MTB Rahmen aus hochfestem Luftfahrtaluminium

Frohe Ostern

Aufbau, Aufbau, Aufbau...

Die Formula R1 Bremse gefiel mir schon immer und jetzt nach dem Einbau hat mich das Ding echt angefixt. Es geht sehr gut zusammen und auseinander, Die ganzen Entlüftungsschrauben sind gut platziert.

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Erstes Öffnen der Bremse

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Alles wieder in der richtigen Reihenfolge draufschieben.

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Entsprechend aufgespannt bekommt man nach und nach alle Luft raus. Zudem tauschte ich die alte Bremsflüssigkeit, die da vermutlich einige Jahre drin verbracht hatte.

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Ablängen der Hiterradbremse...

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Klapperschutz kommt auch rein.

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Hinten geht das auch, die Schlaufe bleibt so.

Nun zu einem Thema, was beim Fahrradbau nicht unerheblich ist, der Laufradsatz. Eigentlich hatte ich ja schon einen schönen in 28er mit 50er G-One Speed Reifen der ganz hervorragen lief.
Nachdem ich aber beim Rahmen schon die 1400g überschritten hatte, würde ich die nächste Bastion "Die sieben vorne" beim kompletten Fahrrad nicht so leicht preisgeben. Mit dem vorhandenen Laufradsatz wäre das nicht ganz hingekommen.
Also rief ich wieder beim Müller in Alzenau an und erkundigte mich nach einem möglichst leichten Laufradsatz. "Ich will an die 1000g heran und ich hab mir da auch schon was überlegt..." plapperte ich drauflos. Natürlich hatte ich mir auch die typische EXCEL-Liste gebaut und den ganzen Superleicht-Edelkrempel im Netz abgesurft. Leider spielte da die Verfügbarkeit eine Rolle und die Extralite Naben waren mit 28 Löchern nicht zu haben.
"Die Extralite sind für Dich sowieso nicht ganz ideal" bestätigten mir die Laufradbauer. Tatsächlich gefiel mir der Dreiklinken-Alufreilauf nicht so wirklich.
Die Produkte von Carbon-Ti, die nur wenig schwerer waren, hatten einen schönen Titanfreilauf der zudem noch hammermäßig klingt. Da kam ich als Chris-King Fan echt ins straucheln und in meiner Wunschfarbe "rot" (hach, es ist so ein geiles dunkelrot) gab es die auch.
Also entschied ich mich angesichts dieser drei Vorzüge für die anderen Italiener.
Aber damit war die Sache noch nicht erledigt, denn die Beschaffung der Felgen und der Speichen entpuppte sich in diesen Zeiten als schwierig.
Bei Radsporttechnik Müller waren die sicher genervt von dem komischen Typen, der irgend so ein Blechfahrrad baute, und zwei mal am Tag anrief.
Schließlich hielt ich den lange erwarteten Anruf: "Deine Räder sind fertig". Sofort packte ich Bremsscheiben, Achsen Reifen und den Rahmen ein und fuhr nach Alzenau.
"Wir hängen das fertige Ding dann bei Dir auf die Waage und wehe da steht keine 7 vorne" drohte ich im Spaß, als ich meinen Besuch ankündigte. Andreas war da für jeden Spaß zu haben.

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Vorderrad mit Band und Ventil

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Hinterrad mit Band und Ventil

Also 1130g sind für einen MTB-Laufradsatz schon ein ganz guter Wert, finde ich.
Scharf sind doch auch die schönen runden Zahlen, die hier rauskamen. Die sind echt, Hand drauf.
Die Teile selber sahen fabelhaft aus. Von dem Freilaufgeräusch bekomme ich Gänsehaut, einfach geil.
"Jetzt hol mal Deinen Bock aus dem Auto und wir machen den fertig" bestimmte der Laufradbauer.

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Ja und hier kommt das Osterei. Bei aller Euphorie, wir haben das Ding nur mit einigem Schweiß und viel Teamwork zusammenbekommen. Die Reifen wollten sich einfach nicht aufpumpen lassen und "ploppten" schlicht nicht in die Felge. Ich hatte die Mäntel schon länger im Keller und da waren die eben etwas widerspenstig. Also Ventil ausbauen und erstmal mit viel Dampf auf die Nuss, dann klappte das.
Die 7835g hat das Fahrrad mit 2,25er Thunder Burts, ohne Dichtmilch. Mal schauen ob das am Ende langt.

