Moin,
ich verfolge dieses Thema in den unterschiedlichen Unterforen jetzt schon einige Zeit und möchte gerne meine Erfahrungen beisteuern. Dieses Jahr konnte ich im August und September über 2 Monate eine Totem 2-Step testfahren. Ich war damit in den Alpen, auf dem Haustrail und in Alpe D´Huez beim Megavalanche unterwegs. Diese Gabel kannte das Problem mit dem Einsacken nicht.
Allerdings funktionierte nach 2 Fahrten das 2-Step nicht mehr richtig, sprich die Gabel fuhr nach wenigen 100 Metern wieder voll aus (@lexle: ähnlich den ersten ETA´s von Marzocchi). Damals wurde mir versichert, daß das Problem in der Serie nicht mehr auftreten würde und so sieht es ja auch aus - über wieder ungewollt ausfahrende Gabeln hat sich hier noch niemand beschwert. Aktuell habe ich an zwei Testrädern Totems, die beide nicht ganz ausfederten. Die eine hatte das "zuviel-Öl-Problem", weswegen die Gabel die letzten 10mm nicht ausfedert und der 180mm-Markierungsstrich nicht zu sehen ist. Öl raussaugen und funzt, allerdings ist das ein Zeichen für mangelhafte Montage in Taiwan und schlechte Endkontrolle. Die zweite Gabel hatte das Dichtungsproblem, das mittlerweile vom Service behoben ist. Der deutsche Vertrieb ist über das Problem sehr wohl im Bilde.
An meinem eigenen Rad fahre ich eine Lyrik 2-Step, die auch zuviel Öl in der Kartusche hatte. Auch hier mußte ich etwas Öl raussaugen. Im Moment fährt sie aber problemlos und sackt nicht zusammen.
Ich vermute bei
Sram das gleiche Problem wie bei Manitou im letzten Jahr und bei Marzocchi Anfang dieser Saison: ein grundsätzlich gutes Produkt, das ausgiebig getestet wurde und somit eigentlich sehr gut ist, verliert durch hohe Produktionszahlen und mangelnde Endkontrolle seine Leistung. Das kann man den Entwicklern nicht vorwerfen, aber der Firma insgesamt schon. Alle Hersteller hatten/haben in dem Jahr, in dem sie besonders angesagt waren, solche Probleme. Manitous Fertigungsschwankungen machten den Kauf einer Sherman 2005 zum Roulettespiel - entweder sie funktionierte gut, oder gar nicht. Anfang dieser Saison hatte MZ mit der 66 die Topgabel. Aber bei vielen 66 RC2X war das untere Casting schief. Jetzt rennen alle hinter der Totem her und
Sram schafft es nicht, so große Stückzahlen zu produzieren und gleichzeitig die Kontrolle über die Toleranzen zu behalten. Absurderweise dürften im Moment Gabeln von Manitou und Marzocchi wieder recht problemlos sein, weil da entspannt produziert wird. Aber das ATA von Marzocchi muss sich auch erst noch im Langzeittest beweisen.
Die Moral - erster sein macht bei so komlizierten Bauteilen wie Federgabeln offebar keinen Sinn. Azyklisch kaufen dagegen schon. Wer jetzt eine Stahlfeder-Marzocchi kauft, oder eine Manitou Travis, dürfte die richtige Entscheidung treffen. Wer unbedingt eine Totem kaufen will, muß damit rechnen, daß derzeit die perfekte Konstruktion unter der schlechten Massenproduktion leidet.
Ich schreibe das auch deshalb so ausführlich, um verständlich zu machen, wie diese Diskrepanz aus guten Tests von Vorserienmodellen in Magazinen und schlechteren Bewertungen von Serienmodellen am Ende der Saison zustande kommen. Mein Bericht über die Totem in der FREERIDE war nicht geschönt. Die Gabel war ein Superteil. Trotzdem wird die Totem 2-Step im März-Heft deutlich schlechter wegkommen, weil eben solche Probleme wie Massenproduktionsfehler erst dann aufgetreten sind.
Greetings