Last Cinto im Test: Ruhrpotts Blitz

Last Cinto im Test: Ruhrpotts Blitz

Edle Trail-Bikes gibt es einige – doch kaum ein Bike macht so viel her wie das bildhübsche, federleichte und in streng limitierter Stückzahl in Deutschland gefertigte Last Cinto. Wie schlägt sich der Allrounder mit 145 mm Federweg am Heck gegen die Konkurrenz?

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Last Cinto im Test: Ruhrpotts Blitz
 
  • sehr edles Erscheinungsbild
  • geringes Gewicht trotz vergleichsweise viel Federweg
  • umfangreiche Konfigurations- und Individualisierungs-Möglichkeiten
  • Fokus auf Transparenz und Fairness bei der Produktion
Es wurde schon geschrieben: eher ein Produkt zum Kaufen als zum Fahren.
Da sonst die Last-Tests durchweg sehr positiv ausfallen und auch so aufgenommen werden, ist das schon ein wenig seltsam.
 
Da sonst die Last-Tests durchweg sehr positiv ausfallen und auch so aufgenommen werden, ist das schon ein wenig seltsam.
Bisher waren es ja hauptsächlich Einzeltests, die negativen Punkte muss man einfach im Vergleich zur Testkonkurrenz sehen. Wo die Tests stattfinden hat oftmals auch großen Einfluss auf das Ergebnis.
Ich pers. gebe nicht allzu viel darauf wenn ein Bike auf gemäßigten Hometrails getestet wird, da funktioniert alles iwie gut. Deswegen finde es auch gut das diesmal Videos dabei sind, so kann man sich einen guten Eindruck machen wo getestet wurde.
 
das ist halt auch nicht der erste test der einem last ein straffes fahrwerk bescheinigt.
Ich schätze mit so viel Progression hat man ein fahrwerk mit viel pop und gegendruck, ausserdem dürfte es eine gute smallbump compliance haben.
die kehrseite ist das evtl bei gerumpel nicht so viel Federweg genutzt wird.
So würde ich den hinterbau aufgrund der kinematikdaten einschätzen. scheint sich mit diesem und anderen testberichten zu decken.

Wobei nach der website von last das Cinto deutlich weniger progression als das Glen mit seinen 41% ab sag hat. 🤔
 
Zuletzt bearbeitet:
Wird ja viel geschrieben hier...und nur wenige fahren ein Cinto.
Ich fahre eins, mit dem Intend-FW und das funktioniert hervorragend. In flachen, ruppigen Stücken, in steilen, technischen Sektionen. Hinterbau mit dem Intend Hover funktioniert prima - musste ich - wie alle Dämpfer - einstellen, fahren, einstellen bis es gepasst hat. Tut es jetzt.
Gabel verwindet bauartbedingt in verblocktem Gelände - schlimm? Nein - nur anders.
Ich komme auch mit dem verhaeltnissmaessig steilen Lenkwinkel gut klar.
Fuer mich in der Reihe der Räder (Bronson V1, SB06) sicher ein sehr, sehr gutes Rad. Bergauf sowieso und bergab (fuer mich) absolut grossartig - (fuer mich) besser als das SB06 z.B.

Was nicht so brilliant war, ist die Kundenbetreuung von Last - Lieferverzug (das ist verständlich bei der aktuellen Branchensituation), Kommunikation deutlich verbesserungswürdig - grade in dem Segment. Auch bei der Frage nach der Abdeckung des Hinterbaus - statt Kommunikation gabs eine Auftragsbestätigung ueber ein Teil, das 15EUR kosten soll. Service waere, das einfach rauszuschicken.

Verarbeitung des Rads - auch im Vergleich zu SC und Yeti - absolut herausragend und deutlich besser. Klappern tut ganz und gar nichts.

Teuer? Ja. Aber auch nicht mehr als andere Räder.
Kein Eisdielenrad sondern eine Fahr(!)Rad.

Kein Fanboy Gelaber - das Zeug musss funktionieren - und das tut es. Aus praktischer Erfahrung und nicht aus dem Lesen eines Berichts und Mutmassung.
 
Ohje. Sprachliche Spitzfindigkeiten um einen Fehler finden zu wollen, mit Halbwissen kombiniert :D

Ich bin jetzt mal ganz undiplomatisch: du hast den Anti-Rise nicht verstanden.

Erklärung für alle anderen, die von der Aussage eventuell verwirrt werden könnten:
Anti-Rise beschäftigt sich dem Grunde nach nicht mit der Bremskraft selbst, sondern mit der trägen Masse. Beim Bremsen verschiebt sich der Schwerpunkt des Fahrers, man kann es einfach er-fahren, dass man sich gegen den Lenker abstützen muss wenn man hart bremst, um nicht nach vorne geschleudert zu werden. Hätte man einfach eine Feder, die nicht durch eine Umlenkung unterstützt wird, dann würde sich diese Feder durch die Verschiebung des Massenschwerpunkts nach vorne auseinanderziehen. Beim Anti-Rise betrachtet man nun, inwiefern die Umlenkung, also die Kinematik des Hinterbaus, beeinflusst welchen Einfluss die träge Masse beim Bremsen und Beschleunigen auf die Federauslenkung (Dämpfer) hat. Ein Anti-Rise von über 100% bedeutet, dass die Umlenkung die Schwerpunktverschiebung beim Bremsen überkompensiert, der Hinterbau zieht sich zusammen (wir erinnern uns, ohne Umlenkung würde sich die Feder auseinanderziehen). Ein Anti-Ris von unter 100% bedeutet, dass die Umlenkung die Schwerpunktverschiebung beim Bremsen nicht ganz kompensiert, der Hinterbau zieht sich auseinander.
Ein Anti-Rise von exakt 100% bedeutet, dass die Umlenkung die Schwerpunktverschiebung beim Bremsen exakt kompensiert, der Hinterbau bleibt in derselben Position, in der er ohne die durchs Bremsen eingeleitete Schwerpunktverschiebung wäre.