Grüße

Thomas
 
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Abend,

Es war zwar Ostern aber „Auferstehung“ ist eben nicht gleich „Auferstehung“. Statt einem vor Emotionen nur so über sprudelnden Jungfernflugbericht, gibt es nun eine gewisse Ernüchterung. Das mag jetzt etwas enttäuschend rüber kommen und ich versichere, bis zu einem gewissen Punkt ist es das auch.
Nun die Fakten; der Hinterbau ist nicht steif genug. Im Wiegetritt und bei einigem „Engagement“ verformt sich die Schose im Bereich des Kettenblattes um etwa 1mm. Mitunter zeigt sich dies durch leichten Kontakt des Zahnrades mit dem Rahmen. Nun, der Vorgänger hat hier auch nur 1mm Spalt und den konnte ich nie so weit verbiegen, ganz egal wie ich strampelte.
Folglich habe ich mich hier aus der Robustheit ein wenig zu weit in Richtung Leichtbau bewegt. Aber so ist das, man kann sich dem Ideal immer von zwei Seiten nähern. So funktioniert nun mal „Entwicklung“ und mit einer stetigen Reise ins Nirvana hat das eben nichts zu tun.
Darin besteht euch ein Unterschied zwischen einem fertigen Industrieprodukt und eben einem solchen Selbstbau, der in vieler Hinsicht Neuland betritt. Wie gesagt, mir geht es nicht darum ein Fahrrad zu besitzen und solche Rückschläge gehören halt auch dazu.
Nun, jetzt wird es die eine oder andere Gedanke von wegen „Das sah sowieso immer fipsig aus“, oder „was macht der da auch für Sachen“ hochkommen.
Auch ich empfand die Auslegung, besonders die der Kettenstreben hinsichtlich Torsion, gelinde gesagt „grenzwertig“. Aber Leichtbau ist immer grenzwertig, wer hier anderes behauptet, der irrt.
Die eine oder andere Nacht habe ich diesem Umstand schon gewidmet und so ganz überraschend kommt das, wie gesagt, nicht und ich hatte die Aussteifung im Prinzip schon um Kopf. Sogar das Material war vorhanden und die grobe Berechnung stand. Also musste ich nur einen Samstag investieren und die Aussteifung „nun doch“ dran bauen.

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Dieses Blech wird die beschriebene Bewegung des Hinterbaus verhindern. Oben gibt es zwar schon eines, aber dies erhält eine Verbindung zum Tretlager-Rohr. Dabei ist leider ein Pressfit Lagersatz drauf gegangen.

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Finales Anpassen mit montiertem Hinterrad.

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Der fertig vernietete Beschlag, ich denke, die 28g sind gut investiert.
Gefühlt hat sich die Steifigkeit des Hinterbaus vervielfacht, so hätte das von Anfang an sein sollen.
Sollte die weitere Erprobung zeigen, dass es immer noch nicht reicht, dann hätte ich auch noch ein paar Ideen. Da gehört auch die Neukonstruktion der Baugruppe dazu.

Mal schauen…

Aber eine ganz ähnliche Angelegenheit ließ mich ebenfalls nicht los. Die Bremslasten konnte der Hinterbau zwar ab und die Verformung hielt sich im Rahmen, aber auch hier möchte ich nachbessern. Zum Glück geht das mit der Nietbauweise ganz problemlos. Ein Niet ist schließlich keine permanente Verbindung. Für meinen Geschmack bog es sich einfach etwas zu viel. Das war noch kein Millimeter bei voll gezogener Bremse, aber es war sichtbar. Es war gar nicht so leicht dieses Moment überhaupt auf das Rad zu bringen. Jetzt mag es ja nur die Hinterrad-Bremse sein und es das maximal mögliche Bremsmoment, welches ich in meinem kleinen Test aufbrachte, wird vermutlich nie dort anliegen.
Trotzdem wird auch hier nachgebessert. Zuerst müssen die alten Niete raus. Dabei darf das vorhandene Loch nicht vergrößert werden. Die seitenwände sind absolut tabu.

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Niet mit 5 Zehntel Untermaß hohl bohren und dann mit dem Vollmaß bis kurz bis vor das Blech bohren. Anschließend nimmt man den Bohrer selbst um den Kopf des Niets abzubrechen.

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Den Rest bekommt man auch noch raus.

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Es ist nicht ganz einfach, aber machbar. Alles gut gegangen...


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Fixierung mit dem bekannten Schraub-Bolzen

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Verbohren der Verstärkung und Fixierung mit Heftnadeln.

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So viel wiegt das Teil.

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Sieht auch gleich viel besser aus. ein Test zeigte, die Kettenstrebe verbiegt sich immer noch, aber eben deutlich geringer. Ich würde schätzen, wenn die Bremse alles gibt, sind das etwa 5 Zehntel.

