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Last Cinto im Test
Ruhrpotts Blitz

Last Cinto im Test: Edle Trail-Bikes gibt es einige – doch kaum ein Bike macht so viel her wie das bildhübsche, federleichte und in streng limitierter Stückzahl in Deutschland gefertigte Last Cinto. Wie schlägt sich der Allrounder mit 145 mm Federweg am Heck gegen die Konkurrenz? Wir haben das Last Cinto im Rahmen unseres Trail-Bike-Vergleichs ausgiebig getestet!

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Steckbrief: Last Cinto

EinsatzbereichTrail
Federweg150 mm/145 mm
Laufradgröße29ʺ
RahmenmaterialCarbon
Gewicht (o. Pedale)13,1 kg
Rahmengrößen165, 175, 185, 195 (im Test: 185)
Websitewww.last-bikes.com
Preisspanneab 6.326 €

Viele Jahre lang war die Firma Last aus dem Ruhrpott für durchdachte und solide Bikes aus Stahl und Aluminium bekannt. Mit der Präsentation des Last Tarvos vor etwa zwei Jahren hat sich diese Ausrichtung grundlegend geändert. Das von Last als All-Mountain kategorisierte Cinto basiert auf demselben Rahmen, der in Deutschland von Bike Ahead Composites laminiert wird. Im Vergleich zum großen Enduro-Bruder hat das Last Cinto allerdings durch eine angepasste Umlenkwippe einen auf 145 mm Federweg reduzierten Dämpfer, der das edle Carbon-Bike noch allround-tauglicher machen soll. Auf 100 Stück pro Jahr limitiert, geht der edle Spaß bei etwa 6.300 € für ein Komplettbike los. Dieses lässt sich auf der Last-Website individuell konfigurieren. Nach unserem ersten Last Cinto-Test waren wir sehr gespannt, wie sich das teuerste und leichteste Trail-Bike im Testfeld gegen die namhafte Konkurrenz schlägt.

# Das langhubige Trail-Bike aus dem Hause Last hört auf den Namen Cinto - benannt nach dem höchsten Berg der französischen Insel Korsika bietet der edle Carbon-Bolide 145 mm Federweg am Heck.
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Video: Last Cinto im Test

Rahmen und Hinterbau

Last setzt beim formschönen Rahmen des Cintos auf ein Flexpivot-Design: Der einteilige Carbon-Hinterbau verzichtet auf jegliche Lager und flext stattdessen im Bereich der unteren Sitzstreben genug, um einen Drehpunkt überflüssig zu machen. Angesteuert wird der vertikal im vorderen Rahmendreieck sitzende Dämpfer von einer schicken Umlenkwippe, die im Ruhrgebiet gefräst wird. Ausgehend vom Sag-Punkt bietet der Hinterbau eine Progression von 29 %, wodurch das Cinto laut Last auch mit Coil-Dämpfern bestens harmonieren soll.

# Das Last Cinto ist eine absolute Augenweide. Dazu trägt auch der einteilige Carbon-Hinterbau bei - im unteren Bereich der Sitzstrebe kann der Rahmen genügend flexen, um einen Drehpunkt am Hinterbau überflüssig zu machen.

Weiterhin legt Last viel Wert darauf, dass jede Rahmengröße optimal auf die jeweilige Größe und das Gewicht der Fahrer*innen ausgelegt ist. Dass die Geometrien mit jeder Größe mitwachsen, ist keine allzu große Besonderheit – wohl aber, dass der Anti-Squat, der maßgeblich zur Pedalier-Effizienz beiträgt, ebenfalls größenspezifisch ist. Erreicht wird das, indem für jede Rahmengröße die Lage der Drehpunkte angepasst ist. Dadurch ergibt sich außerdem ein über alle Rahmengrößen hinweg identischer Anti-Rise.

# Die Formsprache des Cintos kennt man bereits vom Enduro-Bike Tarvo - das ist keine Überraschung, denn beide Rahmen sind abgesehen von Umlenkwippe und Dämpfer identisch.