Real bedeutet das:
Mathematisch und isoliert in Bezug auf die Geometrieveränderung betrachtet, kann man durchaus die Ansicht vertreten, dass 100% Anti-Rise ein Optimum ist, da der Hinterbau sich eben durch Aktionen auf der Bremse weder zusammen- noch auseinanderzieht. Auf dem Trail und auch in der Bikeingenieurs-Welt gibt es da durchaus andere Ansichten und Präferenzen. Ein Anti-Rise über 0 hat immer einen Einfluss auf die Feder-Performance, der Dämpfer "verhärtet" sich sozusagen, um das Maß das benötigt wird um die Schwerpunktverschiebung zu kompensieren gemäß des Anti-Rise Werts. Ja, bei einem Anti-Rise von 0 ist der Dämpfer quasi komplett ungehindert in seiner Feder-Tätigkeit. Trotzdem würde niemand einen Anti-Rise von 0 fahren wollen, da das dann ein ungehindert vor sich hin schaukelndes Fahrrad zur Folge hätte, jede Aktion auf der Bremse hätte einen enormen Einfluss auf die Position des Dämpfers in seinem Hub. Andersrum hätte ein Anti-Rise von 200 zur Folge, dass der Dämpfer sich bei jeder Aktion auf der Bremse komplett zusammenzieht und überhaupt nicht mehr federn kann.
Irgendwo in der Mitte liegt die Wahrheit die sich dann auf dem Trail "gut anfühlt". Wo genau ist durchaus Ansichtssache des Konstrukteurs und auch des Fahrers. Da gibt es kein definitives "so ist es optimal und alles andere ist Mist". Manche bevorzugen ein etwas aktiveres weniger verhärtendes Fahrwerk und nehmen dafür eine Geometrieveränderung in Kauf, das wäre dann ein Anti-Rise von leicht unter 100%. Andere bevorzugen es, keinen Einfluss der Bremse auf die Fahrradgeomtrie spüren und opfern dafür ein wenig mehr Aktivität am Fahrwerk, das wäre dann ein Anti-Rise von 100%. Was wahrscheinlich am ehesten Konsens sein dürfte ist, dass deutlich über 100% an einem Enduro nicht so toll ist.

Und für das eigene Bild, das sich jeder machen kann: Das ist das Diagramm, das man auf der Last Homepage zum Anti-Rise des Cinto findet
Anhang anzeigen 1531719
Also sorry dass ich klugscheißen muss, aber da sich der zitierte Beitrag ja extra auf die Fahne geschrieben hat, Anti-Rise erklären zu wollen, fürchte ich zumindest etwas ergänzen zu müssen, sonst wundern sich vielleicht manche, wie das tatsächlich funktioniert.

Beim Bremsen heben sich Fahrer und Fahrrad hinten quasi hoch, was durch die Massenträgkeit in Verbindung mit Hebelkräften verursacht wird. (Ist im Prinzip auch nichts anderes, als wenn man gegen ein festes Hindernis fährt und over the bar geht, nur halt weniger extrem, weil die Verzögerung beim Bremsen weniger extrem ist.) So weit, so richtig. Durch dieses hinten Hochgehen wird natürlich die Federung entlastet, sie dehnt sich aus (es wirkt weniger Kraft auf die Federung als mit Fahrer in Ruhe, da durch die Massenträgheit zumindest teilweise die Schwerkraft kompensiert wird), weshalb man davon spricht, die Geometrie würde sich verändern (gemeint ist dabei im Vergleich zur Grundposition im Sag).

Nun zum Anti-Rise:
Beim Bremsen wird eine Kraft in den Rahmen eingeleitet (man erinnere sich an das Prinzip Actio gegengleich Reaction: wenn der Bremssattel an der Bremsscheibe greift und über das Rad eine Kraft auf den Boden ausgeübt wird, dann übt das gleichzeitig auch eine Kraft auf den Bremssattel aus, welche dieser an den Rahmen weitergibt). Der Bremssattel ist immer an dem Teil des Rahmens befestigt, an dem auch die Hinterachse ist (andernfalls wäre blöd, weil sich sonst der Abstand Bremse zu Radachse mitunter ändern würde und die Bremse dann eventuell ins Leere greifen würde). Nun ist aber der Teil des Rahmens, an dem die Hinterachse sitzt, je nach Hinterbaukonzept anders mit der Federung verbunden und entsprechend wirken nun beim Bremsen andere Kräfte auf die Federung (das ist die Kraft von vorhin auf den Bremssattel, welche dieser auf den Rahmen überträgt und der Rahmen dann eben auch auf die Federung). Diese Kraft ist schon mal grundsätzlich verschieden, je nachdem ob das nun ein Eingelenker ist, ein Horst Link (also Viergelenker mit eher langen Streben) oder Short Link Viergelenker (VPP etc) oder irgendwas exotisches, und dann hängt es je nach Grundkonzept im Detail nochmals davon ab, wo die jeweiligen Lagerpunkte angeordnet sind.

Diese Kraft, die also durch das Bremsen (konkret: Bremsen mit dem Hinterrad, das Bremsen mit dem Vorderrad hat damit nichts zu tun) in die Federung eingeleitet wird, nennt man Anti-Rise. Das deshalb, weil die in aller Regel entgegen der Anhebung durch die Massenträgheit wirkt. Der Anti-Rise, wenn man ihn als Zahl bzw als Prozentangabe verwenden will, ist etwas genauer definiert, was aber fürs Grundverständnis keine Rolle spielt. Was man noch wissen will, ist vielleicht, dass ein Anti-Rise von 100% eben genau der Wirkung der Massenträgheit entgegenwirkt und man sich dann beim Bremsen in genau der gleichen Position befindet, als führe man ungebremst dahin (also im Prinzip im Sag; im Prinzip im Sag sage ich mal deshalb, weil es dafür eine Rolle spielt, ob man bergab fährt oder nicht, weil sich dabei die Gewichtsverteilung zwischen den Rädern ändert und damit auch die Auslenkung der Federung ohne weitere Kräfte, während dem Anti-Rise das Gefälle eher egal ist). Sprich ein Anti-Rise von 100% „erhält die Geometrie“. Ein Anti-Rise von 0% bedeutet dagegen, dass durch das Bremsen gar keine Kraft auf die Federung ausgeübt wird (die verliert sich dann quasi irgendwo in den Drehpunkten des Hinterbaus oder anders ausgedrückt, der Dämpfer steht dann genau senkrecht zur Kraft, welche das Bremsen im Rahmen bewirkt). Deshalb sagt man, dass ein Anti-Rise von 0% „die Federung nicht beeinflusst“. Was man jetzt gut findet, kann jeder für sich entscheiden. Zu Bedenken ist, dass auf die Federung eh immer Kräfte wirken, ein Anti-Rise von 0% muss also sicher nicht das Ziel sein. Ein Anti-Rise von weit über 100% ist dagegen sicherlich nicht gut, weil man dann der Federung bestimmt zu viel an Spielraum nimmt.

Eine abschließende Bemerkung: Anti-Rise ist ein Effekt, der dadurch auftritt, dass durch das Bremsen eine Kraft in den Rahmen eingeleitet wird, welche der Rahmen auf die Federung überträgt. Anti-Squat dagegen ist ein Effekt, der dadurch auftritt, dass durch das Treten und damit über die Kette eine Kraft in den Rahmen eingeleitet wird. Die Optimierung beider Effekte beeinflussen sich gegenseitig, sodass hier meistens Kompromisse vom Designer gemacht werden müssen. Wie diese Kompromisse aussehen, ist wesentlich von der Wahl des Hinterbaukonzepts (Horst Link, VPP etc) abhängig.

Alles weitere, also zB welche Werte von Anti-Rise welche Hinterbaukonzepte typischerweise hervorbringen, ist an genügend Stellen im Netz dargestellt, auf die ich hiermit verweisen möchte.

Sorry fürs Klugscheißen.
 
