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Raw ist es schon mal, doch kann es auch gut jibben?
Raw ist es schon mal, doch kann es auch gut jibben? - Das zweite Modell der kleinen Firma Raaw bietet 150/135 mm Federweg, 29"-Laufräder und setzt auf den vom Madonna bekannten Rohrsatz.
Beim Hinterbau handel es sich um ein gewöhnliches Viergelenker-Design
Beim Hinterbau handel es sich um ein gewöhnliches Viergelenker-Design - Raaw setzt durchweg auf sehr groß dimensionierte Lager.
Schweißnähte, die sich sehen lassen können
Schweißnähte, die sich sehen lassen können - das Raaw Jibb ist das einzige Alu-Bike in unserem Testfeld.
Neben der Raw-Version gibt's entgegen dem Firmennamen auch einen schwarzen Rahmen.
Neben der Raw-Version gibt's entgegen dem Firmennamen auch einen schwarzen Rahmen.
Die Züge werden außen verlegt
Die Züge werden außen verlegt - das macht die Wartung wesentlich simpler.
Das Unterrohr wölbt sich im unteren Teil nach innen und versteckt die Züge so sehr gekonnt.
Das Unterrohr wölbt sich im unteren Teil nach innen und versteckt die Züge so sehr gekonnt.
Das sollte halten
Das sollte halten - das untere Lager wird mit einem Innenlagerwerkzeug geöffnet.
raaw-jibb-produkt-9984
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Geo Jibb
Geo Jibb
Nicht nur der Rahmen, auch die Ausstattung des Raaw Jibb ist ungewöhnlich. Momentan gibt's allerdings nur Rahmensets mit einer großen Auswahl an Dämpfern zu erwerben.
Nicht nur der Rahmen, auch die Ausstattung des Raaw Jibb ist ungewöhnlich. Momentan gibt's allerdings nur Rahmensets mit einer großen Auswahl an Dämpfern zu erwerben. - bei uns arbeitete die Öhlins RXF 36-Federgabel mit 150 mm Federweg an der Front.
raaw-jibb-produkt-0016
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raaw-jibb-produkt-9988
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Am Heck gibt's einen Öhlins TTX2 Air-Dämpfer …
Am Heck gibt's einen Öhlins TTX2 Air-Dämpfer …
… der leider Werkzeug zum Verändern des Setups benötigt.
… der leider Werkzeug zum Verändern des Setups benötigt.
Hoher Stack und viel Rise
Hoher Stack und viel Rise - das Cockpit stellte One Up Components.
Geschaltet wurde am Jibb-Testrad mit der Shimano XT-Schaltung.
Geschaltet wurde am Jibb-Testrad mit der Shimano XT-Schaltung.
Die Vierkolben-Bremsen entstammen derselben Produktgruppe.
Die Vierkolben-Bremsen entstammen derselben Produktgruppe.
Reichlich Bewegungsfreiheit gab's dank einer One Up-Variostütze.
Reichlich Bewegungsfreiheit gab's dank einer One Up-Variostütze.
Die 29"-Alu-Laufräder hat Newmen-Components aus Deutschland gestellt.
Die 29"-Alu-Laufräder hat Newmen-Components aus Deutschland gestellt.
Bergauf macht das Raaw Jibb einen soliden Job und punktet mit einer recht relaxten Sitzposition
Bergauf macht das Raaw Jibb einen soliden Job und punktet mit einer recht relaxten Sitzposition - leider wird es etwas vom hohen Gewicht ausgebremst, das sich durchaus bemerkbar macht.
Für ein Rad mit nur 135 mm Federweg am Heck kann man es mit dem Raaw ganz schön stehen lassen.
Für ein Rad mit nur 135 mm Federweg am Heck kann man es mit dem Raaw ganz schön stehen lassen.
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Vor allem in Kurven hätten wir uns etwas mehr Druck auf der Front gewünscht
Vor allem in Kurven hätten wir uns etwas mehr Druck auf der Front gewünscht - das Rad baut vorne vergleichsweise hoch.
Keine Landung, sondern nur Steine?
Keine Landung, sondern nur Steine? - Kein Problem mit dem Raaw Jibb.
Mit dem Heavy-Duty-Trail-Bike kann man auch in Enduro-Terrain wildern.
Mit dem Heavy-Duty-Trail-Bike kann man auch in Enduro-Terrain wildern.
Das Scor 4060 ST hat etwas mehr Federweg und etwas weniger Gewicht auf den Rippen
Das Scor 4060 ST hat etwas mehr Federweg und etwas weniger Gewicht auf den Rippen - bergab verlangt es daher nach noch mehr Highspeed-Passagen, ist aber weniger wendig.
Am anderen Ende des Gewichtsspektrums liegt das Last Cinto
Am anderen Ende des Gewichtsspektrums liegt das Last Cinto - dafür ist es extrem lang und fühlt sich im Vergleich zum Raaw eher behäbig und unsensibel an.
Dass sich die Hinterrad-Achse mal lockern kann, ist kein ganz neues Phänomen
Dass sich die Hinterrad-Achse mal lockern kann, ist kein ganz neues Phänomen - beim Raaw Jibb ist es allerdings des Öfteren passiert.
Normalerweise bauen wir mehr Spacer unter den Vorbau
Normalerweise bauen wir mehr Spacer unter den Vorbau - am Raaw Jibb haben wir allerdings versucht, den Lenker so tief wie möglich zu bekommen.
Das Raaw Jibb macht viel richtig, ist leider aber auch ein ziemliches Schwergewicht
Das Raaw Jibb macht viel richtig, ist leider aber auch ein ziemliches Schwergewicht - das geht etwas zulasten der Verspieltheit und Bergauf-Performance. Wer damit leben kann, dürfte lange Freude daran haben.

