Nachdem das hier zum Bullshitschiessen verkommt, vielleicht nochmal ein paar Überlegungen on topic. (Sorry, da ich länger schrob, kamen inzwischen ja doch wieder Beiträge zum Thema

)
Die spannende Frage ist ja, wie kann
@reneweis in Zukunft sicher fahren, und um das zu beantworten auch, was ist passiert?
Ausserdem interessiert es mich persönlich auch deshalb, weil ich im Reisemodus immerhin auch Systemgewichte von ca. 125-130kg zu stehen bringen will. (und das Reiserad nicht mehr als 160er Scheiben darf)
Wir hatten viele Aussagen hier, zum einen: "Kann mir nicht vorstellen, daß eine ordentliche Bremse so schnell versagt!", zum anderen:"4 Kolben-Downhillanker und die grösstmöglichen Scheiben und alles ist grün!".
Ist das so?
Zu Vorstellen können (ich will hier nicht den Schlaumeier wie
@hnx raushängen lassen, aber wenn mans wissen will kommt man sich im Nachhinein manchmal wirklich blöd vor):
Ich kanns mir vorstellen, der Ablauf passt auf die klassischen Erklärungstheorien.
16% sind schon eine Ansage, wir haben in kurzer Zeit mehrere kurze Bremsungen, die die Geschwindigkeit nicht (wesentlich) verringern, aber die Bremse schon mal gut vorheizen. Dann kommt eine starke, längere Abbremsung, bei der initiales Fading aufzutreten scheint. Sieht man in der Geschwindigkeitskurve ganz gut, dort, wo die Verzögerung abknickt. Die Bremse wurde ja vorher nur im Flachland gefahren, also sind die Beläge noch nicht ausgegast gewesen (waren doch organische?). Damit wird der Bremsvorgang noch länger und die Zeit, in der sich der
Sattel aufheizen kann auch (obwohl jetzt weniger Bremsleistung erzeugt wird, hat die Scheibe ja Temperatur, und die Energie kann über die anliegenden Beläge in den
Sattel). Ich denke, das ist auch der Bereich, in dem die evtl. noch nicht am Limit befindliche Bremse über die Kante getrieben wurde. Dann die Hebel loslassen, und die Suppe kocht. Ich denke, da war es unerheblich, ob Wassertropfen im Öl waren.
Ich kanns mir vorstellen Teil 2:
Das waren doch nur 90 Sekunden, soll er sich Trockeneisklötze an die Scheiben binden?
Ich mach mal den einfachsten Vorschlag, wie man sich das vorstellen muss:
Oben hatte ich eine Arbeit zitiert, daß die Energie, die umgesetzt wird, linear mit der zu verzögernden Masse geht. Nehmen wir der Einfachheit halber an, die Energie geht im wesentlichen in die Scheiben, und die Wärmekapazität der Scheiben geht linear mit dem Durchmesser, dann stelle sich der durchtrainierte 75kg Fahrer bitte vor, er würde die Strecke mit 90/80cm Rotoren runterfahren. Der gutgebaute KnappUhU darf sich eine 120er Scheibe vorn und eine gerundete 105er hinten vorstellen.
Alternativvorschlag: die Tandemfahrer unter Euch werden mit 150kg Fahrergewicht eine konkrete Vorstellung verbinden können. Andere können bei z.B.
http://www.sudibe.de/tandem.html nachlesen, auch wenn das technisch ziemlich veraltet ist. Dort taucht der Begriff Schleppbremse auf. Tandemfahrer, die steilere Abfahrten fahren, machen das so gut wie nie mit nur zwei
Bremsen. Da ist fast immer was an Bord, was konstant (potentielle) Energie vernichten kann.
Dazu noch der Umstand, daß die Fahrbahn für ein Fatty quasi superleichtlaufend glatt ist.