Als Tarvofahrer (hat ja den gleichen Hinterbau) klinke ich mich mal kurz ein.
Ich bin das Tarvo mit RS Superdeluxe Luft probegefshren und habe jetzt einen Coil drin. In beiden Fällen kann man das Bike mit hohen Sag sehr aktiv einstellen, aber das ist nicht wirklich des Bike's Metier. Viel mehr handelt es sich m.M.n. um ein poppiges Bike, das aktiv gefahren werden will und mit präziser Führung dann auch in extrem technischen und verblockten Gelände brilliert (Spitzkehren, Stolperbiken etc.), dennoch bei einer verpatzten Landung genug Reserven bietet.
Und genau dafür habe ich das Bike, für technische Trails im Harz und Bikeparkeinsätze (bin mit noch keinem Bike so gut gesprungen).
Wer eine Sänfte zum reinhalten kaufen möchte, nimmt sich eher ein Jekkyl oder oder ein Kavenz, denke ich.
 
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Fuer mich in der Reihe der Räder (Bronson V1, SB06) sicher ein sehr, sehr gutes Rad. Bergauf sowieso und bergab (fuer mich) absolut grossartig - (fuer mich) besser als das SB06 z.B.
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Vielen Dank für Deine Eindrücke, magst Du noch etwas ausführen warum es für Dich bergab besser als das Yeti SB06 ist.
 
Das Gegenteil ist der Fall. Die Bezeichnung der Rahmengrößen bei Last führen in die Irre. Mit der Umstellung von den typischen Größen S,M,L,XL,XXL auf die "185er" Bezeichnungen wird der Kunde dazu verführt den Rahmen immer eine Nummer zu groß zu wählen. Ist aber ja auch ein Trend der Radindustrie "Lang = besser". Ich verstehe diesen Trend nicht. Jedenfalls sind die Rahmengrößen bei Last ganz klar auf die CONS Liste zu setzen. Man darf nie vergessen:

S = 155
M=165 (fährt meine Frau mit 1,73m - passt perfekt)
L=175
XL=185 (fahre ich mit 1,94m - ist mir einen ticken zu lang)
XXL=195

Warum so erfahrene Tester mit Blick auf die Geometrie Tabelle sich nicht die passende Rahmengröße auswählen ist mir schleierhaft. Ist hier aber schon wiederholt vor gekommen.
Meine Frau fährt mit 159 ein 165=M, passt perfekt. Ich fahre mit 184 ein 185=xl, passt perfekt. Dass man niemals eine Größenbezeichnung findet, die zu 100% passt, das sollte doch wohl jedem klar sein. Denn hier sind doch die Vorlieben eines Jeden sehr verschieden. Und da ist es doch wumpe, ob da XL oder 185 steht. Ein Blick in die Tabelle oder eine Testfahrt ist doch, wenn wir ehrlich sind, bei so teuren Geräten unabdingbar.
 
Also ich fahre ja seit dieser Saison ein Cinto. Leider habe ich es bisher noch nicht in die Eisdiele geschafft, dafür aber auf ein paar Hometrails im Pott sowie nach Italien, Griechenland, Norwegen in die Schweiz, nach Korsika, Slowenien, Kroatien… Und ich muss sagen, dass ich mir für diese doch sehr unterschiedlichen Gebiete und Trails keinen besseren Allrounder vorstellen kann. Ich fahre das Rad mit CaneCreek Fahrwerk, unter anderem mit einem Kitsuma Coil mit leichter Valt-Feder. Das Bike schluckt was es soll und tatsächlich mehr als erwartet (bin vorher Coal gefahren), sorgt aber gleichzeitig für ein tolles Feedback vom Trail - der Hauptgrund, weshalb das Cinto damals beim Testfahren das etwas indirektere Tarvo ausgestochen hat. Tja, da sind wir eben alle verschieden. Ich bin übrigens weder übertrieben reich, noch brauche ich unbedingt das Bike mit dem leichtesten Rahmen des Universums, ich stehe aber auf diese leider in vielen Branchen sehr selten gewordene Kombination aus persönlichem Einsatz und Enthusiasmus sowie Ingenieurs-Knowhow der Entwickler, auf die man bei Last noch trifft. Und mit der die kleine Klitsche viele etablierte Großkonzern-Bikes in anderen Test alt aussehen lassen hat. Dass nahezu die gesamte Wertschöpfung des Rahmens in meiner Nähe stattfindet, ist ebenfalls hammer. Bei mir klappert übrigens nix, mein Cinto ist das leiseste Bike, das ich je gefahren bin und ich hab auch keine Schleifspuren (da hätte ich ja schon auch gerne gewusst wo die im Test aufgetreten sind).
Cheerio
 
Vielen Dank für Deine Eindrücke, magst Du noch etwas ausführen warum es für Dich bergab besser als das Yeti SB06 ist.
Tatsaechlich ist es wahrscheinlich eine Kombination aus den grösseren Laufrädern, der Geometrie - ich kann das nicht an etwas Einzelnen festmachen. Als ich auf das Bronson oder auch das Cinto aufgestiegen bin, war es gleich "richtig" - beim Yeti war es das nicht der Fall. Tut mir leid - und ich bin auch der Überzeugung, dass sich eben nicht alles an Zahlen festmachen lässt.
 
Was man noch wissen will, ist vielleicht, dass ein Anti-Rise von 100% eben genau der Wirkung der Massenträgheit entgegenwirkt und man sich dann beim Bremsen in genau der gleichen Position befindet, als führe man ungebremst dahin (also im Prinzip im Sag; im Prinzip im Sag sage ich mal deshalb, weil es dafür eine Rolle spielt, ob man bergab fährt oder nicht, weil sich dabei die Gewichtsverteilung zwischen den Rädern ändert und damit auch die Auslenkung der Federung ohne weitere Kräfte, während dem Anti-Rise das Gefälle eher egal ist). Sprich ein Anti-Rise von 100% „erhält die Geometrie“. Ein Anti-Rise von 0% bedeutet dagegen, dass durch das Bremsen gar keine Kraft auf die Federung ausgeübt wird (die verliert sich dann quasi irgendwo in den Drehpunkten des Hinterbaus oder anders ausgedrückt, der Dämpfer steht dann genau senkrecht zur Kraft, welche das Bremsen im Rahmen bewirkt). Deshalb sagt man, dass ein Anti-Rise von 0% „die Federung nicht beeinflusst“. Was man jetzt gut findet, kann jeder für sich entscheiden. Zu Bedenken ist, dass auf die Federung eh immer Kräfte wirken, ein Anti-Rise von 0% muss also sicher nicht das Ziel sein. Ein Anti-Rise von weit über 100% ist dagegen sicherlich nicht gut, weil man dann der Federung bestimmt zu viel an Spielraum nimmt.
Lass mich das doch mal anders darstellen, und wäre für mich so verständlicher, wenn es so richtig ist. Vielleicht für andere auch. Bitte korrigiere, wenn falsch.
Die Massenträgheit wird kompensiert. Wird sie zuwenig kompensiert, Anti-Rise deutlich kleiner 100%, wirkt durch die geringere Masse eine geringere Kraft auf die Federung und Dämpfung. Also quasi wie wenn plötzlich ein anderer leichterer Fahrer mit meinem Bike ohne Korrektur der Federung und Dämpfungeinstellung fahren würde. Für diesen würde sich das zu hart anfühlen. Bei Über-Kompensation genau umgekehrt.
Sprich bei einem Anti-Rise von um die 100% bleiben die Kräfte ungefähr so, wie ohne Einwirkung der Bremse, die Federung und Dämpfung arbeitet also so, wie von mir eingestellt.

