Ich hab einen 50mm Vorbau gewählt. Länger will ich an dem Rad nicht haben. Wenn das nötig sein sollte, wars die falsche Größe
Vorbau allein ist bei der Betrachtung nicht genug. Es kommt auch darauf an, welchen Lenker du fährst und wie der montiert ist. Je breiter der Lenker ist, umso größer ist einerseits der Einfluss seiner Geometrie, umso größer ist auf der anderen Seite aber auch der Hebel deiner Arme.
Was die Lenkerbreite angeht, ist das vor allem eine Frage der Ergonomie. Da der Luftwiderstand hier nicht so eine Rolle spielt, sollte der Lenker so breit sein, dass man sich im Falle ideal auf dem Lenker abstützen kann, was ja beim technisch anspruchsvollen Mountainbiken schon mal notwendig ist.
Wichtig ist dann noch der Sweep. Im Prinzip vor allem der Backsweep, da man aber einen Lenker auch so montieren kann, dass der Backsweep und Upsweep nicht genau so ist, wie vom Hersteller angegeben, sage ich mal allgemein Sweep.
Aus geometrischer bzw. mechanischer Sicht ist wichtig, wo die Lenkerachse im Bezug zur Achse der Gabel (Lenkachse) liegt. Die Achse des Lenkers ist aber einfach nur die Verbindungslinie zwischen den Griffen. Je nach Länge des Vorbaus, des Sweep des Lenkers und der Lenkerbreite liegen die
Griffe an anderer Stelle (wenn der Sweep null ist, dann ist auch die Breite des Lenkers unerheblich und es spielt nur der Vorbau eine Rolle).
Schneidet sich nun die Verbindungslinie der
Griffe (Lenkerachse) genau mit der Achse der Gabel (Lenkachse), dann ist das Lenkverhalten am direktesten. Geht diese Verbindungslinie der
Griffe vor der Lenkachse vorbei ( vor im Sinne von vorne; kann im Extremfall oder beim Hollandrad auch dahinter sein, also zwischen Lenkachse und Fahrer), dann steuert man das Rad nicht im Sinne eines Lenkrads, sondern man schwenkt den Lenker quasi um die Achse der Gabel herum und das Lenkverhalten wird entsprechend weniger direkt.
Einschränkend muss man jedoch erwähnen, dass obige Überlegung nicht einbezieht, dass die Lenkachse beim Fahrrad nicht durch den Aufstanspunkt des Rades geht, es also den Effekt des Nachlaufs gibt. Dadurch gibt es beim Lenken Hebeleffekte, die schwierig exakt zu fassen sind und die zB je nach Lenkwinkel auch wieder unterschiedlich sind (Lenkwinkel hat ja Einfluss auf den Trail). Deshalb mag es in der Realität sein, dass sich eine Position des Lenkers, bei der die Verbindungslinie der
Griffe nicht genau die Lenkachse schneidet, direkter anfühlt. Ebenso kann es sein, dass sich bei unterschiedlichen Rädern mit wahrscheinlich unterschiedlichen Lenkwinkeln ein und dieselbe Kombination von Lenker und Vorbau mit dann ja identischer Position der
Griffe das Lenkverhalten unterschiedlich anfühlt.
Wie direkt man ein Lenkverhalten haben will, was ja dann auch noch von der Lenkerbreite abhängig ist, dürfte nochmal auf einem anderen Blatt stehen. Dazu gibt es auch jede Menge Diskussionen und Theorien, deren Fass ich auch gar nicht aufmachen will. Was ich jedoch anregen möchte: Neben der rein ergonomischen Anpassung von Lenker und Vorbau im Hinblick auf Reach und Abstand
Sattel-
Griffe gerne mal im Rahmen des ergonomisch Sinnvollen mit verschiedenen Positionen der
Griffe im Bezug auf die Lenkachse experimentieren. Beim Reach kommt dann ja auch noch die Belastung des Vorderrades durch aktives Belasten des Lenkers hinzu. Da gibt es insgesamt teils größere Unterschiede, als man denkt, und da muss jeder für sich persönlich das Optimum durch Ausprobieren herausfinden.
Und noch was:
Es gibt passend und gewohnt. Wenn man also was ausprobiert, muss man dem Versuch auch etwas Zeit geben, um wirklich herausfinden zu können, ob etwas besser ist oder nicht.