Aber auch das war noch nicht die letzte Hürde, die Steckachsen von Extralite passten auch nicht so richtig. Das entsprechende Leichtbau-Teil ist hier zu sehen. Ich finde das eigentlich gut und mit 30g ist es auch leichter als die 44 der "Maxle". Die große Achse mit dem Schnellspanner, die ich zum Bauen auf der Helling verwendete, wiegt sogar 75g.

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Die Extralite hat ihre Schlüsselweite für den 6er Inbus auf der Gewindeseite. Daher hat sie auch so eine Beilag-Scheibe unter dem Kopf. Auf diese Weise erfährt sie Achse keine Belastung, die Zug und Torsion kombiniert. Ich mag solche Ansätze, auch wenn das Handling dann ungewohnt ist. Auch das Anziehen mit dem Drehmomentschlüssel ist dann mit Vorsicht zu machen, weil man links herum drehen muss. Viele "Knackschlüssel" können das nicht. Dummerweise beginnt das Gewinde hier 2mm zu früh, die ich mit einer weiteren Scheibe (Drehteil) ausgleichen musste.

Mannoman, was für ein Kampf, ist halt kein Heldenepos bei dem einer nur abgefahrene, coole Sachen macht. Manchmal gibt es eben auch noch Frust, wenn der erfolgreiche Abschluss zum greifen nahe erscheint.

Gruß

Thomas
 
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Jetzt aber,

Das Rad war nach dieser Ehrenrunde soweit fertig, aber natürlich kam die umgehend getätigte Bestellung des neuen Pressfit-Tretlagers nicht rechtzeitig.
Ich war so durch, dass ich mich montags in der Homeoffice Mittagspause ins Auto hockte, und trotz angekündigter Lieferung ein solches Lager in unserem lokalen Fahrradladen kaufte.
Natürlich presste ich es auch sofort ein, schraubte die Kurbel wieder an, installiere das Schaltwerk und machte die Kiste fertig. Ich konnte es einfach nicht abwarten und als ich eigentlich im Job hätte weiterarbeiten müssen, schwang ich mich stattdessen für eine kurze Probefahrt auf das Bike.
Aber die Enttäuschung blieb wieder mal nicht aus. Das Zahnradproblem war durch das Knotenblech zwar vollständig gelöst und das Rad fühlte sich nun viel steifer an. Trotzdem gab es bei vollem Einsatz und im Wiegetritt weiter Reibgeräusche, diesmal vom Hinterreifen.
Wie sich herausstellte, trat der Kontakt aber bei dem oberen Knotenblech auf. Ich packte das Bike also wieder auf den Montageständer und schaute mir das genauer an.
Inzwischen hatte ich mich vom Homeoffice abgemeldet und den Rest des Tages frei genommen. Ich war außerstande jetzt meinem Broterwerb weiter nach zu gehen, E-Mail zu kämmen und irgendwelche Daten in Tools zu hämmern. Ich wollte mein Projekt abschließen, und zwar das Fahrradprojekt.

Der Spalt zwischen Reifen und Knotenblech fiel auf einer Seite mit rund 2mm etwas knapp aus. Auf der gegenüber liegenden Seite waren es schon 4mm.
Ich erinnerte mich, dass ich den Ausschnitt des oberen Bleches damals mit einem anderen Laufradsatz machte. Ich zeichnete damals um den relativ glatten und sehr schön laufenden 50er G-One Speed herum. Die Thunder Burt Reifen laufen nicht ansatzweise so schön und vielleicht habe ich seinerzeit auch nicht so genau gearbeitet. „Da musst Du sowie so noch mal ran, wenn die richtigen Reifen drauf kommen“, dachte ich. In jedem Fall gab es Kontakt mit dem Reifen, der aber nach einer umlaufenden Aufweitung auf konstant 4 mm Spalt vollständig verschwand. In Wahrheit waren das aufgrund der
Reifentoleranz dann zwischen 6 mm und 2 mm Spalt. Die Felge lief bis zur Messtoleranz herunter absolut rund. Der Rahmen selbst zeigte sich vollkommen gerade.
Wieder auf den Sattel und den Buckel rauf. Aber was war das, im vollen Wiegetritt hörte ich manchmal immer noch ein ganz zartes Schaben. Natürlich könnte ich jetzt nochmal einen Millimeter herunternehmen, zögerte aber dann doch. Was sich da zeigte war nicht die Verformung des Rahmens, es war die Verformung des Laufrades. Dieser Umstand ist nicht so leicht zu erkennen, aber mit ein wenig Augenmaß konnte ich das doch sehen. Tatsächlich machte ich die Gegenprobe mit dem anderen Laufradsatz und siehe da, eine vollkommen unumstößliche Tatsche kam ans Licht. „Leichtbau hat in jeder Hinsicht seinen Preis“. Der alte Laufradsatz verformte sich eben etwas weniger als der neue.

