendwelchen Fußspuren, bis ich schließlich den grünen Wanderweg erreiche und wieder fahren kann. So erreiche ich Chribska (Kreibitz):
Auffällig ist das Kirchenensemble, welches schon schloßartige Züge annimmt.
Ansonsten fahre ich um die Böllerhaufen drum herum und gelange über die Cyklotrasa (CT) 3052 zur CT 211. Ich nehme an, dass aufgrund der Schneeverhältnisse nurmehr salzfreie Nebenstraßen dem Weiterkommen dienlich sein können.
Ja, genau solche zwar geräumten, aber ansonsten unbehandelten Fahrwege:
Zudem streicheln Sonnenstrahlen mein Gemüt - ach, wie kann das Leben herrlich sein!
So kurbel ich stetig bergan, immer bemüht, nicht zu sehr ins Schwitzen zu geraten. Die dünneren Handschuhe sind dann später dennoch durchfeuchtet und wandern für den Rest der Tour in den Rucksack.
Die Paßhöhe ist erreicht:
Da lockt doch tatsächlich ein schön freigefahrener Forstweg:
Da sage ich nicht nein und folge eine zeitlang dem rot markiertem Wanderweg. Ohne größere Niveauunterschiede schlängelt sich der Weg durch die Berge.
Die Jägerschaft hat hier einen der zahlreichen Ohrenbunker etwas gepimpt:
Der Tannenberg / Jedlova grüßt von gegenüber:
Weiter geht es so grob Richtung Bahnhof Jedlova. Wanderer, Skifahrer und schon andere Biker sind spurenmäßig auszumachen, es fährt sich ganz passabel.
Es geht nun bergab und der Bahnhof Jedlova kündigt sich mit betagten Sicherungseinrichtungen an (noch aus der KuK-Monarchie?):
Den Bahnhof links liegen lassend, folge ich dem gelben Wanderweg.
Gleich nach dem Abzweig schiebe ich mein Gefährt zunächst einen steilen Hang hinauf (da hätten wir eindeutig den Falschrumtrail, bergab sicher ein spaßiger S2er).
Oben geht es auf einem zuerst holperigen, dann gut ausgebautem Forstweg Richtung Schöber / Stozec-Pass.
Die gelb markierte Route ist dank forstlichen Kahlschlags eine Panoramaroute "par excellence", Tannenberg, Tollenstein / Tolsteijn und Finkenkuppe / Penkavci vrch reihen sich aneinander:
Großbildschirmbesitzer Klick
Ein Stück Straße muss ich noch zum Schöber hinaufkurbeln, dann geht es wieder in den Wald. Skifahrer haben mittels V-Bremse den Weg optimal eingeglättet, es fährt sich erstaunlich griffig.
Nachdem mir das dann wiederum zu langweilig ist und mir ohnehin zahlreiche Langläufer entgegenkommen, beschließe ich, den bequemen Weg zu verlassen und seitwärts abbiegend die Finkenkuppe zu erklimmen.
Anfangs wird es steil:
Aber ich strebe der Sonne entgegen und die Mühen sollen sich lohnen. Auf halber Höhe zur Finkenkoppe ist auch die Aussicht "Petikostelni kamen" (Fünfkirchenstein) zu finden, da der Gipfel selber keine solche bietet:
Die Sonne schmilzt den Schnee vom Geäst, und es tropft unaufhörlich von den Bäumen herunter. Regensachen habe ich natürlich keine mit, aber eine Badehaube aus dünner Folie hatte noch den Weg in die Werkzeugtasche gefunden und so behalte ich wenigstens einen trockenen Kopf.
An Fahren ist im matschigen Schnee nicht zu denken, umso mehr kann eben der Blick in die umgebende Szenerie schweifen.
Märchenwald:
Schattenspiele:
Weiter oben hat der Winter alles noch fest im Griff.
Leider liess sich das Bild im Album nicht mehr drehen, also den Kopf nach links neigen ...
Während ich den Abstecher zum Gipfel der Finkenkoppe zu Fuß zurückgelegt habe, geht es dann in einen spaßig-rutschigen Donwhill hinab.
