Um meinen Senf auch mal noch dazu zu geben: Manchmal kommt es einfach auf die Betrachtungsweise an, bzw. auf die Details, auf die Umstände, auf die Zusammenhänge usw. Ein pauschales Urteil "Dieser Preis ist zu teuer" oder "Dieser Preis ist völlig angebracht", ist manchmal schwierig. Im Prinzip kann auch beides richtig sein (und ist in dem Fall m.E. auch). Man kann aber wenn man möchte die Einschätzung des Sachverhaltes verbessern indem man sich dazu austauscht, gegebenenfalls auf Fehler und auf bisher unberücksichtigte Aspekte hinweist etc.
Sticheleien, Sozial-Chauvinismus, Beleidigungen, persönliche Unterstellungen (ich sage das jetzt mal allgemein und will niemanden persönlich angreifen), sind da eigentlich ziemlich fehl am Platz und sorgen eher nicht dafür einen Sachverhalt besser zu verstehen, selbst mehr Erkenntnis zu erlangen u.ä.
Ich frage mich manchmal ernsthaft ob es hier im Forum (und im Rest der Welt) evtl. eine kleine Bildungslücke hinsichtlich der Wichtigkeit dialektischer Analysen und Methoden gibt. Ich kann mir das eigentlich nicht vorstellen, aber möglicherweise gibt es doch noch ein paar Menschen die ihren Hegel, Marx, Engels und Lenin da nicht mehr ganz parat haben. Denn sonst müssten sie ja eigentlich wissen, dass Widerspruch nicht per se antagonistisch ist. Das ist natürlich nur einer der vielen Aspekte der Dialektik, aber Widersprüche sind etwas elementares und der Umgang mit ihnen ebenfalls. In der Regel gibt es eine These, eine Antithese und letztlich eine Synthese, genauer eine Entwicklung z.B. einer Einschätzung bei der die erste sich als fehlerhaft, ungenau, unvollständig erwiesen hat, es dann eine Kritik, Korrektur, (konstruktiven) Widerspruch u.ä. gibt und anschließend ein verbessertes Ergebnis herauskommt. Im deutschen passt da das Wort
Aufheben erstaunlich gut: Die Fehler werden aufgehoben (im Sinne von negiert), das richtige wird aufgehoben (im Sinne von bewahrt) und der Komplex oder auch die Analyse auf eine neue Stufe aufgehoben (ist also etwas höheres, besseres, nicht einfach die ursprüngliche These oder ihre Antithese).
Natürlich kann auch etwas anderes dabei raus kommen: Z.B. einfach ein Verständnis davon wie die These gemeint war, dann können unterschiedliche Meinungen auch nebeneinander stehen bleiben, weil sie z.B. einfach subjektiv verschiedene Aspekte unterschiedlich stark gewichten (das ist im Hobby-Bereich um den es hier geht m.E. völlig ok, geht es um die Weltpolitik ist das i.d.R. was anderes).
Da es schon spät ist, einfach noch mal kurz: Unterschiedliche Positionen sollten als etwas normales verstanden werden und mit ihnen entsprechend umgegangen werden - erst mal versuchen die "Gegenseite" richtig zu verstehen, notfalls nachfragen, die eigene Einschätzung konstruktiv, wohl überdacht, logischerweise ohne Beleidigungen etc. formulieren, dann in Ruhe anhören was andere dazu meinen, die eigene Meinung überdenken, gegebenenfalls weiter diskutieren usw. usf. Wenn alles klappt kommen mit fortlaufender Entwicklung immer bessere Ergebnisse heraus, alle Beteiligten und ZuschauerInnen werden ein wenig schlauer, die Laune wird eher besser als schlechter, es wird keine Zeit mit unnötigen und destruktiven Nebensächlichkeiten verschwendet, alle verstehen sich gut und freuen sich
Falls es da bei jemandem Bedarf an einer Auffrischung hinsichtlich der Dialektik gibt, ist es gar nicht so einfach Texte dazu zu empfehlen. Im Prinzip gibt es einige Sachen in denen sie behandelt wird (in China gab es z.B. schon vor ein paar tausend Jahren ein gewisses Verständnis davon, siehe z.B.
dieser Vortrag der sich speziell mit dialektischen Ansätzen bei Laotse beschäftigt), von Engels gibt es einiges in verschiedenen Texten, von Lenin u.a. die philosophischen Manuskripte, dazu natürlich die dicken unverständlichen Wälzer von Hegel und ein paar neuere Versuche einer Zusammenfassung. Da das Thema in seiner Gesamtheit sehr kompliziert ist kommt man eigentlich nicht darum herum ein Verständnis davon anhand diverser Texte dazu und auch welcher die einfach in ihrer Art dialektisch sind (
Das Kapital von Marx etwa) zu lesen, oder sich anzuhören. Einige Sachen von Bertolt Brecht tragen ebenfalls zum Verständnis bei wenn man sie genauer anschaut (Lob des Zweifels / Lob der Dialektik /...). Edit: Hans Heinz Holz sei hier auch noch erwähnt.
Ein recht einfacher Einstieg könnte dieser Beitrag von SRF Kultur sein (ich lade mir solche Sachen immer mit videovor.com u.ä. als mp3 runter), da geht es erst mal um Hegel, das ist aber schon mal eine nicht so üble Basis (wenngleich die Korrekturen / Weiterentwicklungen später von Marx und Engels natürlich wichtig waren):
Schauen wir mal ob durch meine Hinweise die Streitigkeiten hier abnehmen - ich werde das genauestens im Auge behalten
Und jetzt gute Nacht