Da sich Cinto und Tarvo dieselbe Rahmen-Plattform teilen, sind alle weiteren Details identisch. So ist der Rahmen nicht nur extrem leicht, sondern auch sehr haltbar und sogar für den Bike Park- und Race-Einsatz freigegeben. Realisiert wird das Rahmengewicht, das von Last mit 2,1 kg angegeben wird, unter anderem durch eine Monocoque-Bauweise: Vorder- und Hinterbau bestehen jeweils aus einem einzigen Formstück, bei dem Fügestellen entfallen. Doppelt aufliegend und somit unnötig schweres Material entfällt dadurch Last zufolge. Mit einem Gesamtgewicht von knapp über 13 kg ist das Cinto das leichteste Bike in unserem Vergleichstest – und das, obwohl es den meisten Federweg hat.

# An der von uns getesteten rohen Version …
# … entdeckt man zahlreiche Details am wunderschönen Carbon-Rahmen.

Darüber hinaus gibt es noch zahlreiche weitere Details am wunderschönen Rahmen des Last Cintos zu entdecken. Auf diese sind wir bereits in der Vergangenheit bei unseren Artikeln zu Rädern von Last ausgiebig eingegangen, weshalb wir an dieser Stelle unter anderem auf unseren Last Tarvo-Test und unseren ersten Last Cinto-Test verweisen. Da die Rahmen abgesehen von der Umlenkwippe identisch sind, lässt sich ein Tarvo theoretisch auch in ein Cinto umbauen und umgekehrt. Im Last-Shop sind die Umlenkwippen für aktuell 399 € erhältlich. Auch Umlenkwippen für kleinere 27,5″-Laufräder lassen sich hier erwerben.

# Ab dem Sag-Punkt bietet das Heck des Last Cintos eine Progression von fast 30 % - so soll der Hinterbau auch bei harten Fahrmanövern nicht durchschlagen.

Kurz nach Durchführung unseres Trail-Bike-Vergleichstest hat Last mit den beiden Modellen Celos und Asco eine weitere Plattform vorgestellt, die sich denselben Rahmen teilt. Mit einem Federweg von 130 mm am Heck hätte das Asco eigentlich hervorragend in unseren Test gepasst, zumal das Asco von Last als Trail-Bike und das Cinto als All-Mountain bezeichnet wird. Aus zeitlichen Gründen war es jedoch nicht möglich, das Asco in unseren Vergleichstest mit aufzunehmen. Hier findet ihr unseren in der Zwischenzeit veröffentlichten Last Celos-Test.

# Ins Unterrohr integriert ist ein praktischer Kofferraum. Die Klappe wird mit einem sehr starken Magneten an Ort und Stelle gehalten.
# Auf der Oberseite der antriebsseitigen Kettenstrebe hat Last einen großflächigen, gerippten Gummi-Schutz verbaut.

Geometrie

Last verzichtet bei den Rahmen auf die typischen Größen-Bezeichnungen. Stattdessen wird das Cinto in den vier Größen 165, 175, 185 und 195 angeboten – die Bezeichnungen richten sich nach den Körpergrößen. Mit einem Reach von 495 mm und einem Radstand von 1.259 mm fällt das Cinto in der von uns getesteten Größe 185 sehr geräumig aus. Der 65° flache Lenkwinkel soll für Laufruhe bei hohen Geschwindigkeiten sorgen. Das Heck an unserem Testbike ist 437 mm lang – je nach Rahmengröße fallen die Werte unterschiedlich aus. Einen Flip-Chip zur Geometrie-Anpassung gibt es nicht.

Rahmengröße 165 175 185 195
Laufradgröße 29″ 29″ 29″ 29″
Reach 442 mm 464 mm 495 mm 528 mm
Stack 610 mm 623 mm 632 mm 640 mm
STR 1,38 1,34 1,28 1,21
Lenkwinkel 65° 65° 65° 65°
Sitzwinkel, effektiv 77° 77° 77,1° 77,3°
Sitzwinkel, real 70,7° 70,1° 71,7° 73,2°
Oberrohr 578 mm 609 mm 639 mm 673 mm
Steuerrohr 95 mm 110 mm 120 mm 130 mm
Sitzrohr 385 mm 415 mm 455 mm 510 mm
Kettenstreben 431 mm 431 mm 437 mm 443 mm
Radstand 1.189 mm 1.218 mm 1.259 mm 1.304 mm
Tretlagerabsenkung 32 mm 32 mm 32 mm 32 mm
Einbauhöhe Gabel 561 mm 561 mm 561 mm 561 mm
Federweg (hinten) 145 mm 145 mm 145 mm 145 mm
Federweg (vorn) 150 mm 150 mm 150 mm 150 mm
# Geo Last Cinto

