ich hab mir nochmals meine gedanken zum projekt einer singletrail-schwierigkeisskala gemacht.
das problem besteht ja immer noch in der verbalen definition der einzelnen schwierigkeitsgrade, wobei die unteren grade nicht das eigentliche problem sind, einem im oberen bereich der skala im eigentlichen sinn des wortes die passenden worte fehlen.
genau diesselbe problematik gabs / gibts andernorts auch, sie wurde bis heute nicht gelöst.
man erlaube mir einen kurzen exkurs ins klettern
die insider unter euch mögen mir meine wiederholungen verzeihen. also, anfangs gabs die UIAA-skala von 1-6, welche klettereien in ihrer schwierigkeit bewertete. in den 70ern wurden die sog. 'pump-risse' geklettert und mit 7 bewertet. die überbeanspruchte traditionelle skala war gesprengt. aber auch der 7. grad als mass der dinge hielt nicht lange bestand. eine neue klettergeneration rückte nach, diese packte die sache mehr von einem athletisch-turnerischen hintergrund an, klettern war nicht mehr bloss notwendigkeit auf dem weg zu alpinistischen ziel, nein, die kreative bewegung am fels, die auseinandersetzung mit dem medium fels, wurde zum selbstzweck. die schwierigkeitsgrade purzelten. bis heute.
tatsache war nun, in den unteren, traditionellen schwierigkeitsgraden (1-6) gab und gibt es eine verbale definition der schwierigkeit. den grad 7 konnte man in worten grad noch so definieren. aber jedem kletterinsider fällt heute beim lesen dieser definitionen auf, dass auch diese die realität nur unzureichend zu umschreiben vermögen und im einzelfall gar unzutreffend sind. und von 8 an aufwärts war halt einfach sense mit verbaler definition.
Die UIAA-Skala bzw. Alpenskala wie sie auch genannt wird, ist eine nach Stufen (Schwierigkeitsgraden) geordnete Schwierigkeitseinteilung. Die Skala ist nach oben offen (richtet sich nach dem höchsten bisher frei gekletterten Schwierigkeitsgrad) und wurde in den vergangenen Jahren stetig erweitert. Als Feinunterteilung der Schwierigkeitsgrade kommen noch die nachgestellten Zwischenstufen plus (+) und minus (-) hinzu, wobei plus (+) bedeutet, dass die Schwierigkeit an der oberen Grenze des Schwierigkeitsgrades liegt und minus (-) an der unteren Grenze.
Hier nun die verbale Definition der UIAA-Skala:
Bewertung Erklärung
I Geringe Schwierigkeiten. Einfachste Form der Felskletterei (doch kein leichtes Gehgelände!). Die Hände sind zur Unterstützung des Gleichgewichtes erforderlich. Anfänger müssen am Seil gesichert werden. Schwindelfreiheit ist bereits erforderlich.
II Mäßige Schwierigkeiten. Hier beginnt die Kletterei, welche die Drei-Punkt-Haltung erforderlich macht.
III Mittlere Schwierigkeiten. Zwischensicherungen an exponierten Stellen empfehlenswert. Senkrechte Stellen verlangen bereits Kraftaufwand. Geübte und erfahrene Kletterer können Passagen dieser Schwierigkeit noch ohne Seilsicherung erklettern.
IV Große Schwierigkeiten. Hier beginnt die Kletterei schärferer Richtung. Erhebliche Klettererfahrung notwendig. Längere Kletterstellen bedürfen meist mehrerer Zwischensicherungen. Auch geübte und erfahrene Kletterer bewältigen Passagen dieser Schwierigkeit gewöhnlich nicht mehr ohne Seilsicherung.
V Sehr große Schwierigkeiten. Zunehmende Anzahl an Zwischensicherungen ist die Regel. Erhöhte Anforderungen an körperliche Voraussetzungen, Klettertechnik und Erfahrung. Lange hochalpine Routen im Schwierigkeitsgrad V zählen bereits zu den ganz großen Unternehmungen in den Alpen und außeralpinen Regionen.
VI Überaus große Schwierigkeiten. Die Kletterei erfordert weit überdurchschnittliches Können und hervorragenden Trainingsstand. Große Ausgesetztheit, oft verbunden mit kleinen Standplätzen. Passagen dieser Schwierigkeit können in der Regel nur bei guten Bedingungen bezwungen werden.
VII Außergewöhnlich große Schwierigkeiten. Ein durch gesteigertes Training und verbesserte Ausrüstung erreichter Schwierigkeitsgrad. Auch die besten Kletterer benötigen ein regelmäßiges, an die Gesteinsart angepasstes Training um Routen dieser Schwierigkeit zu meistern. Neben akrobatischem Klettervermögen ist das Beherrschen ausgefeilter Sicherungstechnik unerlässlich.
