Trotz, dass ich ungefähr tausend Dinge zu tun hätte die gerade wichtiger wären muss ich hier auch mal eben meinen Senf dazu geben:
Meine ersten Mountainbikes waren allesamt Hardtails, war damals (2008-2014) einfach normaler als es heute ist, und als kleiner Stinker auch halbwegs bezahl- und (!) pflegbar.
2015 kam mein erstes Fully, welches ich dann erst vor grob 2 Jahren wieder verkauft habe.
Dann bin ich, nach kurzer Bedenkzeit, vor grob einem Jahr von eben jenem, alten, 26er Commencal Meta AM... auf einen Conway MT629 Enduro HT (Eigenaufbau) ...
... gewechselt und es war sehr viel von meiner alten (teilweise längst überholten) Fahrtechnik, welche ich größtenteils mit 10-14 Jahren beim "Mountainbike-Treff" gelernt habe, übertragbar.
Ich konnte das moderne Hardtail ähnlich hart und schnell fahren, wie das in die Jahre gekommene Fully.
Nach nur wenigen Monaten habe ich aber für mich gemerkt, dass das steife, (gerade bei Steinfeldern) oft springende Hinterrad, verbunden mir der damit oft fehlende Traktion, meine Möglichkeiten und das Tempo vom Vorderrad (2'6er Assegai, 160er Lyrik) miteinschränken und daran auch eine Veränderte Körperposition und Fahrweise (längerer Reach, 29er statt 26er) nichts tiefgreifend ändern konnten.
Vorne war schlicht und einfach mehr möglich als hinten (nicht falsch verstehen).
-> Also kam der Wechsel auf ein zeitgemäßen 29er Fully-Rahmen
Überraschung, Überraschung! ...
... Ganz, ganz andere Liga.
Das Propain Tyee (selbst mit den exakt, selben Anbauteilen, vergleichbarem Reach und Lenkwinkel, wie das MT629) konnte quasi alles besser, bot mir eine ganz andere Sicherheit und ein neues Selbstverständnis von:
"Das fahren wir heute mal."
Trackwalks wurden geskippt, Sprünge auch mal blind versucht und neue Lines einfach ausprobiert, statt studiert. Gefährlich? Ja, aber auch irgendwie schön das Gefühl zu haben, dass man einfach alles runterkommt, wenn man nur bisschen Hirnmasse irgendwo zwischen Vorbau und
Sattel mit auf Tour nimmt.
Wenn du mit einem Hardtail einen sehr anspruchsvollen Enduro/DH-Track fährst überlegst du 4-172 mal wo du dein Rad setzt und wo es aua macht. Man lernt sehr schnell, wo man smooth fahren kann und wo es einfach keinen Spaß macht.
Dass diese smoothen Linien auch jetzt, trotz 160mm und Coil am Heck, oft (nicht immer) die besten Zeiten auf meinen Hometrails (gute Vergleichbarkeit) bringen, führt für mich zu folgendem Schluss:
Übertragbare Fahrtechnik bringt dir das Hardtail nahezu keine.
Linechoice lernt man beim Hardtailfahren am schnellsten.
Was man wirklich lernt ist smoothes, vorausschauendes Fahren.
Einfach weil das HT deutlich zickiger ist und weniger verzeiht.
Vieles ist einfach gänzlich anders beim Fully und benötigt spezifisches Fahrverhalten
(Manualimplus, Springen, Preload, Schwerpunkt, Bremsverhalten, ...)
Das Hardtail bietet einen günstigen Einstieg, ist aber, abseits der reinen Uphill- Effizienz, dem Fully in jedem Belang unterlegen. (Pumptrack, BMX, Trails und Radball mal ausgeschlossen)
Dass es unfassbar Spaß macht ein Hardtail außerhalb dessen, wo es smooth und einfach ist, zu bewegen, stelle ich 0 in Frage. Aber jeder der das mal über Wochen und Monate regelmäßig gemacht hat, wünscht sich, nach sehr kurzer Zeit, etwas mehr Comfort und etwas mehr Sicherheitsgefühl.
HT ist eine tolle Ergänzung und ein günstiger Einstieg,
aber abseits der beschriebenen Sonderformen, keine Konkurrenz.
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit und Wünsche einen guten Flug
PS: Hier mal ein Foto von den Anfängen rausgekramt...
...wer bei der Vorbaulänge keinen Schüttelfrost bekommt sollte dringend zum Psychologen
