Hier mal kurz eine kleine Einschätzung von mir:
Ich habe den Bell Super 2R ca. 1 Jahr bis vor etwa 2 1/2 Jahren besessen, dann die letzten 2 1/2 Jahre den Uvex Jakyll Hde und nun seit einer Woche den MET Parachute MCR. Ich mache Bike-Touren im alpinen und voralpinen, gut 100.000 hm im Jahr hoch und meist technisch anspruchsvoll wieder runter. Kein Shutteln (weil Ehrensache...). Für meinen Zweck sind die abnehmbaren Kinnbügel ideal. Ich gebe zu, ich lege ziemlich Wert auf guten Schutz, lieber etwas mehr als zu wenig. Im felsigen, steilen Gelände kann eben jeder Sturz unangenehm werden.
Verarbeitung:
Ganz klar der Bell, einen solideren Helm, ob mit oder ohne abnehmbaren Bügel hatte ich nie und auch nie wieder. Der wirkt unkaputtbar, alles ist an der richtigen Stelle und wirkt durchdacht, stabil und langlebig. Der MET ist für mein Empfinden recht nah dran. Einzig das dünne BOA Kabel und die etwas zerbrechlichen Griffe für den Bügel-Release wirken im Vergleich zum Bell bei den gleichen Details etwas mager.
Der Grund, warum ich mit dem Thema anfange ist der Uvex. Denn (Spoiler-Alarm) der Helm wäre sonst mein Favorit. Allerdings ist seine Verarbeitung schlicht unterirdisch und er wirkt stellenweise wie ein Beta-Muster. Ich zähle kurz auf: Ich musste am Bügel die Plastik-Applikationen an den Alu-Haken festkleben. Sonst liess sich der Bügel kaum abnehmen, denn die Teile sind lose und verkanten so mit dem Helm. Die Alu-Haken selber korrodieren jetzt ausserdem nach gut zwei Jahren wirklich übel. Das gleiche für die Schrauben die das Visier halten. Die habe ich auch einmal nach ein paar Wochen einfach verloren. (Sidenote siehe Unten
) Das Visier habe ich dann auch irgendwann festgeklebt in der einzigen Position, in welcher die vorderen Luftschlitze nicht teilweise verdeckt waren - und die sonst jedoch dummerweise nicht fixierbar war. Auf den Produktfotos sieht man das dummerweise auch recht gut.
Das BOA ist nochmal zwei Stufen schlechter als beim MET, sehr fummelig das Rad steht ständig überall, jedoch nie mittig.
Die seitlichen Polster muss man beim Aufsetzen immer zusammen mit dem BOA-Ding festhalten, da das sonst alles nach innen umklappt. Somit bekommte man den auf den Kopf eingestellten Helm auch nicht vernünftig aufgestzt sondern muss das BOA-System immer erst etwas öffnen und dann wieder schliessen. Irgendwann vermeidet man es, den Helm allzu häufig abzunehmen. Die Gummierung des BOA-Systems löst sich mittlerweile auf, genauso das Stirnpolster (gibt es aber immerhin als Ersatz).
Am Anfang hatte ich währen jeder Tour üble Kopfschmerzen, bis ich herausgefunden habe, dass sich unter dem Stirnposter die Umlenkung für das BOA System befindet, welche dort auf die Schläfen gedrückt hat. Ich habe etwas von der Posterung an der Stelle entfernt, dann war alles gut.
Die Einstellung des Kinnriemens beim UVEX ist ebenfalls nur Horror - okay, macht man meist nur einmal.
Passform / Komfort:
Der MET! Aufgesetzt, eingestellt - PASST. Die Belüftung ist mir auch aufgefallen - in dem Sinne, dass mir überhaupt mal aufgefallen ist, dass eine Belüftung da ist! Der Bügel ist ebenfalls super, weil: Es ist endlich mal wirklich ein
Kinnbügel - kein
Mundschutz. Sehr angenehm beim Essen / Trinken.
Bell und UVEX haben irgendwie immer erstmal irgendwo gedrückt. Nach einer Weile hatte ich mich aber irgendwie dran gewöhnt oder irgendwer (Helm oder Kopf) haben nachgegeben und dann war es auch
okay.
Gewicht (immer Grösse M):
Uvex 670 g (Halbschale 440 g)
MET 810 g (Halbschale 440 g) -> der Kinnbügel ist deutlich schwerer aufgrund einer wesentlich aufwendigeren Polsterung als beim Uvex. Ob das notwendig ist mag ich nicht beurteilen. Etwas Schade, ich hatte mit weniger gerechnet, was ein Kaufgrund gegenüber dem Bell Super DH war.
Bell irgendwas um die 850 g, weiss es nicht mehr genau.
Bügel:
Gewinnt wieder der Uvex - allerdings erst nach etwas Gebastel (s. O.). Danach brauchte ich nach etwas Eingewöhnung (!!!) keine 5 Sekunden zum Aufsetzen.
Der MET ist momentan noch ziemlich hakelig. Erfahrungsgemäss wird das aber mit der Zeit. Dann könnte auch der MET der Gewinner sein, denn eigentlich muss man den nicht einmal arretieren. Die Magnete sind so stark, die saugen die Arretierung quasi in die richtige Position. Man benötigt die seitlichen Schrauben somit nur zum Abnehmen des Bügels, beim Aufsetzen zieht man den Bügel von vorne in die korrekte Position, bis es zweimal "Klack" macht - fertig.
Der Bell-Bügel war ein Grund, warum ich mir den Super DH nicht gekauft habe (neben dem Gewicht, aber das stellte sich dann beim MET leider als schwerer als erhofft heraus). MET und Uvex-Bügel sind im Vergleich zum Bell deutlich kompakter und passen bei mir meist noch in den Rucksack. Das kann man beim Bell vergessen. Dazu kommt eben das Anlegen. Nicht dass das übermässig umständlich wäre, aber eben doch etwas mehr als bei MET und Uvex.
Design:
Okaaay - Geschmackssache. Aber für mich liegen MET und UVEX hier etwa gleich auf. Beide schauen recht modern aus.
Der UVEX wirkt von vorne etwas höher und breiter. Dafür ist das MET Visier wirklich RIESIG!
Der BELL wirkt irgendwie immer etwas hmmm... "undynamisch"?
Unterm Strich:
Beim MET stört eigentlich nur das Gewicht etwas, aber die einzige Alternative dahingehend (UVEX) kann ich schlicht nur für Bastler empfehlen. Sonst haben die bei dem Helm irgendwie alles mehr oder weniger gut und vieles (Passform / Komfort) am besten gemacht.
Der UVEX wäre der Gewinner, hätte man ihn einfach fertig entwickelt.
Der BELL ist die solideste Option, allerdings nur wenn er passt und man das Gewicht in Kauf nimmt.
Kleine Anektode am Rande: Für die verlorenenen Visier-Schrauben hat Uvex mir immerhin recht schnell und problemlos Ersatz gesendet. Aber:
Zwei (nicht zweitausend und auch sonst nichts Anderes!) neue M4 Schrauben in einer Kiste, ca. 30 x 30 x 30 cm!