EDIT: Habe gerade noch Gregors Beitrag in letztem Podcast gehört. Ein Resumee, Gewichtsverlagerung des Fahrers bedingt durch Fahrstil/-technik hat einen deutlich größeren Einfluß als der Anti-Rise Wert.
Das erklärt dann auch, wieso vom heoretisch optimalen Anti-Rise abweichende Werte nicht ungedingt als negativ empfunden werden. Sprich - den Anti-Rise nicht dogmatisch betrachten, sondern lieber an seiner Fahrtechnik arbeiten. ;)
 
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Lass mich das doch mal anders darstellen, und wäre für mich so verständlicher, wenn es so richtig ist. Vielleicht für andere auch. Bitte korrigiere, wenn falsch.
Die Massenträgheit wird kompensiert. Wird sie zuwenig kompensiert, Anti-Rise deutlich kleiner 100%, wirkt durch die geringere Masse eine geringere Kraft auf die Federung und Dämpfung. Also quasi wie wenn plötzlich ein anderer leichterer Fahrer mit meinem Bike ohne Korrektur der Federung und Dämpfungeinstellung fahren würde. Für diesen würde sich das zu hart anfühlen. Bei Über-Kompensation genau umgekehrt.
Sprich bei einem Anti-Rise von um die 100% bleiben die Kräfte ungefähr so, wie ohne Einwirkung der Bremse, die Federung und Dämpfung arbeitet also so, wie von mir eingestellt.
Ich fürchte, da ist noch ein kleiner Knoten im Verständnis. Der letzte Satz ist allerdings richtig (wobei man da genauer auf die Federung reduzieren müsste, denn die Dämpfung in einem Federelement ist eigentlich nur abhängig von der Bewegungsgeschwindigkeit der Federung; aber das ist ein Fass, das ich hier nicht aufmachen möchte 😀)

Also erstens, aufgrund der Massenträgheit lupft es dich, sprich du stehst mit weniger Gewicht auf den Pedalen. Das kommt daher, weil dein Körperschwerpunkt sich erst mal grade weiter bewegen will, während dein Rad beim Bremsen eben verzögert. Da dein Schwerpunkt aber oberhalb der Ansatzpunktes der Bremskraft ist, die letztlich ja auch dich verzögern soll, entsteht ein Drehmoment, so dass dich das Bremsen eben nicht nur abbremst, sondern auch nach oben lupft. Für deine Federung bist du dann in dem Moment leichter als normal und deshalb steht deine Federung höher im Federweg als normal. Normal wäre eben in der Ebene im Sag wegen deines Körpergewichts. (Außerhalb der Ebene stehst du eher nicht im Sag, weil die Radlastverteilung sich ändert. Wie genau, kommt drauf an, wie du dann auf dem Bike stehst, ist hier aber auch nebensächlich.) Quintessenz ist, wenn du bremst, stehst du höher im Federweg, als wenn du nicht bremst, WENN ES KEINEN ANTI RISE GIBT. Keinen Anti-Rise gibt es zum Beispiel, wenn du nur mit der Vorderbremse bremst, weil dann die hintere Bremse eben keine Kraft auf den Rahmen überträgt.

Zweitens jetzt zum Anti-Rise. Wenn ich mit der Hinterradbremse verzögere, wird eben durch den Bremsvorgang eine Kraft auf den Rahmen ausgeübt. Das ist ganz einfach zu sehen: Wenn die Bremszange an der Scheibe greift, will sich die natürlich mitdrehen. Da sie aber fest am Rahmen ist, wirkt auf den Rahmen eine Kraft. Die wirkt übrigens bei allen üblichen Platzierungen der Bremse nach unten auf den Hinterbau, weshalb auch klar ist, dass diese Kraft in aller Regel die Federung komprimieren wird. Auch schnell klar wird, dass sich Horst Links etwas anders verhalten als die meisten anderen Hinterbauten, weil da ein Lager der Kinematik relativ nah am Punkt liegt, wo die Kraft auf den Rahmen wirkt, während bei den meisten anderen Hinterbaukonzepten die Drehpunkt alle viel weiter vorne sind.

Also haben wir beim Bremsen mit der Hinterradbremse eine Kraft, den sogenannten Anti-Rise, welche die Federung des Hinterbaus komprimiert und demnach genauso wirkt, wie normalerweise unser Körpergewicht. Gleichzeitig ist die Wirkung unseres Körpergewichts beim Bremsen nach dem eingangs beschriebenen Effekt reduziert. Wenn nun der Effekt des Anti-Rise genau den Effekt der Massenträgheit neutralisiert, sprich wenn auf den Dämpfer beim Bremsen eine Kraft wirkt, nämlich die Kombination aus verbleibender Schwere des Fahrers und Anti-Rise, die genauso groß ist wie die Schwerkraft ohne Bremsen, dann spricht man von einem Anti-Rise von 100% und dann steht die Federung (in der Ebene) genau im Sag, sprich das Rad steht so da bzw. fährt wie sonst auch.

Wie stark man bremst bzw. wie schwer der Fahrer dabei ist, spielt (zum Glück) keine (große) Rolle. Wie stark man bremst ist deswegen unerheblich, weil beim schwachen Bremsen der Effekt der Massenträgheit natürlich viel geringer ist wie auch die Kraft, die auf die Bremse und damit auf Rahmen und als Anti-Rise auf die Federung wirkt. Wie schwer der Fahrer ist, spielt aus demselben Grund keine Rolle, weil bei einem schwereren Fahrer nicht nur quantitativ mehr Schwerkraft durch die Massenträgkeit kompensiert wird (prozentual bleibt das gleich), sondern auch mehr Kraft fürs Bremsen nötig ist und also auch mehr Kraft auf den Rahmen wirkt und quantitativ mehr Anti-Rise produziert (prozentual bleibt es auch hier gleich). Zudem ist die Federung in allen Fällen ja durch den Sag auf das Fahrergewicht normiert, sodass sich auch hier keine Effekte bemerkbar machen. (Wollte man es ganz genau berechnen, müsste man Gewicht und Ausmaß des Bremsens schon berücksichtigen, weil dann z.B. Dinge wie Reibung in Lagern eine Rolle spielen, die nicht unbedingt linear mit den angesprochenen Größen skalieren.)

