ultralight bikepacking

Der zweite Tag begann dann idyllisch:

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Dann folgte ein Aufstieg von 400m auf 2000m. Zunächst eine serpentinenreiche Asphaltstrasse, auf der mich andauern dicke BMWs und Mercedes mich Zürcher Kennzeichen überholten. Dann auf einem sausteilen Alppfad, der leider nicht immer fahrbar war. Zum Glück nahmen die meisten Spaziergänger einen anderen Weg. Oben auf der Alp am See genehmigte ich mir ein Mittagessen und trug dann die letzten 200hm zum nächsten Graspass hoch. Hier oben war ich wieder alleine und die Abfahrt begann schon mal gut.

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Im Talkessel liegt Elm, mein Tagesziel. Allerdings war es noch etwas früh, um da direkt hinzufahren, und ausserdem hat mir mal jemand den Tipp gegeben, ich müsste auf der Alp links halten, das sei viel besser als gerade runter. Gesagt, getan und wirklich, da kam Flow auf. Der war dann aber von kurzer Dauer und über verschiedene Irrungen und Wirrungen mit z.T. interessanten Trails aber auch viel zu vielen elend steilen Alpstrassentiefenmetern erreichte ich schliesslich den Talgrund und rollte noch nach Elm.
 
Der dritte Tag begann strahlend und war ein Montag, also wollten zunächst die Essensvorräte aufgefrischt werden. Dann gings hoch zum dritten und letzten Graspass. Wieder mussten lediglich die letzten 200hm getragen werden.

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Die Abfahrt war dann wirklich gut. Zuerst gings ziemlich einfach über Alpweiden:

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Dann kam leider eine mühsame Tragepassage, doch auf diese folgte eine Schlucht.

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Dann ein Bergsturzgelände und dann ein Zwischenziel mit etwas Erschöpfung.

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Nach Neuorientierung und Trail-Scouten auf dem Bildschirm des e-Trex fand ich dann zuerst ein Restaurant mit Pommes und schliesslich noch einen guten Trail aus dem Tal raus. Alles in Allem war das eine der besseren Abfahrten der Ostschweiz.

In Sargans hätte ich auf den Zug gehen können. Doch von meinen deutschen Freunden habe ich zwar keine Fahrtechnik, aber doch etwas wichtiges gelernt: Ein Alpencross hat an einem See zu enden. Zwar war das eher ein Alpengekringel, aber ein See war nur 11km entfernt. Darum nichts wie hin!

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Ich bin letzte Woche mal wieder bisschen in Thüringen rumgegurkt. Rennsteig reichte mir diesmal nicht, ich wollte auch vom Hause meiner Eltern aus zum Start des großen R anreisen. Da ich freilich möglichst weigehend im Gelände fahren wollte, bedeutete das etwas navigatorischen Aufwand. Gut 90 Kilometer markierte ich mir bis Blankstein auf der Karte. 90 Kilometer die es ziemlich in sich haben sollten. Und danach knapp 170 km Rennsteig. Drei Tage setzte ich an und nachdem ich den ursprünglich geplanten Start wegen Regen um einen Tag verschob, hatte ich dabei auch keine Reserve.
Es ging also los durchs halbwegs vertrautes Gebiet, von Stradtroda nach Süden durch die Dörfer und die Wälder dazwischen.


Oppurg by all martn, on Flickr

Nach gut zwei Stunden erreichte ich Oppurg, eine Art ersten Etappenort auf meiner Tour, der mit der Querung einer großen Bundesstraße sowohl das Verlassen quasi bekannter Gefilde, als auch einen gewissen landschaftlichen Wechsel darstellte. Das Auf und Ab des Holzlandes wich nun einem konstanteren Ansteigen zu den Ufern der oberen Saale.


Hügel mit Stein und Blumen by all martn, on Flickr

Ab Ziegenrück orientierte ich mich an der dort oft gestauten Saale und stolperte dabei über viele in Vergessenheit geratene Erinnerungen an Klassenfahrten, Touren mit den Holzlandbikern und andere Ausflüge meiner Jugend.


Schloss Burgk by all martn, on Flickr


Auf dem Wegweiser stand was von Hängebrücke... by all martn, on Flickr


Über dem Wasser by all martn, on Flickr


An der Saale hellem Strande by all martn, on Flickr


Unser Fluss soll schöner werden... by all martn, on Flickr

Später als geplant kam ich in Blankenstein an, wo es quasi ans Eingemachte gehen sollte. Schnell einen Stein aus der Saale gefischt, die Kaufhalle kurz vor Ladenschluss um einige Süßigkeiten und etwas Wurst erleichtert und weiter, nun endlich auf dem Rennsteig.