Raaw Jibb im Test: Die kleine Firma Raaw hat sich in den vergangenen Jahren mit ihrem voll auf Zuverlässigkeit getrimmten Ansatz einen Namen in der Bike-Szene gemacht. Auf das Enduro-Bike Madonna folgte vor einem Jahr das Raaw Jibb: Ein Trail-Bike mit 150/135 mm Federweg, 29″-Laufrädern und natürlich einem schicken Alu-Rahmen, der mehr als nur ein paar Gene vom Madonna übernommen hat. Wir konnten es im direkten Vergleich mit der aktuellen Trail-Bike-Konkurrenz auf den anspruchsvollen Strecken Südfrankreichs testen.

Steckbrief: Raaw Jibb

EinsatzbereichTrail
Federweg150 mm/135 mm
Laufradgröße29ʺ
RahmenmaterialAluminium
Gewicht (o. Pedale)15,6 kg
RahmengrößenS, M, L, XL (im Test: L)
Websitede.raawmtb.com
Preisspanne2.390–2.965 €
Bikemarkt: Raaw Jibb kaufen

Das Raaw Jibb sieht auf den ersten Blick ziemlich bekannt aus … und auf den zweiten und dritten auch. Das liegt daran, dass sich das Trail-Bike seinen Rohrsatz mit dem älteren und mittlerweile weitverbreiteten Enduro-Bruder Madonna teilt (Raaw Madonna V2-Test). Entsprechend ist das für unseren Test natürlich im Raw-Look gelieferte Jibb kein Leichtgewicht: 15,64 kg sprengen den üblichen Rahmen deutlich. Dafür soll es durch gedichtete Lager, externe Züge und eine aufgeräumte Optik in Sachen Haltbarkeit und Servicebarkeit punkten. Das Raaw Jibb ist aktuell in vier Größen sowie zwei Farbvarianten (Schwarz  & Raw) als Rahmenset mit Dämpfer ab 2.390 € lieferbar.

Raw ist es schon mal, doch kann es auch gut jibben?
# Raw ist es schon mal, doch kann es auch gut jibben? - Das zweite Modell der kleinen Firma Raaw bietet 150/135 mm Federweg, 29"-Laufräder und setzt auf den vom Madonna bekannten Rohrsatz.
Diashow: Raaw Jibb im Test: Das Heavy-Duty-Trail-Bike
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Neben der Raw-Version gibt's entgegen dem Firmennamen auch einen schwarzen Rahmen.
Für ein Rad mit nur 135 mm Federweg am Heck kann man es mit dem Raaw ganz schön stehen lassen.
Das Raaw Jibb macht viel richtig, ist leider aber auch ein ziemliches Schwergewicht
Beim Hinterbau handel es sich um ein gewöhnliches Viergelenker-Design
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Video: Raaw Jibb im Test

Rahmen und Hinterbau

Das Raaw Jibb ist das einzige Aluminium-Rad in unserem Trail-Bike-Vergleichstest 2022. Die kleine Firma aus dem Allgäu ist komplett von dem Werkstoff überzeugt und verzichtet gerne auf die – nach eigenen Angaben – 500 g Gewichtsersparnis, die mit einem Carbon-Rahmen möglich wären. Dank einer aufgeräumten Rahmenform mit einem klassischen Viergelenker-Hinterbau samt senkrecht montiertem Dämpfer und etwas Hydroforming wirkt das Jibb allerdings wie aus einem Guss und muss sich rein optisch keineswegs vor der aalglatten Carbon-Konkurrenz verstecken. Das ist umso beachtlicher, da das Jibb komplett außen verlegte Züge besitzt – eine Seltenheit im Jahr 2022. Die Vorteile – einfache Wartung & klapperfrei – liegen auf der Hand und dank eines auf der Oberseite eingewölbten Unterrohrs ist die Zugverlegung von der Seite betrachtet fast unsichtbar.

