Superstrata - kein Thema?

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Ich sehe hier nichts zum Superstrata , das ja angeblich die Radgeschichte neu schreiben soll/wird. Bin beim 3D gedruckter Rahmen ja etwas skeptisch, hab mich aber auch nicht wirklich tief mit anisotropischen 3D Druck beschäftigt.

Das grosse rote Tuch ist bei mir Indigogo. Waeren nicht die ersten die viel Geld sammeln welches dann versickern.

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https://www.indiegogo.com/projects/superstrata-bike#/
 
Hier ein neuerer Artikel in deutsch, und nicht gerade positiv. Die gehen von Betrug aus:

https://www.bike-magazin.de/mtb_news/szene_news/superstrata-3d-gedrucktes-carbon-bike/a44961.html

Ja, eine typische Ente. Dazu muss man wissen, dass "Risikokapital einsammeln" eine eigene Geschäftskategorie im Silicon Valley ist. Da gibt es fette Preise für, und zwar also völlig entkoppelt davon, ob das Produkt irgendwie erfolgsversprechend ist. Es hat mal einer nahezu eine Milliarde Dollar eingesammelt für "Vegane Mayonaise" und sich dafür feiern lassen. War natürlich Betrug - er hat mit den neuen Krediten seine Produkte von unbezahlten Markenbotschafter kaufen lassen, um steigenden Umsatz vorzutäuschen. Mega geile Geschichte. Leseempfehlung: https://www.bloomberg.com/features/2016-hampton-creek-just-mayo/

Zu dem Rad. Wie in dem Artikel gesagt, ohne Satterohr müsste der Rahmen unglaublich steif sein, um die Torsionskräfte vom Tretlager aufzunehmen. Und das mit einer Technik, die kleiner Faser-Plastik-Klümpchen zusammenpappt. Zu einem akzeptablen Gewicht müsste diese Technologie also sehr viel mehr können, als der etablierte Carbonfaserbau oder Wasserdruckgeformte Alurohre. Das wird vielleicht mal möglich sein, aber momentan halte ich es für Humbug. "Die Torsionssteifigkeit einer PET Flasche" ist eine super Formulierung aus dem Artikel.

Die Idee ist natürlich trotzdem bestechend. Ein Maßrahmen aus dem Drucker, auf Fahrergröße und -gewicht eingestellte Geometrie und somit guter Federung ohne bewegliche Teile. Das fehlende Sattelrohr lässt ja zu, dass man den Sattel einfedern lassen kann. Gut flexende Gabeln wären dann auch machbar, aufs Fahrergewicht eingestellt. Eine traumhafte Vision.

Ach ja, allgemein halte ich kaum ein Thema am Fahrrad für so überbewertet wie das Rahmenmaterial. Was man heute im Laden bekommt hat alles seine Vor- und Nachteile, ist gut abgehangene Technologie, fährt. Und lässt sich in Blindtests von vielen Menschen nichtmal voneinander unterscheiden.
 
Die Idee ist natürlich trotzdem bestechend.

Der Designansatz sieht fuer mich so aus als man zwingend etwas anders machen wollte, nur um irgendwie aufzufallen.

Wenn es funktioniert (ich nehme einfach mal an dass es das tut) dann würde ja das Material das man zur zusätzlichen Versteifung braucht sicher mehr Gewicht ausmachen als die Einsparung durch das (sehr dünne) Sitzrohr.

Neben der Belastung auf das Trapez beim Sitzen gibt es ja auch noch die Belastung beim Treten die das Tretlager aus der Horizontalen bringt, und auch hier bringt das simple Sitzrohr wieder enorme Stabilität rein.

Alles nur mein Denkansatz ohne vom Rahmenbau Ahnung zu haben.

Ich bin gespannt wie der Krimi ausgeht.
 
Sollte es funktionieren, könnte das dann ein interessantes Hardtail ergeben. Der Preis ist jetzt auch nicht super abgehoben, sollten diese Räder in den freien Verkauf kommen. Ob das jetzt Betrug ist oder nicht? Sieht man, ob die Bikes in den Verkauf kommen und dann werden sie bestimmt auch getestet.
 