Hier beginnt der Rennsteig by all martn, on Flickr

Gut 12,5 Stunden nach dem Start in Stadtroda und damit reichlich nach Einbruch der Dunkelheit fand ich mit gut 105 Kilometern und 1750 Höhenmetern* in den Beinen in der Nähe des Kulmberges bei Schlegel eine geeignet erscheinende Schutzhütte für die Nacht. Nach dem Abendbrot ging der Mond gar hell auf und bot sich als Fotolicht an.

*(Die Zahlen stammen von nem Internetdienst, bei dem ich die Strecke nachgeklickt habe)


Dunkel war's, der Mond schien helle by all martn, on Flickr
 
Schaut interessant aus, der Bergische Weg. Weißt du, wieviele Höhenmeter der hat?


Weiter mit dem nächsten Tag meiner Tour letzte Woche:

Die Hütte am Hohlebrunn war an sich ein guter Schlafplatz... wären da nicht die Paranoia, die mich bei jedem unbekannten Geräusch aufwachen lies und die lautstark bellenden Rehe, hätte ich glatt durchschlafen können. Pünktlich zum Aufstehen rückten dann in Hörweite Waldarbeiter aus, um ein gar virtuoses Kettensägenkonzert darzubieten.


Schlafkabine by all martn, on Flickr

Mein kleines bisschen Luxus ist die leichteste mir bekannte Möglichkeit, einen frischen Tee aufzubrühen.


TeeService by all martn, on Flickr


Wasser kocht... by all martn, on Flickr

Am Ortseingang von Brennersgrün befindet sich am Wegesrand eine Miniaturwelt mit ganzen Ortschaften und lokalen Sehenswürdigkeiten, nachgebaut aus Gegenständen des Waldes.


Stehbiergarten by all martn, on Flickr

An diesem zweiten Tage meiner Tour kreuzte ich auf dem Rennsteig mehrfach die ehemalige innerdeutsche Grenze und damit auch den Kolonnenweg. Die Lochbetonplatten brachten Erinnerungen an die Grenzsteintrophy herauf, bei der wir etliche Kilometer auf diesen Platten zurückzulegen hatten, was stets ein erhebliches Maß an Konzentration erforderte, um den Reifen nicht in die Löcher zu versenken.


Waffelbeton by all martn, on Flickr

Es gibt auf dem Rennsteig einige Plätze, die für mich seit jeher feste Rastpunkte darstellen und freilich auch photographisch dokumentiert werden müssen. Die Clemens-Major-Hütte am Roten Berg ist der erste solche Punkt.


Die Clemens Major Schutzhütte by all martn, on Flickr

Im folgenden Abschnitt zeigt sich der Rennsteig dem geneigten Schussradfahrer sehr wohlgesonnen und bietet einige grandiose Abfahrten mit reichlich Wurzeln zum Spielen und einer großzügigen Auswahl an Linien.


R for Rowdy by all martn, on Flickr


Cutting Corners by all martn, on Flickr

Nachdem ich schon an mehreren Gaststätten zuvor gerne ein paar Thüringer Klöße als verfrühtes Abendbrot gegessen hätte, dort aber entweder Ruhetag war oder gerade die Küche geschlossen wurde, gab es in Allzunah ein schmackhaftes Rostbrätl mit Kartoffelsalat.


Vorabendbrot by all martn, on Flickr

Nun blieb mir allerdings noch recht viel Zeit bis zum Einbruch der Dunkelheit und so entschloss ich mich vom ursprünglich angepeilten Schlafplatz an der Alten Tränke noch etwas Strecke zu machen und fuhr bis kurz vor den großen Beerberg, wo ich mir vorm Schlafengehen noch ein zweites Abendbrot gönnte.


Abendbrot by all martn, on Flickr

Mit diesmal 94 km in den Beinen gönnte ich mir noch einen Singlemalt und verkroch mich im Schlafsack.
 
... übrigens meine ich mit ADAC den entsprechenden Wanderführer als iOS App. Zum Auffinden neuer Wege ist er hervorragend geeignet, wenngleich zum Navigieren ein bisschen nervig (versetzt man das Telefon in den Ruhemodus, verliert man den gewählten Maßstab und muss beim Aufwecken wieder zoomen, was während der Fahrt fummelig ist).

Viele Grüße

Martin
 
Danke! Geht auch noch weiter, der letzte Teil:

Ich fand für die zweite Nacht Unterschlupf unter einem seitlichen Vordach einer scheinbar ungenützten Hütte der Bergwacht. Entgegen der angekündigten 6°C war es hier die ganze Nacht recht warm. Wie ich später erfuhr muss es nur wenige Meter weiter oben an Plänckners Aussicht im ungeschützten Freien doch recht kalt gewesen sein.


