First Blood... ähhh Dirt!
Am Sonntag war es soweit, habe dem Reign 29 2 das erste Mal die Welt außerhalb des Verkaufsraumes gezeigt. Das fand es gut.
Habe leider schweren Mist gebaut: erstmal vergessen, die völlig Grip-losen Vorführ-Pedale gegen etwas mit Grip zu tauschen. Außerdem waren die
Reifen noch auf drei Bar vom Einfüllen der Milch.
Problem 2 konnte schnell gelöst werden, das Erste für die Dauer der Tour leider nicht.
Ich konnte trotzdem folgende schlimme Sachen mit dem Reign testen: HR umsetzen, schmale, enge Singletrails fahren. Verblockte, trotzdem schnelle Abschnitte und verblockte, langsame und "stolprige" Abschnitte fahren.
Unterwegs waren wir im Harz, auf folgenden Strecken innerhalb von circa zwei Stunden: Elendstal/Helenruh/Elendsburg bei Schierke, Trail am Schierker Feuerstein, Pfarrstieg.
Vergleich zum 2019er Reign SX 1 (DVO) mit 27,5":
Abgesehen vom einfach unschlagbaren Ansprechverhalten des DVO waren die generellen Unterschiede in Sachen Fahrverhalten extrem gering. Natürlich kann ich das SX 1 noch exakter auf mich abstimmen. Das 29 2 hat weniger Optionen, funktioniert bei mir (75kg) nach Einstellung von Federrate und Rebound aber sehr gut.
Das, was gleichzeitig meine größte Erwartung UND auch meine größte Angst war, ist "leider" tatsächlich der Fall: die großen Räder rollen einfach schrecklich gut. Auf einmal wirkten die Steine rund um die Feuersteinklippe gar nicht mehr so groß. Das bessere Überrollen war deutlich spürbar.
Der erste, noch mit kalten Beinen gefahrene Trail, war der schmale Pfad von der ehemaligen Elendsburg hinunter ins Elendstal. Schmal, am Anfang sehr steil und lose, unten raus noch schmaler und mit drei engen Kurven. Der Untergrund war erdig, meist locker mit einigen feuchten und rutschigen Steinen und etwas Herbstlaub drauf. Also eher rutschig und in Kombination mit den Mistpedalen - anspruchsvoll. Ich fühlte mich trotzdem von Anfang an und gleich auf der ersten Ausfahrt auf diesem Bike absolut sicher und selbstbewusst. Auch die Umsetzer funktionierten soweit super - nur einen konnte ich wegen des Pedalproblems nicht ganz hinbekommen. Das Bike machte trotz seiner Größe absolut willig mit, was ich so erwartet hatte. Ich konnte hier nicht wirklich einen Unterschied zum SX 1 feststellen.
Nächster Akt: Trail am Schierker Feuerstein. Hier war es fast komplett steinig, feucht, glitschig, verblockt.
Jetzt merkte ich so richtig den Unterschied, den die größeren Räder machen. Es geht einfach leichter drüber. Punkt. Und das vermittelt einfach unglaublich viel Sicherheit und Vertrauen. Trotz der Rutschigkeit, trotz der dicken Brocken. Es läuft.
Dritter Akt: Pfarrstieg. Bei Bedarf schnell, immer rumpelig, verblockt, mit Rinnen, versteckten Kanten und auch hier heute: feucht und rutschig.
Mit dem Vertrauen, dass mir das Bike vorher gegeben hatte, ging ich mit hoher Geschwindigkeit einfach rein und kam problemlos und mit voller Kontrolle durch. Trotz der - ich muss das leider wiedeholen - sinnlosen Pedale konnte ich das Tempo der anderen Fahrer locker halten. Hier waren vor allem die großen Stufen spürbar besser zu überrollen.
Im Vergleich: das 2019er Reign SX 1 mit DVO Fahrwerk hat mehr Potential, wenn es schneller wird. Es lässt sich auf Grund der (dramatisch viel) mehr Einstellmöglichkeiten auf einem ganz anderen Level personalisieren. Das muss man aber auch wollen UND können.
Die Sensibilität ist sensationell. Dadurch klebt es am Boden wie ein Leimlappen, wenn es zur Sache geht. Leider ist das Fahrwerk zu effektiv, wenn man das Bike abziehen und in die Luft bringen möchte. Auch gegen Wheelies und Manuals wehrt es sich vehement.
Das 2020er 29 2 würde ich mir sofort zulegen, wenn ich das SX 1 nicht hätte. Es überrollt halt besser, ist in Sachen Handlichkeit auf dem gleichen Level, hat ein einfacheres Setup und kostet 1K EURO weniger.
Beide machen einen Haufen Spaß und ich weigere mich, eines besser als das andere zu finden.
Das 29er steht jetzt mit dem Dreck und besseren Pedalen im Schaufenster. Es ist ein Demobike und kann nach Absprache auf gemeinsamen Touren ausprobiert werden.
Hinweis: ich bin Verkäufer für Fahrrad Baron in Wernigerode. Diesen Bericht habe ich alleinverantwortlich und ohne Absprachen mit GIANT verfasst. Das Bike ist ein normal käufliches Serienrad.