Beim Hinterbau handel es sich um ein gewöhnliches Viergelenker-Design
# Beim Hinterbau handel es sich um ein gewöhnliches Viergelenker-Design - Raaw setzt durchweg auf sehr groß dimensionierte Lager.
Schweißnähte, die sich sehen lassen können
# Schweißnähte, die sich sehen lassen können - das Raaw Jibb ist das einzige Alu-Bike in unserem Testfeld.
Neben der Raw-Version gibt's entgegen dem Firmennamen auch einen schwarzen Rahmen.
# Neben der Raw-Version gibt's entgegen dem Firmennamen auch einen schwarzen Rahmen.

Nicht nur der Aluminium-Rahmen soll lange Freude bereiten, auch an den Lagerpunkten hat sich Raaw einiges überlegt. So sind sämtliche Lager doppelt gedichtet und für ein Trail-Bike ganz schön groß dimensioniert. Auch an den Dämpferaugen gibt’s Kugellager für ein sanftes Ansprechverhalten. Sämtliche Schrauben setzen auf dieselbe Inbus-Größe, was Multitool-Muffel freuen wird. Natürlich gibt’s Schaden- und Geräusch-reduzierende Gummi-Schoner an der Kettenstrebe und im Tretlagerbereich. Zusätzlich hat Raaw am Ober- und Unterrohr Möglichkeiten zur Montage von Zubehör und Werkzeugen über Flaschenhalter-Aufnahmen untergebracht.

Die Züge werden außen verlegt
# Die Züge werden außen verlegt - das macht die Wartung wesentlich simpler.
Das Unterrohr wölbt sich im unteren Teil nach innen und versteckt die Züge so sehr gekonnt.
# Das Unterrohr wölbt sich im unteren Teil nach innen und versteckt die Züge so sehr gekonnt.
Das sollte halten
# Das sollte halten - das untere Lager wird mit einem Innenlagerwerkzeug geöffnet.
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# raaw-jibb-produkt-9984

Der Viergelenker-Hinterbau bietet eine leichte Progression von 15 %, vergleichsweise hohe Anti-Squat-Werte für eine gute Treteffizienz und einen eher geringen Anti-Rise, um nicht zu viele Einflüsse der Bremse aufs Fahrwerk zu spüren. Dazu gibt’s austauschbare Inserts am Ausfallende, die die Kettenstrebenlänge zwischen 440, 445 und 450 mm justieren. Je nach Größe wird das Rad mit verschiedenen Inserts geliefert – diese können allerdings auch im Nachhinein getauscht werden.

Geometrie

In Sachen Geometrie geht Raaw keine riesigen Experimente ein – warum auch? Die vier Größen setzen alle auf 29″-Laufräder und bieten 420 bis 495 mm Reach, kombiniert mit eher hohen Stack-Werten von 608 bis 649 mm. Dazu gibt’s einen ausgewogenen Lenkwinkel von 65,5°, 77,5° Sitzwinkel und über Flipchips teilweise mitwachsende Kettenstreben von 440 bis 450 mm.

Rahmengröße S M L XL
Laufradgröße 29″ 29″ 29″ 29″
Reach 420 mm 445 mm 470 mm 495 mm
Stack 608 mm 622 mm 636 mm 649 mm
STR 1,45 1,40 1,35 1,31
Lenkwinkel 65,5° 65,5° 65,5° 65,5°
Sitzwinkel, effektiv 77,5° 77,5° 77,5° 77,5°
Sitzwinkel, real 74,5° 74,5° 74,5° 74,5°
Oberrohr 561 mm 589 mm 619 mm 648 mm
Steuerrohr 100 mm 115 mm 130 mm 145 mm
Sitzrohr 395 mm 420 mm 445 mm 470 mm
Kettenstreben 440 mm 440 mm 445 mm 450 mm
Radstand 1.172 mm 1.203 mm 1.240 mm 1.276 mm
Tretlagerabsenkung 35 mm 35 mm 35 mm 35 mm
Einbauhöhe Gabel 561 mm 561 mm 561 mm 561 mm
Gabel-Offset 44 mm 44 mm 44 mm 44 mm
Federweg (hinten) 135 mm 135 mm 135 mm 135 mm
Federweg (vorn) 150 mm 150 mm 150 mm 150 mm
Geo Jibb
# Geo Jibb

