Aus einer Schweizer Zeitung (Tages Anzeiger):
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Anders Nino Schurter. Der amtierende Weltmeister hat sich den Fragen gestellt.
Was ist abseits der Blicke der Öffentlichkeit im Zauberwald geschehen?
Wir waren in einem perfekten Rennen. Es war eng, taktisch, sehr schnell. Ich bin davon ausgegangen, dass es sich auf der letzten Runde entscheiden würde. Entsprechend habe ich die Strecke sehr genau angeschaut – auch mit dem Fokus, wo Überholmanöver möglich sind und wo nicht. Vor dem Zauberwald, an einer der letzten Stellen, wo es vor dem Schlusssprint noch vorbei reicht, kam ich an Mathias Flückiger vorbei.
Sie wussten: Wenn Sie da vorne liegen, haben Sie die besseren Karten für den Schlussspurt.
Ja, davon ging ich aus – als ich im Wald, in einer geraden Trailpassage vor einer leichten Rechtskurve, wo es einfach keinen Platz für zwei Fahrer gibt, plötzlich von hinten gerammt wurde. Dort gibt es keine zweite Linie, es hat nur eine Spur. Ich hatte nicht mal gemerkt, dass er kommt. Es hat einfach «gräblet». Dann ging alles sehr schnell. Wir gingen beide zu Boden, lagen quasi übereinander. Die nachfolgenden zwei Fahrer mussten über uns hinwegspringen.
Wie schätzen Sie das Überholmanöver heute ein?
Aus meiner Sicht sind ihm die Möglichkeiten ausgegangen, und er hat einfach noch alles versucht. Auch das, was nicht machbar ist.
Können Sie verstehen, dass er dieses Risiko eingegangen ist?
Ich kann verstehen, dass er alles probiert hat, und nachvollziehen, dass es frustrierend war, hinter mir blockiert zu sein. Ich war selbst schon oft in solchen Situationen, da muss man cool bleiben.
Welche Situation meinen Sie konkret?
Man will eigentlich noch vorbei, aber es geht einfach nicht. So sind Mountainbike-Rennen. Auf den Trails gibt es viele Orte, an denen man nicht überholen kann.
Das gehört zu dieser Disziplin.
Ja, absolut. Man muss als Rennfahrer aushalten können, dass man dann quasi eingesperrt ist. Mathias wusste, dass es eigentlich keine Überholmöglichkeiten mehr gibt bis auf den Zielsprint. Dieser wäre letztlich entscheidend gewesen. Dort hätte es auch Platz gehabt. Das wäre ein super Final gewesen, schliesslich gab es auch schon Schlusssprints, die zugunsten des hinteren Fahrers ausgingen. Ich habe in den letzten 20 Jahren aber noch keine Situation erlebt wie die am Sonntag.
An der Siegerehrung haben Sie und Mathias Flückiger einige Worte gewechselt, es kam zum Handschlag. Was haben Sie gesagt?
Ich weiss es nicht mehr so genau. Wir haben uns jedenfalls überhaupt nicht angefeindet. Es ist passiert. Man kann Fehler machen, und es bringt nichts, wenn man jetzt darauf herumhackt. Schade, geschah es ausgerechnet am einzigen Heimweltcup, wo alles für ein Schweizer Mountainbike-Fest angerichtet war. Das war wohl auch für die Fans enttäuschend.
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Standen Sie seit der Siegerehrung mit Mathias Flückiger in Kontakt?
Nein. Die ganzen Emotionen müssen sich jetzt erst mal legen. Wir werden dann schon mal zusammen reden und das besprechen.
Sie haben nun darüber geschlafen, wie denken Sie am Tag danach darüber?
Es ist blöd gelaufen, ändern lässt es sich nicht mehr. Ich schaue jetzt vorwärts. Es kommen noch einige Rennen dieses Jahr.
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