Ok, wir zerlegen das mal:
Reißerisch finde ich den Artikel nicht unbedingt - im Angesicht von Basagoitias schwerer Verletzung (und den vielen anderen) stellt sich der Author halt ein paar grundsätzliche Fragen.
Klammern wir das kurz aus.
Rampage ist inzwischen auch außerhalb der MTB Szene ein ziemlich bekanntes Ding, aber der Enthusiasmus der Akteure wird schamlos ausgenutzt. Die Jungs stürzen sich auch ohne Livestream ähnliche Dinger runter (wie einst Josh Bender), aber Red Bull streicht hier die ganze Aufmerksamkeit ein und tritt dabei wie Erfinder und Retter des Freeriden auf und generiert eine riesige PR für sich. Die Orga für Rampage + Übertragung kostet - verglichen mit dem Formel 1 Engagement von Red Bull - vermutlich den sprichwörtlichen "Knopp und nen Klicker". Mit den ganzen nach Sponsoren benannten Obstacles (Oakley Sender etc.) schneiden sich noch andere für kleines Geld ihr Stück vom Rampage-Ruhm ab.
Red Bull ist erstmal Hauptsponsor, nicht zu verwechseln mit dem Veranstalter, der interessanterweise nicht genannt wird. Die für dieses Event notwendige Infrastruktur scheinst Du doch etwas zu unterschätzen, das ist -nicht nur wegen der Liveübertragung mit super Kamerabdeckung- eine Multimillionenaktion. Und das alles für kaum 30 Leute, die an einem Tag einen Wettkampf bestreiten.
Die Fahrer, ohne die es schlicht kein Rampage gäbe, dann so mies zu bezahlen (wer die Versicherung abschließt, wenn er denn angemessen bezahlt wird ist unerheblich), dass alle die nicht aufs Podium kommen noch kräftig draufzahlen, ihre Crews nicht bezahlen können etc. ist aus meiner Sicht einfach schäbig.
Diese Fahrer werden eingeladen, dort fährt jeder freiwillig! Von Anfang an sind die Konditionen klar, jeder, der da hinfährt, weiß, worauf er sich risikomäßig und finanziell einstellen muss.
Kleiner Exkurs in den Breitensport: Ich kenne tatsächlich keine Sportart, bei der der
Veranstalter Anreise, Unterkunft, und Versicherung stellt!
Das ist immer vom Teilnehmer zu tragen, falls es keinen Verband gibt, der das trägt.
Wenn Stürze und Verletzungen dann systematisch ausgeblendet werden, damit mit die Schnäppchen-PR nicht drunter leidet, wird es schon ziemlich mies. (ok, rausgeschnitten haben sie die Stürze aus dem Stream nachträglich nicht)
Dass es sowas bei der Rampage nicht gab hast Du selbst zugegeben.
Aber ganz ehrlich: Der Sponsor hat die Unfälle nicht verursacht. Warum sollte er die denn vermarkten?
Dass es sich bei der PR nicht um ein Schnäppchen handeln kann, sollte klar sein, wenn es um mehrere Millionen Dollar geht, also bitte hör mir auf mit dem Scheiß.
Guido Tschugg als einziger deutscher Teilnehmer hatte das ja vor einigen Jahren schon ähnlich geschildert.
Wer auch immer das ist und was auch immer er gesagt hat: Was hat der Sponsor denn mit dem Risiko, das der einzelne Athlet einzugehen ist zu tun?
Bei der Rampage bauen die Leute eine eigene Line und haben keinen vom Sponsor gestalteten Fahrplan.
Die kontrollieren das Risiko selbst, wie bei jeder anderen Sportart auch!
Wer sich für professionellen Sport als Hauptberuf entscheidet, entscheidet sich bewusst für diese Risiken. Der Ausstieg ist übrigends immer möglich. Dummerweise bekommt man mit nem 0815-Job nicht so viel Kohle in den Arsch geblasen, wie als Sportikone.
Und man muss tatsächlich auf die tollen Events verzichten, für das Training ist auch weniger Zeit und man muss halt etwas ganz anderes machen als das, was man als Hobby macht.
Aber das ist wohl das Los der jungen Sportarten: Sarah Burk, 7-fache X-Games Gewinnerin im Snowboarden hat ihrem Mann ja auch nach einem Trainingssturz und späteren Tod rund 1 Million Krankenhauskosten hinterlassen und ESPN macht ein riesen Geschäft mit den X-Games.
Junge Sportarten... Ich lach mich schlapp.
Die zehnte Auflage des Rampage seit 2001. Ein Cam Zinc, der jetzt mit "#fuckrampage" postet ist da schon 2004 mitgefahren, als grad mal 15.000$ ausgeschüttet wurden. Das Risiko gab es immer und es wird bleiben, bei allen Sportarten.
Dieses Jahr ist in Frankfurt beim Ironman einer gestorben, juckt das irgendwen?
Ach nee, ist ja einer von tausenden, die dabei waren.
Und jetzt der Schwung nach oben zum Ausgeklammerten:
Jeder, der sich sportlich betätigt, das gilt im Leistungssport noch viel mehr, muss sich immer der Risiken bewusst sein. Die Grenzen setzen das eigene Können in Form der richtigen (antrainierten) Reflexe und der eigene Kopf. Und der Kopf muss immer die Kontrolle besitzen, ansonsten knallt es halt deutlich zu schnell.
Da ist es relativ uninteressant, ob man läuft, Akrobatik, Eiskunstlauf, Geräteturnen, Motorsport oder sonstwas macht.