So,
Ich habe mir ein Slide Carbon 650b 2014 8.0 SE in XL gekauft.
Vergleichen kann ich das Rad mit einem Torque EX 2011 und einem Nerve AM 2012 von Canyon, das Radon liegt von der Orientierung her wohl irgendwo dazwischen.
Normal fahre ich damit 2-3 Mal wöchentlich Touren im Odenwald, wobei auf diesem Weg meistens auch eine der Lines am Frankenstein liegt, die schon ein paar ordentliche Hindernisse haben. Das Nerve war dazu bei meinen 90Kg zu klapprig, deshalb habe ich es meinem Vater verkauft. Ich musste ständig Kugellager und Buchsen tauschen und die Fox32 war wahrscheinlich ein bisschen unterdimensioniert. Außerdem ist das
Schaltauge so dünn, dass es mir ständig beim kleinsten Kontakt irgendwo abgerissen ist. Die Dinger gingen irgendwann in´s Geld. Das Torque ist schwer hochzutreten und das hat dazu geführt, das man sich meistens doch auf kurze Strecken mit instensiven Abfahrten beschränkt.
Erstmal fiel mir auf, dass die Laufräder sehr filigran gearbeitet aussehen, als ob sie nicht lange halten würden. Dafür hatte ich
DT Swiss EX 1750, auch bei denen musste ich ab und zu Speichen und
Felgen ersetzen.
Eigentlich haben mir weder Carbon noch 650B zugesagt, aber ein Kumpel von mir ist Materialwissenschaftler und hat mir versichert, dass ich eine Handgranate bräuchte, um diesen Rahmen kaputt zu bekommen.
Als ich im Zuge des Wasserschadens bei Bike Discount das Angebot sah, dachte ich ich fahre mal hin und probiere es aus. Dann sagten sie mir im Laden, ich könne es heute nicht probefahren. Also kaufte ich es, um es auf dem Parkplatz zu testen und eventuell direkt wieder umzutauschen.
Ich war sehr skeptisch wegen des niedrigen Gewichts. Als ich dann aufsaß und versuchte im Wheelie auf dem Hinterrad vom Laden zum Parkplatz zu fahren, war ich erstaunt. Bisher konnte ich das immer nur 10 Meter weit, aber aus irgendeinem Grund geht es mit diesem Rad super einfach, ich kam in einem Rutsch komplett bis zum Auto und sogar den Bürgersteig hoch auf dem Hinterrad, beim ersten aufsitzen. Nach meinem Parkplatztest war ich weit davon entfernt, das Rad direkt zurückzugeben. Auch die Sitzposition ist eher gestreckt und nicht so Hollandrad-aufrecht wie bei Norco und co., was mir als altem Rennrad Fahrer irgendwie effizienter und angenehmer vorkommt.
Zuhause angekommen passte ich noch Lenker, Laufräder, Federteile und Pedale an meine Bedürfnisse an. Ich wollte mit der ersten Ausfahrt noch auf eine Antwort von DT-Swiss warten, ob die Laufräder meinen Belastungen eventuell genügen, um sie sonst noch im Neuzustand verkaufen zu können. Die Bestätigung, dass die Räder trotz größerer Größe und geringerem Gewicht eben so robust sind wie meine Ex 1750 kam ziemlich bald. Also blieben sie drin. Die neue Generation von DT Laufrädern lässt sich in 5 Minuten auf tubeless umbauen und hält super dicht, das ist ein Fortschritt.
-Was mich ein bisschen nervt ist, dass ich bei meiner Größe von 1,93 die
Reverb (trotz 150mm) so weit draußen montieren musste, dass der
Sattel beim Abfahren von Steilstücken immer noch zu hoch ist, aber das ist bei kleinen Kompromissen des Tretkomfort und der Abfahrtsposition hinnehmbar. Irgendwann kommt die Vecnum Moveloc mit 170 rein, dann ist das Problem behoben.