Ich hoffe, es wurde jetzt klarer. Wenn nicht, würde ich mir nicht zu viele Gedanken machen, denn man kann den Anti-Rise auch überschätzen. Zum einen muss man sehen, dass der Anti-Rise ein Effekt der Hinterradbremse ist. Bremst man nur mit der Vorderradbremse, dann gibt es den Effekt nicht (den Effekt der Massenträgheit allerdings schon). Auch ist klar, dass ein Anti-Rise erst mal nicht verkehrt ist, denn ohne Belastung auf dem Hinterrad bremst es sich damit schlecht. Daraus folgt dann auch, dass Verallgemeinerungen, was jetzt ein guter Anti-Rise ist oder nicht, wohl kaum Sinn machen, denn im Steilen stellt sich eine Bremssituation halt ganz anders dar als im Flachen, und da machen ein paar Prozent mehr oder weniger Gefälle vielleicht auch mehr aus als ein paar Prozent Anti-Rise.

Noch ein Wort zur Vorderradbremse: Da die Kraft, welche die Bremse erfährt, im Wesentlichen senkrecht zur Gabel wirkt, die meisten Gabeln aber stur in Richtung der Gabel federn, gibt es an der Gabel eher keinen Rise oder Anti-Rise. Eine Auswirkung hat das Bremsen aber auf die Reibung in den Standrohren, da senkrechte Kräfte auf die Standrohre natürlich eine Verwindung bewirken. Beim Bremsen federt eine Federgabel also prinzipiell schlechter. Inwiefern man das merkt, dürfen andere diskutieren. Wer sich allerdings Gedanken über Anti-Rise an der Gabel machen will, muss sich halt eine Parallelogrammgabel wie z.B. Trust zulegen.

Und abschließend: Wer sich noch mehr für das Thema interessiert, der soll mal in den Tiefen des Internets stöbern. Man kann Anti-Rise wie übrigens auch Anti-Squat grafisch schön darstellen und auch berechnen. Gibt viele Tutorials dazu, auch sehr viel in Video-Form, wo man sich besser als hier berieseln lassen kann.
 
Ich fürchte, da ist noch ein kleiner Knoten im Verständnis. Der letzte Satz ist allerdings richtig (wobei man da genauer auf die Federung reduzieren müsste, denn die Dämpfung in einem Federelement ist eigentlich nur abhängig von der Bewegungsgeschwindigkeit der Federung; aber das ist ein Fass, das ich hier nicht aufmachen möchte 😀)

Also erstens, aufgrund der Massenträgheit lupft es dich, sprich du stehst mit weniger Gewicht auf den Pedalen. Das kommt daher, weil dein Körperschwerpunkt sich erst mal grade weiter bewegen will, während dein Rad beim Bremsen eben verzögert. Da dein Schwerpunkt aber oberhalb der Ansatzpunktes der Bremskraft ist, die letztlich ja auch dich verzögern soll, entsteht ein Drehmoment, so dass dich das Bremsen eben nicht nur abbremst, sondern auch nach oben lupft. Für deine Federung bist du dann in dem Moment leichter als normal und deshalb steht deine Federung höher im Federweg als normal. Normal wäre eben in der Ebene im Sag wegen deines Körpergewichts. (Außerhalb der Ebene stehst du eher nicht im Sag, weil die Radlastverteilung sich ändert. Wie genau, kommt drauf an, wie du dann auf dem Bike stehst, ist hier aber auch nebensächlich.) Quintessenz ist, wenn du bremst, stehst du höher im Federweg, als wenn du nicht bremst, WENN ES KEINEN ANTI RISE GIBT. Keinen Anti-Rise gibt es zum Beispiel, wenn du nur mit der Vorderbremse bremst, weil dann die hintere Bremse eben keine Kraft auf den Rahmen überträgt.

Zweitens jetzt zum Anti-Rise. Wenn ich mit der Hinterradbremse verzögere, wird eben durch den Bremsvorgang eine Kraft auf den Rahmen ausgeübt. Das ist ganz einfach zu sehen: Wenn die Bremszange an der Scheibe greift, will sich die natürlich mitdrehen. Da sie aber fest am Rahmen ist, wirkt auf den Rahmen eine Kraft. Die wirkt übrigens bei allen üblichen Platzierungen der Bremse nach unten auf den Hinterbau, weshalb auch klar ist, dass diese Kraft in aller Regel die Federung komprimieren wird. Auch schnell klar wird, dass sich Horst Links etwas anders verhalten als die meisten anderen Hinterbauten, weil da ein Lager der Kinematik relativ nah am Punkt liegt, wo die Kraft auf den Rahmen wirkt, während bei den meisten anderen Hinterbaukonzepten die Drehpunkt alle viel weiter vorne sind.

Also haben wir beim Bremsen mit der Hinterradbremse eine Kraft, den sogenannten Anti-Rise, welche die Federung des Hinterbaus komprimiert und demnach genauso wirkt, wie normalerweise unser Körpergewicht. Gleichzeitig ist die Wirkung unseres Körpergewichts beim Bremsen nach dem eingangs beschriebenen Effekt reduziert. Wenn nun der Effekt des Anti-Rise genau den Effekt der Massenträgheit neutralisiert, sprich wenn auf den Dämpfer beim Bremsen eine Kraft wirkt, nämlich die Kombination aus verbleibender Schwere des Fahrers und Anti-Rise, die genauso groß ist wie die Schwerkraft ohne Bremsen, dann spricht man von einem Anti-Rise von 100% und dann steht die Federung (in der Ebene) genau im Sag, sprich das Rad steht so da bzw. fährt wie sonst auch.

Wie stark man bremst bzw. wie schwer der Fahrer dabei ist, spielt (zum Glück) keine (große) Rolle. Wie stark man bremst ist deswegen unerheblich, weil beim schwachen Bremsen der Effekt der Massenträgheit natürlich viel geringer ist wie auch die Kraft, die auf die Bremse und damit auf Rahmen und als Anti-Rise auf die Federung wirkt. Wie schwer der Fahrer ist, spielt aus demselben Grund keine Rolle, weil bei einem schwereren Fahrer nicht nur quantitativ mehr Schwerkraft durch die Massenträgkeit kompensiert wird (prozentual bleibt das gleich), sondern auch mehr Kraft fürs Bremsen nötig ist und also auch mehr Kraft auf den Rahmen wirkt und quantitativ mehr Anti-Rise produziert (prozentual bleibt es auch hier gleich). Zudem ist die Federung in allen Fällen ja durch den Sag auf das Fahrergewicht normiert, sodass sich auch hier keine Effekte bemerkbar machen. (Wollte man es ganz genau berechnen, müsste man Gewicht und Ausmaß des Bremsens schon berücksichtigen, weil dann z.B. Dinge wie Reibung in Lagern eine Rolle spielen, die nicht unbedingt linear mit den angesprochenen Größen skalieren.)

Ich hoffe, es wurde jetzt klarer. Wenn nicht, würde ich mir nicht zu viele Gedanken machen, denn man kann den Anti-Rise auch überschätzen. Zum einen muss man sehen, dass der Anti-Rise ein Effekt der Hinterradbremse ist. Bremst man nur mit der Vorderradbremse, dann gibt es den Effekt nicht (den Effekt der Massenträgheit allerdings schon). Auch ist klar, dass ein Anti-Rise erst mal nicht verkehrt ist, denn ohne Belastung auf dem Hinterrad bremst es sich damit schlecht. Daraus folgt dann auch, dass Verallgemeinerungen, was jetzt ein guter Anti-Rise ist oder nicht, wohl kaum Sinn machen, denn im Steilen stellt sich eine Bremssituation halt ganz anders dar als im Flachen, und da machen ein paar Prozent mehr oder weniger Gefälle vielleicht auch mehr aus als ein paar Prozent Anti-Rise.

