Mit Jockel auf dem Werra-Burgensteig

sketcher

over the hills
Registriert
7. Juni 2001
Reaktionspunkte
12
Ort
Eichsfeld
Da unser Jockel ein echter Preusse ist, mag er auch das Schlichte, Ehrliche und Stille, das sich nur einem feinen Auge erschließt.
So verbrachte er auch dieses Jahr mit seiner Familie den Jahreswechsel in unserem kleinen Eichsfelde.

Letzten Sonntag fuhren wir mit Rob im nahegelegenen Thüringer Wald eine wunderbare Tour und heute zogen wir zu zweit durchs Südeichsfeld bis nach Treffurt und in den Hainich.

Um 0930 holte ich ihn an seinem Quartier in Lengenfeld ab. Minus 6°C zeigte das Quecksilber.
Aus Lengenfeld hinaus geht es fast überall steil hoch. Doch nach Hildebrandshausen, unserem ersten Checkpoint, führt eine nette Landstraße, die den ersten Berg umgeht. Mein Vorschlag, diese zu nehmem (der Tag wird noch lang), wurde erwartungsgemäß abgewürgt.

Also gleich steil rauf. Und dann auch noch so ein mieser Untergrund! Zugelaubt und voller Äste. Wilde, nicht nachvollziehbare Wegführungen. Dann auch noch die Brille beschlagen: Ich bin auch gleich über so einen überreiften Ast gestürtzt. Der Berg hat uns fast eine Stunde gekostet. Und ich war schon kochgar.

Unten von Hilde.hausen sind wir dann hoch zur Plesse. Steiler Anstieg, doch endlich ein fester Schotterweg. "Da kommt noch einiges. Ich fahre meinen Tritt, muß Jockel eben oben warten." dachte ich mir und bin den ganzen Tag gut damit gefahren. Und Jockel war echt nett. Keine Hatz, dann klappt's auch mit old sketcher. :)

Auf der Plesse steht ein alter hoher Holzturm, von dem aus unsere ehemaligen Grenztruppen in Feindesland spähten. Klar, daß wir das auch machten. Doch war oben es zu ungemütlich um sich allzulange aufzuhalten. So sind wir den Plattenweg der alten Grenze weitergefahren nach Katharinenberg. Der verläuft natürlich nicht auf der Ebene, sondern steigt und fällt entsprechend des Geländes. Das Gelände stieg und fiel teils heftig. Auf den vereisten Platten hat's mich dann nochmal geschmissen. Doch das Fallen klappt schon ganz gut und ich hab mir nichts gebrochen.

In Kat.berg wurde die Ruine der alten Wehrkirche in Augenschein genommen.
Dann weiter ins Gewirr der Feldwege, nur nach Himmelsrichtung orientiert. Nicht daß Jockel keine Karte gehabt hätte. Er hat sie sogar öfter benutzt. Doch durch fehlende Wegmarkierungen fiel es selbst ihm schwer, immer den optimalen Kurs zu bestimmen. So sind wir dann auch vom nächsten Talort (Wendehausen) zwar in die imho richtige Richtung gefahren, doch schlugen wir einen unnötig großen Haken, der, logisch, über den höchsten Kamm führte.

So langsam spürte ich meine Beine, doch war die Burg Normannstein nicht mehr weit und ich der Meinung, daß die kleine Burgschänke offen haben könnte.
1300 Uhr. Die Burg war dann auch sehr eindrucksvoll, doch alles schien dunkel und verlassen und wir waren hungrig und durchgefrohren.
In der traurigen Gewissheit, das hier keiner zuhause sei, drückte Jockel dennoch auf die Klinke und siehe da: offen!
Am warmen Kaminofen bei Ritterkost, Türkentrank und Gerstensaft kam wieder Leben in die tauben Glieder und so gestärkt und aufgetaut brachen wir wieder auf.

Kurzer Abstecher zur Adolfsburg mit Felsenklippen und toller Aussicht, dann auf den langen Weg nach Osten in Richtung Hainich. Die Sonne kam sogar heraus und ich konnte Jockel ein paar mal zum fotografieren verleiten, so daß ich mir einen kleinen Vorsprung erkämpfen konnte. ;) Leider funktionierte der Trick nicht lange. Jockel hatte mich durchschaut und flog mit dem Kocmo wieder davon.

Irgendwann war der Hainich erreicht und die Höhe des Rennstieg's erklommen. 1500. Bald wird's dunkel. Wir legten einen Zahn zu.
Auf dem Mühlhäuser Landgraben kurze Gedenkminute für Olaf's augekugelte Schulter. Weiter nach Struth und dann ins Tal Richtung Lengenfeld und Jockels Ferienheim.
Unterwegs liegt mitten im Wald beschaulich das schöne Kloster Zella, welches jetzt ein Altersheim beherbergt. Jockel und ich drehten eine Runde auf dem Innenhof. "Wir kommen auch bald!" rief Jockel den stauenden Senioren zu. Es schien ihm wirklich dort zu gefallen und ich glaube, er hat das irgendwie ernst gemeint.

