Neues Starling Cycles MegaMurmur: Das Stahl-Enduro rüstet auf

Es ist halt eine Diskussion Theorie Vs Praxis
Das ist imho die falsche Sichtweise. Es werden nur oft aus der Theorie die verkehrten Schlüsse für die Praxis gezogen. Der Fokus liegt meist einfach nicht auf den richtigen Aspekten. Theorie und Praxis sind ja keine Gegensätze, nur ist die Theorie immer eine Vereinfachung, das ist eigentlich sogar das Wesen der Theorie. Die (vereinfachte) Theorie soll helfen, aus der Praxis Sinn zu machen und dann die richtigen Schlüsse zu ziehen. Wenn Theorie und Praxis nicht zusammenpassen, macht die Theorie zu viele oder die falschen Vereinfachungen oder es werden aus der Theorie die falschen Schlüsse gezogen. Es ist aber auch kein Ansatz, dann zu sagen, Theorie sei grundsätzlich falsch (aka nicht hilfreich), weil in der komplizierten Praxis sonst nur raten möglich ist.


Und ja es ist immer eine Frage der persönlichen Vorlieben
und es gilt ja eh im Forum nur das eigene Bike ist Top der Rest Müll
Bist du dir da sicher? Das hieße doch, alle Fahrer seien schlecht. Müsste es nicht vielmehr heißen: Wenn nur mein Bike gut wäre, dann würde es bei mir echt gut aussehen 😂
 
Der Vorteil eines Eingelenkers mit entsprechend langen Hebeln wie hier im Starling ist aber, dass die Änderungen der Übersetzung relativ harmonisch sind (wird natürlich umso schwieriger, je größer der Federweg ist). Da kann bei komplizierteren Konstruktionen mit kurzen Umlenkhebeln bei schlechter Konstruktion schon mal ein eher wenig harmonischer Verlauf entstehen.


Mit kurzen Hebeln u.dgl. hast du zumindest die Chance, eine sehr sehr schöne Kennlinie hin zu bekommen.

Siehe hier, ein Eingelenker mit Umlenkung:

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Und ganz nachteilig müssen schnelle Änderung im Kurvenverlauf auch nicht sein.

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Ergibt einen schönen Durchschlagschutz.


Ohne Limits kann man einen Dämpfer halt auch nicht auf einen gegebenen Hinterbau anpassen. Kompromisse gibt es fast immer. Wenn's hinten raus degressiv wird, was kann man machen? Härtere Feder, progressive Feder, langer, starker hydraulischer Durchschlagschutz oder gleich viel Druckstufendämpfung? Alles nicht so prickelnd. Ich seh's eher umgekehrt. Ich nehme einen gegebenen (Coil!)Dämpfer der schon am Prüfstand eine gute Figur macht und suche mir einen Hinterbau, der gut damit zurecht kommt.
 
Mit kurzen Hebeln u.dgl. hast du zumindest die Chance, eine sehr sehr schöne Kennlinie hin zu bekommen.

Siehe hier, ein Eingelenker mit Umlenkung:

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Und ganz nachteilig müssen schnelle Änderung im Kurvenverlauf auch nicht sein.

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Ergibt einen schönen Durchschlagschutz.


Ohne Limits kann man einen Dämpfer halt auch nicht auf einen gegebenen Hinterbau anpassen. Kompromisse gibt es fast immer. Wenn's hinten raus degressiv wird, was kann man machen? Härtere Feder, progressive Feder, langer, starker hydraulischer Durchschlagschutz oder gleich viel Druckstufendämpfung? Alles nicht so prickelnd. Ich seh's eher umgekehrt. Ich nehme einen gegebenen (Coil!)Dämpfer der schon am Prüfstand eine gute Figur macht und suche mir einen Hinterbau, der gut damit zurecht kommt.
Da hast du völlig recht. Ich sagte auch nicht, dass mit kurzen Umlenkungen und relativ komplizierten Konstruktionen ein unharmonischer Verlauf der Übersetzung entstehen muss, sondern das dies passieren kann - und dafür gab es auch in der Vergangenheit genug Beispiele. Inzwischen haben es die meisten Hersteller aber zum Glück im Griff und man kann dann eben mit aufwendigen Konstruktionen auch sehr gute Ergebnisse erhalten. Wenn man sich aber nicht so viele Gedanken machen will, dann ist man mit einer Kontruktion wie hier von Starling aber auf der sicheren Seite, dass nichts komplett schief geht, solange es nicht zu degressiv wird, und das ist recht leicht überblicken, wie hier im Thread ja schön gezeigt wurde.

