Nach ca. 200km mit dem Titan möchte ich euch an meinen Eindrücken teil haben lassen.
Ich hab den Rahmen in Größe L ohne Dämpfer von Bernhard gekauft, noch mal vielen Dank für die
reibunslose Abwicklung!
Ersetzt hat der Rahmen ein Kona Process 153 29 in Größe L von 2018. Die meisten Komponenten wurden auch von dem alten Rad übernommen (mit 2021er DebonAir Feder und Charger 2.1 Kartusche getunte 160mm Yari, Suntour TriAir Dämpfer, Laufradsatz, Cockpit usw.), nur Kurbelgarnitur, Sattelstütze und Kassette sind komplett neu.
An dem Kona hat mir von der Geometrie her einiges nicht mehr so ganz gefallen, vor allem die ultra kurzen Kettenstreben (425mm!), der flache Sitzwinkel und das für mich (1.79m, 89cm SL) grenzwertig lange Oberrohr waren die ausschlaggebenden Kriterien.
Als samstags der Rahmen ankam, hatte ich das Kona schon auseinander genommen und alle Teile geputzt und vorbereitet. Aufbau lief auch weitestgehend problemlos, nur die Kabel und Leitungen intern zu verlegen hat einiges an Zeit gekostet. Dafür siehts schön sauber aus. Etwas Bedenken hatte ich bei der Länge des Gabelschafts, reicht aber knapp noch. Irgendwann kommt da noch was neues, mit der Höhe der Front möchte ich noch etwas rumprobieren. Aber fürs Erste passt die Front mit 35mm Vorbau, keine Spacer unter dem Vorbau und einem Lenker mit 40mm Rise. Dann das erste Probesitzen und, siehe da: ich kann die kompletten 210mm Hub der Oneup Sattelstütze nutzen, das Titan ist für Langbeiner gemacht.
Ich hab zu erst die kurzen Ausfallenden in der hohen Einstellung montiert.
Und auf gehts zur ersten Probefahrt. Die Sitzposition ist nahezu perfekt für mich, deutlich weniger gestreckt als auf dem Process, kein Wippen und trotzdem ein sehr angenehmes Gefühl von Traktion am Hinterrad. Das setzt sich auch im etwas technischeren Uphill fort, einfach sitzen bleiben, strampeln und dem Hinterbau vertrauen reicht vollkommen aus. Ich erwische mich immernoch dabei wie ich, wenn es steiler bergauf geht, mein Gewicht weit nach vorne bringe um die Front am steigen zu hindern... dabei will die gar nicht steigen. Mit dem Process war es mit der Gewichtsverteilung im steilen Uphill immer eine Gratwanderung zwischen steigendem Vorderrad und durchdrehenden Hinterrad, das kann das Titan deutlich besser.
Nächster Punkt der getestet werden musste: Wheelies und Manuals. Hier sollten die langen Kettenstreben theoretisch von Nachteil sein, ist meinem Eindruck nach aber nicht so. Sicher braucht es etwas mehr Kraft die lange Fuhre bis zum Kipppunkt zu bringen, aber das hatte ich ziemlich schnell verinnerlicht.
Und weiter gehts auf richtige Trails, die hier in der Umgebung meist recht ausgebombt, eng und mit einigen Steilstücken gespickt sind. Und wieder ist das Titan dem Process um Längen überlegen, man fühlt sich extrem sicher, kaum was bringt einen aus der Ruhe. Dazu fühlt sich das Titan wenn es richtig ruppig wird extrem solide an. Das Fahrrad durch wurzeldurchsetzte Kompressionen zu drücken ist der Wahnsinn! Ich würde nicht sagen, dass der Hinterbau alles wegbügelt, zumindest bei meiner Dämpfereinstellung nicht, aber es fühlt sich richtig gut an! Mir fällt keine bessere Beschreibung als vertrauenerweckend und solide ein. Das wird nur noch besser, wenn es richtig steil wird.
Auch auf flacheren, kurvigen Abschnitten funktioniert das Titan wunderbar. Hinterrad versetzen, enge aufeinander folgende Kurven - alles kein Problem!
Ich könnte nicht sagen, dass das Titan, gerade im Vergleich zum Process, weniger "verspielt" ist. Eher im Gegenteil, das Fahrrad animiert dazu hier und da noch mal abzuspringen und mit voller Geschwindigkeit in die nächste Sektion zu krachen.
Für einen Bikepark Besuch in Oberhof habe ich die Ausfallenden in die tiefe Stellung gebracht und danach so gelassen. Was im Park erstmal ganz gut funktioniert hat, hat auf meinen Hometrails zu recht häufigen Vorderradrutschern geführt. Wahrscheinlich könnte ich das Problem mit einem etwas längeren Vorbau beheben, aber nach dem Wechsel zurück zur hohen Einstellung hab ich gemerkt, dass mir die Einstellung einfach besser passt. Bleibt also erstmal so.
Ansonsten soll demnächst noch ein Stahlfederdämpfer rein und die langen Ausfallenden werde ich noch
testen.
Eine Kleinigkeit, die mir nicht so gut gefällt gibt es allerdings. Die Bremsaufnahme sieht recht unschön aus mit Adapter für eine 200mm Scheibe und die Führung der Bremsleitung am Hinterbau ist nicht ganz optimal. Aber das sind nur Schönheitsfehler, die kann ich locker verkraften.