8. Tag
"Kap der Angst"
21.08.2013
Riva - Corno della Paura - Altissimo - Riva
86 km, 2310 hm, 7 h
Höhenprofil Tag 8
Stimme aus dem Off:
Der Schlaf.
Der Schlaf ist ungemein wichtig, damit der Körper Kraft sammeln kann und das Gehirn sich sozusagen defragmentiert. Ein erholsamer Schlaf in Zeiten großer Anstrengung ist unter anderem unerlässlich für eine gleichbleibende Leistung und eine zügige Regeneration.
Uääähhh, was für eine Nacht... *Knautschgesicht*
Abgesehen vom immer noch furchtbaren Gestank kamen unsere Mitbewohner irgendwann nachts zu uns in das Zimmer. Nicht ohne das eine oder andere lautstarke Geräusch zu verursachen und eine neue Geruchsnote in den Raum zu schleppen:
Alkohol.
Juhu. -.-
Was soll's... Neuer Tag, neues Müff, äh Glück
Heute nehmen wir die andere Seite des Gardasees ins Visier.
Einen Tag zuvor haben wir uns eine Route aus dem Lago-Biker-Magazin herausgesucht, die vielversprechend klingt.
Zum Corno della Paura soll es gehen.
Also, frühstücken, Nase auskärchern und schnell mal das Material gecheckt...
Hui...
Karies am neuen Hinterrad:
Vielleicht hätte ich nicht diesen windigen
Reifen raufziehen sollen?! Den hatte ich letzten Winter beim N'Duro-Schlitten-Rennen gewonnen

Wat soll's, wird schon halten.
Wir wollen ja auch los. Das Wetter spielt schon mal mit:
Auch andere gehen schon fleißig ihrer Leidenschaft nach:
Das ist schon eine andere Kulisse zum Surfen als auf dem Rangsdorfer See.... Knapp über dem Horizont sieht man, hätte ich das Foto nicht so verkleinert, die vielen, vielen Kite-Schirme.
Hach... Urlaubsflair:
Blick über Torbole:
Und erneut geht es bergauf. Und da ist sie wieder, diese Leere in den Beinen, das Gefühl, auf keine richtigen Reserven zurückgreifen zu können.
Naja, ist ja auch mein 8. Tag. Klar, ist es auch Schneckes 8. Tag, aber mein 8. Tag ist härter, irgendwie.

