2-Jahresbericht Projekt Al/C_29
Seit zwei Jahren ist das Projekt Al/C_29 nun schon im Dauereinsatz. Die Zeit ist zwar wie im Flug vergangen, dafür ist aber auch viel passiert. Es wurden mittlerweile
über 100 Touren und unzählige Feierabendrunden mit diesem selbst aufgebauten Rad gefahren. Ein paar Details wurden verbessert und Verschleißteile getauscht. Gravierende Defekte oder Funktionseinbußen gab es keine, dafür aber eine Ehrung zum
Bike der Woche von MTB-News.
Rahmen:
Der Fun Works‘TwentNiner‘ (Gen. 1) aus 3-fach konifziertem 7005er Aluminium hat bisher alle Misshandlungen und Dauerbelastungen klaglos weggesteckt. Keine Dellen oder Ermüdungen feststellbar. Auch die matt-olivgrüne Pulverbeschichtung hat sich als sehr robust erwiesen. In der ganzen Zeit gab es noch kein nacktes Aluminium zu sehen.
Die Geometrie mag zwar heutzutage etwas altbacken daherkommen, aber für den Haupteinsatz Tour ist sie für mich sehr angenehm zu fahren.
An Ersatzteilen brauchte ich aufgrund eines Sturzes nur einmal ein neues
Schaltauge.
Gabel:
Die Carbon-Starrgabel von BXT ist von Anfang an Bord. Ein extrem robustes Bauteil, die matte 3k-Oberfläche sieht immer noch aus wie neu. Steckachse/Buchsen, Schaftrohr und die einlaminierten PM-Bremsaufnahmen zeigen noch keinerlei Verschleiß. Ich mag das Direkte dieser Gabel. Bocksteif und kompromisslos. Es holpert, tut aber auch nicht weh. Rigid at its best.
Schaltgruppe:
Die
SRAM-NX-1x11-Schaltgruppe (Trigger, Schaltwerk, Kassette, Kette, Kettenblatt, Innenlager, Kurbel) arbeitet zusammen mit dem
SRAM SlickWire-Schaltzug immer noch knackig und präzise. Auch das Schalten unter Volllast im Berg oder unter extremen Schlammbedingungen funktioniert einwandfrei. Ein echtes Arbeitstier (
POV-Video: shifting).
Das originale 32er-Alu-Kettenblatt habe ich wegen besserer Bergperformance und Haltbarkeit gegen ein 30er-Stahl-Kettenblatt (
SRAM) ausgetauscht.
An Verschleiß gab es bisher zwei gelängte Ketten, 1 raues GXP-Innenlager und zwei eingelaufene Schaltwerksrollen.
Alle anderen Schaltkomponenten sind immer noch im Dienst. Hier hat mich vor allem die 11-fach NX-Stahl-Kassette positiv überrascht. Etwas schwer, dafür ultrarobust.
Bremsanlage:
Die
Magura MT2 (mittlerweile heißt das Modell MT Sport) tut einfach ganz unaufgeregt was sie soll:
Bremsen. Ein Finger reicht eigentlich für alle Verzögerungsumstände. Entlüftet wurde sie in den zwei Jahren nur einmal. Die originalen
Magura-
Bremsbeläge habe ich vor einiger Zeit gegen Kool-Stop-Beläge ausgetauscht. Das ergab doch ein bisschen mehr Biss.
Die zweiteiligen Alligator Windcutter-Bremsscheiben zeigen nur wenig Verschleiß. Auch sind sie gegen thermische Verformung recht unempfindlich. Mir gefällt übrigens die Kreissägenoptik immer noch sehr gut.
Laufräder:
Für mich und meine knapp 100 kg Systemgewicht auch ein positive Überraschung. Die
Mavic Crossride FTS-X 29er Systemlaufräder halten bis dato alles aus was einem komplett ungefederten Bike so widerfährt: Nicht nur rumpelige Singletrails, sondern praktisch jeder Feldweg teilt Prügel Richtung Aluminiumfelgen und Stahlspeichen aus. Aber bisher keine Seiten- oder Höhenschläge, keine lockeren oder gebrochenen Speichen. Auch die Naben und der Freilauf halten bisher stand. Das Gesamtgewicht des Laufradsatzes von ca 2 kg finde ich für den günstigen Preis vollkommen in Ordnung.