Ausstattung

  • Federgabel Öhlins RXF 36 M.2 (150 mm)
  • Dämpfer Öhlins TTX2 Air (135 mm)
  • Antrieb Shimano XT
  • Bremsen Shimano XT
  • Laufräder Newmen Evolution SL A.30
  • Reifen Schwalbe Magic Mary / Schwalbe Hans Dampf
  • Cockpit OneUp Components Carbon Handlebar (780 mm) / One Up Components Stem (50 mm)
  • Sattelstütze One Up Dropper Post V2 (180 mm)
Nicht nur der Rahmen, auch die Ausstattung des Raaw Jibb ist ungewöhnlich. Momentan gibt's allerdings nur Rahmensets mit einer großen Auswahl an Dämpfern zu erwerben.
# Nicht nur der Rahmen, auch die Ausstattung des Raaw Jibb ist ungewöhnlich. Momentan gibt's allerdings nur Rahmensets mit einer großen Auswahl an Dämpfern zu erwerben. - bei uns arbeitete die Öhlins RXF 36-Federgabel mit 150 mm Federweg an der Front.
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# raaw-jibb-produkt-0016
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# raaw-jibb-produkt-9988
Am Heck gibt's einen Öhlins TTX2 Air-Dämpfer …
# Am Heck gibt's einen Öhlins TTX2 Air-Dämpfer …
… der leider Werkzeug zum Verändern des Setups benötigt.
# … der leider Werkzeug zum Verändern des Setups benötigt.
Hoher Stack und viel Rise
# Hoher Stack und viel Rise - das Cockpit stellte One Up Components.
Geschaltet wurde am Jibb-Testrad mit der Shimano XT-Schaltung.
# Geschaltet wurde am Jibb-Testrad mit der Shimano XT-Schaltung.
Die Vierkolben-Bremsen entstammen derselben Produktgruppe.
# Die Vierkolben-Bremsen entstammen derselben Produktgruppe.
Reichlich Bewegungsfreiheit gab's dank einer One Up-Variostütze.
# Reichlich Bewegungsfreiheit gab's dank einer One Up-Variostütze.
Die 29"-Alu-Laufräder hat Newmen-Components aus Deutschland gestellt.
# Die 29"-Alu-Laufräder hat Newmen-Components aus Deutschland gestellt.

Auf dem Trail

Beim ersten Aufsteigen auf das Raaw Jibb fällt sogleich die hohe Front auf. Auch auf dem Papier ist der Stack von 636 mm unseres L-Rahmens nicht ganz wenig für ein Rad dieser Kategorie, allerdings auch nicht unerhört hoch. In Kombination mit einigen Spacern unter dem Vorbau und einem Lenker mit ganzen 35 mm Rise ergibt sich jedoch ein ganz schöner Turm. Kombiniert mit dem vergleichsweise knappen Reach von 470 mm und dem angenehm steilen Sitzwinkel ergibt sich eine ziemlich aufrechte und relaxte Sitzposition. Auf Schotteranstiegen schlägt sich das Raaw durch sein kaum wippendes Heck auch mit offenem Dämpfer erstaunlich gut. Ausgebremst wird es jedoch recht spürbar durch das hohe Gewicht. Gerade wenn es steiler und der Tritt etwas unrunder wird, macht sich dieses bei jeder Kurbelumdrehung bemerkbar. Mal eben einen Sprint anziehen möchte man damit auch nicht unbedingt, auch wenn der antriebsneutrale Hinterbau dies hergeben würde.

Bergauf macht das Raaw Jibb einen soliden Job und punktet mit einer recht relaxten Sitzposition
# Bergauf macht das Raaw Jibb einen soliden Job und punktet mit einer recht relaxten Sitzposition - leider wird es etwas vom hohen Gewicht ausgebremst, das sich durchaus bemerkbar macht.

Bergab braucht es durch den hohen Lenker auch etwas Zeit zur Eingewöhnung. Um mehr Druck auf die Front zu bekommen und bei technischen Gegenanstiegen das Vorderrad auf dem Boden zu behalten, haben wir deshalb auf einen maximal tief montierten 25 mm Riser-Lenker gesetzt. Damit fühlt sich das Raaw wesentlich ausgewogener aus, auch wenn sich die „Tiefe-Front-Liebhaber“ aus unserer Testcrew gerne einen noch flacheren Lenker gewünscht haben. Nun kann man sich auch aufs Fahrwerk konzentrieren und bemerkt schnell, dass dieses einen wirklich hervorragenden Job macht. Das Heck gibt sich größte Mühe, mehr Federweg als die tatsächlichen 135 mm vorzugaukeln und passt perfekt zur 150-mm-Gabel an der Front. Bei den meisten Testern haben die Angaben von Öhlins direkt perfekt gepasst. Im Vergleich zu den Fox-Fahrwerken der meisten Konkurrenten im Trail-Bike-Test fühlt sich das Raaw feinfühliger und aktiver an. So hat man am Ende der Abfahrt meist seinen gesamten Federweg genutzt, davon allerdings herzlich wenig mitbekommen.

