Update 1 (zur Megavalanche):
Entschuldigt bitte die späte Antwort.
Irgendwie hat sich da dann doch was an Infos für einen Text angesammelt.
Sehr geil

und wie liefs?
Hab es in den letzten Wochen leider kaum ins Forum geschafft, wollte aber dennoch eine vernünftige Antwort schreiben.
Wie war es?
„Sehr intensiv“.

Wenn man dazu noch komplett in die Veranstaltung vor Ort sowie die passende Social Media-Blase eintaucht, muss man nach dem Urlaub erstmal wieder klarkommen.

Der erste Arbeitstag danach sollte besser ganz locker starten.
Ich musste mich selbst bei den Namen der Kollegen hart konzentrieren, so weit weg war ich.
Wenn ich die letzten drei Bikeurlaube in Finale, Nauders und Davos mit Freunden als Vergleich heranziehe, so waren die, alle für sich genommen, super.
Die Destinationen boten den einen oder anderen roten & schwarzen Trail, der auf der persönlichen Bucket-List stand, es gab knifflige Schlüsselstellen, die abends beim Bier diskutiert wurden, Unterkünfte, Wetter und Essen waren ebenfalls top.
Dazu keine Verletzten und kaum Defekte.
Wenn man realistisch ist, kann es also nicht besser laufen.
5 von 5 Sternen.




Und dennoch bietet die Megavalanche
(ggf. nur die Erste) eine ganz andere Erlebnistiefe.
Das übertrifft einen sehr guten Bikeurlaub gefühlt um den Faktor zwei.
Das Image des Rennens und der Veranstaltung kommt also tatsächlich nicht von ungefähr.
Sei es das über den Schnee fahren, das deutlich über 3000 Metern Höhe Starten, der Massenstart an sich, die 2600 Tiefenmeter am Stück, die Streckenlänge, die Möglichkeit, dass EWS Fahrer in der Quali nur ein paar Plätze neben dir in der Startreihe stehen
(bei mir bspw. Elliott Heap), eine Quali-Strecke mit schon irren 1000 Tiefenmetern, die große Internationalität usw.
Alles ist irgendwie extremer als alles Bisherige.
Ich kann die Veranstaltung daher nur sehr weiterempfehlen.
Ich habe zudem noch nie so viele schnelle und auffällig gute Biker gleichzeitig auf dem Trail gesehen.
Da hat bereits das Zusehen Spaß gemacht.
Falls jemand überlegen sollte selber einmal teilzunehmen.
Hier meine kurze Checkliste, was mindestens erfüllt sein sollte, um halbwegs sportlich und verletzungsfrei unten anzukommen.
- Eine Wettbewerbssituation sollte einen nicht stressen und somit vom Trail ablenken
- Eine solide Basiskondition sollte mindestens vorhanden sein. 50-60 Minuten Joggen ohne Pause bei einer 5:45-6:00er Pace wären da meine Minimalempfehlung.
Denn entgegen meiner ersten Erwartung ist man doch geschätzte 25-35min oberhalb von 2800 Metern unterwegs und die Luft entsprechend dünn. Dazu kommt noch die Zeit (bis zu einer Stunde), die man oben auf 3330 Metern warten muss, während sich das Startfeld aufbaut.
- Alpine S3 Stellen sollten für einen immer entspannt fahrbar sein. Denn in einem normalen Bikeurlaub ist man in der Regel nie so ausgepowert, dass eigentlich fahrbare Schlüsselstellen auf einmal zu einem Kraftakt werden. Hier kann das aber nach 20-30min durchaus passieren, dass Konzentration und Kraft deutlich nachlassen. Auch wenn man mal jemanden abseits der Ideallinie überholen möchte/ muss, ist etwas Fahrskillreserve sehr praktisch.
- Die Trails treffen primär den Geschmack von Endurobikern, reine oder vorwiegende Parkbiker werden ggf. nicht ganz glücklich. Man sollte schon Spaß an natürlichen Trails haben.
- Es ist immer doppelt so anstrengend wie du glaubst. Läufst du länger und/ oder schneller als oben beschrieben, fährst du das Rennen vermutlich auch einfach nur schneller.
Bist aber während und nach dem Rennen ähnlich platt. Selbst die EWS Pros von Nukeproof, die das erste Mal dabei waren, sahen unten im Ziel ziemlich abgekämpft aus. Die Strecke zieht sich und fordert immer wieder Konzentration.
Wie liefs?
Bzgl. der Platzierung und Zeit etwas schlechter als erwartet, alles in allem jedoch viel besser als erwartet.

So wäre ich unter normalen Bedingungen vermutlich komplett im Querschnitt der Veranstaltung untergegangen. Das hätte dann zu einer mittleren bis hinteren Startposition in der zweitschnellsten Massenstartgruppe geführt und wäre über den Daumen gepeilt auch in etwa das gewesen, was ich unter einem guten Qualifikationslauf erwartet hätte.
Aber ganz so einfach lief es dann doch nicht.

Erst habe ich den Start der Quali verpennt, weil die Startlinie nicht wie erwartet in einem Zeitfenster nach „La Bomba“ hochging, sondern deutlich früher und ich zudem im falschen Gang gestartet bin.
Und dann habe ich auch noch einen völlig unnötigen Sturz an einer Schlüsselstelle im ersten Drittel eingebaut, der mich laut Video rund 23 Plätze gekostet hat.