Der weiter unten wieder feuchte Schnee haftet gut am Rad:
So gelange ich zu einer Kreuzung mit vielen Wanderwegen und da auf wiederum bremsverdichteten Untergrund. Ich fahre dann den gelben Wanderweg auf die deutsche Seite und an der Grenze treffe ich auf den neuen-alten Kammweg:
Klar doch, in der Loipe wird nicht gelaufen, also muss ich jetzt alles fahren

Weiter geht es, zuerst über den blauen Wanderweg und dann wieder auf den roten Wanderweg zur südlichen Lauscheseite.
Am Aufstieg zur Lausche treffe ich auf zahlreiche Spaziergänger, welche über den glatten Weg schimpfen. Nachdem ich bis zur Quelle schiebe, ist dann Fahren doch besser. Die Contis schlagen meine Wanderschuhe griptechnisch um Längen! Nur in zwei Spitzkehren muss ich kurz absteigen, die sind zu eng und steinig.
Oben angekommen bestaune ich mit zahlreichem anderen Publikum den Sonnenuntergang. Erstaunte Blicke und auch Fragen bleiben natürlich nicht aus. Noch nie nen Radfahrer gesehen, häh?
Egel, lassen wir den Blick ins weite Land schweifen:
Nachdem der Zoom wieder eingefahren ist, sieht es in südlicher Richtung so aus:
Nordwestlich ist schon Nacht:
Es weht ein heftiger, böiger Wind - also besser den
Sattel runterstellen, Licht an und auf gehts zum letzten DH des Tages.
Yeah, das ist so ein genialer Sundowner:
Es fährt sich im schön glatt gelatschten Schnee fast besser als seinerzeit in feuchtem Herbstwetter.
An der vorhin erwähnten Quelle fasse ich erstmal Wasser für mein Biwak, was angesichts des Rinnsales dauert.
Unten angekommen, versuche ich mich unter dem Schutzdach direkt am Wanderweg so gut es geht häuslich einzurichten. Zuerst muss ich einigen Silvestermüll beräumen, dann spanne ich ein kleines Tarp flach ab.
Danach geht es an die Essens- und Teezubereitung, wozu ein riesiger, tischartiger Baumstumpf hilfreich ist.
Mit Hilfe eines geheimen Bushcrafter-Tricks gelingt es mir, für Minuten das Lager zu erhellen:
Tipp: Wattepad zuhause in flüssiges Wachs tauchen; vor dem Anzünden kicken und an der Knickstelle entzünden. Soll ein prima Feuerstarter sein ... wenn man denn Holz hätte ...
Trockenes Holz für ein kleines Feuerchen ist beim besten Willen nicht zu finden, aber ich habe ja durch die vorige Hüttennacht einiges an Spiritus und Essen über, so dass mein Spiritusbrenner einige Füllungen vom guten tschechischen Tankstellen-Spiritus von der Sommertour bekommt. Das Zeug ist sehr brennfreudig trotz der Kälte, fackelt aber auch schneller ab als reiner Sprit.
Jetzt wird es Zeit für den Schlafsack. Eingemummelt in Primaloft-Jacke, darüber noch eine Primaloft-Weste, ebensolche Booties, gefütterte Mütze und quasi zwei Unterhosen versuche ich mich so gut es geht zwischen Baumstumpftisch, Sitzbänken und Minitarp einzupuzzeln.
Tatsächlich ist es erst gegen früh merklich frischer und so gelingt es mir wider erwarten bis halb acht an der Isomatte zu horchen.
Nun heißt es aber aufgestanden, ehe sich der Wanderweg belebt. Dicker Nebel hängt im Wald und ein kühler Hauch lässt jeden Anflug von Gemütlichkeit verfliegen.
Sämtliche Kondens- und Schwitznässe hat sich in optisch durchaus interessanten festen Aggregatzustand verwandelt:
Jetzt aus den warmen Schlafklamotten raus ... ne, nur in die Freeridehose wird wieder geschlüpft, der Rest bleibt zum Warm-Up am Mann.