-Ich hatte bisher Fox Federteile (RP23 und DHX Air als Dämpfer, Talas 32 und RS Lyrik als Gabel) und hatte mich deshalb bewusst für ein RS Fahrwerk entschieden. Die Plattformen meiner beiden Fox Dämpfer brauchten bei meinem Gewicht genau garnichts, nicht so die des Monarch RT3. Wenn man den Hebel nach oben stellt, gibt er nur etwa 2 CM Federweg frei, dann macht er zu. Das ist ganz angenehm für das lange Straßenstück, dass ich in der Stadt zu fahren habe.
Bei der Gabel ist es leider andersherum. Während die Talas komplett dicht zu machen war, ist der Unterschied bei der
Pike nur marginal, wenn die Plattform an ist.
Wichtiger war mir allerdings das fahren im Gelände. Die Wendigkeit ist geringer als bei meinem Torque (vllt. auf Grund der großen Laufräder), aber die Balance irgendwie besser. Vielleicht bekommen ich jetzt das Umsetzen in Spitzkehren hin, dann sind alle Nachteile in Vorteile umgewandelt.
Ich bin einmal einen der mittelgroßen Doubles mit etwa 3 - 4 Metern zwischen Absprung und Landung gesprungen, ich fühlte mich abgesehen von dem zu hohen
Sattel sehr sicher.
Problem waren allerdings die ständigen Durchschläge des Monarch bei meinem Gewicht trotz nur 25% SAG. Hier muss wohl ein Monarch Plus mit M/M Tune rein. Bei langen Abfahrten mit hoher Geschwindigkeit im oberen Federwegsbereich hat das Hinterrad aber am Boden geklebt und ich habe mich sehr sicher gefühlt.
Ich hatte die Befürchtung, dass ich mit der X1/X01 Schaltung (bzw. dem 32er Kettenblatt) steile Stücke nicht hochkomme, aber durch das leichte Gewicht ging dies mindestens so gut wie beim Nerve mit X0 2-fach (22er Blatt). Auch bei steilsten Stücken hebt das Vorderrad nicht ab wenn man sich weit nach vorne setzt, davor versagt meine Tretkraft.
Auch die
Avid Bremsen, die ich nie haben wollte, sind gerade für technische Spielereien super angenehm. Ich bin bisher an beiden Rädern
Saint 810 gefahren, weil ich schwer bin und schnell fahre und maximale Bremskraft haben wollte. Die Elixier Trail sprechen aber viel filigraner an. So kann man zum Beispiel bei Stoppies viel besser dosieren, ohne gleich vorne über zu fallen. Die Bremskraft ist aber gerade am Vorderrad wirklich geringer. Bei der Bremsscheibe am Vorderrad hat irgendwer gepennt, die hat nur 1800mm Durchmesser, was die Bremskraft für einen von meinem Gewicht zu gering macht und wahrscheinlich gerade bei Alpentouren auch für Hitzeporobleme sorgt.
Zusätzlich zum rad habe ich jetzt besorgt.
-Tubeless Ventile (Tubeless band ist entgegen der Angabe von Radon schon drauf).
-gebrauchter Monarch Plus M/M Tune.
-Meinen alten
Syntace Vector Carbon Lenker, um den anderen verkaufen zu können.
-200 mm Bremsscheibe mit passendem Adapter
-Bashguard für die ISCG Aufnahme, um Kette/Kettenblatt bei Aufsätzern am Boden zu schützen.
Dadurch habe ich für mich ein Enduro für unter 3000€, dass besser läuft als andere für den doppelten Preis. Es vereint meine beiden vorigen Bikes in einem und spielt auf jeden Fall in einer Liga mit dem Santa Cruz Nomad, Norco Range, Specialized Enduro, Cannondale Jekyll und was die Jungs hier sonst so fahren. Ich bin super zu Frieden und würde das Rad sofort wieder kaufen.
Auf diesem Foto ist das Bike allerdings noch fast im Auslieferungszustand.