Bei komplizierteren Konstruktionen ist aber auch zu beachten, dass man die Stabilität im Blick haben muss, sonst können da auch schnell mal Reibungskräfte auftreten, die bei rein kinematischen Betrachtungen natürlich übersehen werden. Im Prinzip sollte man jeden Hinterbau vom Kraftverlauf her vernünftig durchmessen, und das mit genug seitlicher Belastung, damit Effekte eines Verwindens/Verkantens zutage treten.
 
Ich glaube man darf sich von der ganzen Theorie nicht zu sehr ablenken lassen. Hab mich auf das Wagnis eingelassen und bin nach Intense und Cotic schwer vom Murmur begeistert. Für mein Gusto funktioniert das Bike hervorragend 😍. Ist allerdings auch nur die Light Variante mit 160/140.
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Starling hat übrigens auch ein echt hübsches Hardtail im Programm. Das kommt sogar ohne die (für meine Augen) unästhetischen Gussets aus. Und ich glaube, der Hinterbau ist auch nicht ganz so degressiv. Da kann man sich die Suche nach dem passenden Dämpfer sparen und muss auch nichts erklären. 😉
 
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Zumal der ganze Rotz ja eigentlich genau damit begonnen hat, weil sich die Stahl-Community am "leider degressiv" aufgehängt und direkt mit Beißreflex reagiert hat :D

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Angefangen hat es meiner Meinung nach eher damit, dass hier einige User meinen aufgrund ihrer Theorie genau vorhersagen zu können, daß das alles ja nicht mehr zeitgemäß ist und auch nicht gut funktionieren kann.

Ich für meinen Teil bin sogar richtig froh darüber, daß sich hier etliche User in ihrer Theorie verbeissen und daraus folgern das Bike auf keinen Fall zu kaufen oder zu fahren.
 
Angefangen hat es meiner Meinung nach eher damit, dass hier einige User meinen aufgrund ihrer Theorie genau vorhersagen zu können, daß das alles ja nicht mehr zeitgemäß ist und auch nicht gut funktionieren kann.
Jetzt fühle ich mich doch angesprochen.

Also 2007 habe ich mit dem Cannondale Gemini die Erfahrung gemacht, dass ein Bike mit degressivem Hinterbau durchaus soweit funktioniert und Freude macht. Mit Stahlfederbein wohlgemerkt.

So 2-3 Jahre später habe ich zusätzlich ein Cannondale Prophet gekauft und leichter aufgebaut. Da habe ich die Erfahrung gemacht, dass ein degressiver Hinterbau eine gute Idee ist angesichts der damaligen progressiven Luftdämpfer.

Also: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass degressive Kinematiken durchaus in den Griff zu bekommen sind und Bikes mit dieser Charakteristik insgesamt einen ausgewogenen Kompromiss darstellen können.

Ist das heute noch zeitgemäß? Hm. Bei einem Bike aus Stahl möglicherweise tatsächlich. Denn alles, was konstruktiv aufwändiger ist treibt da das Gewicht unheimlich schnell in die Höhe.

Ich finde es ist halt wichtig zu wissen, dass das Murmur degressiv ausgelegt ist. Dann hat man eine Chance, einen Dämpfer passend zu wählen und abzustimmen.

Die Berechnung der Kinematik habe ich gemacht, um nicht einfach eine unbelegte Aussage gegen jene von Starling zu stellen, das Murmur sei linear.

"Leider degressiv" habe ich geschrieben, da mir das Murmur halt ansonsten gefällt, aber so für mich eben leider nicht in Frage kommt.
 
FYI zur Vollständigkeit noch zum Nicolai Bass:

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Bei diesem Exemplar öffnet sich der Winkel zwischen Dämpfer und Hinterbau beim Einfedern von ca. 109° auf ca.149°. Daraus folgt, dass der Hinterbau ca. 111% degressiv ist (Unter Berücksichtigung von -3,5% durch Veränderung des effektiven Hebels am Hinterrad während des Einfederns). Am Ende des Federwegs ist die auf den Dämpfer wirkende Kraft also deutlich mehr als doppelt so groß als zu Beginn des Federwegs.

Das war schlicht eine Fehlkonstruktion.