Schnell Kaffee und Getreidebrei gemacht, nach dem Frühstück alles Geraffel rin in die grüne Murmel und schnell noch ein Abschiedsfoto von meiner luftigen Behausung geschossen:
Zum Warmwerden geht es nochmal hoch zur Quelle, Flasche füllen:
Mit fast allen Klamotten am Leib geht es den Kammweg direkt wieder runter. Ich habe den Weg für mich fast alleine, bis auf zwei Wanderer später.
Es nieselt

gleichmäßig, was zum einen meine Windjacke stetig durchfeuchtet, am Cockpit jedoch unmittelbar gefriert:
Das GPS funktioniert trotzdem tadellos, irre.
Es mag verrückt klingen - aber der Kammweg fährt sich einfach genial und ich fühle mich eigentlich ganz entspannt bis auf die immer noch kalten Füße.
Bekannter Ort - andere Jahreszeit:
Vergleich:
Aufgrund des Nieselregens und keiner Aussicht auf auch nur einen Sonnenstrahl geht es heute eigentlich nur noch um den geordneten Rückzug.
Nächster Bahn-Haltepunkt ist Dolni Podluzi, welcher auch fast durchgehend ohne Gegenanstieg zu erreichen ist.
So fahre ich den Kammweg praktisch wieder zurück und gelange ich erneut zu der Kreuzung von gestern. Hier folge ich eigentlich nur noch der blauen Markierung, welche rund um den Weberberk führt.
Der Schnee wird matschiger. Rätsel gibt mir die Spur auf, ist da tatsächlich jemand mit Lastenanhänger im Gebirge rumgegurkt? Spinner gibts
Nach dem Forstweg-Prolog zeigt sich der "Blaue" von einer anderen Seite und generiert mit feuchtem Laub, losem Geröll und Schneematsch ein ganz spezielles Fahrgefühl:
Das Gematsche hat die Güte "extra sticky". Frage: wo ist das Rad versteckt?
Zunehmend wird es weniger weiß und dafür feucht und feuchter.
In nicht nachlassendem Niesel fahre ich zum Haltepunkt nahe der Fernstraße und stelle fest, dass der nächste Zug erst in einiger Zeit fährt.
So fahre ich erst nach Jiretin zum Marktplatz, wo Zopfkäse und Kofola den Weg in den Rucksack finden. Die restliche Zeit wird dann in einer kleinen gemütlichen Kneipe sinnvoll genutzt:
Über Rybniste / Teichstädt, Schönlinde /Krasna Lipa gelange ich mit durchaus modernen tschechischen Zügen wieder nach Rumburk zur Nationalparkbahn, welche mich dann nach Bad Schandau bringt. Im Nachhinein wäre es zwar schlauer gewesen, von Teichstädt nach Decin zu fahren und da in die Nationalparkbahn zu steigen - aber das fand ich erst heraus, als ich schon zu weit in die "falsche" Richtung gefahren war.
Egal, beim Zugfahren schweift der Blick nochmal in die Landschaft und ich lasse die Tour Revue passieren.
Fazit:
Selbst bei wechselhaften Wetterbedingungen - irgendwas geht immer! Die besten Erlebnisse kann man sowieso nicht planen - vegetarische Tschechen, das glaubt einem keiner
Ausrüstungsmäßig ist das Schlafsetup noch nicht so toll, es ging zwar, war aber gegen früh dann schon eher supoptimal. Auch werde ich das nächste Biwak wettergeschützter angehen, da muss entweder doch das große Tarp mit oder eine geschütztere Hütte gefunden werden.
Insgesamt ließ sich mit dem Rucksack (Startgewicht knapp 8 kg) aber gut fahren, gerade am Ende der Tour fühlt sich das fast wie ein Tagesrucksack an.
Biwakieren im Winter ist schon speziell - viel Platz für Fehler ist da nicht; gerade nasse Sachen sind zum Beispiel kaum trocken zu bekommen, trockene Kälte oder feuchte Null Grad machen einen definitiven Unterschied für die Klamotten.
Aber warm und trocken habe ich es ja schließlich 362 Tage im Jahr, sollte reichen ...
Auf dem Tripzähler standen am Ende insgesamt lumpige 55 km, aber was sagt das schon über die Tour aus?
ride on!
tanztee
So Falco, Feuer frei 