hier noch der Bericht von Thomas Frischknecht zu seinem 1-Tages "Besuch" bei der Gipfelststürmer-Tour:
"Ich weiss; ziemlich typisch für einen der langsam gegen die 40 geht. Andere laufen in diesem Alter den ersten Marathon. Der Frischi schleppt jetzt sein Bike auf einen 4000er! Doch so absurd war die Gipfelstürmer Tour mit Lukas Stöckli auf das Breithorn gar nicht. Ich habe mein Bike schon auf wesentlich kleinere Berge länger getragen, als aufs Breithorn.
Doch alles der Reihe nach. Lukas Stöckli war schon vier Tage für seine Gipfelstürmer Tour von Montreux nach Lugano unterwegs, bei welcher er in sieben Tagen über 30'000 Höhenmeter zu bezwingen versuchte. Ich hingegen war im VIP-Programm. Anreisend vom Höhentrainingslager im Engadin,durfte ich mit Sohn Andri mit dem SF Fernseh-Heli von Schindelegi nach Zermatt fliegen. Danach mit der Bahn aufs Kleinmatterhorn und per Pistenfahrzeug zum Theodul Pass auf 3316 Meter über Meer. Da traf ich auf meinen ehemaligen Nationalmannschaftskollegen Luki Stöckli, welcher sich an diesem Tag über das Aostatal und Cervinia zum "Rifugio Theodulo" hoch kämpfte. Der Rest des Tages waren wir mit den Sicherheitsvorbereitungen und der Planung beschäftigt. War doch zusammen mit dem Schweizer Fernsehen eine beachtliche Anzahl Personen mit diesem Projekt beschäftigt. Trotz 4 Uhr Tagwache kamen wir nicht vor Mitternacht ins Bett. Doch Betten auf dieser Höhe sind sowieso nur zum ausruhen und nicht zum schlafen da. Liess uns unser Bergführer verlauten.
Noch im Dunkeln der Nacht, bei sternenklarem Himmel, ging es um 5:30 los. Die Umrisse des mächtigen Matterhorns waren aber schon deutlich zu erkennen. Ausser dem knirschen, unserer "Spikereifen" im gefrorenen Schnee und unserer Atmung (die war ziemlich heftig) war kein Ton zu hören. Die Route ging direkt die Skipiste hoch zum Kleinmatterhorn. Die war steil, sehr steil! Fahrbar nur in der kleinsten Übersetzung und mit einem kleinen Trick. Wir liessen unseren Federgabeln die ganze Luft ab, um den Lenker möglichst weit nach unten zu bringen. Danach überquerten wir das Breithornplateau, welches erst flach, dann aber auch immer steiler wurde. Bis auf 4000 m.ü.M. schafften wir es alles zu fahren. Ab da war die Anstrengung in dieser Höhe so enorm, dass es in den Armen zu kribbeln begann. Bevor es uns auch noch schwarz vor Augen wurde, setzten wir eine kleine Pause ein. Die restlichen 150 Höhenmeter bestiegen wir mit Steigeisen und geschultertem Bike. Den Grat dann auch gesichert durch je einen Bergführer. Dieser Grat war dann auch der Grat des (für mich als nicht Bergler) machbaren. Rechts und Links würde man da wohl nur einmal abrutschen. Zudem war es nicht leicht bei diesen Windböen noch ein Bike auf dem Rücken zu balancieren.
Doch die letzten 50 Meter auf dem Rücken des Breithorns waren dann wieder fahrbar. Der Gipfelmoment war einfach sensationell. Wir hatten als erste Biker überhaupt einen 4000er in den Alpen befahren! Ein absoluter Höhepunkt in meiner Bike Karriere!
Der Ausblick war atemberaubend. Vom Bernina über die Dufourspitze, der Poo Ebene bis runter nach St. Tropez und rüber zum Mont Blanc war alles zu sehen. Doch am eindrücklichsten während der ganzen Tour war eben das "Horu"(Das Matterhorn), welches aus der 4165m.ü.M. Perspektive vom Breithorn plötzlich nicht mehr so überragend da stand wie zum Beispiel von Zermatt aus her gesehen.
Vollgepumpt mit Adrenalin machten wir uns dann auf die Abfahrt, welche betreffend Steilheit das wohl extremste war, was ich je auf einem Bike bewältigt habe. Gesichert durch unsere Bergführer auf Skis und der Hilfe unserer Spikes sind wir in der Spur der Berggänger runter zum Plateau gefahren. Beim zurückblicken konnte ich kaum glauben, was wir da eben vollbracht haben. Für mich ist die Definition Steil neu erfunden worden. Bis "Trockener Steg" fuhren wir alles auf Schnee, ehe wir die
Reifen wechselten.Schliesslich in Zermatt angekommen, wollte Luki nochmals eine Zusatzrunde hoch zum Blauherd auf 2500m.ü.M. machen, um auf seine Höhenmeter zu kommen. Spätestens da waren die Strapazen, welche die dünne Luft hinterliess, zu spüren. In Zermatt wurden wir dann von allen herzlich empfangen. Bevor es wieder per Heli zurück nach Schindelegi und per Auto ins Engadin ging. Am Abend eines mega langen Tages lag ich dann wieder in meinem Bett in Muottas Muragl. Und trotz der enormen Müdigkeit konnte ich lange nicht einschlafen. Noch immer schossen tausend Gedanken und Eindrücke meiner spektakulärsten Biketour durch den Kopf..."