Interessant:
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Bei diesem Exemplar ist durch die unglaublich großen Blechteile am Oberrohr der Anschlagpunkt des Dämpfers deutlich nach unten gerückt. Hierdurch ändert sich der besagte Winkel von ca. 97° zu ca. 121°.

Das ist exakt der Bereich, in dem auch das Murmur liegt. Dieses Bass-Exemplar (vermutlich ein neueres als das oben gezeigte) ist wie das Murmur ca. 33% degressiv (Unter Berücksichtigung von -3,5% durch Veränderung des effektiven Hebels am Hinterrad während des Einfederns). Am Ende des Federwegs ist die auf den Dämpfer wirkende Kraft also um ein Drittel größer als zu Beginn des Federwegs.
Servus Daniel,
ich hab noch nicht gelesen ob das schon wer auf den nächsten zwei Seiten erwähnt hat (am Abend wenn ich Zeit hab sind´s wohl fünf Seiten) aber das Problem des Bass ist meiner Meinung nach nicht die Anlenkung, sondern die Position des Hauptlagers. Das Rad hat extrem wenig Antisquad. Was ich bei meinem Rad merke ist, dass ein hoher ASQ Wert bei einem Rad mit geringer Progression im Hebelverhältnis, diese ersetzen kann. Führt natürlich zu mehr Pedalkickback. In Zeiten vor n/w Kettenblättern und gedämpften Schaltwerken war das wohl besser um die Kette dort zu lassen wo sie hingehört.
Nur zur Veranschaulichung eine Spielerei in Linkage mit einem meiner Lieblingsräder, dem Stage6:
Standart
Stage6.png

Dann mit 30mm niedrigerem Mainpivot
Stage6 30mm drop MP.png

und zusätzlich 30mm Versatz zurück, ähnlich dem Bass.
Stage6 30mm drop + rw MP.png

Bass und MM unterscheiden sich schon sehr deutlich.
Ich bin vor vielen Jahren ein RM6 gefahren, das auch so einen tiefen Drehpunkt gehabt hat und schnell durch den Federweg war obwohl es vermutlich über den Motolink sehr progressiv gestaltet war (hab als Referenz nur ein RMX auf Linkage gefunden und das war sehr progressiv) Man muß immer Versuchen das Ganze zu sehen um sich ein Bild zu machen.

Viele Grüße,
Thom.
 
Aber wenn du eine andere Kritik möchtest: Relativ langes FC ohne mit wachsende Kettenstreben muss auch nicht sein.
Sach ich ja :daumen:
Der Zugstufe ist es egal, ob das Hinterbau degressiv oder linear oder progressiv ist. Die interessiert sich nur, ob es die Feder ist. ;)
Stimmt, aber dir ist die Zugstufe nicht egal wenn dich der Bock tritt ;)
In Zeiten von sehr progressiven Hinterbauten - so vor ca. 15Jahren - gab es doch den Vivid5.1 mit endingstroke rebound, oder? Zu progressiv muß man halt auch kompensieren.
Viele Grüße,
Thom.
 
Servus Daniel,
ich hab noch nicht gelesen ob das schon wer auf den nächsten zwei Seiten erwähnt hat (am Abend wenn ich Zeit hab sind´s wohl fünf Seiten) aber das Problem des Bass ist meiner Meinung nach nicht die Anlenkung, sondern die Position des Hauptlagers. Das Rad hat extrem wenig Antisquad.
Hi Thom, danke für die Ergänzung. Ja, die Lage des Drehpunktes bei Bass war auch ne Katastrophe. Das war auch bei den Hot Chili X-Rage so z.b. und sogar noch beim Transition Blindside...und bei vielen anderen sicher auch. Da hast dann Klappmesser im Antritt und beim Einschlag 😄
 
Ich bin entzückt, wie viele verschiedene Farbkombis man vom Murmur zu sehen bekommt, wenn man es mal googelt.

Das Rot- Braun ist gar nicht meins... aber da findet sich schon ne schöne Farbe für jedermann.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich wollte den Thread mit der degressiv- Diskussionsdominanz ein wenig erweitern.

Welche Farbkombi wäre Euer Favorit?
Wenn ich mir alle Pics, die ich so finden konnte anschaue fällt mir auf, dass eine Signalfarbe oder ein heller Ton des Hinterbaus unvorteilhauft aussieht.
Einfach (mMn), weil der Hinterbau nicht sonderlich schön ist.

Ich würde wie fast immer Raw mit Klarlack (kompletter Rahmen) oder Hinterbau schwarz mit einem eher hellen Farbton vorne wählen.