Für ein Rad mit nur 135 mm Federweg am Heck kann man es mit dem Raaw ganz schön stehen lassen.
# Für ein Rad mit nur 135 mm Federweg am Heck kann man es mit dem Raaw ganz schön stehen lassen.
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Vor allem in Kurven hätten wir uns etwas mehr Druck auf der Front gewünscht
# Vor allem in Kurven hätten wir uns etwas mehr Druck auf der Front gewünscht - das Rad baut vorne vergleichsweise hoch.

Für ein Rad seiner Federwegs-Kategorie kann man es an Bord des Raaw Jibb also ganz schön laufen lassen. Wenn es darum geht, mit den Rädern den Boden zu verlassen, macht das Trail-Bike seinem Namen ebenfalls alle Ehren und lässt sich behände über Absprünge und Wellen bewegen. Ruppige Landungen steckt das Fahrwerk ganz locker weg, wenn auch durch den limitierten Federweg nicht immer plüschig. Etwas behäbig wird es allerdings in engen Kurven: Durch die Kombination aus hohem Gewicht und hohem Lenker zirkelt das Alu-Bike nicht ganz so flink über verschlungene Trails wie die Konkurrenz im Vergleichstest. Wir raten also, definitiv einen Lenker mit wenig Rise zum Rahmenkit zu erwerben, um in eine etwas aktivere Fahrposition zu gelangen.

Keine Landung, sondern nur Steine?
# Keine Landung, sondern nur Steine? - Kein Problem mit dem Raaw Jibb.
Mit dem Heavy-Duty-Trail-Bike kann man auch in Enduro-Terrain wildern.
# Mit dem Heavy-Duty-Trail-Bike kann man auch in Enduro-Terrain wildern.

Im Vergleich

In unserem Testfeld ist das Raaw Jibb eindeutig auf der potenteren Seite des Trail-Bike-Spektrums angesiedelt und vergleicht sich so hervorragend mit dem Scor 4060 ST. Dieses ist dank Carbon-Rahmen ein ganzes Kilogramm leichter und bietet 5 mm mehr Federweg am Heck. Bergauf würden wir dem äußerst antriebsneutralen Raaw allerdings fast den Vorzug geben. Am Scor lohnt es sich durchaus, den Lockout-Hebel zu betätigen, während das Raaw selbst unter sensiblen Testern offen bleiben konnte. Bergab hingegen wildert das 4060 ST durchaus im Enduro-Terrain und lädt auch zum stumpfen Ballern ein, während das Jibb ganz klar ein verspieltes und potentes Trail-Bike bleibt. Auch die Fahrposition könnte kaum unterschiedlicher sein: Das Scor ist lang mit einem eher etwas flachen Stack, das Raaw kürzer mit einem sehr hohen Stack.

Das Scor 4060 ST hat etwas mehr Federweg und etwas weniger Gewicht auf den Rippen
# Das Scor 4060 ST hat etwas mehr Federweg und etwas weniger Gewicht auf den Rippen - bergab verlangt es daher nach noch mehr Highspeed-Passagen, ist aber weniger wendig.
Am anderen Ende des Gewichtsspektrums liegt das Last Cinto
# Am anderen Ende des Gewichtsspektrums liegt das Last Cinto - dafür ist es extrem lang und fühlt sich im Vergleich zum Raaw eher behäbig und unsensibel an.

Das Last Cinto wurde nach einem gänzlich anderen Ansatz entwickelt und ist dank ultra-leichtem Carbon-Rahmen ca. 2,5 kg leichter, hat allerdings 10 mm Federweg mehr am Heck. Außerdem war unser Testrad in der von Last empfohlenen Größe ganze 2 cm länger im Reach und das mit Abstand größte Rad im Test. Das macht sich auch auf dem Trail bemerkbar: Obwohl das geringe Gewicht durchaus dazu führt, dass man das Last wesentlich leichter anheben und platzieren kann als das Raaw, fühlt sich das leichte Ruhrpott-Bike im Vergleich behäbig und unausgewogen an. Das liegt auch am Heck des Cintos, das nicht so effizient mit seinem Federweg umgeht wie das Raaw, was sich darin äußert, dass es weniger sensibel anspricht und an Kompressionen durchrauscht. Bergauf zieht das Last zwar mühelos davon, wohler gefühlt haben wir uns jedoch auf dem bequemen Raaw Jibb, das auch hier wieder ruhiger am Heck bleibt.