Noch ein Wort zur Vorderradbremse: Da die Kraft, welche die Bremse erfährt, im Wesentlichen senkrecht zur Gabel wirkt, die meisten Gabeln aber stur in Richtung der Gabel federn, gibt es an der Gabel eher keinen Rise oder Anti-Rise. Eine Auswirkung hat das Bremsen aber auf die Reibung in den Standrohren, da senkrechte Kräfte auf die Standrohre natürlich eine Verwindung bewirken. Beim Bremsen federt eine Federgabel also prinzipiell schlechter. Inwiefern man das merkt, dürfen andere diskutieren. Wer sich allerdings Gedanken über Anti-Rise an der Gabel machen will, muss sich halt eine Parallelogrammgabel wie z.B. Trust zulegen.

Und abschließend: Wer sich noch mehr für das Thema interessiert, der soll mal in den Tiefen des Internets stöbern. Man kann Anti-Rise wie übrigens auch Anti-Squat grafisch schön darstellen und auch berechnen. Gibt viele Tutorials dazu, auch sehr viel in Video-Form, wo man sich besser als hier berieseln lassen kann.
@Dahigez finde deine Ausführungen spannend : Was hälst du von einer Kolumne "Fahrradphüsik am Freitach" vielleicht findet sich aus @Redaktion noch ein "Betreuer" der die Texte ein wenig einkürzt und mit ein paar anschaulichen Bildchen würzt.

M.
 
Ich fürchte, da ist noch ein kleiner Knoten im Verständnis. Der letzte Satz ist allerdings richtig (wobei man da genauer auf die Federung reduzieren müsste, denn die Dämpfung in einem Federelement ist eigentlich nur abhängig von der Bewegungsgeschwindigkeit der Federung; aber das ist ein Fass, das ich hier nicht aufmachen möchte 😀)

Also erstens, aufgrund der Massenträgheit lupft es dich, sprich du stehst mit weniger Gewicht auf den Pedalen. Das kommt daher, weil dein Körperschwerpunkt sich erst mal grade weiter bewegen will, während dein Rad beim Bremsen eben verzögert. Da dein Schwerpunkt aber oberhalb der Ansatzpunktes der Bremskraft ist, die letztlich ja auch dich verzögern soll, entsteht ein Drehmoment, so dass dich das Bremsen eben nicht nur abbremst, sondern auch nach oben lupft. Für deine Federung bist du dann in dem Moment leichter als normal und deshalb steht deine Federung höher im Federweg als normal. Normal wäre eben in der Ebene im Sag wegen deines Körpergewichts. (Außerhalb der Ebene stehst du eher nicht im Sag, weil die Radlastverteilung sich ändert. Wie genau, kommt drauf an, wie du dann auf dem Bike stehst, ist hier aber auch nebensächlich.) Quintessenz ist, wenn du bremst, stehst du höher im Federweg, als wenn du nicht bremst, WENN ES KEINEN ANTI RISE GIBT. Keinen Anti-Rise gibt es zum Beispiel, wenn du nur mit der Vorderbremse bremst, weil dann die hintere Bremse eben keine Kraft auf den Rahmen überträgt.

Zweitens jetzt zum Anti-Rise. Wenn ich mit der Hinterradbremse verzögere, wird eben durch den Bremsvorgang eine Kraft auf den Rahmen ausgeübt. Das ist ganz einfach zu sehen: Wenn die Bremszange an der Scheibe greift, will sich die natürlich mitdrehen. Da sie aber fest am Rahmen ist, wirkt auf den Rahmen eine Kraft. Die wirkt übrigens bei allen üblichen Platzierungen der Bremse nach unten auf den Hinterbau, weshalb auch klar ist, dass diese Kraft in aller Regel die Federung komprimieren wird. Auch schnell klar wird, dass sich Horst Links etwas anders verhalten als die meisten anderen Hinterbauten, weil da ein Lager der Kinematik relativ nah am Punkt liegt, wo die Kraft auf den Rahmen wirkt, während bei den meisten anderen Hinterbaukonzepten die Drehpunkt alle viel weiter vorne sind.

Also haben wir beim Bremsen mit der Hinterradbremse eine Kraft, den sogenannten Anti-Rise, welche die Federung des Hinterbaus komprimiert und demnach genauso wirkt, wie normalerweise unser Körpergewicht. Gleichzeitig ist die Wirkung unseres Körpergewichts beim Bremsen nach dem eingangs beschriebenen Effekt reduziert. Wenn nun der Effekt des Anti-Rise genau den Effekt der Massenträgheit neutralisiert, sprich wenn auf den Dämpfer beim Bremsen eine Kraft wirkt, nämlich die Kombination aus verbleibender Schwere des Fahrers und Anti-Rise, die genauso groß ist wie die Schwerkraft ohne Bremsen, dann spricht man von einem Anti-Rise von 100% und dann steht die Federung (in der Ebene) genau im Sag, sprich das Rad steht so da bzw. fährt wie sonst auch.

Wie stark man bremst bzw. wie schwer der Fahrer dabei ist, spielt (zum Glück) keine (große) Rolle. Wie stark man bremst ist deswegen unerheblich, weil beim schwachen Bremsen der Effekt der Massenträgheit natürlich viel geringer ist wie auch die Kraft, die auf die Bremse und damit auf Rahmen und als Anti-Rise auf die Federung wirkt. Wie schwer der Fahrer ist, spielt aus demselben Grund keine Rolle, weil bei einem schwereren Fahrer nicht nur quantitativ mehr Schwerkraft durch die Massenträgkeit kompensiert wird (prozentual bleibt das gleich), sondern auch mehr Kraft fürs Bremsen nötig ist und also auch mehr Kraft auf den Rahmen wirkt und quantitativ mehr Anti-Rise produziert (prozentual bleibt es auch hier gleich). Zudem ist die Federung in allen Fällen ja durch den Sag auf das Fahrergewicht normiert, sodass sich auch hier keine Effekte bemerkbar machen. (Wollte man es ganz genau berechnen, müsste man Gewicht und Ausmaß des Bremsens schon berücksichtigen, weil dann z.B. Dinge wie Reibung in Lagern eine Rolle spielen, die nicht unbedingt linear mit den angesprochenen Größen skalieren.)

