Absolut. Diese Schotterwege schauen alle gleich aus
Alles Gewöhnungssache. Am Anfang ist es scary, schon allein die Position aufm Rad wenn man die Nase so weit unten hat, dass man sich knapp vor Überschlag wähnt. Wie es dann weitergeht ist allerdings Sache der eigenen Motivation. Man kann sich abschrecken lassen und es einfach nicht mehr machen. Nicht schlimm, so sehen es die meisten. Oder man nimmt es als Herausforderung, möchte rausfinden was tatsächlich geht, und nimmt es mit Spaß an der Challenge. Und dann merkt man, dass das meiste tatsächlich nur im Kopf ist und diese seltsame Fahrposition mit den tiefergelegten Händen sogar extrem stabil.
Aber, auf die Gefahr hin mich zu widerholen: eine Schnippistütze hilft enorm! Am Gravel sogar fast noch mehr als am Mtb. Wenn man vorne so weit unten ist, und durch einen schmalen Dropbar sowieso schon vergleichsweise unbeweglich und eingeengt, dann ist es umso unangenehmer, wenn der Hintern steil in der Luft hängen muss, und man die Hüfte weder vor noch zurück und auch nicht seitlich bewegen kann ohne direkt am
Sattel anzuecken oder gar hängen zu bleiben. Ein bisschen Platz unterm Hintern, selbst wenn es nur 10cm ist, macht eine Welt Unterschied im Wohlbefinden aufm Rad.
So gern ich mein Fully auch als antriebsneutral lobe, aber nein, das wage ich dann doch sehr zu bezweifeln. Fühlt sich vielleicht "fast so flott" an, aber ist es mitnichten.
Reifen, Gewicht, Aerodynamik, Energieverlust blabla. Auf einer längeren Strecke merkt man es. Natürlich je gröber das Gelände desto geringer wird der Schotterrad-Vorteil, und irgendwann wenn aus grobem Gelände ein ordentlicher Trail wird ist das Fully schneller. Aber auf normalen Waldwegen, solange es keine komplett erodierten Jeep-Pisten sind, noch nicht.
Geht mir genauso. Daher fahr ich einfach mit jedem Rad in die Trails rein. Das schöne am Gravelrad für mich: dadurch hab ich sogar viel mehr Trails. Hier gibt es nämlich einige Trails, die mir entweder mit dem Mtb zu viel Gegurke/Anfahrt über Straße und Pisten haben, oder die einfach langweilig geworden sind. Die bekommen mit dem Schotterrad wieder viel mehr Aufmerksamkeit, weil sie entweder wieder Spaß machen oder weil man damit viel einfacher bereit ist "mal eben" 50km weit durch die Landschaft zu gondeln für einen Trail weiter hinten drin.
Been (exactly) there
Ich hab 10 Jahre gebraucht um wirklich Spaß am Schotterrad zu finden. Mittlerweile liebe ich es und hab gar mehrere davon. Mein erstes Erlebnis, damals auf einem Cyclocrosser (Gravel gab es damals noch nicht) war aber auch überhaupt nicht überzeugend. Alles viel zu scary und komisch, Spaß Null. Damals hab ich das ein paar Mal probiert damit ins Gelände zu gehen, aber letztendlich ist es dann als Arbeitswege-Rad und "Bad-Road Bike" für die Rennradtouren geendet, die mir mit dem echten Roadracer zu doof waren. Es hat eine sehr lange Zeit und auch technische Entwicklung (sowohl von Fahrradgeometrie und Anbauteilen als auch von mir selbst) gebraucht um mich eines besseren zu belehren.
Die Basics, die mir wirklich zu Spaß am Gravelrad verholfen haben: breite Flarelenker. Schnippistütze. Hydraulische
Bremsen mit ausreichend verstellbaren und ergonomischeren Hebeln. Längere und flachere Geo ohne Toe-Overlap.
An deinem Pebbels ist das meiste davon schon vorhanden. Außer...
Und der Rest ist einfach "Kopf" und "Gewohnheit". Fahren, ausprobieren, basteln. Es so hinzubekommen und einzustellen wie es für dich taugt braucht Zeit und Er-Fahrung. Da es was ganz anderes ist als deine bisher gewohnten Räder, solltest du dich da nicht zu sehr unter Druck setzen, es ist normal dass es Anfangs alles komisch ist, und viel Zeit und auch Misserfolge braucht bis es passt. Und wenn du ganz am Ende rausfindest, dass es doch nichts für dich ist, dann bist du eine Erfahrung reicher und hast ein Pendel-Rad. Das sollte es ja auch ursprünglich sein.