Da wir noch nicht ganz unten waren, entschloss ich mich, den nächsten Stich rechts rauf nach Effelder zu nehmen, denn dahinter im nächsten Tal liegt mein Dörfchen. Jockel, der ja bekanntlich nicht kleinzukriegen ist (und von mir schon gar nicht ;) ), kam selbstverständlich noch bis Effelder mit. Es gibt ja auch von dort eine anständige Abfahrt nach Lengenfeld. :)

Wir trennten uns dann, nicht ohne unsere ewige Männerfreundschaft nochmals zu beschwören und jeder ließ sein Bike ins jeweilige Tal hinabschießen.

70km 1420Hm. Was soll ich noch sagen? Klasse Tour! Danke Jockel!
(stell mal ein paar Bilder rein!)

Grüße,
sketcher
 
:daumen: wirklich ein klasse bericht, sketcher. und eine schöne tour ihr harten hunde!


Original geschrieben von sketcher
Der verläuft natürlich nicht auf der Ebene, sondern steigt und fällt entsprechend des Geländes. Das Gelände stieg und fiel teils heftig.
so wie wir es gerne mögen. kein weg und zu lang, keiner zu beschwerlich.


Original geschrieben von sketcher
"Wir kommen auch bald!"
da mache ich mir gar keine gedanken, habe uns doch zahlreiche diktatoren in der vergangen gelehrt, dass man auch noch im hohen alter mit eiserner hand, die zügel fest im griff, gut regieren kann. der oberst, auch wenn er uns hoffentlich noch eine weile in berlin mit rat und tat zur seite stehen wird, macht da sicherlich keine ausnahme.


rob
 
dein toller bericht lässt deutlich nachfühlen, wie man sich am hinterrad von jockels titanrussen fühlt - da werden alte jugenderinnerungen wach. vielen dank dafür sketcher!

eine beeindruckende tour habt ihr da abgerissen. zu gern würde ich auch mal deine heimat kennen lernen und die vielen steigungen, abfahrten und offensichtlich hoch gefährlichen betonpfade in augenschein nehmen (hat es nicht letztesmal jockel auf einem der wege zerlegt?).

Original geschrieben von rob
...habe uns doch zahlreiche diktatoren in der vergangen gelehrt, dass man auch noch im hohen alter mit eiserner hand, die zügel fest im griff, gut regieren kann. der oberst (...) macht da sicherlich keine ausnahme.

sicherlich werden wir ihn eines tages in einem dunklen loch, tief im eichsfeld finden, schmutzig, bärtig und mit 750000 ostmark in einer plastiktüte um den hals... menis
 
schöner bericht, gedanklich war ich bei euch.

und morgen gehts ins warme- wenn man da ein bike findet werde ich ein bischen rollen


michael
 
So will ich mich auch noch melden und künden, von den Taten:

Inzwischen schon fast traditionell zu nennen, ist mein Aufenthalt im schönen Eichsfeld (sprich: Eixsfeld oder Eiksfeld) aus Anlass der Feierlichkeiten zum Jahreswechsel. Freund und Kaderkollege Sketcher half tatkräftig bei der Suche nach einer adäquaten Unterkunft, welche auch vor den strengen Maßstäben meiner Familie Bestand hatte und so wusste ich die Meinen gut behütet, sollte der Papa (ich) einmal dem Tagwerk des Geländeradelns frönen. Und das dies stattfinden sollte, war klar, galt es doch die Schmach vom letzten Jahr zu tilgen, wo ich Teile meiner Unversehrtheit auf dem Feld der Ehre opfern musste.

Ein weiterer Kaderkollege (Rob) kündigte an, auch mehr oder weniger vor Ort (Thüringer Wald, südl. von Eisenach) zu sein. Und so war es beschlossene Sache, dass man sich treffen würde. Kurz vor dem Tag X begab es sich, dass ich etwas umherkränkelte, zeitgleich wurde Kamerad Rob bei einem Anschlag, den sein leiblicher Bruder – offenbar gedungen durch feindliche Mächte - auf ihn verübte, schwer verletzt und so kam es, dass man sich zur Begrüßung auf einem Parkplatz unweit von Eisenach, erst mal gründlich die Ohren vollgreinte, wie schlecht eben gerade dieser Tag zum radeln wäre. Sketcher und Bruder Mat (der wohl auf eine zweite Chance hoffte) hörten die Worte wohl, wussten aber wohl instinktiv, dass derlei Rituale zum Geschäft gehören.

