14.09. 11:00 John O Groates, Nordostspitze Großbritanniens, 5m
Spontane Entscheidung bei Sauwetter gestern in Inverness: Ich spring in den preiswerten Bummelzug und lass mich in ein paar Stunden ans Nordende Grossbritanniens chauffieren.
Warum? Keine Ahnung, war nur so ne Idee. Wenn schon eine Tour im Norden, dann richtig. Der Küstenort Thurso wirkt allerdings reichlich desolat und das Wetter ist auch nicht besser.
Ich erkunde trotzdem den "Coastaltrail", gebe aber bald in einer Schlammwüste auf und fahre auf der Strasse...
... zum nördlichsten Punkt.
Hübsch wild hier, nur ein bisserl windig.
Trotzdem setze ich mir in den Kopf, an der Nordspitze zu übernachten. Im Windschatten eines kleinen Bunkerst steht das Zelt erst mal ganz gut.
Später am Abend wird der Wind dann allerdings zu einem Sturm, den ich in dieser Stärke überhaupt noch nicht erlebt hab. Mein Minizelt wird einfach platt auf den Boden gepresst, ich kann mich in der windigen Wurst aus hauchdünnem Nylon kaum mehr bewegen. Um einen Totalverlust durch Zerfetzen zu verhindern, rolle ich meinen Krempl unter grossen Mühen zusammen und flüchte mich drei Schritte weiter in die Eingangstür des Bunkers. Aufrecht stehen ist ausserhalb des Windschattens unmöglich, kriechen funktioniert leidlich.
Die Nacht verläuft daher mehr als ungemütlich aber immerhin ohne fortgeblasen zu werden. Auch am Morgen wütet der Sturm noch mit unverminderter Kraft. Mit Specki jetzt hier weg zu kommen, ist unmöglich. Zum Glück erscheint nach einer Weile ein Leichtturmservicemeister in einem dicken, schweren Lieferwagen und rettet mich von diesem windigen Platz. Der Wagen schaukelt zwar auch gewaltig, aber wir kommen doch umkippfrei zurück in die Zivilisation.
Und so finde ich mich nur wenige Minuten später in John O Groates an der britischen Nordostecke wieder.
Der Sturm ist hier schon deutlich moderater, aber baden wäre wohl immer noch keine gute Idee. Dafür gibts einen ganzen Haufen Tourikram und ein paar Bars zum frühstücken.
Und nun? Man könnte von hier prima nach Kreta radeln...
Erst mal will ich eigentlich irgendwie nach Westen, aber da besteht bei dem Wind grad nicht der Hauch einer Chance. Der Regen meldet sich ausserdem zurück, hier ist "Land unter".
Guten Morgen in den wunderschönen deutschen Spätsommer. Was mach ich nochmal hier?