Schmaler Lenker ohne ausreichend Flare hilft sicher nicht. Ein breiterer Lenker mit Flare öffnet den Brustkorb, da er die Schultern und Oberarme nach außen bringt.
Aber auch die tief gebeugte Position dürfte einen Teil beitragen. Hier hilft Gewöhnung, Training der Haltemuskulatur im Oberkörper (die trainiert sich über mehr Fahren auf dem Rad auch von allein), und auch Experimentieren mit Griffpositionen bzw. rausfinden der liebsten Griff- und Sitzposition für bestimmte Zwecke.
Und: Rucksack weglassen! In der Schotterrad-Sitzposition weit runtergebeugt finde ich alle Arten von Rucksack einfach fürchterlich und einschränkend. Egal wie bequem er auf dem Mtb ist, auf dem Schotterrad kann der Rückenschmerzen machen und einen ganz unbemerkt/unwillkürlich in komische Positionen zwingen, die nicht wirklich auf Dauer ergonomisch sind. Ich mache mit Rucksack z.B. automatisch einen Rundrücken und ziehe die Schultern hoch, weil der Rucksack mir immer ins Genick rutschen möchte wenn der Rücken lang und flach ist, wodurch es sich anfühlt als bekäme ich überhaupt keinen Druck aufs Pedal und ebenfalls irgendwie schlecht Luft bekomme. Auch hier heißt es experimentieren wie du zurecht kommst. Für mich ist es ein Hipbag und als Zusatz eine keine Framebag.
Sattel ausreichend geneigt? An allen Rädern mit Dropbar muss bei mir die Sattelspitze deutlich weiter runter als an den Mtbs, weil eben die Sitzposition eine deutlich flachere ist. Und durch die flachere Sitzposition muss ggf auch der
Sattel generell schmaler sein als am Mtb.
Das kann viele Ursachen haben. Von Bremsgriff-Position über Lenkerradien, Handschuhe, aber auch Körperhaltung oder Radlastverteilung.
Sitzt du oder stehst du bei den Schotterabfahrten? Eine Möglichkeit könnte sein, dass du einfach zu viel Druck auf den Händen hast und dich zu viel am Lenker abstützen musst, weil du nicht ausbalanciert im Rad bist. Versuch mal den
Sattel runter zu machen und beim Abfahren im Stehen den Rücken wirklich lang zu strecken, Hintern nach oben/hinten. Wenn du eine Position hast wo du auch im Untergriff den Lenker nicht halten musst sondern die Hände drüber schweben lassen kannst, bist du richtig. Das geht tatsächlich deutlich besser mit
Sattel aus dem Weg weil man sich dann korrespondierend zum tiefen Griff horizontal lang machen kann und den Hintern zurück schieben kann ohne hinter/unter der Sattelkante eingeklemmt zu sein. Eigentlich gleiches Prinzip wie am Mtb mit den Heavy Feet Light Hands, nur halt mit der Challenge des tiefen Griffs.
Ansonsten mal darauf achten, ob die Handgelenke in irgendeine Richtung unnatürlich abknicken. Wenn das der Fall ist müssen entweder die Brems/Schaltgriffe anders positioniert werden, der Lenker anders gedreht, oder die Lenkerradien oder die Lenkerbreite stimmt einfach nicht.
Einschlafende Hände können aber auch einen Ursprung in der Schulterregion haben, wenn die zu verkrampft und dauerhaft zu angespannt/unflexibel ist. Da wäre dann die Sache mit der Lenkerbreite evtl relevant.
Gelpads an Handschuhen kann gegen punktuelle Druckstellen oder Schwielen Linderung bringen. Gegen einschlafende Hände bringt es imo aber höchstens auf kurze Dauer was. Natürlich entlastet das Gelpolster kurzfristig, aber wenn die Abfahrt länger wird, ist die falsche Belastung, die dir irgendwelche Neven oder Blutbahnen abdrückt, dann doch wieder da. Und eventuell sogar noch schlimmer weil das zusätzliche Material von der Polsterung dann noch mehr Druck verursacht und noch mehr abklemmt.