Ja toll, natürlich ist das ein geiler Laufradsatz mit nur gut 1100g, aber er ist eben auch nicht ganz so steif, wie der 1350g Laufradsatz, den ich auf meinem „schweren“ Prototypen fahre. Der alte hat eine fette Chris-King Nabe und 32 normale Speichen, die auch noch ne Ecke dicker sind.
Hach, war das schön herauszufinden, dass andere auch nicht zaubern können und es auch Profis gibt, die Leichtbau bis an die sinnvolle Grenze heran betreiben.
Also feilte ich das Halbrund in dem Blech noch einen halben Millimeter größer, baute die leichten Räder wieder ein und strampelte mit richtig Druck bei uns den Haus-Buckel rauf.
Diesmal gab keine Geräusche mehr und ich ließ meiner Freude freien Lauf. Das Bike rannte wie die Wucht und wie vom Engel geschoben rollte ich kurz darauf oben über die Kante. „Ach Du Kacke, das Ding geht ja ab wie die Drecksau“, entfuhr es mir. Mit Tränen in den Augen fuhr ich um den Hügel außen herum und raste erneut auf den 400m Anstieg mit 10% Steigung zu, drückte auf meine Smartwatch (Ich hatte keinen Tacho dran) und wollte den nächsten Run mal messen. Ich kannte ja den Berg, weil ich ihn schon zigmal gefahren bin und ich wusste auch wie schnell ich da hochkam. Ich schlug meine Bestzeit um Längen.
Aber nun begann das Rad erst richtig zu rocken und ich trat in die Pedale. Ich hatte keine Dichtmilch in den Reifen, kein Smartphone einstecken, ja noch nicht einmal einen Hausschlüssel dabei. Die Kette zog, die Beine wurden warm und ich fuhr in immer größer werdenden Runden in der Gegend herum. Die tiefe Position passte perfekt, der glatte Sattel machte seine Sache gut und die Bremsen fingen auch langsam an zu ziehen. Der Reach ist vielleicht 2cm länger als bei meinem alten Bike, aber das merkte ich auch. Mein neuer Bock ballerte nur so vorwärts und auch in der Ebene erreichte ich für mich bislang unbekannte Geschwindigkeit. Ich probierte kleine Trails und erlebte ein bekanntes Handling. In dieser Hinsicht sind sich beide Prototypen ähnlich. Die Gabel könnte vielleicht noch etwas weicher, aber das mache ich dann Schritt für Schritt. Unter dem Strich betrachte ich das Konstrukt von nun als höchst tauglich und bestens fahrbar. Die Bezeichnung "Mountainbike" ist nun gerechtfertigt.
Da kommt noch was.

Grüße

Thomas
 
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Hallo,

ein Kollege aus meiner Radfahrgruppe bot mir spontan an von dem Fahrrad Fotos zu machen. Was soll ich sagen, was für eine Gelegenheit und welch ein Ergebnis. Vik hat echt was los und ich finde er hat den Bock hervorragend abgelichtet. Die Aktion hat großen Spaß gemacht und hochinteressant wars obendrein. Die Bilder hab ich bei "Bike der Woche" eingestellt.
Vielen Dank nochmal an Vik, den Fotografen.


https://fotos.mtb-news.de/s/55943
Gruß

Thomas
 
Da erscheint Leicas M-Serie als Sonderangebot🤩 Abgeblendet auf f/9 kommen die Bilder schon super rüber.
 