Das ist uns aufgefallen

  • Öhlins-Fahrwerk Dämpfer und Gabel harmonieren sehr gut miteinander und begeistern mit einem sanften Ansprechverhalten und ausreichend Gegenhalt. Dass man am Dämpfer allerdings Werkzeug benötigt, um das Setup anzupassen, ist nicht ganz nutzerfreundlich.
  • Gewicht Das Raaw Jibb ist das mit Abstand schwerste Rad in unserem Vergleichstest – und das macht sich leider stark bemerkbar.
  • Geräuschkulisse Während unseres Testzeitraums begeisterte das Jibb mit der Abwesenheit jeglicher störender Geräusche – vorbildlich!
  • Kabelführung Außen verlegte Kabel sind ohne Frage praktisch und erleichtern den Service erheblich. Allerdings finden wir die Schlaufe oberhalb des Tretlagerbereichs weder schön noch praktisch. Man sollte das mit den vorhandenen Führungen allerdings besser hinbekommen können.
  • Hinterrad-Achse Eine Achse hat eigentlich nur einen Job: Sie soll was auch immer festhalten und sich nicht lösen. Am Raaw Jibb konnte die Hinterrad-Achse von DT Swiss diese Anforderung nicht erfüllen und brauchte viel Schmackes in den Armen, um sich nicht des Öfteren zu lösen. Raaw hat inzwischen allerdings nachgebessert und eine neue Steckachse für das Jibb und das Madonna entwickelt, die das kleine Problem beheben soll.
Dass sich die Hinterrad-Achse mal lockern kann, ist kein ganz neues Phänomen
# Dass sich die Hinterrad-Achse mal lockern kann, ist kein ganz neues Phänomen - beim Raaw Jibb ist es allerdings des Öfteren passiert.
Normalerweise bauen wir mehr Spacer unter den Vorbau
# Normalerweise bauen wir mehr Spacer unter den Vorbau - am Raaw Jibb haben wir allerdings versucht, den Lenker so tief wie möglich zu bekommen.

Fazit – Raaw Jibb

Mit seinem wuchtigen Alu-Rahmen kommt das Raaw Jibb für ein Trail-Bike recht ungewohnt martialisch daher. Das macht sich leider stark auf der Waage und auch in den Beinen bemerkbar. Mit seinem äußerst antriebsneutralen und sensiblen Fahrwerk gibt sich das Jibb jedoch größte Mühe, dieses Handicap zu kaschieren. In der Abfahrt kitzelt es so das letzte bisschen Performance aus seinem limitierten Federweg heraus und scheut nicht vor großen Sprüngen und harten Abfahrten zurück. Gleichzeitig weist es einen höheren Spieltrieb als ein Enduro-Bike auf, kann aber nicht ganz die Wendigkeit leichterer Trail-Bikes aufweisen. Wer viel Wert auf Haltbarkeit und Schrauber-Freundlichkeit legt und gleichzeitig bereit ist, in Sachen Gewicht beide Augen zuzudrücken, der wird mit dem Raaw Jibb mehr als zufrieden sein.

Artikelbild

Pro / Contra

Pro

  • antriebsneutraler Hinterbau
  • sensibles Ansprechverhalten
  • sehr ausbalanciertes Fahrwerk
  • ausreichend Gegenhalt für harte Fahrmanöver

Contra

  • (zu) hohes Gewicht
  • wenig aggressive Fahrposition
Das Raaw Jibb macht viel richtig, ist leider aber auch ein ziemliches Schwergewicht
# Das Raaw Jibb macht viel richtig, ist leider aber auch ein ziemliches Schwergewicht - das geht etwas zulasten der Verspieltheit und Bergauf-Performance. Wer damit leben kann, dürfte lange Freude daran haben.

Testablauf

Die sieben Modelle in unserem Trail-Bike-Test wurden im direkten Vergleich auf denselben Strecken unter praktisch identischen Bedingungen gegeneinander getestet. Unsere Teststrecke in Südfrankreich hatte dabei alle Elemente zu bieten, die ein modernes Trail Bike beherrschen sollte. Zur besseren Vergleichbarkeit der Trail- und Abfahrtsqualitäten wurde ein Großteil der Höhenmeter per Shuttle bewältigt. Aber auch auf typischen Schotterstraßen- und Singletrail-Anstiegen mussten sich die Bikes gegeneinander beweisen.

Alle Bikes mit einheitlichen Reifen von Schwalbe ausgestattet. Alle Lenker wurden auf 780 mm gekürzt. Außerdem hat jeder der insgesamt fünf Tester seine individuell bevorzugten Griffe und Pedale ans jeweilige Modell geschraubt. Diese Vereinheitlichung der Kontaktpunkte zwischen Fahrer, Fahrrad und Untergrund sorgt für eine optimale Vergleichbarkeit zwischen den Kandidaten im Testfeld. Weiterhin hat jeder Tester kleinere Änderungen vorgenommen, um das jeweilige Bike optimal an die eigenen Bedürfnisse anzupassen.

