Das Unterforum ist für das Technikgedöns, oder? Find ich übrigens prima! Zwar brauchte ich das Internet nicht, um auf die Idee zu kommen, Mehrtagestouren mit dem Bike zu machen, doch die eine oder andere hilfreiche Lösung hab ich hier im Forum schon gefunden.
Dann kann ich hier weiterhin meine u24h-Abenteuer einstellen. Das war ja auch des Gründers Idee, oder?
ahoj,
gibts hier eigentlich noch andere leute, die sowas machen? einfach die isomatte und die knacktüte ans bike schnallen und ab ins gelände. kein großes ziel, einfach nur mal ne tour mit übernachtung draußen.
Ein Ziel muss her! Es ist Sonntagmittag, 13:00 Uhr, die Sonne brennt, der Kopf ist leer. Der Magen auch, doch mit diesem angebrochenen Tag muss man doch etwas anfangen! Der Haken an der Sache: Auf Abend und Nacht sind heftige Gewitter angesagt; da will ich nicht im Zelt auf irgendeinem Berg Blitzableiter spielen. Also durchforste ich die OpenCycleMap nach einem netten Hüttchen. Um 13:07 werde ich fündig, um 13:08 hab ich ein
Bild des Unterstandes gefunden, um 13:10 sind die Pommes im Ofen fertig, doch bis ich loskomm, wird's fast 16:00 Uhr.
Das reicht schon, schliesslich sehe ich von meinem Balkon den angepeilten Hügel. Ich fahr einmal quer über's Riet und gleich den Berg hoch. Nach der zweiten Spitzkehre präsentiert sich das Stöcklichrüz, das Tageszielt, im Gegenlicht.
Das Ziel ist die Kuppe ganz links.
Der Schweiss rinnt in Strömen, ich mühe mich den Berg hoch und gleichzeitig befingere ich mein GPS, um doch noch den einen oder anderen Trail einzubauen. Ich finde einen, auch wenn der noch 100hm zusätzlich verlangt. Dafür ist oben die Sicht prima.
Blick zurück auf meinen Balkon. Zudem ist eine erste Gewitterzelle auszumachen, doch die dürfte sich über dem Bregenzer Wald austoben.
Der Trail beginnt unschön auf eine Kuhwiese, wird dann aber im Wald ganz spassig. Ein bisschen steil, ein bisschen kurvig, zwei-drei Mal das Hinterrad versetzen, etwas Sumpf, immer feucht; halt alles, was so einen schattseitigen Trail ausmacht.
Weiss der Geier, warum es hier ein Seil hat.
Es geht runter ins Tobel der Wägitaler Aa und auf der anderen Seite wieder hoch. Ich kreuze die Strasse, die zur Sattelegg führt und stelle fest, dass mein Eindruck, es gäbe eine Ausgangssperre, falsch war. Wahrscheinlich verirrt sich einfach niemand an den Schattenhang.
Das Wägital ist an diesem Sommerabend ein Postkartenidyll.
Allerdings nur auf dem Foto. In Echt werde ich von
Bremsen gefressen und im eigenen Saft gegart. Später verirre ich mich trotz GPS im Wald, stolpere durch Sumpf und sehe Gespenster. Ein Mädchen tritt ein Bike, das wahrscheinlich gleich alt ist wie sie selbst, mit einem 60l Rucksack auf dem Rücken den Berg hoch. Man könnte meinen, sie sei von zu Hause ausgerissen.
Ich finde meinen Weg wieder und gelange langsam auf den Kamm.
Kanadische Verhältnisse
Bisher fand ich, dass die Gewitterwarnungen pure Panikmache gewesen seien. Gegen Südosten sieht das Wetter prima aus. Allerdings öffnet sich nun der Blick gegen Westen und da schiebt sich wirklich ein Spielverderber ins Sichtfeld.
Doch stresst mich das nicht sehr. Mein Unterstand ist nicht mehr weit. Nur, leider, ist's bald aus mit dem schönen Licht. Die Gewitterfront frisst die Sonne :-(
Zürichsee mit Seedamm und Rapperswil
Stöcklichrüz
Nach vier Stunden erreiche ich meinen Unterstand. Zum Znacht gibt es Peperoni (= Paprika) mit Frischkäse und Bratkäse vom Grill, dazu eine Kürbis-Ingwersuppe vom Kocher, Pumpernickel aus der Tüte und was sonst noch so zu Hause rumlag.
Dann beginnt's zu stürmen, regnen und blitzen. Die grosse Öffnung meines Unterstandes gegen Westen bereitet mir etwas Kummer. Zum Glück bin ich nicht unvorbereitet, ich hab das Ding ja im Internet vorher angeschaut. Also beginn ich zu basteln, aber am Schluss fehlt mir halt doch noch eine Schnur. Egal, die Radhose tut's auch.
Das Gewitter kommt dann doch nicht vorbei und meine Konstruktion muss sich somit nicht bewähren. Am Morgen ist es verhangen. Ich studiere lange Karten und überlege hin und her, wie ich wieder nach Hause fahren soll. Ich entschliesse mich für den direkten Weg, denn das Wetter sieht bescheiden aus. Doch auf dem höchsten Punkt kommt der Wind stramm von Süd. Und das heisst: Föhn. So entscheide ich mich spontan doch für die grössere Runde.
Wolken oben und unten
Die Abfahrt ist schlammig. Und ausgerechnet im grössten Schlammloch bleib ich stecken und geh über den Lenker. Mit Fangopackung erreiche ich den Sihlsee, dem ich an sein südliches Ende folge.
Hinten links geht's hoch zur Fläschlihöchi. Ein paar Stufen tragen und ich bin oben. Eigentlich bin ich v.a. da durch um immerhin ein bisschen das Gefühl zu haben, ich sei in den Bergen gewesen.
Weil es zu tröpfeln beginnt, mach ich keine weiteren Experimente und fahre runter zum Wägitalersee. Mit dem Föhn ist es halt so eine Sache. Manchmal kommt er, manchmal geht er. Wann genau, dass wissen höchstens die Muotitaler.
Nach der Staumauer gibt es nochmals einen Trail, den man mehrheitlich als gelungen bezeichnen kann. Der Föhn kommt doch noch, es wird schwül.
Nun muss ich nur noch ausrollen und bin schliesslich ziemlich genau 22 Stunden nach meinem Start wieder zu Hause.