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Abend Leute

So wirklich technisch ist das jetzt nicht und hier geht es auch nicht darum, mit irgendwelchen Strava-Aktivitäten zu prahlen. Allerdings hat mich diese Gravel-Strecke beim Bau des Fahrrades inspiriert und auf ihr sind auch einige Ideen entstanden. Wie anfänglich beschrieben, soll dieses Mountainbike in der Lage sein, schnell zu fahren, denn nur so lassen sich auch die langen Tagestouren bewältigen, die ich damit vor habe. Nun verfüge ich über eine Menge Daten, was diese Runde angeht und immer wenn ich mit Reifen, Sitzpositionen, Drücken, Lenkerneigungen, Übersetzungen oder einfach nur mit dem Wetter experimentierte, dann hatte ich diesen Track als Referenz. Daher war es klar, dass sobald mal gutes Wetter ist und die Kinderkrankheiten alle raus sind, probiere ich die Kiste mal dort aus.
Ziel ist es die Möglichkeiten und Fähigkeiten dieses neuen Fahrrades gegen die bekannten Daten des alten Fahrrades anrennen zu lassen. Wenn ich fit war, erreichte ich auf dieser Runde einen 32er Schnitt.
Die Strecke besteht zum großen Teil aus geschotterten Forstwegen, aber auch Waldboden und ein kleines Stück Asphalt ist dabei. Vor zwei Jahren gelang mir mal ein knapper 33er-Schnitt, mit dem ersten Prototypen. Mit dem neuen Rad schaffte ich kürzlich auf Anhieb einen 34er Schnitt.
Nun, ich bin zwar gerade auch ganz gut drauf, aber hier sehe ich doch Unterschiede, die schlicht aus der Technik kommen. Die Fahrräder haben exakt die gleiche Geometrie.

Das geringe Gewicht hilft mir bei kleinen Steigungen die Geschwindigkeit hoch zu halten. Das mag für jeden kleinen Hügel nicht viel sein, aber es addiert sich eben auf.

Beschleunigen nach Kreuzungen oder nach der Querung von Straßen geht merklich flotter. Das liegt wohl an den leichten Laufrädern / Reifen und auch wieder am geringeren Gewicht des kompletten Gerätes..

Ich zog für diesen Run zudem Conti Speed Kings in 27,5 x 2,2 auf, die nebenbei auch ganz hervorragend rollen. Der Druck lag bei etwa 2 bar. In den Kurven könnte der Grip etwas besser sein und ich hatte den Eindruck, die Contis rollen am liebsten geradeaus.

Die Sitzposition blieb tief und den Lenker griff ich zumeist innen am Vorbau. Das ist auf dieser Strecke möglich, auch wenn dann schnelles Bremsen erschwert ist.

Das Fahrrad läuft ruhig, auch jenseits der 50 km/h. Die Übersetzung passt auch, zumindest mal für mich und diese Strecke.

https://www.strava.com/activities/7233444289

Eine weitere Strecke, die ich schon lange im Kopf hatte, war die bekannte Karwendelrunde. Die wollte ich unbedingt auch mal mit dem neuen Bock abrollen und hier hatte ich ebenfalls den Anspruch an die Übersetzung. Ich fahre schließlich ein 40er Blatt vorne, das geht prima um mit den Gravel-Bikern mitzuhalten, aber was ist mit ordentlichen Steigungen? Kurze steile Anstiege mal ausgenommen, da geht es auch mit Laktat drüber.
Ich hatte Karten für Social-Distortion in München und ich fieberte diesem Konzert-Termin seit zwei Jahren entgegen. Wie es der Zufall wollte, sollte ebenfalls das Wetter am Folgetag gut sein. Also beschloss ich kurzerhand einen spontanen "Männerausflug" und gedachte am nächsten Morgen noch die Stunde weiter nach Mittenwald zu fahren. Auch hier hatte ich einige Ambitionen, die ich aber schon kurz nach dem Start aufgeben musste, das Rock-Konzert war einfach zu gut und ich war nicht ausgepennt. 8-);)

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Ankunft am Karwendelhaus...und wieder wach und nüchtern.
Es war leider noch zu aber ich traf einige nette Biker, die mir "Daumen hoch" gaben und sich für das exotische Fahrrad interessierten.

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Abfahrt zum Ahornboden, herrliches Wetter, plätschernde glasklare Bäche, eine trockene Strecke und ein geflashter Fahrer. Ich grinste mich praktisch ins Tal herunter.

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Ein Bastlertraum, der wahr werden durfte.

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Radlertraum und Radlerschaum.
Also in Bayern und in Tirol haben die Biergläser einfach die richtige Größe. :daumen:

Was ich damit sagen will:
Fahrradbau macht echt saumäßig Laune und ich hatte viel Freude daran.
Aber Mountainbiking, mit allem was dazu gehört, macht auch eine Menge Spaß und ich hatte eine spitzenmäßige Zeit mit dem Teil.
Ich genieße jeden Kilometer, bin begeistert von der Performance des Rades und kann es kaum erwarten hier noch weitere Experimente zu starten.

https://www.strava.com/activities/7256821221

Prost zusammen

Thomas
 
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Das ist ja alles ziemlich cool und ich hab einen riesen respekt vor dem ingenieursverstand hinter dem Rahmen, aber ich frage mich schon, ob es da eine Federgabel braucht bei 40t Blatt und Schotter Abfahrten. Mein Vorschlag: Ein cessna höhenleitwerk kaufen und eine starrgabel draus bauen ;)
 
