Die Ich wills wissen Tour oder Warum gestandene Männer im Matsch spielen
Endlich ist der Frühling da, ein laues Lüftchen umspielt die Nase, süße Blumendüfte umschmeicheln die Sinne
. So träumte der Guide als er im frühen Morgenlichte bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt zum Treffpunkt der Ich wills wissen Tour radelte.
Ein volles Dutzend leidenswilliger Biker hatte sich in der frühen Morgenstunde eingefunden, um herauszufinden, was sie niemals wissen wollten. Ob die leidenswilligen Kandidaten auch leidensfähig waren, sollte sich im Laufe dieses langen Tages zeigen.
Das bunte Dutzend waren:
Guillaume (giom)
Bernd (mobile)
Michael (on any Sunday)
Uwe (Handlampe)
Uwe (gerdu)
Thomas (Daywalker74)
Andy (andy_b)
Jörg (Schnegge)
Uli (hummock)
Alex (Kompostman, unser Gast aus dem hohen Norden)
Thomas (monsterchen)
und
Ralf (blitzfitz)
In der Summe brachte es das Team auf ca. 110km, 11h Tourzeit, davon 8h im
Sattel und 2400 gemessene Höhenmeter, aber mindesten 3500 gefühlte Höhenmeter!!
Bei besten Bedingung (trockener, fester Asphalt) rollte man sich warm, um schon nach 10min. die besonderen Witterungsbedingungen kennen- und fürchten zu lernen, die uns den langen Tag begleiten sollten tiefer, klebriger, brauner Matsch. Im Tal der Verschönerung bei Linz wurde deshalb ein netter, kleiner Serpentinentrail zur ersten Uphillprüfung, an der alle jämmerlich versagten. Na ja, wer sein Radl liebt, der schiebt.
Oben angekommen führte die Route durch Dattenberg durch die Felder mit touristischen Ausblicken auf Remagen, Gevatter Rhein und die Erpeler Ley über Hof Ronig in das nächste matschige Tal. Hier ereilte uns die obligatorische Wisskirchen-Panne und es sollte nicht die Letzte bleiben. Dumm nur, dass sich Uwe immer die schattigen Plätze aussucht, wo eine Panne in der Sonne doch so viel erträglicher wäre. Irgendwann war dann der
Schlauch getauscht und wir konnten das Warmfahren wieder aufnehmen.
Der erste Berg wurde noch im sanften Morgenlicht bei Rothe Kreuz überfahren
Danach wurden die mühsam erkämpften Höhenmeter völlig sinnlos, überaus mühelos und mit großem Spassfaktor wieder zügig auf dem Downhill in das Ariendorfer Tal vernichtet.
Ach ja, sagte ich schon etwas über die widrigen Witterungsbedingungen? Es war einfach immer noch zuviel Wasser im Wald. Da wir auf einer Tour nicht einfach nur fahren, sondern uns auch intellektuell zu verständigen wissen, wurden hochgeistige Theorien über die Ursache des Zuviel Wasser im Wald eruiert. Jetzt wissen wir es! Es ist das Schmelzwasser des nicht dagewesenen Winters.
Wie dem auch sei, der Matsch brachte längst verschüttet geglaubte Kindheitserinnerungen ans Tageslicht und jeder der Mitfahrer wünschte sich die Wiederholung des Matsche-Downhills. Nicht vergessen Brille auf, Mund zu und der Spass beginnt.
Nach dem touristischen Abstecher zum Schloss Arenfels und die kurze Fahrt durch die Weinberge von Bad Hönningen drehte der Kompass wieder in Richtung Wald. Durch das Moorbachtal führte die Tour hinauf in luftige Höhen bis zum Malberg. Hier passierten wir den Skilift (kein Scherz!) und konnten schwach am Horizont das Industriedenkmal Grube Georg erkennen, den Scheitelpunkt der Tour. Nur vergingen bis dahin noch etliche Stunden.
So mancher fragt sich (besonders Freunde und Bekannte, die nicht Biken), warum sich die Verrückten dies antun. Dabei ist die Antwort doch sooo einfach rauffahren, um runterfahren zu können! Die Abfahrt vom Malberg war denn auch eines der vielen Highlights. Sahniger, flowiger Trail auf weichem Blätterboden.
Schon Konfuzius wusste auf jeden Weg nach unten folgt ein Weg nach oben. Und so war es auch. Zuerst trailig an der Wied entlang und immer steiler werdend bis auch der letzte Biker vom Radl musste, um dem Muskelfaserriss zu entgehen.
