Danke! Geht auch noch weiter, der letzte Teil:
Ich fand für die zweite Nacht Unterschlupf unter einem seitlichen Vordach einer scheinbar ungenützten Hütte der Bergwacht. Entgegen der angekündigten 6°C war es hier die ganze Nacht recht warm. Wie ich später erfuhr muss es nur wenige Meter weiter oben an Plänckners Aussicht im ungeschützten Freien doch recht kalt gewesen sein.
Nachtlager by
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Da ich unterm Gipfel des Großen Beerberges (der höchste Berg Thüringens) an Plänckners Aussicht frühstücken wollte, nur etwa zehn Minuten entfernt, fackelte ich nicht lange, stand recht früh auf, packte sofort zusammen, füllte an einer Quelle die Wasserreserven auf und begab mich auf den Weg.
Guten Morgen! by
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An Plänckners Aussicht angekommen, fand ich einen Wandersmann vor, der noch im Schlafsack lag und wohl etwas frohr. Wir waren uns am Vorabend auf den letzten Kilometern schon mehrfach begegnet und hatten uns kurz über die Suche nach geeigneten Schlafplätzen ausgetauscht. Er war gerade auf den letzten Kilometern einer Fernwanderung von Budapest nach Eisenach, auf dem Internationalen Bergwanderweg. Die unvorstellbaren über 2500 Kilometer in seinen Füßen (oder waren es schon über 2700?) und andere Berggeschichten boten reichlich spannenden Gesprächsstoff für ein ausgedehntes gemeinsames Frühstück. Als es die Sonne dann endlich zu unserem Platz auf den neuen Rennsteig-Möbeln geschafft hatte und etwas Wärme brachte, war es auch an der Zeit aufzubrechen. Schließlich hatten wir beide noch etwas Strecke vor uns. Wir machten ein Foto, wünschten uns alles Gute und ich rollte davon.
Frühstück in Gesellschaft by
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Nur wenige Meter weiter passierte ich den Scheitelpunkt des Rennsteigs. Dieser befindet sich unspektakulär und ganz ohne Fernsicht am Waldrand, ist aber auch einer meiner traditionellen Photo-Plätze.
Höhepunkt by
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Genau wie Stein 16, hier muss einfach für ein Photo angehalten werden.
Stein 16 by
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Nun hieß es aber doch Strecke machen. Zwar hatte ich mir in den beiden Vortagen etwas Puffer zum Bummeln herausgefahren, beim Frühstück aber eben auch schon viel davon verbummelt. An der Ebertswiese hatte ich endlich die Gelegenheit, Thüringer Klöße mit Rotkohl und Roulade zu verspeisen. Die Schnelligkeit der Gaststätte zur Mittagszeit kam der Zeitplanung entgegen, wurde mir aber kurz darauf zum Verhängnis, da das Bier und die Mahlzeit gerade mal im Magen angekommen waren, als ich motiviert und zügig weiterfuhr. Der Inselsberg und die beiden vorgelagerten steilen Rampen standen an und der volle Magen zwang mich schon nach der zweiten Rampe und vor dem eigentlichen Anstieg zu einer Pause. Wenig später ging es mir besser und ich konnte den Inselsberg bezwingen. Für den Gipfel hatte ich mir extra einen Tropfen Bowmore Singlemalt von der Insel Islay aufgehoben. Einfach des praktizierten Wortspiels wegen.
Islay am Inselsberg by
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Grundsätzlich geht es vom Inselsberg nach Hörschel überwiegend bergab. Jedoch stellt der Rennsteig auch auf dem letzten Abschnitt immer wieder schmerzhafte Rampen auf. In einem Abfahrtsstück holte ich mir den zweiten Platten der Tour, Durchschlag durch einen alten Flicken.
Bite me! by
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Follow the white R! by
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Am Glöckner by
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An der Hohen Sonne bei Eisenach rückte das Ende des Rennwegs in greifbare Nähe und ich gönnte mir eine letzte Rostbratwurst.
Grundnahrungsmittel by
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Kurz vorm Ziel hielt ich noch an einem netten Plätzchen auf einer Anhöhe. Die letzte Gelegenheit, den Blick in der Ferne schweifen zu lassen und Zeit, die ich sonst nur am Bahnsteig von Hörschel hätte verbringen müssen.
Nächster Halt: Hörschel by
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Die Wartburg by
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Wie es die Tradition wünscht, hatte ich freilich in Blankenstein einen Stein aus der Saale gefischt, um ihn über den Rennsteig an dessen anderes Ende an der Werra zu tragen und dort im Wasser zu versenken.
Der RennStein by
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Mit reichlich Zeitpuffer bis zur Abfahrt des Zuges nach Stadtroda erreichte ich also etwa 57 Stunden nach dem Start das Ziel meiner 271 Kilometer und knapp 4000 Höhenmeter umfassenden Tour durch Thüringen. Erschöpft und glücklich.
Geschafft! by
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