Reifen:
Ich vertraue schon seit Jahren auf Hutchinson. Die Franzosen fertigen einfach stabile
Reifen. Anfangs waren noch zwei Python 2 Pneus verbaut. Da der Trailanteil mit der Zeit aber immer größer wurde hat das Projekt Al/C_29 mittlerweile auf andere Modelle umgesattelt:
Den Bodenkontakt übernehmen vorne der grobstollige Hutchinson Taipan (29*2,25) und hinten der feingliedrige Hutchinson Cobra (29*2,25). Beide um die 800 g schwer, unkaputtbar und langlebig. Platten bisher bei beiden keine (Ich fahre die Exotenlösung
Schlauch mit etwas eingefüllter
Dichtmilch).
Der Antriebs/Brems/Seitengrip ist einwandfrei. Man kommt echt gut durch, das Haltegefühl in der Schräge ist vertrauenserweckend und die Bremse bekommt ihre Kraft auch auf den Boden übertragen.
Lenkung:
Vom anfänglichen 680er-Carbon-Flatbar auf mittlerweile 760er-Alu-Prügel mit Rise: Ein schwarzer Ritchey Trail Riser Bar thront jetzt an der Front. Auch wenn es mit solchen Breiten auf meinen Pfaden manchmal echt eng wird, möchte ich keinen schmaleren Lenker mehr haben.
Die Ritchey WCS True Grip Ergo Moosgummi-
Griffe sind mittlerweile schon in der zweiten Generation auf dem Lenker. Die Erste wurde bei einem Sturz zerfetzt. Sie fühlen sich aber für mich so gut an, das sie durch das gleiche Modell ersetzt wurden.
Der Ritchey Trail 60 mm / 0 Grad Vorbau hat den ursprünglichen 80 mm BXT schon lange abgelöst. Die 20 mm weniger an Länge ergaben ein deutlich besseres Handling und mehr Steifigkeit.
Der integrierte Fun Works N-Light Steuersatz ist mittlerweile schon etwas angeschlagen. Die untere Steuersatzschale hat durch das permanente Bombardement von ungefederten Bodenunebenheiten einen etwas rauen Lauf. Auf Anraten hier im Forum habe ich schon mal die Abdeckung des Lagers geöffnet und nachgefettet. Über kurz oder lang wird aber eine neue Lagerschale nötig.
Pedale:
Candy, anyONE?
Crankbrothers Klickpedale, die Version Candy One mit zähen, minimalistischen Plattformen aus Kunststoff, gefallen mir in Form und Funktion. Seit zwei Jahren absolut zuverlässig beim Ein- und Ausklicken. Die Lagerung mit null Wartung immer noch top.
Sitzgelegenheit:
Die Carbon(+Alu)-Sattelstütze und der Voll-Carbon-
Sattel, beide von BXT, sind einfach klasse. Günstig, leicht, sehr robust. Selbst mehrere Stürze und häufiges Raus und Rein konnten den Komponenten wenig anhaben. Eine der Sattelbefestigungsschrauben ist nach einer Tour mal gebrochen, habe dann beide Edelstahl-Kugelkopfschrauben durch Titan ersetzt. Das irgendwann aufgetretene Knarzen der Carbon-Stütze im Alu-Sattelrohr hat ein Hauch mattschwarzer Sprühlack ausgemerzt. Mittlerweile ist die Stütze durch Schlammpartikel allerdings etwas angekratzt. Da muss dann doch mal etwas Neues her.
Btw, auch wenn man es dem ultradünnnen, ungepolsterten
Sattel nicht zutraut, das Carbon-Konstrukt ist ausgesprochen bequem. Es ist aber auch im Falle eines Sturzes wegen der harten Kanten nicht ungefährlich. Darüber sollte man sich im Klaren sein…
Mein Resümee:
Skizziert, geplant, für 1150 € genau 10,4 kg Fahrradteile eingekauft und zusammengeschraubt. Rausgekommen ist ein spaßiger, ausdauernder Begleiter für meine Oldschool-XC-Touren. Kein Bling-Bling, keine Übertechnisierung, keine unnötiger Komfort. Die im Laufe der 24 Monate durchgeführten Anpassungen haben das ursprüngliche Konzept eines minimalistischen Rigids auch nicht verwässsert, sondern verfeinert.
Danke fürs Lesen. Meinungen sind natürlich wie immer erwünscht
Zum Abschluss noch ein paar bewegte Bilder des Projekts Al/C_29
(Alle Videos auch in FullHD anwählbar)
Den kompletten Werdegang des Projekt Al/C_29 findet man übrigens hier in
Aufbau- und Betrieb – Thread.
Don‘t believe the hype
Stefan