Hier haben wir das Raaw Jibb getestet

  • Mandelieu-la-Napoule, Südfrankreich Für unseren Trail-Bike-Vergleichstest sind wir nach Südfrankreich gereist, wo wir in der Nähe von Nizza optimale Testbedingungen vorgefunden haben. Unsere Teststrecke in Mandelieu bot einen Mix aus natürlichen Sektionen, steinigen Abschnitten, Sprüngen, technischen Passagen und schnellen Teilstücken – perfekt, um die Stärken und Schwächen der einzelnen Modelle im direkten Vergleich zu ermitteln.
Tester-Profil: Arne Koop
67 cm74 kg87 cm63 cm184 cm
Arne ist seit 2010 auf dem Mountainbike unterwegs. Am liebsten scheucht er Enduro- oder Trailbikes auf ruppigen, natürlichen Trails bergab. Wenn sich die Gelegenheit bietet, springt er jedoch auch gerne mal aufs Downhill-Bike oder dreht eine Runde mit dem Rennrad.
Fahrstil
sauber, hohes Grundtempo
Ich fahre hauptsächlich
Enduro
Vorlieben beim Fahrwerk
vorne straffer als hinten, schneller Rebound, nicht zu viel Dämpfung
Vorlieben bei der Geometrie
geräumiger Reach, keine zu kurzen Kettenstreben, flacher Lenkwinkel

Tester-Profil: Felix Krüger
53 cm72 kg80 cm70 cm175 cm
Felix ist seit mittlerweile 10 Jahren aktiver Mountainbiker und ist in allen Disziplinen von Dirt bis Downhill unterwegs. Am häufigsten holt er jedoch sein Enduro-Bike aus der Garage. Bereits direkt zu Beginn seiner damals noch jungen Mountainbike-Laufbahn hat Felix das Rennenfahren für sich entdeckt und machte 2014 direkt mit einem Sieg bei der inoffiziellen Rookies WM auf sich aufmerksam. In den Folgejahren ging er für die MRC und später für die SRAM Young Guns bei zahlreichen deutschen und europäischen Downhill-Rennen sowie dem Downhill World Cup an den Start.
Fahrstil
aktiv und jederzeit bereit abzuziehen
Ich fahre hauptsächlich
Enduro, Downhill
Vorlieben beim Fahrwerk
straff und progressiv
Vorlieben bei der Geometrie
nicht zu lange Kettenstreben, hohe Front, nicht zu tiefes Tretlager

Tester-Profil: Lucas Rham
60 cm70 kg84 cm57 cm176 cm
Ein Bike muss bei Lucas schnell sein. Er ist Racer durch und durch und hat einen tiefen, aggressiven und aktiven Fahrstil. Er ist sehr penibel, was Fahrwerk und Position auf dem Rad betrifft, und sucht immer die Raceline.
Fahrstil
aggressiv
Ich fahre hauptsächlich
Downhill, Enduro
Vorlieben beim Fahrwerk
saugend und gern den Federweg nutzend, linear, wenig Druckstufe
Vorlieben bei der Geometrie
lang und recht flacher Lenkwinkel, niedriger Stack, tiefes Tretlager, niedriges Sitzrohr

Tester-Profil: Gregor Sinn
60 cm76 kg85,5 cm61 cm183 cm
Gregor fährt gerne Fahrräder jeglicher Kategorie, von Mountainbike bis Rennrad. Am liebsten ist er jedoch auf Downhill- und Enduro-Bikes unterwegs – gerne auch unter Zeitdruck im Renneinsatz.
Fahrstil
verspielt
Ich fahre hauptsächlich
Downhill, Enduro
Vorlieben beim Fahrwerk
unauffällig, eher progressiv, wenig Druckstufe
Vorlieben bei der Geometrie
ausgewogen, nicht zu lang, Lenkwinkel nicht zu flach

Tester-Profil: Moritz Zimmermann
61 cm93 kg85 cm61 cm186 cm
Moritz ist seit vielen Jahren auf dem Mountainbike unterwegs – vor allem auf Enduro- und Trailbikes, gerne aber auch im Bike Park.
Fahrstil
Räder auf dem Boden, saubere Linienwahl
Ich fahre hauptsächlich
Trail, Enduro
Vorlieben beim Fahrwerk
relativ straff mit viel Dämpfung, Heck eher langsam
Vorlieben bei der Geometrie
mittellanges Oberrohr, hoher Stack, lange Kettenstreben, flacher Lenkwinkel


Hier findest du alle weiteren Artikel unseres Trail-Bike-Vergleichstest 2022:

  1. benutzerbild

    Aloha_Joe

    dabei seit 05/2020

    hier wird eigentlich "nur" das Gewicht und die Fronthöhe bemängelt.
    Was würde denn gegen eine 140er Gabel sprechen?

