Irgendwie hatte ich, durch ein paar Tage frei sein von der Arbeit, die glorreiche Idee übers Sauerland nach Hamburg zu fahren. Für schnell durch hatte ich keine Lust. Also Zelt usw. mitgenommen. Faul Komoot genutzt und mir nur grob Campingplätze und Zeltplätze über 1nitetent entlang der Route angeschaut.
Die erste Etappe führte mich am Sonntag (07. August) von Willingen nach Porta Westfalica.
140km / 1.060hm / 7:13h
Ich musste mich zuerst an das zusätzliche Gewicht auf einer längeren Route auf dem Cannondale Topstone 1 gewöhnen, so voll geladen war das Rad noch nie. War als erstes am überlegen die dritte Wasserflasche (750ml) am Unterrohr zu entsorgen... hat sich aber bewährt an den kommenden Tagen bedingt durch die hohen Temperaturen.
Nach knapp 50km hatte ich doch einige schöne Schotterpfade befahren (was sich schlagartig an den nächsten Tagen ändern sollte). Schaltwerk wollte irgendwie nicht mehr so richtig schalten. Deswegen auch Upside Down
Kurz neu eingestellt und es lief wieder wie Butter. Foto ist irgendwo um Büren entstanden.
Bei Paderborn unter einer gepflegten Brücke hatte ich einfach Lust auf einen Kaffee.
Dann kam ich recht unspektakulär in Port Westfalica an, auch irgendwie vergessen zu fotografieren. Am Abend wurde es noch richtig angenehm durch. Nicht allzu belebten Supermarkt gesucht, Nahrungsmittel zu mir genommen, Zeltplatzanbieter kontaktiert, aufgebaut, geschlafen, weiter...
Am Montag früh dann alles abgebaut und aufgebrochen. Irgendwie ging schlafen auch echt gut. 140km mit Gepäck war jedenfalls neu für mich
130km / 282hm / 6:13h
Dank so einem Ding wie einem Smartphone kann man ja heutzutage recht schnell checken, was man alles so sieht. Wikipedia trägt den Rest dazu bei. Die Porta Kanzel.
Irgendwann nach so 20-30km erhielt ich eine Quittung für meinen Tubeless-Wahn. Die Wurst von einer vergangenen Panne hielt nicht mehr und wurde als Geschoss durch die Gegend gefeuert. Milchverlust. Konnte den Mantel auch auf die Schnelle nicht fixen mit einem Patch. Also etwas ausgespült mit Wasser (dank MilkIt Milch geht das ja), verdünnte Milch in einen Gulli entsorgt und
Schlauch montiert.. Deprimiert nach diesem Akt hier kurz Pause gemacht. Auf beschneiden und Horizont ausrichten hatte ich keine Lust.
Bin wohl auch durch die aktuellen Geschehnisse hierauf angesprungen. Bin eigentlich auch noch nicht bewusst an einem Kraftwerk vorbeigeradelt. Es handelt sich um das (Kohle)Kraftwerk Heyden. Und es darf/muss auch weiterlaufen (kritische Infrastruktur). Wurde schon vor der Energiekrise beschlossen.
Dann begann der Horror an der Weser... ich bin es bis jetzt nicht gewohnt gewesen so lange in der Ebene zu fahren. Das war echt ein Brainfuck. Die Sonne brannte zusätzlich. Der Wind begrüßte mich gefühlt überwiegend nur von vorne. Ich entschied mich hier Pause zu machen. Erinnerte mich irgendwie an einen Western, Red Dead Redemption 2, etc.
Ich landete dann Abends in Scheeßel (wohl bekannt durch das Hurrican Festival
). Diesmal Campingplatz wegen Dusche usw. Nach dem heißen Tag war der kühle Wald ein Segen.
Für irgendwas muss die Nudel ja gut sein, die ich seit zwei Tagen rum fahre!
Am dritten Tag waren es dann zum Glück nur noch eingeplante 60km bis Hamburg... Es kamen aber noch einige hinzu.
93km / 93hm / 5:20h
Mich trafen direkt nach einigen Kilometern zwei größere Baustellen. Der Kopf hatte sich so langsam halb auf die Topographie eingestellt. Außer die Beine nach vorne zu werfen half nichts anderes, nur den Wegen folgen.
Ziel erreicht. Abging es in den Großstadtdschungel. Die Radstraße zum Zentrum ist empfehlenswert. Aber heiß.
Einfach Schiffe und Wasser... und Hitze
Das 9-Euro Ticket hat sich in Hamburg jedenfalls voll rentiert. Ich weiß nicht, wann ich das letzte mal Schiff gefahren bin
Ich musste aber noch einige Kilometer hinter mich bringen für den Zeltplatz außerhalb von Hamburg. Alleine war ich nicht. Aber der Spot ist was Atmosphäre angeht nicht zu schlagen.
Noch beim Gemüsebauern nebenan eine Gurke und Tomate gekauft und schlafen gelegt.
Am nächsten Tag ging es dann bei ICE und Regionalexpress zurück in die Heimat. Die Sitzmuskulatur war auszuhalten, die Beine verhielten sich ruhig
dann hat das auch mit dem Flüssigkeitshaushalt und der Energiezufuhr einigermaßen gepasst. Werde definitiv mir nochmals Hamburg antun. Dann hoffe ich mal auf die letzte Augusthälfte und noch einige schöne Tage fürs Rad fahren.
Das nächste mal werde ich komplett auf
Schlauch setzen. Tubeless ist zwar klasse... kostet aber Zeit wenn es richtige Probleme gibt. Und den Alu Topf werde ich gegen Titan tauschen.
Gesamtkilometer: 382,6km (laut Tacho)
Gesamtfahrzeit: knapp 20h
Gesamthöhenmeter: 1700h