Nachtlager by all martn, on Flickr

Da ich unterm Gipfel des Großen Beerberges (der höchste Berg Thüringens) an Plänckners Aussicht frühstücken wollte, nur etwa zehn Minuten entfernt, fackelte ich nicht lange, stand recht früh auf, packte sofort zusammen, füllte an einer Quelle die Wasserreserven auf und begab mich auf den Weg.


Guten Morgen! by all martn, on Flickr

An Plänckners Aussicht angekommen, fand ich einen Wandersmann vor, der noch im Schlafsack lag und wohl etwas frohr. Wir waren uns am Vorabend auf den letzten Kilometern schon mehrfach begegnet und hatten uns kurz über die Suche nach geeigneten Schlafplätzen ausgetauscht. Er war gerade auf den letzten Kilometern einer Fernwanderung von Budapest nach Eisenach, auf dem Internationalen Bergwanderweg. Die unvorstellbaren über 2500 Kilometer in seinen Füßen (oder waren es schon über 2700?) und andere Berggeschichten boten reichlich spannenden Gesprächsstoff für ein ausgedehntes gemeinsames Frühstück. Als es die Sonne dann endlich zu unserem Platz auf den neuen Rennsteig-Möbeln geschafft hatte und etwas Wärme brachte, war es auch an der Zeit aufzubrechen. Schließlich hatten wir beide noch etwas Strecke vor uns. Wir machten ein Foto, wünschten uns alles Gute und ich rollte davon.


Frühstück in Gesellschaft by all martn, on Flickr

Nur wenige Meter weiter passierte ich den Scheitelpunkt des Rennsteigs. Dieser befindet sich unspektakulär und ganz ohne Fernsicht am Waldrand, ist aber auch einer meiner traditionellen Photo-Plätze.


Höhepunkt by all martn, on Flickr

Genau wie Stein 16, hier muss einfach für ein Photo angehalten werden.


Stein 16 by all martn, on Flickr

Nun hieß es aber doch Strecke machen. Zwar hatte ich mir in den beiden Vortagen etwas Puffer zum Bummeln herausgefahren, beim Frühstück aber eben auch schon viel davon verbummelt. An der Ebertswiese hatte ich endlich die Gelegenheit, Thüringer Klöße mit Rotkohl und Roulade zu verspeisen. Die Schnelligkeit der Gaststätte zur Mittagszeit kam der Zeitplanung entgegen, wurde mir aber kurz darauf zum Verhängnis, da das Bier und die Mahlzeit gerade mal im Magen angekommen waren, als ich motiviert und zügig weiterfuhr. Der Inselsberg und die beiden vorgelagerten steilen Rampen standen an und der volle Magen zwang mich schon nach der zweiten Rampe und vor dem eigentlichen Anstieg zu einer Pause. Wenig später ging es mir besser und ich konnte den Inselsberg bezwingen. Für den Gipfel hatte ich mir extra einen Tropfen Bowmore Singlemalt von der Insel Islay aufgehoben. Einfach des praktizierten Wortspiels wegen.


Islay am Inselsberg by all martn, on Flickr

Grundsätzlich geht es vom Inselsberg nach Hörschel überwiegend bergab. Jedoch stellt der Rennsteig auch auf dem letzten Abschnitt immer wieder schmerzhafte Rampen auf. In einem Abfahrtsstück holte ich mir den zweiten Platten der Tour, Durchschlag durch einen alten Flicken.


Bite me! by all martn, on Flickr


Follow the white R! by all martn, on Flickr


Am Glöckner by all martn, on Flickr

An der Hohen Sonne bei Eisenach rückte das Ende des Rennwegs in greifbare Nähe und ich gönnte mir eine letzte Rostbratwurst.


Grundnahrungsmittel by all martn, on Flickr

Kurz vorm Ziel hielt ich noch an einem netten Plätzchen auf einer Anhöhe. Die letzte Gelegenheit, den Blick in der Ferne schweifen zu lassen und Zeit, die ich sonst nur am Bahnsteig von Hörschel hätte verbringen müssen.


Nächster Halt: Hörschel by all martn, on Flickr


Die Wartburg by all martn, on Flickr

Wie es die Tradition wünscht, hatte ich freilich in Blankenstein einen Stein aus der Saale gefischt, um ihn über den Rennsteig an dessen anderes Ende an der Werra zu tragen und dort im Wasser zu versenken.