Ausstattung

*aus Gründen der Vergleichbarkeit wurden alle Modelle im Test mit identischen Reifen, die von der Serienausstattung abweichen, ausgestattet

# Über den Konfiguratior auf der Website kann man das Last Cinto nach Lust und Laune konfigurieren - das von uns getestete Modell kostet rund 9.500 €.
# An der Front stellt eine Fox 36 150 mm Federweg zur Verfügung.
# It's a Match! Newmen Carbon-Laufräder und die für den Test verwendeten Schwalbe-Einheitsreifen.
# Die Trickstuff Piccola ist ein ziemlicher Exot …
# … und begeistert auf dem Trail mit einer unfassbaren Power.
# last-cinto-produkt-9921

Auf dem Trail

Innerhalb unseres Testfelds war das Last Cinto definitiv der absolute Eye-Catcher – das Rad wirkt fast schon ein wenig zu schade, um es über schroffe und steinige Trails im Süden Frankreichs zu jagen. Aber dass die aktuellen Carbon-Modelle von Last optisch und technisch absolute Leckerbissen sind, dürfte inzwischen kaum mehr überraschen. Wir waren jedenfalls sehr gespannt, wie sich das teuerste, leichteste und langhubigste Modell in unserem Testfeld gegen die etwas konventionellere Konkurrenz schlagen würde.

# Dank steilem Sitzwinkel fühlt sich das Last Cinto im Uphill nicht ganz so riesig an, wie es der 495 mm lange Reach vermuten lässt - dennoch ist das Cinto in der von uns getesteten Größe 185 ein ziemlich großes Bike. Bergauf macht das Trail-Bike vor allem dank der Sitzposition und des geringen Gewichts eine gute Figur.

Beim ersten Aufsitzen wirkt das mattschwarze Cinto ganz schön massiv. Der lange Reach von 495 mm in der von uns getesteten Größe 185 macht sich sofort bemerkbar. Das Cinto ist das längste Rad in unserem Testfeld. Das merkt man im direkten Vergleich definitiv. Das geringe Gewicht von etwa 13 kg spürt man ebenfalls. Das Rad vermittelt einen sehr leichtfüßigen Eindruck und am liebsten würde man sofort lossprinten. Die Sitzposition ist dank des von Last mit 77° angegebenen Sitzwinkels für unseren Geschmack gut gelungen: Man sitzt relativ zentral, ohne zu sehr von oben in die Pedale treten zu müssen. Im Verlauf des Tests haben wir die Rails des Sattels nach vorne geschoben, was aber weniger dem Sitzwinkel, sondern eher dem geräumigen Front-Center geschuldet war.

# Der Tritt aufs Gaspedal wird beim Last Cinto sofort in Vortrieb umgesetzt - der schwarze Carbon-Blitz liebt es einfach, beschleunigt zu werden.

Mit offenem Dämpfer wippt das Heck des Last Cintos spürbar. In Situationen, in denen man nicht auf einen runden Tritt achtet, oder an mittelgroßen Hindernissen ist relativ viel Bewegung im Heck. Der gut erreichbare Climb Switch des Fox Float X-Dämpfers sorgt für absolute Ruhe – im Gelände haben wir es insgesamt jedoch bevorzugt, einige Klicks Low Speed-Compression am Dämpfer reinzudrehen, statt diesen komplett zu blockieren. Dadurch beruhigt sich das Heck, bietet in technischen Uphill-Sektionen aber viel Traktion. Auf der Habenseite steht beim Last Cinto bergauf somit vor allem das geringe Gewicht. Die Bewegung im Hinterbau unter Last verhindern eine noch bessere Bewertung der Kletter-Eigenschaften.

# In ruppigem Terrain waren wir etwas überrascht, dass das Last weniger souverän marschiert, als wir das im Vorfeld vermutet hätten - stattdessen muss man sich bei hohen Geschwindigkeiten gut festhalten und bekommt dabei viel Feedback vom Untergrund.

Wie sieht es bergab aus? Es gibt Räder, auf die hüpft man zum ersten Mal und fühlt sich direkt pudelwohl. Und es gibt Bikes, die eine gewisse Eingewöhnungszeit benötigen und einige Experimente mit dem Setup notwendig machen. Im Vergleich zur Konkurrenz in unserem Testfeld gehört das Last Cinto zur zweiten Kategorie. In Anbetracht der Geometrie und des Federwegs hatten wir vorab eigentlich ein sehr laufruhiges Rad erwartet, das vor allem in schnellen, harten Sektionen der Konkurrenz davonfahren würde. Das sollte sich allerdings nicht bewahrheiten.