Leicht verletzt, mit krummem Lenker und diszipliniertem Ärger im Bauch konnte ich dann zwar noch fünf Leute auf dem Trail überholen, wurde aber gleichzeitig auch von der ca. gleichen Menge an schnelleren Fahrern überholt.
Ergebnis Platz 61 von 94.
Das hätte in normalen Jahren auch noch für die zweitschnellste Massenstartgruppe ausgereicht, denn diese beinhaltet die Plätze 36-70 einer Qualifikationsgruppe.
In diesem Jahr aber nicht.
Aufgrund der durch Corona immer noch niedrigeren Teilnehmerzahl wurde der Schnitt, aus meiner Sicht sehr spontan, bei Platz 60 gezogen.
Also hatte ich die Gruppe um einen Platz verfehlt.

Da half es mir auch nicht, dass meine Zeit in acht der zehn Qualigruppen für Platz 60 oder besser ausgereicht hätte.
(bspw. eine Gruppe vorher hätte die Quali-Zeit für Platz 50 von 83 ausgereicht, meine Gruppe hatte einfach sehr schnelle Fahrer)
Was jedoch zunächst ärgerlich klang, entpuppte sich dann als kompletter Glücksfall.
Denn als zweit- oder drittschnellster Fahrer, aller Fahrer, die sich über Platz 60 qualifiziert haben, wurde ich der dritten Massenstartgruppe
(Amateurgruppe) zugeteilt.
Und durfte daher aus der ersten Reihe starten.
Der Ausblick ist unbezahlbar und ergibt sich jährlich nur 60-63 Fahrern.
Von daher absolut traumhaft.
Zudem hatte ich einen Tag Pause zwischen Rennen und Quali, konnte mir den Start der MEGA Elite Gruppe oben auf dem Gletscher aus einem Meter Entfernung live ansehen und hatte nicht so viele Biker um mich rum, von denen ich befürchten musste, dass sie mir die ganze Zeit nervig im Rücken hängen.
Das es trotz der für die Gruppe guten Qualizeit am Ende „nur“ Platz 62 von 206 geworden ist, liegt mal wieder am völlig irren Startverlauf, der durch den Sturz bei der Quali zugezogenen Leistenzerrung, die mich beim Schieben/ Treten an Steilstücken sowie auf dem Schnee behinderte und den nicht wegzudiskutierenden Fitnessmängeln*.

Konnte ich mich in den ersten 20 Minuten nach dem schlechten Start noch auf Platz 35 zurückarbeiten, so war ab Minute 21 der Akku weitesgehend leer und ich wurde ganz langsam nach hinten durchgereicht.
Dazu gab es dieses Mal den besonderen Umstand, dass alle Fahrer mit schlechter Qualifikationszeit, weil sie einen Crash oder Defekt hatten, einfach hinten an die Amateurgruppe angehangen wurden.
Normalerweise starten die Fahrer mit den langsamsten Qualifikationszeiten nicht mehr im Massenstart sondern einzeln.
Somit gab es sicherlich 20 - 30 Fahrer, die eigentlich deutlich zu gut für die Amateurgruppe waren.
Die besten Zeiten im Ziel bestätigen das auch.
Aber egal.
Alles in allem bin ich super zufrieden mit dem Ergebnis und es war ein großer Spaß.
Das im Ziel ankommen, möglichst ohne größeren Material- und Personenschaden ist gelungen und ob man am Ende dreißigster oder achtzigster wird ist wirklich nicht wichtig.
Die Einstellung "ich-fahr-das-hier-im-sportlichen-Urlaubsmodus-runter-und-schau-mal-wie-weit-ich-damit-komme" hat dahingehend sehr gut funktioniert.
Denn eins soll hier auch nicht unerwähnt bleiben, es gab schon einige, die sich gröber, auch mit Knochenbrüchen, sowohl im Training als auch im Rennen verletzt haben.
Statistik:
Von den 1243 Bikern, die sich angemeldet haben, konnten rund 880-920** die Qualifikation beenden.
Ins Ziel des Rennens haben es dann noch 754 geschafft.

Von daher ist Ankommen auch schon ein gutes Ergebnis.
Zeit im Vergleich über alle drei Gruppen: Platz 548*** von 754.
Wer bis hierher gelesen hat, vielen Dank.
Ist irgendwie ausgeartet, genauso wie das Hobby selbst.
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*junger Vater, leider wenig Schlaf & Zeit für Sport in 2021-2022. 
**geschätzer Wert, da die Ergebnislisten der Qualifikation nicht online einsehbar sind. Es gab nur ausgedruckte Listen im Expo Village. Pro Qualigruppe kamen immer so 83-94 Leute ins Ziel und es gab zehn Qualigruppen. Frauen und E-Biker nicht mit eingerechnet.
Die 754 beziehen sich auf die drei männlichen Massenstartgruppen des Rennes, ohne E-Bikes.
*** Die ersten 130 Plätze der schnellesten Startgruppe sind nicht nur ungewöhnlich schnell, sie bleiben es auch bis zum Ziel. Das ist wirklich beeindruckend und fällt in den Youtubevideos solange nicht auf, bis man selbst dort war.