Ich hoffe, es wurde jetzt klarer. Wenn nicht, würde ich mir nicht zu viele Gedanken machen, denn man kann den Anti-Rise auch überschätzen. Zum einen muss man sehen, dass der Anti-Rise ein Effekt der Hinterradbremse ist. Bremst man nur mit der Vorderradbremse, dann gibt es den Effekt nicht (den Effekt der Massenträgheit allerdings schon). Auch ist klar, dass ein Anti-Rise erst mal nicht verkehrt ist, denn ohne Belastung auf dem Hinterrad bremst es sich damit schlecht. Daraus folgt dann auch, dass Verallgemeinerungen, was jetzt ein guter Anti-Rise ist oder nicht, wohl kaum Sinn machen, denn im Steilen stellt sich eine Bremssituation halt ganz anders dar als im Flachen, und da machen ein paar Prozent mehr oder weniger Gefälle vielleicht auch mehr aus als ein paar Prozent Anti-Rise.

Noch ein Wort zur Vorderradbremse: Da die Kraft, welche die Bremse erfährt, im Wesentlichen senkrecht zur Gabel wirkt, die meisten Gabeln aber stur in Richtung der Gabel federn, gibt es an der Gabel eher keinen Rise oder Anti-Rise. Eine Auswirkung hat das Bremsen aber auf die Reibung in den Standrohren, da senkrechte Kräfte auf die Standrohre natürlich eine Verwindung bewirken. Beim Bremsen federt eine Federgabel also prinzipiell schlechter. Inwiefern man das merkt, dürfen andere diskutieren. Wer sich allerdings Gedanken über Anti-Rise an der Gabel machen will, muss sich halt eine Parallelogrammgabel wie z.B. Trust zulegen.

Und abschließend: Wer sich noch mehr für das Thema interessiert, der soll mal in den Tiefen des Internets stöbern. Man kann Anti-Rise wie übrigens auch Anti-Squat grafisch schön darstellen und auch berechnen. Gibt viele Tutorials dazu, auch sehr viel in Video-Form, wo man sich besser als hier berieseln lassen kann.
Ist Anti Rise nicht eher der Effekt der den Vorgang den Du beschrieben hast versucht zu kompensieren ?
 
Ich fürchte, da ist noch ein kleiner Knoten im Verständnis. Der letzte Satz ist allerdings richtig (wobei man da genauer auf die Federung reduzieren müsste, denn die Dämpfung in einem Federelement ist eigentlich nur abhängig von der Bewegungsgeschwindigkeit der Federung; aber das ist ein Fass, das ich hier nicht aufmachen möchte 😀)

Also erstens, aufgrund der Massenträgheit lupft es dich, sprich du stehst mit weniger Gewicht auf den Pedalen. Das kommt daher, weil dein Körperschwerpunkt sich erst mal grade weiter bewegen will, während dein Rad beim Bremsen eben verzögert. Da dein Schwerpunkt aber oberhalb der Ansatzpunktes der Bremskraft ist, die letztlich ja auch dich verzögern soll, entsteht ein Drehmoment, so dass dich das Bremsen eben nicht nur abbremst, sondern auch nach oben lupft. Für deine Federung bist du dann in dem Moment leichter als normal und deshalb steht deine Federung höher im Federweg als normal. Normal wäre eben in der Ebene im Sag wegen deines Körpergewichts. (Außerhalb der Ebene stehst du eher nicht im Sag, weil die Radlastverteilung sich ändert. Wie genau, kommt drauf an, wie du dann auf dem Bike stehst, ist hier aber auch nebensächlich.) Quintessenz ist, wenn du bremst, stehst du höher im Federweg, als wenn du nicht bremst, WENN ES KEINEN ANTI RISE GIBT. Keinen Anti-Rise gibt es zum Beispiel, wenn du nur mit der Vorderbremse bremst, weil dann die hintere Bremse eben keine Kraft auf den Rahmen überträgt.

Zweitens jetzt zum Anti-Rise. Wenn ich mit der Hinterradbremse verzögere, wird eben durch den Bremsvorgang eine Kraft auf den Rahmen ausgeübt. Das ist ganz einfach zu sehen: Wenn die Bremszange an der Scheibe greift, will sich die natürlich mitdrehen. Da sie aber fest am Rahmen ist, wirkt auf den Rahmen eine Kraft. Die wirkt übrigens bei allen üblichen Platzierungen der Bremse nach unten auf den Hinterbau, weshalb auch klar ist, dass diese Kraft in aller Regel die Federung komprimieren wird. Auch schnell klar wird, dass sich Horst Links etwas anders verhalten als die meisten anderen Hinterbauten, weil da ein Lager der Kinematik relativ nah am Punkt liegt, wo die Kraft auf den Rahmen wirkt, während bei den meisten anderen Hinterbaukonzepten die Drehpunkt alle viel weiter vorne sind.

Also haben wir beim Bremsen mit der Hinterradbremse eine Kraft, den sogenannten Anti-Rise, welche die Federung des Hinterbaus komprimiert und demnach genauso wirkt, wie normalerweise unser Körpergewicht. Gleichzeitig ist die Wirkung unseres Körpergewichts beim Bremsen nach dem eingangs beschriebenen Effekt reduziert. Wenn nun der Effekt des Anti-Rise genau den Effekt der Massenträgheit neutralisiert, sprich wenn auf den Dämpfer beim Bremsen eine Kraft wirkt, nämlich die Kombination aus verbleibender Schwere des Fahrers und Anti-Rise, die genauso groß ist wie die Schwerkraft ohne Bremsen, dann spricht man von einem Anti-Rise von 100% und dann steht die Federung (in der Ebene) genau im Sag, sprich das Rad steht so da bzw. fährt wie sonst auch.

Wie stark man bremst bzw. wie schwer der Fahrer dabei ist, spielt (zum Glück) keine (große) Rolle. Wie stark man bremst ist deswegen unerheblich, weil beim schwachen Bremsen der Effekt der Massenträgheit natürlich viel geringer ist wie auch die Kraft, die auf die Bremse und damit auf Rahmen und als Anti-Rise auf die Federung wirkt. Wie schwer der Fahrer ist, spielt aus demselben Grund keine Rolle, weil bei einem schwereren Fahrer nicht nur quantitativ mehr Schwerkraft durch die Massenträgkeit kompensiert wird (prozentual bleibt das gleich), sondern auch mehr Kraft fürs Bremsen nötig ist und also auch mehr Kraft auf den Rahmen wirkt und quantitativ mehr Anti-Rise produziert (prozentual bleibt es auch hier gleich). Zudem ist die Federung in allen Fällen ja durch den Sag auf das Fahrergewicht normiert, sodass sich auch hier keine Effekte bemerkbar machen. (Wollte man es ganz genau berechnen, müsste man Gewicht und Ausmaß des Bremsens schon berücksichtigen, weil dann z.B. Dinge wie Reibung in Lagern eine Rolle spielen, die nicht unbedingt linear mit den angesprochenen Größen skalieren.)

