Bevor es hier zu langweilig wird, möchte ich ein wenig auf den Aspekt eingehen, warum ich vom Kavenz auf das Forbidden gewechselt bin...
Gründe für den Wechsel
Nachdem hier sich schon einige sich über die "kurze" Kettenstrebe ausgelassen haben, muss ich sagen, dass es auch bei mir eine gewisse Rolle gespielt hat.
Hinzu kam dann noch das Gefühl, dass ich auf dem Bike extrem auf die Postion meines Schwerpunkts achten muss. Das hat sich in der Form geäußert, dass ich besonders beim Eingang bis zur Mitte der Kurve mein Gewicht aktiv nach vorne verlagern muss. Am Kurvenausgang konnte ich dann das Gewicht nach hinten "schmeißen". Das hat dann beim Kavenz gut Schub gegeben.
Dieses Fahrverhalten hat mich dann dazu gebracht mich mit der Gewichtsverteilung näher zu beschäftigen.
Gewichtsverteilung
Anhand der Messdaten habe ich bemerkt, dass eine 425er Feder zu "weich" war. Ich fuhr in der Regel mit 30-31% dynamischen SAG durch die Gegend. Serie sollte um die 28% am Dämpfer sein. Es kam also eine Sprindex (450-475) ins Haus. Und siehe da... Der erste spürbare Effekt war, dass ich weniger mit den Pedalen aufgesetzt bin bzw. gar nicht mehr. Es fuhr sich harmonischer... So habe ich mich immer weiter optimiert bis ich mir gedacht habe:
Okay, jetzt habe ich alle Daten! Probieren ist toll, reicht mir aber nicht. Das dauert mir zu lange. Nach einigen Stunden des Überlegens und Formeln erstellen, bin ich zu dem Punkt gekommen, dass ich die Gewichtsverteilung berechnen konnte.
Top! Damit konnte ich einen Ist-Zustand ermitteln. Um aber einen Soll-Zustand in Abhängigkeit sämtlicher Parameter (Vorbau, Lenker, Back- und Upsweep, Spacer, SAG der Gabel)) zu ermitteln, vergingen noch mehr Stunden des Denkens, Rechnens und Testens.
Nun ist ein Tool entwickelt worden, dass mir anhand des vermessenen Bikes die Möglichkeit gab, mögliche interessante zukünftige Rahmen auf ihre Gewichtsverteilung mit meinen Fahrstil zu prüfen.
Gesagt getan: zwei Testfahrten (mit mehreren Abfahrten) mit einem Nicolai G1 durchgeführt. Dieser Rahmen kam sehr nach an ein Optimum heran. Testfeder mitgenommen und Messtechnik angebaut, gefahren und ausgewertet.
Ergebnis war: Mein Modell zur Berechnung stimmt, trotz eingiger Vereinfachungen sehr gut mit der Realität überein.
Was fiel mir bei der Geometrie der G1 in der Fahrt auf:
Durch die annähernde 50/50 Verteilung konnte ich sehr entspannt stehen und musste wenig bis gar nicht meinen Schwerpunkt in Kurven ändern. Eine Gewichtsverlagerung führt hier zu einem Über- oder Untersteuern. Das konnte sehr genau gesteuert werden. Der Bereich in dem der Schwerpunkt liegen darf ohne große Performanceeinbrüche zu haben ist größer als beim Kavenz (zumindest bei mir).
Negativ fiel mir der lange Reach auf. Der hat eine deutliche Mehrbelastung der Schulter zur Folge. Das ist jetzt nicht viel gewesen. Fiel mir dennoch auf.
Der Weg vom Kavenz zum Forbidden
Für mich sollte es ein HPP bleiben. Also blieben nicht viele Möglichkeiten übrig. Norco und Forbidden nämlich. Actofive wäre auch sehr schön gewesen, aber außerhalb des finanziell vertretbaren Rahmens. Außer vielleicht, wenn ich da mal eine Geometrieuntersuchung durchführen soll.

Dann kann man da natürlich mit mir reden.
Also wurden der Norco und Forbidden Rahmen auf Tauglichkeit geprüft.
Beide Rahmen passen. Wobei der Norco einen längeren Reach und mehr Stack besitzt.
Gegen das Norco sprechen gleichzeitig die beiden genannten Punkte und das Rahmengewicht.
Sie liegen genau an einer Grenze, sodass ich kaum Spielraum besitze. Das Norco müsste für mich ohne Spacer gefahren werden und damit war es für mich schon raus.
Ergebnis: Forbidden hat sich den "Sieg" geholt.
Noch ein paar interessante Werte:
| Kavenz | Forbidden |
effektiver Reach (Reach) | 522mm (480mm) | 547mm (505mm) |
effektiver Stack (Stack) | 679mm (652mm) | 671mm (639mm) |
Kettenstrebenlänge (im SAG) | 436mm | 479mm |
Wheelbase | 1249mm | 1324 |
effektiver Reach & effektiver Stack: Abstand Kurbelmitte zu Griffmitte des Lenkers
Vorteil beim Forbidden: Reachänderung ist nicht so groß, dass die Schulter spürbar mehr Belastung erfährt. Dafür ist die Kettenstrebe 43mm länger... Das ist schon deutlich.
Mit dieser Konfig komme ich von 42,5:57,5 beim Kavenz zu 48,5:51,5 beim Forbidden. Das sollte schon deutlich spürbar sein.
Mit diesen Daten lassen sich jetzt noch ganz andere Dinge auslegen bevor der Rahmen überhaupt da war.
Die Dorado lag bei mir zu Hause und alle Kammergrößen wurden ausgemessen und auf 180mm getravelt. Mit den Daten konnte ich den Kraft/Weg Verlauf der Gabel ermitteln. (Verifiziert durch einen entsprechenden Dynochart...) So wurde die Gabel passend zum Hinterbau mit Stahlfeder ausgelegt. Insbesondere in Bezug auf das IRT war das sehr praktisch. So sollte die Gabel nun linear mit einer schönen Endprogression ähnlich, wieder Hinterbau funktionieren.
Das war mir wichtig, dass die Kraft/Weg-Verläufe zwischen Gabel und Hinterbau harmonisch sind, da so schon ein großer Schritt in Bezug auf die Fahrwerksvermessung getan ist...