06.07. 16:00 Buis-les-Baronnies, Bar
Direkt vom Gipfel würde der Wanderweg GR4 ins Tal führen, allerdings gekennzeichnet mit einem dicken Bikeverbotsschild. Sieht auch ehrlich gesagt nicht besonders spannend aus, ein paar weite Serpentinen durch riesige Schotterfelder. Außerdem tigern dort eine ganze Menge Wanderer herum, also brause ich die ersten 500hm wieder auf Straße zurück. Auch geil!
Dann biege ich nach Norden ab und folge einer roten Linie auf der IGN-Karte. Erst ein Stückerl Piste, dann ein...

.. etwas holpriger Trail.
Wenn jemand mal die ganzen großen Brocken beiseite räumen würde, wärs ganz spaßig. So ist´s teilweise eine etwas mühsame Angelegenheit und nicht wirklich der Rede wert.
Aussicht gibt's keine, ich hopple etwa 500hm durch dichten Wald bergab. Hinter mir oben am Berg entläd sich derweil ein heftiges Gewitter. Ich leg einen Zahn zu und schaffe es, immer grad eben so vor der Regenfront zu bleiben. Weiter unten wird der Trail zur Piste und ich rase mit Highspeed auf der Flucht vor Blitz und Donner in ein tiefes Tal hinunter.

Kleines Dörflein Brantes, gegenüber die steile Nordflanke des Mont Ventoux.
Nun steh ich erst mal etwas ratlos da. Dem Regen bin ich zwar entkommen, aber wie geht's jetzt weiter? Von oben hatte man einen ganz guten Überblick über die Berge der Drome, lauter riesige Felsriegel, mit tief eingeschnittenen Schluchten. Nach den hügligen Tagen im Languedoc und den Cevennen bin ich von den Dimensionen fast ein bisserl überrascht. Ich glaube, Alpenzorro ist mittlerweile in den Alpen angekommen! Wird auch langsam Zeit... nach über drei Monaten Anfahrt wird die Schlange ab heute damit wohl endlich zum richtigen "Alpencross", darauf une pression

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Die Berge und Täler der Drome scheinen mir fast alle in West-Ost-Richtung orientiert. Das wird bestimmt noch lustig, sich da nach Norden hochzuarbeiten. Von der Gegend weiß ich gar nix und hab mir auch vor der Tour nicht wirklich Gedanken über diesen Abschnitt gemacht. Egal, das GPS wird mich schon irgendwie nach Norden bringen. Entweder halt über dutzende kleiner und größerer Pässe oder in weiten Schleifen durch die Täler, man wird sehen.
Die erste Entscheidung steht gleich an, entweder links über einen Pass ins Tal der Ouveze oder nach rechts zur l'Anary, natürlich ist da auch ein Pass dazwischen. Werfe eine Münze und fahre links.

Gorge de Plaisians. Die Franzosen bauen auch dort eine Straße durch, wo nicht mal Platz für einen VW-Bus ist. Gut für mich, ein Biker passt durch.
Über lustige Minimalsträßlein geht's auf den Col de Fontaube und in schneller Abfahrt nach Buis-les-Barronies. Hier erwischt mich der Regen dann endgültig und ich suche Schutz in der Touri-Info.

Tiger mag auch keinen Regen, also ist die Sache entschieden. Wir bleiben.
Es gibt zwei Gite d'Etape im Ort. Die Preise sind auch wieder zurück in vernünftige Regionen gewandert, mit 30E Halbpension kann ich leben. Wenn ich jetzt noch meinen Kaffeekonsum untertags etwas einschränke, komm ich vielleicht sogar bis zum Lago

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