Auf jeden Fall fühl ich mich anfangs ziemlich platt.
Und es wird ein langer Tag werden. Noch wissen wir das nicht. Aber im Nachhinein wird man sagen können, dass der Tag aus drei Teilen besteht:
Teil 1: Fahrt zum Corno della Paura.
Auszug aus dem Lago Biker:
"Weiter geht's nun auf einer bemnerkenswerten Trasse in der Steilwand der Colme di Vignola. Zu Moser-seligen Zeiten las man noch: Lebensgefahr, nicht versuchen! Und in der Tat, auch der Autor dieser Zeilen musste seinen ersten Versuch, die Flanke mit dem Bike zu passieren, in einem senkrecht zur Etsch hin abbrechenden Tobel mit aufgestellten Nackenhaaren der von Überlebenswillen getriebenen Vernunft opfern (Musstest Ihr den Satz auch mehrmals lesen, um ihn zu verstehen?). Anstelle des Schwindels trat Jahre später eine solide Holzbrücke und selten war eine Investition aus Bikersicht besser angelegt. Weiter geht es entlang der Flanke üebr die Bocca d'Ardole und eine konstvoll verschlungene Militärstraße(immer wieder mit spektakulären Tiefblicen) hinauf zum Horn der Angst", wie der seit Weltkrieszeiten gefürchtete Gipfel ins Deutsche übersetzt heißt."
Auffahrt nach Brentonico, Prada, Polsa...
Is' nich unser Fach, aber ich würd sagen, dass der Giro d'Italia hier gefeiert wurde.
Essen! Brot in Frischkäse dippen! Kalorienreiches Zeug in den Schlund laufen lassen!:
(Wie ruhig, romantisch und schön so ein Bild doch aussehen kann... Wie hektisch und trickreich die Erstellung so eines Fotos doch ist, in Wirklichkeit^^)
Je weiter wir kommen, um so besser geht es wieder, finde ich meinen Tritt. Sicherlich tut die wunderschöne Aussicht ihr übriges dazu. Auch mein Daumen und meine Knie sind recht still.
Leider habe ich weder die Kamera noch das Können um die besonderen Momente, so wie sie sich mir zeigen, abzulichten.
Wie z.B. diese kleine Plattform mit dem Haus, die mich an Bilder von Hans-Werner Sahm erinnern:
So fast in der Mitte ist es... Also ich finde es genial
Felsklippen, verschlungene Wege, Wiesen, Weite und die verschiedenen Farbtöne von braun und grün...
Ja, ich mag die Alpen.
: )
Und zwischendurch gibt es ja auch immer wieder etwas zu entdecken.
Schnecke ist wohl doch ne Nacktschnecke, die immer auf der Suche nach einem Haus ist. Anders kann ich mir ihren Drang, irgendwo rein klettern zu müssen, nicht erklären.
Irgendwann entdecken wir diesen Kamm, auf dem es auch noch einen schmalen Pfad gibt. Natürlich muss der befahren werden. Und wenn es auch nicht so wirkt, aber links und rechts ist das ziemlich abschüssig:
Niiicht naaaach liiinks faaaalleeeen...
Am Ende des Pfades empfängt uns dann eine Gedenkstätte, die an eine Gruppe Bergsteiger erinnert, die hier leider abgestürzt ist. Ihr seht also, durchaus ne haarige Ecke!
Aber eine schöne Aussicht hat es allemal:
Uuund weiter geht es. Den ganzen Tag über begegnen wir recht wenigen Menschen, was sehr angenehm ist. Das Wetter bleibt schön und warm.
Geiler Trail da links unten!?
Da am zweithöchsten Punkt des vorausliegenden Berges steht das Kreuz, an dem wir gerade noch waren.
15°° erreichen wir unser Ziel:
1) Von dort oben, oberhalb der Steilwand, kamen wir.
2) Dort ist die Gedenkstätte.
3) Dort der potentiell geile Trail.
Rastplatz beim Corno della Paura. Das letzte self-made Brötchen aus dem Kharma'schen Ofen wird verzehrt. Im Hintergrund zwei der wenigen Menschen, die uns begegneten. Wobei wir auch 2*2 Mountainbikerpärchen trafen.
Jetzt ists halb vier. Wir könnten über den Mt. Altissimo zurück zur Jugendherberge fahren.... Möglicherweise ist dieser Plan etwas überambitioniert. Von wegen der Strecke und der Höhenmeter, die wir schon hinter uns haben und die noch vor uns liegen.Uiuiuiui!
Hmm, was machn wa'n da? Wasmachnwanwasmachnwan.....
Also horsche ich in meinen Körper hinein...
Beine? Check!
Rücken? Check!
Geist? Check!
Dickdarm?... Ach, das führt zu weit.^^
Nun, es scheint so als ob wir das Wagnis eingehen können, also fahren wir ambitioniert weiter.
Inzwischen zeichnet sich der Altissimo ja auch am Horizont ab. Sieht aber irgendwie immer noch ganz schön weit weg aus. Und die Schlangenlinien bergauf wirken auch ein wenig furchteinflößend.
Teil 2: Fahrt zum Monte Altissimo.
Bange machen gilt nicht.
Während der gesamten Alpen-Tour stell ich immer wieder verwundert fest, wie schnell man doch mit dem Fahrrad vorankommt. Ziele, die in weiter Ferne scheinen, sind dann doch schneller da, als man zu hoffen wagt.
So vertrau ich dann auch darauf, dass der Weg zum Altissimo nur weit weg
wirkt. Außerdem läuft meine Maschine ja auch wieder ganz gut.
Kurzum, wir erreichen die Ausläufer des Altissimo, der nun doch wieder von wuselnden Ameisen-Menschen umlagert ist. Wir schwingen uns in den
Sattel und quälen uns den -Na? Richtig!- Schotterweg hoch.
Teilweise werden wir dabei ungläubig von den Passanten beäugt.
Ein vermutlicher Vater und sein vermutlicher Sohn sind hier ebenfalls mit dem Rad unterwegs, wobei deren Fahrkünste solche Vorhaben vermutlich ausschließen sollten, was ich durchaus nicht gehässig meine. Es ist halt nur beängstigend, ihnen bei der Fahrt über den Schotter zuzuschauen.
Renn.Schnecke: Die kennen wir doch aus der Jugendherberge?! 
Stimmt!
Die saßen am Nachbarstisch... na dann grüßen wir mal anständig und überholen schnell, um nicht doch noch in 1.Hilfe-Maßnahmen eingebunden zu werden
Grrr, selbst hier oben sind Autos unterwegs (Hintergrund):
Ächzend erreichen wir dann endlich den Gipfel, nachdem wir an einer lauten Ballermann-Musik-Gedächtnis-Bude vorbeikommen.