Es ging los. Rob hatte eine wunderschönes Potpourri von verschlungenen Pfaden zusammengestellt, von welchen sich immer wieder überraschende Ausblicke auf die deutscheste aller Burgen* ergaben. Schön.
Nun war es aber tatsächlich so, dass meine Kondition unter den Angriff der Killerviren gelitten hatte und so musste ich Obacht geben, dass mich Rob nicht vollends aus den Schuhen fuhr. Gegen Kilometer 40 gab ich zu verstehen, dass ich gegen einen baldigen Abbruch nichts einzuwenden hätte und diesem Antrag wurde ohne Umschweife stattgegeben. Rob verfügte sich in den Weiler, aus dem er aufgebrochen war (Bruder Mat hatte, als er erkannte, dass weitere Anschlagspläne unter den gegebenen Bedingungen nicht erfolgreich sein konnten, diesen Weg schon vorher gewählt) und Sketcher und ich fuhren gemütlich schunkelnd zurück ins schöne Eiksfeld. Dabei sorgfältig das durchfahrene Terrain sondierend, sollte es doch einige Tage später zu einer zünftigen Neujahrstour herhalten. Doch dazu mehr im folgenden Absatz:

Neujahrstour mit Sketcher am 02.01.04:
Um den ewigen Besserwissern gleich den Wind aus den Segeln zu nehmen, ich weiß, dass für gewöhnlich der 01.01. mit dem „Neujahrstag“ und damit verbundenen Aktivitäten wie z.B. „Neujahrsgruߓ oder auch „Neujahrs****“ assoziiert wird. Hat man jedoch Familie, so sind entsprechende Rücksichten zu nehmen. Aufgrund von Absprachen der Spielerfrauen, war klar, dass diese, einschließlich der Kinderschar am 02.01. ins Bad wollten. Somit ergab sich für uns dieser Tag als der Günstigste. Soweit zum Verständnis.

Dem von Sketcher weiter oben Gesagten kann ich kaum noch nennenswerten Inhalt bescheren und so will ich es mit ein paar Randbemerkungen bewenden lassen.

  • Der Tourenguide war selbstverständlich Sketcher und ich pflichtete ihm stets nur unterwürfig bei.
    Die Eiksfelder, bekannt für ihre Konsequenz in Glaubensfragen, vertrauen beim Wegebau keinem menschlichen Vermesser und so kommt es, dass jeder Weg, spätestens nach der ersten Biegung ohne weitere Umschweife dem Gipfel zustrebt und man nur mit viel Gottvertrauen in der Lage ist diese Steigungen zu überwinden. Klar spart man nebenbei auch einiges an Wegebaukosten und die Geometrie lehrt ja schließlich auch, dass die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten immer noch die Gerade ist.

So, da es jetzt schon spät ist und mein Kopf auf Schlafen geschaltet hat, beende ich diesen Aufsatz jetzt. Gelegentlich werde ich ihn noch ergänzen oder als Fragment belassen, ganz wie es mir beliebt. Schlaft schön...


* Wer errät, um welche Feste es sich handelt, kann dies kundtun und wird hier im Forum öffentlich belobigt, indem sein Name und der des ESK, in einem Beitrag erscheinen.
 
Original geschrieben von jockel
* Wer errät, um welche Feste es sich handelt, kann dies kundtun und wird hier im Forum öffentlich belobigt, indem sein Name und der des ESK, in einem Beitrag erscheinen.

Wartburg?! ;)

Gruesse, Marcus

wa.gif
now listening to: Green Day - Basket Case
 
Jockel schön das du mal was von dir hören lässt und das es dir gut geht.
wenn du mir hier von eisenach und dem thüringer wald erzählst dann kann es sich bei der deutschesten aller burgen nur um die wartburg handeln ;)
Ich selbst habe diese schon betreten und zwar in allerfrühesten kinderjahren als Ich in Ruhla zur kur weilte und mich in den thüringer wald :love:
ausserdem ist sie ja Nahmensgeberin für ein sehr begehrtes automobil ostdeutscher ingenieurskunst.Besonders möchte ich den 311er coupe hervorheben der seinerzeit DIE Bräutekutsche schlechthin war :) ach waren das zeiten
coupe62
 
Original geschrieben von rikman
Wartburg?!
Zwar von leichter Unsicherheit gekennzeichnet, aber dennoch richtig.

Original geschrieben von el-diabolo
...dann kann es sich bei der deutschesten aller burgen nur um die wartburg handeln
Auch dieser Kandidat hat die volle Punktzahl erreicht.

Nun kommen wir zum Gewinn:

ESK - Rikman - ESK - El Diabolo - ESK

Ich muß zugeben, dass ich ein wenig auf einen Außenseitererfolg gehofft hatte, aber so ist es auch gut.
Ein gesundes Jahr 2004 wünscht Euch Euer...
 
Hm, na ja. Wenn auch verhalten, aber ein bisschen freu ich mich schon ueber den tollen Gewinn. Haette gerne gruen als Farbe gehabt! ;)

Gruesse, Marcus
 
Das freut mich zu hoeren. :)

So kann der Tag beginnen. UIUIUI ...

Gruesse, Marcus
 
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