wieviele gibt es die ein Auto aus Einzelteilen aufbauen oder z.B. den Motor tauschen? Ausserdem sind die Teile dort bei jedem Hersteller komplett anders.
Mitunter meine größte Angst, was moderne Fahrräder betrifft. Stellt euch mal vor es gibt in 20 Jahren nur noch Giant, Canyon, Specialized und Trek Fahrräder, welche dann von diesen Herstellern von vorne bis hinten entwickelt und produziert werden, ähnlich wie bei Autos, Motorrädern, Smartphones und eigentlich allem ausser Desktop PCs.
Da steuert alles, was etwas mit Standardisierung zu tun hat dagegen. Es existiert fast nirgendwo mehr die Möglichkeit, wie im Fahrradbereich, queerbeet aus unzähligen Teilen zu wählen und diese zu kombinieren.
So lange die großen Hersteller sich zusammensetzen und Verträge abschließen, welche dafür sorgen, dass deren Komponenten untereinander kompatibel sind, können wir uns freuen, weil dadurch diese einzigartige Form des leicht zugänglichen Individualismus aufrechterhalten werden kann.
Auch, wenn man sich bald, wie im PC-Hardware-Bereich, wenn man ein aktuelles "System" kauft fast alles neu kaufen muss, damit alles zusammenpasst, ist die Zahl der möglichen Kombinationen noch immer unzählig und man hat über Jahre die Möglichkeit ein altes Rad noch aufzurüsten oder Teile zu erneuern.
Genausogut könnten sich große Hersteller wie Sram, Shimano oder Fox hinstellen und sagen sie beliefern nur noch Specialized und Giant mit Spezialteilen, welche extra für neue Modelle entwickelt werden und mit nichts mehr kompatibel sind.
Siehe Dämpfer bei Specialized, oder Integration bei den neuesten Aeroerennrädern. Die haben über die letzten Jahre in der Hinsicht eine sehr unschöne Entwicklung durchgemacht.
Was meint ihr wie profitabel es für Giant, Canyon und Cube wäre, wenn ihre Bikes die einzigen vernünftigen Räder sind, die man sich als durchschnittsverdiener noch ansatzweise leisten kann ohne sie zu finanzieren (noch viel krasser als es euch jetzt eh schon vorkommt).
Wäre z.B. durch eine gemeinsame Plattform realisierbar.
Kann man sich dann vorstellen wie bei diesen "konkurrierenden" Personenkraftwagen:
Stattdessen wird in unserer Branche dafür gesorgt dass man vom Cube Stereo bis zum Santa Cruz Nomad jedes Bike absolute individualisierbar und untereinander kompatibel ist.
Vor neuen Standards habe ich keine Angst, vor einer Ausbreitung von solchen Eigenbrötler-Konzepten habe ich Angst:
Die Kollegen mit den Rasierten Extremitäten müssen sich zwar nicht ständig über neue Standards ärgern, dafür können die an ihren Fahrrädern, wenn sie Pech haben, bald schneller als sie gucken können garnichts mehr an der Komponentenwahl selber entscheiden.
Da gehts in Richtung volle Systemintegration, wie bei Autos.
Dann können sich doch am Besten noch große Hersteller zusammenschließen und eine Plattform teilen, wie bei den grauenhaften Kleinstwagen da oben, dann kann erst richtig modern Geld gemacht werden und plötzlich fahren de facto noch 10 verschiedene Rennräder durch die Gegend.
TL;DR:
So schlimm finde ich die aktuelle Situation der Standardisierung im MTB Bereich nicht. Es wird noch dafür gesorgt, dass man sich individuelle Räder aufbauen, aufrüsten und reparieren kann. Gibts sonst in fast keiner Branche.
Ein (first-world-)Problem haben wir, wenn irgendwann kaum noch einzelne Komponenten im Aftermarket erhältlich wären und man sich zu einem "normalen Preis" nur noch Kompletträder kaufen kann, an denen man höchstens noch die austauschen wechseln kann.
So unrealistisch und fern scheint mir diese zunächst absurd wirkende Vorstellung leider nicht, wenn ich die neuen Aerorennräder und E-Bikes betrachte.
Da steuert ein so öffentlich gemachter Standard wie "Metric Shock Sizing" oder "Boost", auch wenn momentan gefühlt alle 2 Jahre alles über den Haufen geworfen wird, erstmal gegen.