VIII, IX, X, XI (noch) keine wörtliche Entsprechung (am besten ausprobieren und selber versuchen, es in Worte zu fassen...).
Eine verbale Definition ist aber auch problematisch und auch nicht mehr wirklich notwendig. Enormer Kraftaufwand samt ausgefeilter Technik ist erforderlich. Diese Schwierigkeitsgrade sind nur außerordentlichen Könnern zugänglich.
quelle:
http://www.alpenverein-freistadt.at/UIAASkala.htm
genau dasselbe ist der traditionellen eiskletterskala I-VI passiert, als 'new school' trends wie mixedklettern und eiskletterwettkämpfe aufkamen.
und nochmals dasselbe phänomen lässt sich beim biken entdecken. früher gabs fahrradfahren. das fand auf der strasse statt.
mit der geburt des bikes kamen die technischen anforderungen einer strecke als weiteres kriterium dazu. der sport und das material entwickelte sich weiter. bis hin zum heutigen freeriden auf schwierigen und schwierigsten singletrails im gelände [achtung: andere trends und stilrichtungen des bikens bewusst weggelassen, da hier irrelevant].
und an dieser stelle merken wir nun im verlaufe dieser diskussion, dass uns ab einem gewissen schwierigkeitsgrad die passenden formulierungen zur umschreibung desselben ausgehen.
einige habens versucht, ich auch. es trifft nie den kern des pudels.
aufgrund der zitierten historischen parallelen bin ich zum schluss gekommen, dass eine definition der singletrailschwierigkeiten beim biken nur über die flächendeckende bewertung der schwierigkeiten durch die e(rst)befahrer und bestätigung der einstufung durch wiederholer herausbilden kann. die eine oder andere einstufung wird nach oben oder unten korrigiert werden, es wird regionale unterscheidungen geben und es wird einige exponenten geben, die für ihre harte bewertung berüchtigt sein werden.
nur so kanns funktionieren. von der basis, von den einzelnen bikern her. eine schwierigkeitseinstufung wird immer nur ein bewertungsvorschlag sein. je anerkannter die kompetenz des 'einstufers' ist und je mehr leute die bewertung bestätigen, desto verlässlicher wird diese werden.
die verbale definition der unteren grade bietet dabei anhaltspunkt und ausgangslage, auf welcher die bewertung der schwereren trails aufbauen sollte.
die zusätzliche schwierigkeit beim biken besteht nun darin, dass die schweren trails schon befahren wurden und nun nachträglich bewertet werden sollten. das ist verständlicherweise nicht so einfach wie wenn sich jetzt gerade die bikebewegung erst aus den unteren graden lösen und einen grad nach dem andern die leiter hoch definieren würde.
ganz allgemein habe ich so meine zweifel, ob sich dieses hehre ansinnen einer schwierigkeitsbewertung für singletrails einigermassen vergleichbar und flächendeckend durchsetzen wird.
besonders in den oberen graden, wo sich die skala selber fortbilden sollte, ist die leistungsdichte halt einfach zu gering. wobei, das war beim klettern auch mal...
on verra.
jedenfalls glaube ich nicht, dass beim biken das verwendete material (cc-ht oder fr-fully) einen verzerrenden einfluss haben wird. wenn die bewertung durch die fahrer stattfindet, wird diese stets vom jeweils gebräuchlichsten bike-typ aus erfolgen. eben so, wie es der fahrer selber erlebt hat. wer ein "schwierigkeitsgraduntypisches" gerät spazieren fährt, muss halt selber dran denken, dass es für ihn auch etwas anders kommen könnte.
mann, was hab ich da für einen roman geschrieben?
mein persönliches kleines projekt:
dieses weekend haben wir in den alpen eine freeridetour vor, die wir selber noch nie gefahren sind. frei aus der wanderkarte und mit kenntnis der region vom fliegen und klettern her zusammengeschustert. wenn überhaupt, werden da ganz bestimmt noch nicht viele bikes entlang gefahren sein.
ich druck mir jetzt dann gleich die bestehende definition der schwierigkeitsgrade aus, nehm diese mit und wir werden dann versuchen, darauf aufbauend, eine abschnittweise und gesamte bewertung der tour vorzunehmen. fotoapparat werde ich auch dabei haben, mal schauen, dass mit ein paar anschauliche schnappschüsse gelingen.
mal schauen, was dabei rauskommt. wenn gewünscht, kann ich das dann mal online stellen und zur diskussion stellen.
gruss pat