Morgen,

auf den bislang gezeigten Runden wäre vermutlich eine Starrgabel keine schlechte Option, hier lässt sich nochmal ordentlich Gewicht einsparen. Für die schnellen Runden, die langen Waldschneisen entlang, könnte auch ein Dropbar etwas besser passen. Dieser Diskussion muss ich mich häufig stellen. :D
Nur das ist nicht das Ende des Einsatzspektrums, mit diesem Fahrrad habe ich noch mehr vor. Ich will nicht "nur" schnell auf der Waldautobahn sein.
Aber mal den Zeitfaktor hin oder her. Es macht doch einfach mehr Spaß einen schönen Trail mit einer offenen Federgabel und mit einem MTB-Lenker herunter zu fahren, auch wenn man ohne unten ankommen würde.
Dafür bin ich schon bereit den einen oder anderen Kompromiss einzugehen.

Grüße

Thomas
 
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Hallo Zusammen,

Das Bike hat inzwischen um die 500km und ich setzte es dort ein, wo ich experimentieren- oder etwas schneller sein möchte. Bislang klappt das ganz gut aber ich möchte nun auch mal von den kleinen Baustellen berichten, die einfach während dieser ersten Phase entstanden. Mit diesem Projekt habe ich mich in den Leichtbau vorgewagt und ich habe dort auch einiges gelernt. Dies betrifft sowohl mich, als auch die Komponenten, die die Fahrradindustrie anbietet. Ich möchte das mal so zusammenfassen:
"Es gibt keinen kompromissfreien Leichtbau".
Leicht ist gut, leicht erhöht die Leistung, aber leicht ist auch mit Vorsicht einzusetzen. Eine 2mm Speiche ist schlichtweg steifer und fester als eine 1,8mm Speiche. 32 Speichen machen einen stabileres Rad als 24 Speichen und eine 4er Schraube hält nun mal mehr als eine 3er. . Das mag jetzt logisch klingen und jeder Ingenieur wird dabei auch verächtlich mit den Schultern zucken, aber der Markt gaukelt uns eben eine andere Sichtweise vor. Frei nach dem Motto: Es ist ja zugelassen, also hält es auch. Auch dies mag stimmen aber es wird in der Regel weniger sein. Kaum einer berücksichtigt dies in der Gewichtsspalte seines Aufbau-EXCEL-Sheets. Auch ich gab mir Mühe diesen Lösungen mehr mit Hoffnung als mit Überzeugung zu begegnen.

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Ich möchte sicher nicht den Hersteller dieser Kralle bzw. Ahead-Kappe kritisieren.
Unter Umständen sind auch einige Kunden durchaus zufrieden damit. Bei mit lockerte sich nach etwa 50km regelmäßig das Lenkkopflager. Zunächst hatte ich dafür keine Erklärung und schob es auf das "Setzen" der Lager. Tatsächlich rutschte der Vorbau auf dem Carbon-Gabelschaft nach oben. Zudem ist diese leichte Ahead-Kappe nicht wirklich geeignet, eine ausreichende Lagerspannung zu liefern. Dies machte ich dann jeweils mit einer großen Schraubzwinge und setzte die Kappe hinterher auf. Nach meinem Verständnis sorgt der Vorbau ohnehin alleine für diese Klemmung bzw. Aufrechterhaltung der Vorspannung im Lenkkopflager. Leider scheiterte dies wiederholt und alle Versuche mit Carbon-Haftpaste und Holzleim brachten keine Verbesserung. Ich hatte den Eindruck, dass vielleicht doch ein gewisser Druck einer Ahead-Kappe auf den Vorbau nicht verkehrt ist. Also baute ich eine "starke" Kappe ein, knallte die Kralle richtig zu, und sorgte für ordentlich Vorspannung. Dies verbesserte die Geschichte etwas, aber nach 100km hatte ich wieder leichtes Spiel. Abhilfe und Ruhe brachte erst der mit der Gabel gelieferte Spreizkörper, inklusive starker, mitgelieferter original Ahead-Kappe. Beides wiegt zusammen knapp 40g, der Leichtbau-Edelkram wog nur 7g, wie auf der Waage zu sehen ist. Mir war eben ein zuverlässiges Lenkkopflager diese Investition wert. Ich vermute, der leichte Vorbau mit seinen leichten Schrauben und die Materialpaarung mit dem Carbon-Schaft sind da nicht ganz unbeteiligt. Bei meinem ersten Fahrrad ist das alles aus Alu. Ein dicker (Thomson) Vorbau mit dicken Schrauben und einer dicken Ahead-kappe sorgen dort seit 20.000km für problemfreies Lenken.