# last-cinto-action-5994

Das Last Cinto zeigt sich stattdessen eher sprintfreudig und fast schon verspielt, sofern es das Gelände zulässt. Linienwechsel gelingen gut – und generell bevorzugt es das Cinto, mit einem eher leichtfüßigen Fahrstil über den Trail zu tänzeln, statt auf dem Boden der Tatsachen zu kleben und das Fahrwerk einfach machen zu lassen. Bei Landungen oder in ungemütlichem Gelände bietet der Cinto-Rahmen für Trail-Bike-Verhältnisse genügend Reserven – auch die Progression fällt ausreichend aus. Probleme mit Durchschlägen hatten wir während unseres Tests keine.

# In verblocktem Gelände muss man aufgrund des langen Radstandes arbeiten und das Last Cinto möglichst aktiv fahren - wir können nur mutmaßen, aber gehen davon aus, dass uns die Manövrierbarkeit der kleineren Version etwas besser gelegen hätte.

Die Laufruhe ergibt sich aber eher aus der langen Geometrie und nicht aus einem Hinterbau, der sich nach endlos viel Federweg anfühlt. Stattdessen hatten wir durchaus damit zu kämpfen, das perfekte Setup auf dem Cinto zu finden, sodass wir zwischen den zahlreichen Runs immer wieder an den Reglern des Fox-Dämpfers drehen mussten. Dabei hatten alle Tester durchweg das Gefühl, nicht 100 % im Rad integriert zu sein. Der lange Radstand der von uns getesteten 185-Größe hat außerdem auf flachen und langgezogenen Kurven sowie in engen Passagen dafür gesorgt, dass man das Last sehr aktiv fahren muss. Hier liegt die Vermutung nahe, dass wir wohl insgesamt besser auf der kürzeren, aber noch immer ausreichend geräumigen 175-Größe zurechtgekommen wären.

# last-cinto-action-7030

In ruppigen Sektionen und bei schnell aufeinanderfolgenden Schlägen hätten wir uns unterm Strich mehr Komfort gewünscht. Hier waren einige Konkurrenten im Vergleichstest trotz teilweise geringerem Federweg komfortabler und ruhiger unterwegs. Inwiefern die Ausstattung und auch die Wahl des Fox Float X-Dämpfers hier eine Rolle gespielt haben, lässt sich nicht abschließend beantworten. Im Vergleich zur Konkurrenz im Testfeld hat sich das Last Cinto aber nach der steifsten Gesamtkonstruktion angefühlt. Trotz zahlreicher unterschiedlicher Einstellungen und Experimente am Heck wurde stets viel Feedback vom Untergrund an unsere Tester weitergegeben, was für unseren Geschmack besser zu einem wendigeren und dadurch verspielteren Rad passt.

Im Vergleich

Das Rad im Vergleichstest, das federwegstechnisch am nächsten am Last Cinto ist, ist das Scor 4060 ST: 5 mm am Heck unterscheiden das Bike aus der Schweiz vom Edel-Boliden aus dem Ruhrgebiet. Beide zeigen jedoch eine grundlegend unterschiedliche Charakteristik. Während das Last als leichtestes Bike im Test sehr sprintstark ist, geht es auf dem 1,5 kg schwereren Scor etwas gemütlicher zur Sache. Bei hohen Geschwindigkeiten vermittelt der Hinterbau des 4060 ST jedoch trotz kürzerem Radstand deutlich mehr Sicherheit und geht souveräner mit Schlägen um. Auch in verblocktem Gelände hat man auf dem Scor weniger Mühe. Bergab haben wir uns in praktisch jeder Situation wohler auf dem abfahrtsstarken Scor gefühlt.

# Zwischen Scor 4060 ST und Last Cinto liegen gerade einmal 5 mm - das türkise Bike aus der Schweiz vermittelt in hartem Gelände spürbar mehr Sicherheit und Selbstvertrauen, während das Last Cinto mit seinem geringen Gewicht punkten kann.
# Das Spectral 125 ist zwar deutlich kurzhubiger unterwegs, kann an der Waage aber dennoch nicht mit dem Cinto mithalten - bergab kündigt sich auf beiden Bikes der Grenzbereich an. Preis-Leistungs-technisch hat das Canyon klar die Nase vorn.

