He, schön das @tanztee sein Rad noch nicht in einen Kinderwagen umgebaut hat..
Bevor ich
dies tat, war ich noch mal unterwegs!
Kleiner Geografietest: Wie heißt der höchste Berg des Osterzgebirges? Nein, es geht heute nicht zum Kahleberg, sondern hier ist die
Tour zum Wieselstein
Der Bike-Shuttle birngt mich nach Altenberg und zum Einrollen geht es erstmal über Forstwege nach Zinnwald zum Hotel Lugsteinhof und an der Wetterstation über die Grenze. Bestes Bikewetter begeleitet mich und im fernen Dunst ist der Milleschauer zu erahnen:
Immer wieder begeistert die tschechische Ausschilderung für Wanderer, Langläufer und Radfahrer. Einst steht fest: wir haben hier die besseren Rastplätze, und "drieben" ist man einfach besser orientiert:
Der Herbst bringt schon kühle Nächte mit sich, das sieht hier nach nächtlichen Nullgraden aus:
Aber der Planet wärmt gut durch und es leuchtet rot am Wegesrand: "Dar Vugelbeerbaam" trägt reiche Frucht.
Schattenspiele:
Die tschechische Forstverwaltung hatte anscheinend Mitleid mit meiner miesen Kondition und mir wohl deshalb einen nahezu kinderpopoglatten Forstweg planiert ...
Aber einen Abzweig später nehme ich die andere, extrem naturnahe Kategorie böhmischer Forstwege unter die Stollenreifen:
Kurz hinter Dlouha Louka scheint der Wieselstein bereits zum Greifen nahe:
Zuvor gilt es jedoch, eine hochprozentige Steigung zu bezwingen, was mir heute nur zu Fuß gelingt:
Auch auf den (zugänglichen) Gipfelfels geht es ohne Rad und ich kann mich im Gipfelbuch verewigen.
Der eigentliche Gipfelfels ist durch einen Zaun abgetrennt, kleinwüchsige Wanderer können sich wohl durch ein Loch hindurchzwängen.
Ich verzichte auf die paar zusätzlichen Höhenmeter und probiere die Panoramafunktion meiner neuen Kamera aus (Vorsicht an den Bildschirmecken!):
Nordöstlich überm böhmischen Becken lässt sich der Milleschauer ausmachen.
Ich drehe eine Runde um den Felsaufbau, welcher offensichtlich auch von Boulderern aufgesucht wird, erkennbar an diversen Routenmarkierungen. Auch gefällt die Schichtung des Granitporphyrs, welcher hier Wind und Wetter trotzt:
Hoch schieben - runter fahren: so erreiche ich wieder eine Ecke am Wildzaun und wende mich nördlich, um auf einer glatten Asphaltpiste die Talsperre Flaje zu erreichen.
Mangels rucksacktauglichem Ultraleichtfaltboot folge ich dem Uferweg linkerhand, welcher in gefühlt unzähligen Windungen der Staumauer entgegenstrebt.
Maritimes Flair lässt mich auf der Staumauer kurz verweilen:
Bei meinen Recherchen bin ich auf "den" ultimativen Trail-Tipp gestoßen:
Die Neugrabenflöße, ein künstlicher Wasserkanal, welcher dem Transport von Holzscheiten bis ins Freiberger Revier diente. Dazu gehört natürlich ein Weg für die Flößer, um den Scheiten Beine zu machen und Verstopfungen zu verhindern.
Heute fangt die Neugrabenflöße einfach im Wald an, da im ersten Teil ja nun die Talsperre ist.
Links ist also der Weg, recht der Kanal, welcher sogar streckenweise wieder Wasser führt. Weite Teile des Weges entpuppen sich als übelster Wurzelteppich.
Als glühender Hardtail-Verfechter wird meine Überzeugung hier auf eine harte Probe gestellt. Ich fahre eigentlich nur noch im Stehen, reiße vor fetten Wurzeln den Lenker hoch und versuche ansonsten so geschmeidig wie möglich zwischen den Bäumen hindurchzuwuseln. Die B-Note ist heute eindeutig nicht mein Ding
Zwischendrin musste die Flöße auch mal durch einen Felsen hindurch:
Es gibt auch ausgebesserte Wegstücke und einige Abflüsse und Mauern wurden erneuert.
Das kommt nicht von ungefähr, auch in CZ erfreut man sich offenkundig eines warmen Fördermittelregens:
Immer an der imaginären Höhenlinie entlang zieht sich der Weg, den selbst die Openstreetmap-Ameisenarmee derzeit noch nicht gemappt hat. Wobei Weg teilweise eine etwas euphemistische Bezeichnung für eine Linie mit kürzerem Grasbewuchs darstellt, nur vereinzelte Holzpfähle scheinen mir zuzuflüstern: Hier entlang, hier ist der Weg
Ja, meine ohnehin geringe Kondition ist aufgebraucht
Und irgendwie kann ich den aus der Werbung bekannten Picknickkorb nicht entdecken
, ganz zu schweigen von den Trachtenmadeln!!
In den Waldstücken ist es auch nicht besser, der Wurzelteppich ist hier sehr grobmaschig geknüpft
Ich schleppe mich bis zum Grenzflüsschen und erreiche Wege, deren Unterhalt nicht bereits zu Zeiten der napoleonischen Befreiungskämpfe endete.
Der Leser ahnt vielleicht, was jetzt folgen mag ... ein gar liebliches Häuschen harret meiner ... eine Katze räkelt sich im letzen Strahl der Herbstsonne ... KAFFEE!! KUCHEN!!
Die lecker Kürbiscremesuppe müsst ihr euch jetzt dazudenken. Solcherart gestärkt nehme ich die letzte Etappe unter die Räder, zweige am Sporthotel links ab und erreiche über einige Forstwege den "Zieleinlauf" nach Altenberg.
Als ich einen Weg parallel zur Straße der Abwechslung halber ausprobiere, evozieren markante Horizontalwurzelsysteme zahlreicher "picea abies" Exemplare traumatische Erinnerungen an die Neugrabenflöße, so dass ich schnell zu gepflegten Wegen an den Galgenteichen vorbei überwechsle.
Also, liebe SVTF-Freunde, es war eine grandiose, wenngleich zuweilen auch etwas trailarme Tour. Die Landschaft hat dafür aber mehr als entschädigt.
Die Neugrabenflöße gehören bei mir zur Kategorie "einmal und nie wieder"
und sollten nur mit starker Hinterbaudämpfung befahren werden ...
Ride on!
tanztee