Sowas find ich hübsch (ohne Öhlins):
tgb.JPG
 
Ich bin vor vielen Jahren ein RM6 gefahren, das auch so einen tiefen Drehpunkt gehabt hat und schnell durch den Federweg war obwohl es vermutlich über den Motolink sehr progressiv gestaltet war.

Der tiefe Hauptdrehpunkt war bei RM damals quasi ein Markenzeichen. Damals wurden aber auch noch oft dreifach Kurbeln gefahren und der Drehpunkt war halt auf's kleinste Kettenblatt hin optimiert. So wie auch beim Bass. In einigen Regionen der USA hat das durchaus Sinn gemacht, weil dort fast nur am kleinen Kettenblatt gefahren wurde. Bei uns hingegen haben sich relativ schnell die hohen Drehpunkte durch gesetzt. Scott war da ganz vorne mit dabei.

Bei Nicolai habe ich auch nie verstanden, warum die etwas anderes als Viergelenker gebaut haben. Wenn es im deutschen Fahrradbau jemand mit Hinterbau-Kompetenz gibt, dann Kalle Nicolai. Der hat die Geburt der ersten richtig funktionierenden Hinterbauten live mit erlebt, damals, als er bei Horst Leitner gearbeitet hat.

Ich kann mich noch gut dran erinnern, ist auch schon gute 20 Jahre her, als ich mein erstes Fully aufgebaut hatte. Damals gab es eigentlich nur zwei Bikes, die gute Hinterbausysteme hatten: Nicolai mit dem Helius und Turner mit dem 5 Spot. Geworden ist es damals ein 5 Spot.

Auf Linkage Design habe ich tatsächlich noch ein Diagramm eines Turner Afterburners aus 1998(!!!) gefunden. Das sah damals so aus:

Turner+Afterburner+DH+1998_LevRatio.gif


Super auch im Vergleich dazu das Lobo und das Lawill.


Schon irre, was da damals zusammen gebrutzelt wurde.
Turner war damals seiner Zeit weit voraus. Hat es geholfen? Leider nein. Turner verkauft heute lieber Gravelbikes.
 
Quasi ausnahmslos alle die ein starling in der praxis gefahren sind, berichten hier überwiegend positiv, die tests, die man so findet (sind nicht nur ein paar) ebenfalls...👍

Die erfahrung spiegelt offensichtlich nicht unbedingt mit der theoretischen erwartung überein....😜

Für einen simplen hinterbau ist es wohl für die dämpferhersteller bedeutend einfacher entsprechende und wunderbar funktionierende tunes zu entwickeln als für komplexe hinterbauten mit multi gelenken
🤷‍♂️
 
Also sowohl der MTB-News Test als auch der auf Pinkbike haben das Thema angesprochen. Auch der auf Singletrack World.
Es kommt auch drauf an, wo man das Bike fährt. Wenn man viel pedaliert, kann eine gewisse Plattform schon angenehm sein und wenn mal eine Wurzel auftaucht, wird die ganz bestimmt geschluckt. Nimmt man hingegen die Alpen - steil, Wurzelteppiche und Steinfelder ohne Ende - da sieht's wieder anders aus.
 
Wenn du das Starling und dein Nucleon mit tausend Umlenkungen nicht auseinanderhalten kannst, weil ja beides "Eingelenker" sind, ist eine Diskussion über Technik wahrlich nichts für dich...
Alle Reifen sind im übrigen Rund und schwarz. :)
Ist jetzt aber auch ein ziemlich unnötiger Kommentar.
Wahrend du hier über Technik mit diskutierst willst andere ausschließen ? Na ja...
 
Ist jetzt aber auch ein ziemlich unnötiger Kommentar.
Wahrend du hier über Technik mit diskutierst willst andere ausschließen ? Na ja...

Na ja, man kann mit einer Umlenkung selbst bei einem "Eingelenker" Signifikante Unterschiede erzielen, so unrecht hat er nicht.


Aber eh egal, ich habe heute gelernt, dass ich auf meinen drei Eingelenkern nicht mehr fahren kann. Weil isso. 😭
 
Kann natürlich schon sein, dass dich das jetzt psychisch geschädigt hat.
Gibt aber auch welche, die lernen (wollen) und ihre Schlüsse draus ziehen, zwecks Optimierung des status quo und zukünftiger Kaufentscheidungen. :daumen:
 
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