Hier noch so ein Kandidat, $2mio eingesackt - bin gespannt wie das ausgeht:



https://www.indiegogo.com/projects/reevo-the-hubless-e-bike#/

Das scheint schonmal keine reine Ente wie das Superstrata zu sein.
Positiv sehe ich allgemein einen Beitrag zur Innovation. Oder besser zu gutem Produktmanagement. Von allen aktuellen Ebikes die neuen Funktionen zusammengeklaut, schön verpackt und geschickt vermarktet. Genau so hat Apple damals das Smartphone "erfunden". Diese Fortschritte werden mal zu was gut sein, aus der Zukunft betrachtet.
Auch ist der Rahmen realistisch im Gegensatz zum Superstrata. Klar kann man mit Elektromotor einen wesentlich schwereren Rahmen bauen, der futuristisch aussieht und nicht auf klassische Leichtbaugeometrie (Dreiecks-Rohr-Konstruktion) angewiesen ist.

Die große schwäche sehe ich bei den Rädern. Eventuell setzt sich sowas durch. Aber ich sehe die riesige Dichtfläche als ziemliches KO-Kriterium. Jeder kennt Lagerschäden, weil durch die recht hochwertige Dichtung eines kleinen Rillenkugellagers doch mal Matsch durchgekommen ist. Die Laufräder hier haben durch die Lagerung außen am Radius meterlange Dichtungs- und Reibflächen. Und diese laufen bei jeder tiefen Pfütze durch Dreckwasser. Ich sehe die Käufer des Rades nach jedem Winter mit kaputten Rädern zum Radladen pilgern. Wo ihnen der Händler dann erklärt, dass es die Ersatzteile nicht mehr gibt, krasse Obsoleszenz wie bei vielen ebike-Innovationen.

Vielleicht OK als Schönwetterrad zum Posieren vor der Eisdiele.
 
Auf Indiegogo verfolgte ich das E-Antrieb-Projekt BIMOZ -> bimoz - world’s lightest and smartest e-bike drive

Da wurden 1,5 Mio Schweizer Franken eingesammelt, verbraten und über 1'500 gutgläubige Investoren im Regen stehen gelassen. So etwas kann bei Crowdfundig-Projekten passieren, doch auf der Plattform Indiegogo tretten solche Fälle vermehrt auf. Als "Vermittler" spielt Indiegogo immer die Unschuldsrolle, bietet Null Käuferschutz und Null Unterstützung bei Rückforderungen. Davon würde ich echt die Finger lassen.
 
15 Monaten nach dem 1. Post können die Käufer vom Superstrata weiter nur von dem Rad träumen und gelegentlich eine Mitteilung lesen was mal wieder verbessert wurde...

Beim Reevo ist es auch nicht anders.

Meine Devise bei Crowdfunding ist immer: Lieber das doppelte zahlen wenn das Produkt auf dem Markt ist.
 
15 Monaten nach dem 1. Post können die Käufer vom Superstrata weiter nur von dem Rad träumen und gelegentlich eine Mitteilung lesen was mal wieder verbessert wurde...

Beim Reevo ist es auch nicht anders.

Meine Devise bei Crowdfunding ist immer: Lieber das doppelte zahlen wenn das Produkt auf dem Markt ist.
Ja, da lohnt sich genauer hinschauen. Manchmal passiert was im Crowdfunding, da möchte man dabei sein oder eine Veränderung unterstützen. Dann rechne ich aber auch damit, dass die Sache teilweise den Bach runtergehen könnte. Gute Entwicklung und Leute unterstützt, Kohle aber futsch.

Für ein großartiges Produkt, das jeder sofort haben will, ist Crowdfunding halt Bullshit. Wenn die Typen halbwegs in der Lage wären, das Superstrata zu bauen oder auch noch zu entwickeln, dann würde (bei der aktuellen Zinslage) jede bank die mit Millionenkrediten nur so duschen.
 
Es ist ja sehr still geworden um "Superstrata". Jetzt kam mal ein Artikel in meinen Feed.

Hab denn noch nicht komplett gelesen, ging nicht wenn einem vor Lachen die Augen tränen. Scheint so dass die "Entwickler" den Druck gut drauf haben, aber von Fahrrädern keinen grossen Schimmer haben. Zumindest bekommen die Sponsoren deutlich mehr für ihr Geld - das Gewicht hat sich verdoppelt.

https://escapecollective.cc/the-superstrata-is-not-a-good-bike/
Bester Spruch:

Then-Arevo CEO Sonny Vu (he’s since left Arevo) openly admitted in an interview last year that the company was merely looking for a consumer product to use as a “demonstration” of its 3D-printing technology. A bicycle seemed to be a simple thing to make that would offer good mainstream visibility

Drahtzug?

Superstrata-review-36.jpg
 
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