Also suchen wir uns auf dem großen"runden" Plateau eine ruhige "Ecke" aus. ^^
Geeeschafft.
Heute der Altissimo, morgen die ganze Welt.
Am liebsten hätte ich es ja gefilmt:
Die Wolken, die sich unterhalb unseres Plateaus befinden, werden vom Wind gegen den Altissimo gedrückt, der vor unseren Füßen eine Steilwand aufweist. So fliegen die Wolken nun vor unserer Nase von unten nach oben und dann über unsere Köpfe hinweg. Natürlich in völliger Stille, schnell, aber nicht hektisch.
So etwas habe ich auch noch nicht gesehen
Mal zur Ruhe kommen...
Seele und Füße baumeln lassen...
Strickjacken-Wuffer vor heißer Kulisse
Aber irgendwann ist immer der Moment, an der die Sonne am Horizont anschlägt, also packen wir unsere sieben Sachen und machen uns an den Abstieg.
DER soll auf der anderen Seite hinab führen und in Teilstücken versuchsweise über den 601er entlanglaufen.
Ich möchte ihn mir zumindest mal anschauen.
Teil 3: Abfahrt auf dem Wanderweg 601 samt Nightride zurück in die Zivilisation.
Allein auf weitem Flur
Kleiner Kharma auf großer Abfahrt
Das Bild hier gibt einen kleinen Einblick über die Wesensart des Anfangs vom 601er:
Gesucht, gegen Belohnung, wird: Die Ideallinie
Kurzum: Er ist sehr verblockt und steinig mit kindskopfgroßen Steinen. Eine doch sehr technische Abfahrt, auf der uns auch nur wenige Fußgänger entgegen kommen. Einer bleibt auch prompt verdutzt stehen und schaut sich unser Schauspiel an.
Oh, ne Wandergruppe. Sich jetzt bloß nicht die Blöße geben und Schieben. 
Ha! Ohne abzusetzen oder stürzen "locker" an ihm vorbeigefahren. Der schnell aufgesetzte "gelangweilte" Gesichtsausdruck ist mir wohl auch gelungen, den er murmelte etwas Anerkennendes.
Schnecke klingt sich als erste aus dem Weg aus, weil das Wort Flow hier nichts zu suchen hat und es schlichtweg anstrengend ist. Sie nimmt einen Weg, der den 601er stetig kreuzt.
Wir sind endlich an der Straße, die hinab ins Tal führt, angekommen. Datt is' meine! *ha*
Bei der nächsten Kreuzung will sie dann eine Actionfoto von mir machen... alles klar...also stakse ich weiter durch das Geröllfeld.
Aber so richtig wohl fühle ich mich jetzt nicht mehr, so ohne Schnecke zum beeindrucken, Protektoren und dem schweren Rucksack, sowie meinem Tourenhardtail mit festen Sattelstütze etc. (Ausreden über Ausreden

)
Also brech ich aus dem Weg seitlich aus und nehm ebenfalls den anderen Wanderweg.
Hihi... Schnecke wartet schon mit dem Fotoapparat im Anschlag auf ihren Helden, der sie dann aber von hinten überrascht.
Später sehe ich dann, dass der 601er flowiger zu werden scheint. Ich glaube, Anlieger zu sehen und kleine Drops...mmh...doch ganz verlockend...neee, nicht hier und jetzt.
Nächstes Mal mit besserer Ausrüstung, denk ich mal. Man muss sich ja auch was offenhalten, gell?
Es wird außerdem dunkel, was auch die anderen Wege spannend werden lässt. Wir haben zumindest keine Langeweile:
Wie man sieht, haben wir es dann doch wieder abseits der Straße probiert. Ist das jetzt der 601 oder ein anderer Wanderweg? Ach, ich weiß es nicht. Ich will nur runter ins Tal! Is' spät genug...
Insgesamt hol ich mir an dem Tag gleich zwei Platten. Den letzten genau jetzt, bei der Abfahrt -.-
Die wird zügig, da wir noch etwas einkaufen müssen,
bevor die Läden zu machen, es immer dunkler wird und wir noch nicht mal ansatzweise in der Nähe von Riva sind.
Ganz nebenbei hält die Luft in Kharmas Platt-Schlauch nicht.
Lieblingsgeräusch 2013: *pffffffff*
Also ratzfatz den Berg runter gedüst, ratzfatz durch die Stadt gehetzt
mit weiter sinkendem Druck im Schlauch, lustig (gar nicht) nach einem Supermarkt rumgesucht (na, Streckennetz von gestern nicht gelernt?
*hüstel*), um Lebensmittel einzukaufen...
Grad so geschafft, puh.
...und dann schlappplatt in der Unterkunft angekommen. Geschafft. Mal wieder.

Aaangeblich ist Schnecke laut eigener Aussage auch erschöpft und schlägt vor, morgen etwas ruhiger zu machen. Na sicher...
Also morgen etwas später aufstehen.
Und in der Jugendherberge?
Ist inzwischen das Dekontaminierungsteam für chemische Kampfstoffe eingetroffen....
Hoffe ich.
Nee, stinkt immer noch (oder sogar wieder etwas mehr?) und die Verursacher sind auch noch da... pfff
-.-
Aber Müdigkeit ist wohl immer noch das beste Schlafmittel... so sagt man. ^^
Ich bin dann mal weg... schrrr-schrrrr *müff* schrrr-schrrr