Ich hoffe, es wurde jetzt klarer. Wenn nicht, würde ich mir nicht zu viele Gedanken machen, denn man kann den Anti-Rise auch überschätzen. Zum einen muss man sehen, dass der Anti-Rise ein Effekt der Hinterradbremse ist. Bremst man nur mit der Vorderradbremse, dann gibt es den Effekt nicht (den Effekt der Massenträgheit allerdings schon). Auch ist klar, dass ein Anti-Rise erst mal nicht verkehrt ist, denn ohne Belastung auf dem Hinterrad bremst es sich damit schlecht. Daraus folgt dann auch, dass Verallgemeinerungen, was jetzt ein guter Anti-Rise ist oder nicht, wohl kaum Sinn machen, denn im Steilen stellt sich eine Bremssituation halt ganz anders dar als im Flachen, und da machen ein paar Prozent mehr oder weniger Gefälle vielleicht auch mehr aus als ein paar Prozent Anti-Rise.

Noch ein Wort zur Vorderradbremse: Da die Kraft, welche die Bremse erfährt, im Wesentlichen senkrecht zur Gabel wirkt, die meisten Gabeln aber stur in Richtung der Gabel federn, gibt es an der Gabel eher keinen Rise oder Anti-Rise. Eine Auswirkung hat das Bremsen aber auf die Reibung in den Standrohren, da senkrechte Kräfte auf die Standrohre natürlich eine Verwindung bewirken. Beim Bremsen federt eine Federgabel also prinzipiell schlechter. Inwiefern man das merkt, dürfen andere diskutieren. Wer sich allerdings Gedanken über Anti-Rise an der Gabel machen will, muss sich halt eine Parallelogrammgabel wie z.B. Trust zulegen.

Und abschließend: Wer sich noch mehr für das Thema interessiert, der soll mal in den Tiefen des Internets stöbern. Man kann Anti-Rise wie übrigens auch Anti-Squat grafisch schön darstellen und auch berechnen. Gibt viele Tutorials dazu, auch sehr viel in Video-Form, wo man sich besser als hier berieseln lassen kann.
Wen du wie jetzt bei jedem Test der Trailbikes so viel schreibst, brauch ich einen Vertrag mit der Datenvolumen 🤣
 
@Dahigez finde deine Ausführungen spannend : Was hälst du von einer Kolumne "Fahrradphüsik am Freitach" vielleicht findet sich aus @Redaktion noch ein "Betreuer" der die Texte ein wenig einkürzt und mit ein paar anschaulichen Bildchen würzt.
In seiner eigenen Rubrik "Fahrradphüüüüüüüüüüüüüüüüsik am Freitach" darf er die passende Länge natürlich selbst bestimmen.
 
In seiner eigenen Rubrik "Fahrradphüüüüüüüüüüüüüüüüsik am Freitach" darf er die passende Länge natürlich selbst bestimmen.
Also wenn dann heißt es Rattfisigg. Wenn sich ein passender Sponsor findet, kann man das Fisigg auch noch anders schreiben 😂

Wen du wie jetzt bei jedem Test der Trailbikes so viel schreibst, brauch ich einen Vertrag mit der Datenvolumen 🤣
Jetzt komm, wenn du mal einen Werbespot bei YouTube einsparst, dann kannst du doch einen ganzen Roman lesen. Außerdem keine Angst, ich hör schon wieder auf. Außer es macht wieder jemand große Sprüche und liefert dann nur Halbwissen. Man muss die Phüüüsik schon ein wenig verteidigen, sie hat ja genug Image-Probleme, wie man hier ja deutlich sehen kann. 🥲


Oder ist Anti-Rise ne Lebensmittelallergie? man weis es nicht! Ich geh mal Radfahren....
Ich hoffe nicht, dass du allergisch auf Anti-Rise bist. Dein Rad hat den bestimmt auch, es sei denn du fährst Hardtail. Und ja, Radfahren ist ne gute Idee, ich geh auch gleich.

Ist Anti Rise nicht eher der Effekt der den Vorgang den Du beschrieben hast versucht zu kompensieren ?
Nein.

Fahrrad-Designer versuchen mittels Anti-Rise den anfangs beschriebenen Effekt der Massenträgheit auf unterschiedliche Weise zu beeinflussen. Deshalb wird er wie die Leverage Curve, Anti-Squat oder Pedalrückschlag gerne mal bei Bikes mit angegeben.

@Dahigez finde deine Ausführungen spannend : Was hälst du von einer Kolumne "Fahrradphüsik am Freitach" vielleicht findet sich aus @Redaktion noch ein "Betreuer" der die Texte ein wenig einkürzt und mit ein paar anschaulichen Bildchen würzt.

M.
Ich könnte meine Texte schon selbst „betreuen“, aber hier fürs Forum mach ich das halt nicht. Sorry, so wichtig seid ihr mir dann doch nicht. 😂 Es stellt sich aber die Frage, ob es für eine solche Serie wirklich ein Publikum gäbe. Wer hier mitliest, ist ja fast schon so seltsam wie ich, und das sind wahrscheinlich nicht viele. Außerdem gab es doch von MTB-News auch schon diverse Serien zu solchen Themen? Und wenn nicht, dann bestimmt anderswo. Eventuell halt auf Englisch. Einfach mal Google bemühen, oder eine andere Suchmaschine deiner Wahl. Übrigens bräuchte es mindestens noch einen Co-Author mit genug Street (oder Trail) Credibility, sonst glaubt das doch eh wieder keiner, wenn ich schreibe, dass die Sitzposition viel wichtiger ist als das Gewicht, ob sich ein Fahrrad spritzig anfühlt oder nicht.
 
...
Außer es macht wieder jemand große Sprüche und liefert dann nur Halbwissen. Man muss die Phüüüsik schon ein wenig verteidigen, sie hat ja genug Image-Probleme, wie man hier ja deutlich sehen kann. 🥲
Das juckt die Phüüüsik aber mal gerade überhaupt nicht, die lacht da nur drüber, indem sie denjenigen auf den Boden der Tatsachen zurück bringt...
 
Liefert wie beschrieben 😍😍😍

Der geschilderte verspielte, sprintfreudige und leichtfüßige Fahreindruck vom CINTO ist durchaus gewollt. Freut uns zu hören, dass das bei den Testern rüberkam! Dass unser Hinterbau genügend Reserven bei Landungen und in ungemütlichem Gelände hat passt auch zu unserer Philosophie und auch schön zu lesen, dass ihr keine Durchschläge hattet. Unsere Hinterbau Kennlinie hat sich über die Jahre bewährt und entspricht genau dem, was wir als Fahrer bevorzugen. Wir wollen aktiv fahren, ziehen gerne an Kanten ab und mögen es Feedback zu bekommen.

Da werde ich noch richtig viel Spaß mit haben!
Danke an die Dortmunder für ein klasse Rad.
 
Tatsaechlich ist es wahrscheinlich eine Kombination aus den grösseren Laufrädern, der Geometrie - ich kann das nicht an etwas Einzelnen festmachen. Als ich auf das Bronson oder auch das Cinto aufgestiegen bin, war es gleich "richtig" - beim Yeti war es das nicht der Fall. Tut mir leid - und ich bin auch der Überzeugung, dass sich eben nicht alles an Zahlen festmachen lässt.
Bist Du das SC und das Yeti "nur" probegefahren, oder hattest Du die über einen längeren Zeitraum?

(Einfach damit man was zur Vergleichbarkeit weiß.) Danke!
 
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