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So sieht das jetzt aus, mit original-Rock-Shox Komponenten. Nach 200 km, inklusive MTB-Rennen und einigen flotten, rappeligen Ausfahrten immer noch fest und ohne Spiel. Etwas dezenter kommt es rüber, was mir dabei hilft, die zusätzlichen 33g nun jeden Berg hochschieben zu müssen.

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Die Sattelklemmung funktionierte eigentlich gut, nur hatte ich es versäumt, die Schrauben mit Sicherung zu versehen. Prompt verlor ich eine der Krallen und musste diese ersetzen. Schraube und Kralle neu bestellt, mit Loctite versehen und wieder eingebaut. Seither ist auch hier Ruhe.

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An der Sattelstütze ist mir ebenfalls eine kleine Unaufmerksamkeit zum Verhängnis geworden. Die Stelle ist inzwischen repariert und das Problem war sowieso kaum sichtbar. Folgendes war passiert:
Das höchste Biegemoment entsteht natürlich am Fuß des Satteldomes und es wirkt vornehmlich nach hinten. Dort, wo das untere Erleichterungsloch dem Rand nahe kommt, liegt die größte Spannung vor. Dort begann sich das Blech zwischen den Nieten zu beulen. Das ist nicht weiter schlimm und es blieb meist im elastischen Bereich. Trotzdem sah ich hier einen Anlass hier Verstärkungsstreifen einzubringen, was ja bei dieser Bauweise einfach ist. Aufkleber entfernen, die hintere Nietreihe ausbohren (auch die im Knotenblech) und innen auf beiden Seiten eine Verstärkung einpassen. Durch die vorhandenen, alten Löcher steckte ich längere Niete. Offenbar befand ich mich dort ebenfalls an der Grenze, denn nun ist auch dort Ruhe. Mit den zusätzlichen 6g fällt diese Maßnahme eher leicht aus.
Die gewichtigste aller Maßnahmen möchte ich ebenfalls vorstellen. "Die Kettenstreben sehen aber fipsig aus", dies kam mir öfter zu Ohren. Die Biegesteifigkeit und die Torsionssteifigkeit fielen eher auf die schwache Seite, dies war mich auch immer klar. Ich wollte aber zuerst ein Gefühl dafür bekommen, denn diese Dinge sind rechnerisch schwer zu optimieren. Ich möchte ja auch nicht zu viel Gewicht investieren. Konstruktiv behielt ich mir das aber vor und hatte sogar schon ein Probestück vorab angefertigt. Das Rad war zwar gut fahrbar und es gab keine Reibstellen oder Reibgeräusche, aber mir war es dann doch zu weit auf der weichen Seite. Die nun umgesetzte Maßnahme brachte nochmal eine enorme Verbesserung. Außerdem entsteht hier dann sowas wie ein kleines Schutzblech, sollte die Kette auf die Strebe schlagen.

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Das Probestück in der Werkstatt. Hier reicht eine Klebung aus, da es nur um Steifigkeit geht.
Sollte diese versagen, fällt das Fahrrad nicht auseinander. Prinzipiell verlasse ich mich bei festigkeitsrelevanten Verbindungen nicht auf Kleber.

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Am Rahmen sieht das dann so aus. Knapp 10g Gewicht kommen auf jeder Seite dazu.
Allerdings ist dies noch nicht das Ende...
Im Bereich der hinteren, oberen Biegung wurde das Innenblech nur eingeklebt. Hier laufen kaum Kräfte und daher sah ich da kein Problem. Im starken Wiegetritt, vielleicht habe ich da auch in letzter Zeit etwas zugelegt, löste sich aber hier teilweise die Klebung. Selbstverständlich verformt sich der Rahmen bei Belastung und der Kleber hält leider nur Scherung gut aus. Beim Abschälen versagen solche Verbindungen manchmal und an einer Stelle passierte es eben. Der kleinen Spalt ist kaum merklich und es gab auch keine Beule, aber mit einer Fühlerblattlehre fand ich die kleine Ablösung. Dieses zusätzliche Blech, welches die Seitenbleche nun zuverlässig an den Innenbogen presst, war die einzige Lösung, die mir dazu einfiel.