Der RennStein by all martn, on Flickr

Mit reichlich Zeitpuffer bis zur Abfahrt des Zuges nach Stadtroda erreichte ich also etwa 57 Stunden nach dem Start das Ziel meiner 271 Kilometer und knapp 4000 Höhenmeter umfassenden Tour durch Thüringen. Erschöpft und glücklich.


Geschafft! by all martn, on Flickr
 
danke! das an meinem hinterrad is ne stinknormale shimano neunfach-kassette, bei der ich die drei kleinsten ritzel weggelassen habe, damit sie auf die hope singlespeed nabe passt (die fahr ich, weil die flansche weiter auseinander sind und man ein symmetrisches laufrad bekommt... und weil die kette bei 1x6 nicht so schräg laufen muss wie bei 1x9... und weil mir ein stahl-freilauf lieber ist, als einer aus alu). das kleinste ritzel nutze ich praktisch nie, daher hat das nen staubrand und sieht vielleicht etwas komisch aus, ^^
 
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Ich habe übrigens eine Art Webzine über das Bikepacking angefangen - oder wie man das auch immer nennen kann.

http://trails-tours.com

Es fing eigentlich damit an, dass ich mir die Domain zulegte... und dann überlegte, dass der Name für meine eigenen paar Abenteuer zu edel ist.

Für Kommentare und konstruktive Kritik wäre ich dankbar.
 
[FONT="]Moin zusammen,[/FONT]
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[FONT="]ich bin gerade mal wieder hier durchgestolpert und freue mich immer noch über den regen Austausch hier. Die Angst die wenigen, vereinzelten Foren und Bereiche, in denen sich ein paar deutsche Bikepacker finden, veraltet und verlassen vorzufinden schwingt immer mit.[/FONT]
[FONT="] [/FONT]
[FONT="]Bisher habe ich nur eifrig mitgelesen und mich nicht mit Informationen beteiligt. Das möchte ich nun nachholen. Es sind noch viele Fragen und Zweifel offen, auch das Verständnis für die Leidenschaft Bikepacking ist noch recht undefiniert.[/FONT]
[FONT="]Meine Gedanken, mein Wissen und meine Informationen findet ihr nun auf meinem, noch im Aufbau befindlichen, aber nun einfach mal online gestellten, Blog http://bikepackerspoint.wordpress.com/.[/FONT]
[FONT="]Bitte entschuldigt diese Eigenwerbung, aber irgendwo muss ich mal anfangen und ich denke der ein oder andere wird auf bikpackerspoint neue Informationen und vielleicht sogar die Leidenschaft fürs Bikepacking finden.[/FONT]

[FONT="][/FONT]
[FONT="]beste Grüße
[/FONT]
 
[FONT="]Bitte entschuldigt diese Eigenwerbung, aber irgendwo muss ich mal anfangen und ich denke der ein oder andere wird auf bikpackerspoint neue Informationen und vielleicht sogar die Leidenschaft fürs Bikepacking finden.[/FONT][FONT="]
[/FONT]

Das sieht richtig gut aus! Wenn sich wirklich ein Team findet, wird das eine tolle Ressource - aber auch deine Alleinbeiträge finde ich lesenswert. Schmökere jetzt weiter... :daumen:
 
danke. so wirklich konsequent bin ich eh nich mit dem ultralight-gedanken, da machts ein steinchen nich fett... ;)
 
Ich störe dich nicht länger beimLesen :)

Bin jetzt durch.

Meine eigene Idee der Bündelung (siehe ein paar Posts weiter oben) ist, sich die Beiträgen mehr oder weniger zusammen zu suchen und dann in Kurzmeldungen zu verknüpfen.

'Virtuelle' Teams zu bilden, ist oft ein bisschen schwierig. Manche haben einfach keine Lust und manchen muss man die Hemmungen nehmen. Wenn der erste 'Anfänger' bei dir gepostet hat, fühlen sich vielleicht auch andere wohler (nicht so gefordert) und melden sich. Ich würde an deiner Stelle auf gute Schreiber zugehen und nicht auf sie warten.
 
Ich meinte: einerseits die ganzen Quellen auf der Site verknüpfen, und andererseits möglichst auch innerhalb einer Meldung mehrere Quellen zu verlinken.

Ich hoffe, der Ansatz macht Sinn.
 
Hm ok, fragt sich nur welche Quellen :)
Bisher schreibe ich über meine eigenen Erfahrungen. Aber sobald ich Informationen von irgendwo her beziehe/ verarbeite, werde ich die Quellen auf jeden Fall nennen.
Oder verstehe ich dich falsch?
 
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