  2. benutzerbild

    beutelfuchs

    dabei seit 06/2012

    Eigentlich wurde das traege Verhalten bergauf bemaengelt. Ob das am Gewicht oder der Front oder an was anderem liegt, darueber gab's verschiedenen Spekulationen smilie

  3. benutzerbild

    coastalwolf

    dabei seit 04/2009

    Es, also das rechte Hauptlager, lief nach ca 6 Monaten schon recht ruckelig. Hatte es kontrolliert weil es ein Knacken aus dem Hinterbau gab. Das war aber tatsächlich nicht das Lager sondern nur einer der Bolzen an der Wippe der etwas Fett brauchte, das hab ich aber erst später raus gefunden.

    Ich bin aber in der Zeit auch sehr viel im Matsch unterwegs gewesen.

    Das Lager hat dann noch ein weiteres Jahr seinen Dienst getan, habe es jetzt kürzlich getauscht weil es sehr hakelig lief. Die linke Seite ist allerdings immer noch butterweich, vielleicht war schlicht das eine Lager ein Montagsprodukt.

    Beim rechten Lager kann ich ebenfalls leichten Verschleiss beim Durchdrehen spüren. Hat mich doch überrascht. Denn die Lager sind sehr aufwändig zusätzlich gedichtet und eigentlich nimmt man das Mehrgewicht eben u.a. wegen der anständigen Dimensionierung der Hauptlager in Kauf.
  4. benutzerbild

    OfficerTux

    dabei seit 06/2012

    Das rechte Lager läuft bei mir nach einem Jahr ebenfalls schon alles andere als butterweich. Hat mich doch überrascht. Denn die Lager sind sehr aufwändig zusätzlich gedichtet und eigentlich nimmt man das Mehrgewicht eben u.a. wegen der anständigen Dimensionierung der Hauptlager in Kauf.
    Mir scheint das rechte Lager bekommt mehr Dreck ab als das linke, weil es weiter innen sitzt. Habe schon überlegt einen Marsh Guard in den Hinterbau zu setzen, aber das sieht einfach nicht aus.

    Ich hab jetzt noch ein Lager in Reserve, wenn das auch wieder so zügig durch ist, versuche ich es danach mit MTRX Lagern von SKF (https://www.bike-components.de/de/SKF/MTRX11-Rillenkugellager-61808-40-mm-x-52-mm-x-7-mm-p76260/).

    Insgesamt habe ich mir von der doppelten Dichtung am Jibb aber auch mehr erhofft. Immerhin ist der Lagerwechsel dank der großen Dimensionen sehr einfach, weil man überall gut ran kommt.
  5. benutzerbild

    jk72

    dabei seit 02/2015

    Trail ist nicht gleich Trail. Es gibt flowige, verblockte, wurzelige, flache, steile, leicht - und schwer zu meisternde etc. Trails. Ich würde mir halt überlegen, was ich für meine Hometrails, die ich letztendlich das ganze Jahr über am häufigsten fahre, wirklich brauche. Wenn ich mit meinem Trailbike auch Enduroausflüge machen möchte, dann käme das Raw für mich schon in Frage. Da ich gerne mit langem Reach unterwegs bin, würde ich das XL nehmen, was bei meinen 182 cm mit dem 470 er Sitzrohr noch gut möglich wäre. Für Trails würde ich zusätzlich einen leichten Carbonlaufrad-Satz ordern. Damit habe ich auch bei Heavy-Bikes bezüglich Spritzigkeit auf Trails gute Erfahrungen gemacht (mMn größtes Tuningpotential, da zu beschleunigende Masse). Ich würde, da eben dann auch für Enduro nutzend, zur einer 160 mm Gabel tendieren, wäre dabei aber nicht sicher, inwieweit dabei eine zu große Diskrepanz zwischen dem Federweg vorne und hinten entstehen würde. Daher kämen am Ende des Tages eher andere Bikes mit 160 mm / 150 mm ins Spiel, die in dieser Gewichtsklasse ja in ausreichender Anzahl angeboten werden.
    Was mich aber sehr freut ist der Umstand, dass sich in unserem schönen Lande wieder eine Manufaktur ins Spiel zu bringen versucht. Und das mMn auf jeden Fall mit qualitativ hochwertigen, durchdachten und ansehlichen Produkten, die im Vergleich mit den Amis und Co. immer noch preislich fair agieren. Weiter so.

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