Es gibt dazu noch den netten Praxisbericht eines frühen Rennradscheibenbremsadepten
http://www.bikerumor.com/2012/02/14/road-bike-disc-brakes-are-coming-but-will-they-work/
Der war leichter, hat aber Minimalrotoren mit den Paraboxsätteln (Alukolben!!) und wohl noch mehr Gefälle kombiniert.
Frage 2: wie kann
@reneweis in Zukunft sicher fahren?
Ich habe hier keine echte Erfahrung. Weder habe ich hydraulische Scheiben bislang ans Fading gebracht, noch eine Felge bis zum Reifenplatzer heißgebremst. Aber ich bin halt auch ein Schisser, und wenn der Packesel mit 30kg Gepäck 20% runtermusste (ohne Regen zur Kühlung) hab ich die Fuhre halt eher unter 20km/h gehalten.
Scheibengrösse: Nehmen wir den Ansatz von oben:
Die schweren Jungs unter Euch (ich sag mal so bei 120kg, also ca. 80% des Gewichtes) würde ich alle mit 200er vorn/hinten Scheiben und den fettesten Sätteln die der Markt hergibt, unterwegs vermuten, es sei denn ihr fahrt maximal eine Autobahbrücke runter (alternativ den Hamburger Berg

).
Würdet ihr sagen, daß ihr für Mittelgebirgsabfahrten noch 20% Luft nach oben zum sorgenfreien Fahren habt? Wären 20% kleinere Scheiben (160!) auch genug?
Was bringt hier ein fetterer
Sattel? Mehr momentane Bremsleistung. Klar. Aber die Handkraft des Fahrers war hier nicht das Problem. Und etwas mehr Standfestigkeit (mehr Masse). Aber wenn man sich das Szenario anschaut, ist der kritische Pfad die Fadingtemperatur. Die bringt ein 4-Kolben
Sattel nur minimal besser in den Griff (mehr Padfläche).
Was ich tun würde?
Solche Routen meiden? Doof.
Trotzdem vielleicht nicht vom Flachland direkt ganz hoch auf den Berg, sondern die Grenzen des Materials langsam steigernd austesten. Am besten unter kontrollierbaren Umständen (freier Auslauf!)
Bei den Tandemfahrern abkupfern. Eine 3. Bremse ans Rad, die entweder Grundlast übernimmt (Schleppbremse), oder beim Kochen der Hauptbremsen noch kalt ist, und eine Notbremsung erlaubt. Felgenbremse ist beim Fatty schwierig, und da wo eine Trommel hinkönnte ist schon eine Scheibe.
Solche Abfahrten auf jeden Fall langsam runterfahren. Daß was die Kumpels können (wenn die Vorrausfahrenden Kumpels sind) kannst Du nicht genauso. Auch wenn das dem Paradigma widerspricht, man solle kurz und scharf
bremsen, und dazwischen ruhig auf Geschwindigkeit hochlaufen lassen, weil dann die Luft mitbremst, das trägt nur begrenzt.
Eine im Mittel niedrige Geschwindigkeit verteilt die Bremsenergie auf einen längeren Zeitraum. Immer bei z.B. 20km/h kurz in die Eisen gehen ist halt was anderes als bei 40km/h. Ausserdem ist die Bremsung auf bzw. bis kurz vor den Stillstand dann eine erheblich geringere, treibt die Bremse also nicht so leicht über die Klippe. (Das was quadratisch geht, ist die kinetische Energie mit der Geschwindigkeit. Von 40 auf 0 muss 4x soviel Energie vernichten, wie von 20 auf 0. Gefälle hier nicht berücksichtigt).
Willst Du solche Abfahrten wirklich mit 80kg Flöhen um die Wette braten, wirds nicht mit Standardmaterial gehen. Da muss dann der Körpermasse entsprechender Sonderbau ran. Z.B. zwei Scheiben (li/re) vorn (klar, braucht eine entsprechend stabile Gabel), evtl. 'ne Rekuperationsbremse (ist so auch nicht am Markt zu haben).