Wer arbeitet, der muss auch ruhen. Diesmal am Aussichtspunkt oberhalb von Datzeroth:
Über liebliche Almwiesen durch das Örtchen Wolfenacker suchten wir den nächsten Trail, der uns in das idyllische Fockenbachtal führte. Eigentlich sollte die anschliessende Bergfahrt auf einem kleinen Asphaltsträßchen der Erholung dienen. Aber offensichtlich funktioniert dies auf Team Tomburg Touren überhaupt nicht. Kleine Spurtetappen lassen sich einfach nicht verhindern. Als Nebeneffekt leidet natürlich die Leidenswilligkeit bzw. Leidensfähigkeit der Nicht-Rennfahrer unter den Mitfahrenden.
Der Vollständigkeit halber möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass wir nicht nur W-Pannen hatten. Auch unser Gast aus dem hohen Norden fühlte sich solidarisch und wollte ebenfalls unbedingt seinen
Reifen flicken.

Am Ende des Fockenbachtales fuhren wir auf Schotter wieder auf die Höhe bis an die A3. Hier war nun endlich Mittagspause angesagt und wir kehrten beim freundlichen Tankstellenwirt ein. Besonders die idyllische Aussenterasse mit Ausblick freute das Herz und die Seele.
Frisch gedopt wollten die Männer wieder spielen gehen. Und natürlich hatte der Guide immer wieder eine der schönen, schlammigen Spielwiesen parat. Natürlich bevorzugt bergauf!
Die Abfahrt durch die idyllischen Täler des Urbaches und Aubaches war zwar wunderschön (wenn man Natur liebt), aber unspektakulär, da wenig Schlamm und keine Trails.
So langsam neigte sich der Tag dem Ende zu und der Guide mahnte zur Eile. Schliesslich sollte der Felsentrail noch bei Tageslicht befahren werden. Aber nee, just zu diesem Zeitpunkt musste der Eingangs erwähnte Herr U.W. wieder eine Panne vortäuschen. Sein Bruder T.W übte sich dann in orthodoxen Schlauchdiagnosemethoden, die aber eine Beschleunigung der Problembewältigung nicht nachhaltig erreichen konnten.
Aber was tut man nicht alles, um seine Mitfahrer glücklich zu machen. Kurzerhand wurde der Tourverlauf etwas entschärft (keiner hats gemerkt) und wir erreichten den Felsentrail hinunter nach Altwied. Was für ein Sahnestück!
Altwied und Linz trennte, neben vielen Kilometern, jetzt nur noch der letzte Berg. Schnell das letzte Powergel eingeworfen und in die Pedale getreten. Wir waren spät dran, aber wir hatten unsere Sonnenbrille auf.
Die Sonne kämpfte mit dem Horizont zu, verlor und verschwand. Tja, das heisst, es wurde dunkel. Stockdunkel! Das folgende Bild zeigt die verwegenen Radler etwa eine Stunde vor dem Zieleinlauf
Im Rennradsport kennt man ja den Begriff Belgischer Kreisel, doch was ist ein TT Wurm??? Ganz einfach. In Ermangelung ausreichender Leuchtmittel wurde christlich geteilt. Der erste Biker bekommt den Scheinwerfer und der letzte das Blinklicht. Und dazwischen?? Nichts!! Also ein langer Lindwurm aus dunklen, verwegenen und bis zur Unkenntlichkeit verdreckten Gestalten und eben eine Funzel vorne, eine Funzel hinten. Na, zum Glück hat uns keiner gesehen. ;-) Für das nächste Mal werde ich die alte kölsche Weisheit beherzigen: Un ich sach noch, Jong, nemm et Lämpschen mit.
Es war ein langer, aber perfekter Tag. Ein großer Dank an alle Mitfahrer, die allesamt mit Humor und Biss bis zum Ende durchgehalten haben und hoffentlich auch in Zukunft noch mal mit mir fahren. Die obligatorische 10%-tige Verlustquote eines normalen Team Tomburg Ausscheidungsrennens wurde diesmal nicht erreicht. Alle kamen an. Trotzdem nicht vergessen, das Motto des Team Tomburg heisst Wir sind ja nicht zum Spass hier!
Ciao,
Ralf
P.S. Weitere Bilder in meinem Photoalbum.