Tag 2 (Samstag)
Als es langsam hell wird drückt die Blase und ich quäle mich aus dem Schlafsack. Da merkt man erstmal wie alt man schon ist
Da ich gestern Abend ohne Zähneputzen ins Bett bin (ich hoffe Muttern liest nicht mit), fällt die Morgentoilette etwas gründlicher aus.
Ich schwinge mich aufs Rad, nachdem ich meinen ganzen Kram verstaut und einen Affenknacker als Frühstück verputzt habe.
Es dauert ein bisschen eh die Knochen in schwung sind und die Körpertemperatur hochgefahren ist.
Den nächsten Stop gibt es erst beim passieren der A4 hab ich mir vorgenommen ...
In Gröditz am Schloss (ein nobleres Herrenhaus aus der guten alten Zeit) gibts die erste Pause des Tages.
Knacker, nen Snickers und den letzten Rest vom Tee.
Danach gehts ab in die Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft und im folgenden langsam aber sicher in den Sand, schließlich komme ich ja immer weiter nördlich "Richtung Brandenburg". Und von da weht es ja immer mal auch Sand nach Sachsen rüber
Zur Mittagszeit rolle ich In Boxberg ein. Direkt an der Straße finde ich ein gemütliches Lokal.
Die freundliche Dame an der Theke empfiehlt: Haxe, ganz frisch ...
Wer kann da wiederstehen?
Vor Abfahrt Frage ich noch nach heißem Wasser und Fülle mir meine Kanne. Tee nachschub ist somit gesichert ...
Weiter gehts Richtung NordOst und ich passiere Tagebau und Truppenübungsplätze.
Man findet überall wunderbare Möglichkeiten zum pausieren oder auch für eine Übernachtung (falls das Mal für jemanden von Interesse ist).
Im zeitigen Nachmittag rolle ich in Bad-Muskau ein ...
Annekdote am Rand: ich komme aus dem "Unterholz" und merke das sich langsam Zivilisation auftut. Ich wundere mich bereits das so schlagartig alles so kultiviert ist. Ich stoppe um aufs Navi zu sehen und auf einmal schreit es aus größerer Entfernung ...
Ich komme mit dem "netten" Herrn ins Gespräch und entschuldige mich 1000x ...
Erst jetzt merke ich das ich mitten im Fürst Pükler Park (Welterbe) stehe.
https://www.muskauer-park.de/
Die Fatty-
Reifen mit dem Luftdruck von 0,45 haben zum Glück keinen Schaden hinterlassen. Ich bin wohl mitten über die Hauptwiese gerollt ....
In Bad-Muskau hallte ich kurz auf dem Markt und esse beim lokalen Bäcker einen Nachmittagshappen.
Warum mich die Kellnerin fragt ob sie mit dem servieren noch warten soll bis meine Begleitung kommt versteh ich bis jetzt noch nicht, die 4 Eclair und 2 Kakao sind doch schnell verputzt ...
Ich wechsle in Muskau auf die polnische Seite der Neisse weil ich keine Lust habe auf Asphalt. Ein Stück südlicher gehts dann wieder Zurück auf deutsches Gebiet.
Ich kenne aus unserer Gegend ja Umgebindehäuser, aber eine Umgebindekirche sehe ich zum ersten Mal.
Ich Radle immer an der Neisse entlang, nicht auf dem Oder-Neisse Radweg, sondern auf den Bauern und Versorgungswegen direkt am Wasser.
Eigentlich wollte ich vor Rothenburg in einer der markierten Schutzhütten übernachten. Jedoch sind alle entweder kaputt, vermüllt oder einfach nicht mehr vorhanden.
Bei Dunkelheit komme ich nach Rothenburg. Etwas südlich ist ein Campingplatz eingezeichnet, der jedoch geschlossen ist.
Nun ist guter Rat teuer.
Dunkel, Kalt und Nieselregen ...
Südlich von Rothenburg in der nähe des kleinen Nest mit dem Namen Zentendorf.
Dort gibts einen riesigen Erlebnisspielplatz (Kulturinsel Einsiedel) mit Camping, Baumhotel und allerlei buntem Treiben.
https://www.turisede.com/
Wr haben da irgendwann mal in solchen Baumhütten übernachtet ... Genau das wäre es jetzt ...
Also pedaliere ich konstant und bestimmt südwärts.
An der Kulturinsel angekommen muß ich jedoch feststellen, das die Rezeption geschlossen und der Campingplatz ausser Betrieb ist.
Mir ist
1. scheisse kalt
2. sind die Klamotten nass
3. hab ich HUNGER
4. meine Beine im Arsch
Da ich weiß das im hinteren Teil der Anlage riesige "Gruppenzelte" stehen die aussehen wie Jurten, entschließe ich mich einfach quer durch den Wald da hin zu fahren.
Uns siehe da ...
Die Zelte stehen.
Die Baumhütten sind verschlossen, aber so ein Zelt ist doch auch schick.
Stirnlampe mit Rotlicht auf dem Kopf und Lage checken ...
Niemand da. Es ist definitv alles ausser Betrieb. Die WC-Häuschen abgeschlossen und das Wasser abgestellt.
Ich stelle Fahrrad und Ausrüstung in so ein riesen Zelt und richte mich ein.
Isomatte, Schlafsack und was man so braucht für die kalten Knochen auf Temperatur zu bringen.
Plötzlich schießt mir die Erinnerung in den Kopf >>> als wir damals hier gewesen sind, gabs in dem alten abbruchreifen Haus an der Straße einen Raum mit nem Ofen. Dort konnte man Feuer machen und sitzen ...
Ich laufe hin um nachzusehen .... VOLLTREFFER!
Alles noch da und vorallem steht eine Palette mit trockenem Holz vor der Tür.
Zurück ins Zelt ... Kochtopf holen ... Notfallbüchse Brühreis ... eine Packung Knacker.
Da ich auf Tour immer meinen HoBo samt Feuerequipment dabei habe, ist das anfeuern kein Probelm.
4 Tampons aus der Folie und schön fluffig auftüdeln, Feuerzeug dran und die vorher zurecht geschnitten Holzstreifen drauf.
Keine 15 Minuten später hab ich ein prächtiges Feuer und der Suppentopf wandert auf die Glut.
Aufgewärmt, mit vollem Magen und völlig Trocken Laufe ich Später Zurück ins Zelt und leg mich in meinen Schlafsack.
Mir zieht es sofort die Augen zu ....
Tagesübersicht
- 125 km
- 1200 hm
- ca. 15-20km Asphalt
- der Rest Offroad (meist Waldwege und Sandpisten)