Was die Geometrie angeht, sind sich das Last Cinto und das Canyon Spectral 125 nicht unähnlich. Das kurzhubige Trail-Bike von Canyon hat insgesamt deutlich weniger Federweg, zieht seine Laufruhe aber ähnlich wie das Last vor allem aus der abfahrtslastigen Geometrie. Auf beiden Rädern kündigt sich auf härteren Abschnitten der Grenzbereich an – was uns beim Cinto in Anbetracht des Federwegs dann doch etwas überrascht hat. Bergauf ist man mit beiden Rädern dank der zentralen Sitzposition zügig unterwegs. Beim Last gelingt das aber noch einen Tick schneller, da sich das edle Bike aus dem Ruhrgebiet dank geringem Gesamtgewicht sehr gut beschleunigen lässt.

Das ist uns aufgefallen

# Am Ende unseres Tests hatten wir am Heck des Cintos deutliche Schleifspuren. Der Kettenstreben-Schutz hat die Geräusche außerdem nicht so effektiv verhindert wie so mancher Konkurrent.
# Das Last Cinto ist eigentlich viel zu schön, um es auf harten Trails über Stock und Stein zu jagen. Das Cinto tanzt auf jeden Fall aus der Reihe, glänzt gleichzeitig aber durch Understatement.

Fazit – Last Cinto

Wer auf der Suche nach einem leichten, exklusiven, sehr edlen und unverschämt schönen Trail-Bike ist, wird das Last Cinto vermutlich schon das ein oder andere Mal in den virtuellen Einkaufswagen gelegt haben. Das geringe Gewicht des Flitzers aus dem Pott trägt auf dem Trail dazu bei, dass man zügig, aber nicht ganz wippfrei, nach oben klettert und in welligem Terrain den Mitfahrern davonsprintet. Trotz 145 mm Federweg am Heck war das Cinto bergab aber etwas nervöser und harscher unterwegs, als wir dies im Vorfeld erwartet hatten. Hier ist ein aktiver Fahrstil gefragt. Die größte Herausforderung dürfte aber sein, das nötige Kleingeld für das Last Cinto aufzubringen …

Pro / Contra

Pro

  • sehr edles Erscheinungsbild
  • geringes Gewicht trotz vergleichsweise viel Federweg
  • umfangreiche Konfigurations- und Individualisierungs-Möglichkeiten
  • Fokus auf Transparenz und Fairness bei der Produktion

Contra

  • Hinterbau vermittelt harsches Gefühl und gibt viel Feedback weiter
  • Klappern und Schleifspuren am Heck
  • stolzer Preis
# Wer auf der Suche nach einem sehr edlen Allrounder ist, der wird den Last Cinto-Starschnitt vermutlich eh schon überm Bett hängen haben - außerdem sollte man sich ranhalten: Auf gerade einmal 100 Rahmen pro Jahr ist das Traum-Bike aus dem Ruhrgebiet limitiert.

Testablauf

Die sieben Modelle in unserem Trail-Bike-Test wurden im direkten Vergleich auf denselben Strecken unter praktisch identischen Bedingungen gegeneinander getestet. Unsere Teststrecke in Südfrankreich hatte dabei alle Elemente zu bieten, die ein modernes Trail-Bike beherrschen sollte. Zur besseren Vergleichbarkeit der Trail- und Abfahrtsqualitäten wurde ein Großteil der Höhenmeter per Shuttle bewältigt. Aber auch auf typischen Schotterstraßen- und Singletrail-Anstiegen mussten sich die Bikes gegeneinander beweisen.

Alle Bikes mit einheitlichen Reifen von Schwalbe ausgestattet. Alle Lenker wurden auf 780 mm gekürzt. Außerdem hat jeder der insgesamt fünf Tester seine individuell bevorzugten Griffe und Pedale ans jeweilige Modell geschraubt. Diese Vereinheitlichung der Kontaktpunkte zwischen Fahrer, Fahrrad und Untergrund sorgt für eine optimale Vergleichbarkeit zwischen den Kandidaten im Testfeld. Weiterhin hat jeder Tester kleinere Änderungen vorgenommen, um das jeweilige Bike optimal an die eigenen Bedürfnisse anzupassen.

