@HarryBeast
Ich fände es wichtig, das Gesamtkonzept ein bisschen zu schärfen, wenn ich sowas selbst bauen lassen würde.
Alltag, aber auch trails:
Da würde ich keineswegs zu einer so trail bzw. abfahrtsorientierten Geometrie greifen (66-65 Grad Lenkwinkel).
Alltag heißt leichtlaufende
Reifen, wenn Alltag in der Stadt und über Forstwege rumrollen heißt. Da macht es wenig Spaß, dicke
Reifen zu treten. Abhängig davon, was genau Ihr für trails habt, braucht es auch für die trails keine
Reifen, die einem Lenkwinkel von 65 Grad entsprechen. Du schreibst Flow und Pumptrack. Da reichen
Reifen wie zB.
Maxxis Rekon und Rekon Race/ Aspen. Das Rad fährt sich spritziger mit leichteren
Reifen. Den Laufradsatz würde ich auf 27-30mm
Felgen Maulweite auslegen und leicht rollende 2.4"
Reifen, s.u. Er sollte nicht mehr als 1600 -1650 Gramm wiegen bei einem Custom Rahmen für eine Fahranfängerin.
Je weniger das Rad auf Hardcore trails ausgelegt ist, desto leichter kann der Rohrsatz ausfallen, den Tom verwenden kann. Auch das macht das Rad etwas spritziger im einfachen Gelände und im Alltag.
Einen flachen Lenkwinkel unter 65 Grad muss der Rohrsatz erstmal aushalten können, dadurch wird er schwerer.
Für Deine sportlich schlanke Freundin hieße ein höheres Gesamtgewicht tendenziell weniger Fahrspaß.
Ich würde overbiking NICHT in Kauf nehmen. Grund: nach meiner Erfahrung sind Sportgeräte in ihrem Einsatzbereich spaßiger, wenn man diesen genauer festlegen kann. Krasse Trails sind von Dir nicht angegeben, und nur dafür würde sich overbiking lohnen.
Wenn Du fürs erste Rad Deiner Freundin Geld für einen Custom Rahmen hast, dann hast Du auch Geld für einen weiteren Rahmen, wenn Deine Freundin viel fährt und dann entdeckt, sie will jetzt Bike Bergsteigen gehen.
Ich würde mich bei der Geometrie beim Sour Crumble und vielleicht noch beim Sour Pasta Party (also eher noch XC-iger) orientieren.
Ich selbst bin 183cm mit einer Schrittlänge von 89cm und Spannweite von 187cm.
Das heißt, ich habe dieselbe Beinlänge wie deine Holde, aber deutlich längere Arme und einen etwas längeren Torso.
Ich fahre fullys mit 495mm Reach, und als hardtail ein Ragley Big Wig mit 460mm reach. Geometrie
hier.
Das fährt sich mit der Geometrie und Kettenstreben von 435mm deutlich verspielter als die langen Schlitten (Starling Murmur und Nomad 4 XL, beide 495mm reach, Nomad kürzerer Hinterbau), aber als wirklich verspielt würde ich es auf Grund des immer noch beachtlichen Radstandes und der 29" Laufräder nicht bezeichnen. Ist auch immer noch ein abfahrtsorientiertes hardtail, in das der Hersteller eine Lyrik steckt.
Je länger das Rad, desto mehr Geschwindigkeit braucht es, um sich harmonisch und einigermaßen verspielt anzufühlen. Länge wäre für mich nichts für eine Anfängerin.
Noch dazu musst Du die Balance zwischen vorne und hinten beachten. Je besser ausbalanciert, desto müheloser fährt sich das Bike.
Wenn wir uns z.B. die Geo von oben verlinkten Ragley Big Wig anschauen, auf dem ich mich recht wohl fühle, das ich aber auch bei einer 130er Gabel mit 531mm Einbaulänge fahre (also 10mm kürzer als in der Geo Tabelle angegeben) UND mit 2cm Spacer unter dem Vorbau:
Schrittlänge 89,5cm, damit beim L-XL Rahmen. Heißt für Deine Holde: Stack 650mm
Bei mir/ beim L Reach 465mm, dazu verwende ich einen 50mm Vorbau. Heißt für Deine Holde: Reach 440mm, wie beim M Rahmen, und 50mm Vorbau. 50-60mm ist vom Fahrverhalten etwas ausgewogener als ein 35mm Vorbau, auf den Du mit einem reach über 440mm gehen müsstest.
Bei dem reach von 440mm würde ich auf einen 430 mm Hinterbau/Kettenstrebenlänge gehen, vielleicht noch 425mm.
2.4" Zoll
Reifen sollten mit Boost Hinterbau ohne Probleme machbar sein.
Leichtlaufende und einigermaßen großvolumige 2.4"
Reifen wäre hier meine erste Wahl. 2.4" hinten für etwas mehr Federung, aber kein Monstertruck Gefühl wie bei 2.6" aufwärts. Siehe z.B. die Reifenwahl von Nino Schurter mit Aspen 2.4" hinten und Rekon 2.4" vorne.
Lenkerbreite: wenn Alltag auch in der Stadt rumcruisen heißt, muss man einen 780 Lenker auch erstmal durch die Gegend bringen... Ich vermute 740-760 mm reichen.
Sitzwinkel: einen steilen Sitzwinkel würde ich bei der Beinlänge und aus eigener Erfahrung auch unbedingt befürworten. Das Big Wig ist mir tendenziell zu flach, wenn's steil Berghoch geht (aber ich wohne auch in den Alpen mit steilen Rampen).
Hieße für mich: 74-75 Grad wenn ihr in einer sanft hügeligen Gegend wohnt, 76-77 Grad wenn ihr in einer Gegend mit steileren Anstiegen wohnt.
Ich würde auch ggf. überlegen, die Gabel auf 120mm runter zu traveln. Grund: weniger Geometrie Veränderung. Sie ist Anfängerin, das gibt Sicherheit, und die 120mm reichen dicke. Ihr altes Fokus wird 80-100mm und einen Lenkwinkel von 70 Grad gehabt haben!
Zweiter Grund: dein Lastenheft. Krasse trails (wofür ich Federweg und den flachen Lenkwinkel brauche) und Alltag widersprechen sich.
Ich würde also wie folgt entwerfen:
Reach 440mm
Stack 650mm
Lenkwinkel 67 ohne Sag
Sitzwinkel 76 Grad
Kettenstreben 425-430mm
Reifenfreiheit für 2.35"/ 2.4" Rekon
Sitzrohr 450mm
Tretlager Absenkung 65mm
Vorbau 50mm
Gabel 120mm, das dürfte bei der Fox 34 eine Einbaulänge von 426mm sein.
oder doch Gabel 130mm und Einbaulänge 436mm, dann muss das Steuerrohr nicht so lang werden, was wahrscheinlich doch irgendwann komisch aussieht.
Bei den Proportionen Deiner Freundin macht ein Custom Rahmen womöglich schon einen gewissen Sinn, gerade da Du ihn ja eh haben willst.
Disclaimer/ caveat: ich habe zwar viel rumprobiert in den letzten 15 Jahren und kriege kinästhetisch gut mit, was mir taugt, bin aber auch kein Fahrradbauprofi mit der Design Erfahrung von Dutzenden oder Hunderten Custom Rahmen unter meiner Haut. Take it with a grain of salt...
Ich würde mir auch mal von Tom Cutin einen Geo Entwurf machen lassen, er weiß vermutlich deutlich besser als Du oder ich, was er Deiner Freundin unter den Hintern zaubern würde.
Eine vernünftige Vermessung wäre sicher auch nicht verkehrt.