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Mit 8g Blech plus etwas Kleber ist auch dies erträglich.
Alle diese Dinge betrachte ich als Teil eines Entwicklungsprozesses. Zaubern kann ich nicht und diesen Problemen muss ich mich schlichtweg stellen. Trotzdem begeistert mich das Bike weiterhin und schwer ist es durch die Flickerei auch noch nicht geworden.
Letzten Sonntag fuhr ich damit ein Marathon-Rennen und ich bin einfach froh, dass alles funktionierte, das Bike rauf wie runter gut rannte und alles heil geblieben ist.
Was für ein Trip sein eigenes Konstrukt in einer solchen Situation zu erleben...

Grüße

Thomas
 
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Fettesten Respekt!
Anscheinend unendliche Geduld gepaart mit dem handwerklichen Geschick.
Das bringen nicht viele.
 
Tolles Handwerk, solch ein Rad zu bauen. Echt mega!
Die extralite Kralle habe ich auch an meinem MTB. Bei mir funktioniert die einwandfrei. Habe aber auch einen Aluschaft.
 
Hallo Leute

Ein kleines Update möchte zum Einsatzspektrum des Bikes. Wie schon mehrfach in diesem Thread erwähnt, lege ich sehr großen Wert auf die Distanztauglichkeit dieses Fahrrades. Ich wiederhole mich, aber meine große Leidenschaft sind nun mal lange Mountainbike-Touren, bei den ich erlebe, dass ich ohne diesen rollenden Untersatz keine Chance hätte. Ich finde es einfach saustark hinter den Horizont zu fahren und auf der Schneide des Potentials der mitgeführten Maschine die Landschaft abzurollen. Dabei genieße ich den gewonnen Mobilitätsvorteil in allen Zügen. Das mag ja auch mit einem Rennrad gehen, aber ich will runter von der Straße, ich will auf die Trails, ich will in die Natur, in den Wald und in die Ruhe. Dabei möchte ich selbstverständlich selber strampeln. Ich vertrete weiterhin die These, dass ein gesunder, einigermaßen trainierter erwachsener Mensch als biochemische Antriebseinheit auf einem guten Fahrrad, einfach mehr kann als ein E-Bike. Außerdem ist da, zumindest legal, schon bei 25 km/h Schluss. Das ist für lange Touren zu wenig. Hier wollte ich meinen Nagel nun etwas höher einschlagen und die Reichweite des Bikes mal an die Grenze treiben. Sicher geht es dabei natürlich auch um meine körperliche Grenze aber gerade in diesem Thread möchte ich den Fokus mal bei der Technik lassen. Ich kann mich da gut einschätzen und ich behaupte die Verbesserungen an dem zweiten Prototypen machen sich auch bei folgendem Profil bemerkbar.

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Auf dieser Strecke habe ich nur sehr wenig Straßenkilometer gefahren. Ich startete um 4 Uhr und so bis zum ersten Verkehr wagte ich es, Landstraßen zu benutzen. Dann folgte ich einem meist asphaltierten Radweg, das Kinzig-Tal hinauf. Dann rollte ich den sogenannten "Eselsweg" herunter und bog dann nach Osten ab. Dieser Abschnitt bestand aus Trails, knackigen Steigungen, schönen Abfahrten, Waldwegen, Forstwegen und Schotterstraßen. Einfach genial, 100km von daheim entfernt ein Mittelgebirge weiter Mountainbike zu fahren. Dann folgte ich wieder einem meist asphaltierten Radweg am Main entlang um anschließend auf Waldwegen den Odenwald zu überqueren. Das Tageslicht nutzte ich komplett aus.
Hier gehört das Bike hin. Weitere Einsatzberichte folgen.

Gruß

Thomas
 
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Hallo Andi

Wie klein die Welt doch ist…
Aus Spaß rechne ich mir dann immer aus, wie lange die Tour auf einem 40 cm Globus erscheinen würde.
In diesem Fall wären das rund 1 cm.... Sowas finde ich immer cool.
Jetzt interessiert es mich aber schon, wo Du herkommst. Meine Heimatstadt war mal Lohr, daher auch die Wahl der Strecke.

Gruß

Thomas
 
@Flugzeugradler
Jetzt interessiert es mich aber schon, wo Du herkommst. Meine Heimatstadt war mal Lohr, daher auch die Wahl der Strecke.
Aus GN, genauer gesagt einem Stadtteil. Ich vermute du bist das Kinzigtal entlang gefahren, so wie ich das auf der Karte erkennen kann. War dann wohl der R3. Den benutze ich gelegentlich zum Ausdauertraining, schöne Gegend.
Ich kann nur sagen Hut ab. Die Tour ist echt heftig. Und wenn dein Rad dafür super passt, hat sich die Arbeit mehr als gelohnt.
 
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