Hier haben wir das Last Cinto getestet

Tester-Profil: Arne Koop
Körpergröße 184 cm
Schrittlänge 87 cm
Oberkörperlänge 67 cm
Armlänge 63 cm
Gewicht 74 kg
Arne ist seit 2010 auf dem Mountainbike unterwegs. Am liebsten scheucht er Enduro- oder Trailbikes auf ruppigen, natürlichen Trails bergab. Wenn sich die Gelegenheit bietet, springt er jedoch auch gerne mal aufs Downhill-Bike oder dreht eine Runde mit dem Rennrad.
Fahrstil
sauber, hohes Grundtempo
Ich fahre hauptsächlich
Enduro
Vorlieben beim Fahrwerk
vorne straffer als hinten, schneller Rebound, nicht zu viel Dämpfung
Vorlieben bei der Geometrie
geräumiger Reach, keine zu kurzen Kettenstreben, flacher Lenkwinkel

Tester-Profil: Felix Krüger
Körpergröße 175 cm
Schrittlänge 80 cm
Oberkörperlänge 53 cm
Armlänge 70 cm
Gewicht 72 kg
Felix ist seit mittlerweile 10 Jahren aktiver Mountainbiker und ist in allen Disziplinen von Dirt bis Downhill unterwegs. Am häufigsten holt er jedoch sein Enduro-Bike aus der Garage. Bereits direkt zu Beginn seiner damals noch jungen Mountainbike-Laufbahn hat Felix das Rennenfahren für sich entdeckt und machte 2014 direkt mit einem Sieg bei der inoffiziellen Rookies WM auf sich aufmerksam. In den Folgejahren ging er für die MRC und später für die SRAM Young Guns bei zahlreichen deutschen und europäischen Downhill-Rennen sowie dem Downhill World Cup an den Start.
Fahrstil
aktiv und jederzeit bereit abzuziehen
Ich fahre hauptsächlich
Enduro, Downhill
Vorlieben beim Fahrwerk
straff und progressiv
Vorlieben bei der Geometrie
nicht zu lange Kettenstreben, hohe Front, nicht zu tiefes Tretlager

Tester-Profil: Lucas Rham
Körpergröße 176 cm
Schrittlänge 84 cm
Oberkörperlänge 60 cm
Armlänge 57 cm
Gewicht 70 kg
Ein Bike muss bei Lucas schnell sein. Er ist Racer durch und durch und hat einen tiefen, aggressiven und aktiven Fahrstil. Er ist sehr penibel, was Fahrwerk und Position auf dem Rad betrifft, und sucht immer die Raceline.
Fahrstil
aggressiv
Ich fahre hauptsächlich
Downhill, Enduro
Vorlieben beim Fahrwerk
saugend und gern den Federweg nutzend, linear, wenig Druckstufe
Vorlieben bei der Geometrie
lang und recht flacher Lenkwinkel, niedriger Stack, tiefes Tretlager, niedriges Sitzrohr

Tester-Profil: Gregor Sinn
Körpergröße 183 cm
Schrittlänge 85,5 cm
Oberkörperlänge 60 cm
Armlänge 61 cm
Gewicht 76 kg
Gregor fährt gerne Fahrräder jeglicher Kategorie, von Mountainbike bis Rennrad. Am liebsten ist er jedoch auf Downhill- und Enduro-Bikes unterwegs – gerne auch unter Zeitdruck im Renneinsatz.
Fahrstil
verspielt
Ich fahre hauptsächlich
Downhill, Enduro
Vorlieben beim Fahrwerk
unauffällig, eher progressiv, wenig Druckstufe
Vorlieben bei der Geometrie
ausgewogen, nicht zu lang, Lenkwinkel nicht zu flach

Tester-Profil: Moritz Zimmermann
Körpergröße 186 cm
Schrittlänge 85 cm
Oberkörperlänge 61 cm
Armlänge 61 cm
Gewicht 93 kg
Moritz ist seit vielen Jahren auf dem Mountainbike unterwegs – vor allem auf Enduro- und Trailbikes, gerne aber auch im Bike Park.
Fahrstil
Räder auf dem Boden, saubere Linienwahl
Ich fahre hauptsächlich
Trail, Enduro
Vorlieben beim Fahrwerk
relativ straff mit viel Dämpfung, Heck eher langsam
Vorlieben bei der Geometrie
mittellanges Oberrohr, hoher Stack, lange Kettenstreben, flacher Lenkwinkel


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