Raaw Madonna V2 im ersten Test: Ende 2017 hat Raaw mit der Neuvorstellung des Vollgas-Enduros mit dem klangvollen Namen Madonna für viel Aufmerksamkeit gesorgt. Nun steht gut zwei Jahre nach dem Erstlingswerk der kleinen Firma aus dem Allgäu die nächste Evolutionsstufe an. Wir konnten das brandneue Raaw Madonna V2 bereits auf die Trails entführen!
Steckbrief: Raaw Madonna V2
Einsatzbereich | Enduro |
---|---|
Federweg | 170 mm/160 mm |
Laufradgröße | 29ʺ |
Rahmenmaterial | Aluminium |
Gewicht (o. Pedale) | 15,3 kg |
Rahmengrößen | S, M, L, XL |
Website | www.raawmtb.com |
Als das Raaw Madonna vor gut zwei Jahren das Licht der Welt erblickte, war die Aufregung groß und die Resonanz sehr positiv. Dank schickem, haltbarem Aluminium-Rahmen mit 29″-Laufrädern, bergab-orientierter Geometrie und zahlreichen sinnvollen Detaillösungen gelang Raaw-Gründer und Bike-Ingenieur Ruben Torenbeek damals ein Volltreffer. Das neue Raaw Madonna V2 setzt folglich auf Evolution statt Revolution, zeigt sich aber in einigen Aspekten überarbeitet: Die Geometrie hat sich leicht verändert, eine weitere Rahmengröße ist hinzugekommen, der Federweg vorne ist um 10 mm gewachsen und der Rahmenschutz wurde deutlich überarbeitet. Außerdem sorgt ein neues Oberrohr für ein geringeres Gewicht. Erhältlich ist das neue Raaw Madonna V2 ab Februar als Rahmenkit (2.190 € ohne Dämpfer / 300 € Aufpreis für Fox DPX2) oder in zwei Komplettvarianten für 5.190 € (Fox Factory Build) oder 6.590 € (XTR).
Geometrie
Die Geometrie des Raaw Madonna V2 wurde in einigen Punkten leicht modifiziert, ohne vom Gesamtkonzept – flacher Lenkwinkel, langer Reach, hoher Stack, niedriges Tretlager, steiler Sitzwinkel – abzuweichen. Neu hinzugekommen ist ein Rahmen in Größe S, der auf einer Federgabel mit 160 mm Federweg basiert. Alle anderen Rahmengrößen sind auf 170 mm-Federgabeln ausgelegt. Außerdem ist der M-Rahmen etwas im Reach gewachsen, sodass die Sprünge zwischen den Größen nun alle bei genau 25 mm liegen. Der Lenkwinkel ist nun 0,5° flacher als beim Vorgänger und liegt bei 64,5°. Außerdem basiert die neue Version auf Federgabeln mit kurzem Offset. Zwei Besonderheiten, die das Raaw Madonna auch in der Version 2 beibehalten hat, sind die wachsenden Kettenstreben (440 mm bis 450 mm) und der Sitzwinkel, der mit wachsender Rahmengröße steiler wird. Über Inserts im Ausfallende lässt sich nun außerdem die Länge der Kettenstreben je nach Belieben anpassen. Das Tretlager ist über alle Rahmengrößen hinweg um 35 mm abgesenkt. Unser Testbike in Größe L hat einen Reach von 480 mm, einen sehr hohen Stack von 657 mm, einen 78,2° steilen Sitzwinkel und – anders als die Serienversion, die standardmäßig mit 5 mm mehr kommt – ein 440 mm langes Heck.
Rahmengröße | S | M | L | XL |
---|---|---|---|---|
Reach | 430 mm | 455 mm | 480 mm | 505 mm |
Stack | 621 mm | 643 mm | 657 mm | 670 mm |
Lenkwinkel | 64,5° | 64,5° | 64,5° | 64,5° |
Sitzwinkel | 77° | 77,6° | 78,2° | 78,2° |
Sitzrohrlänge | 395 mm | 420 mm | 445 mm | 470 mm |
Steuerrohrlänge | 100 mm | 115 mm | 130 mm | 145 mm |
Kettenstrebenlänge | 440 mm | 440 mm | 445 mm | 450 mm |
Tretlagerabsenkung | 35 mm | 35 mm | 35 mm | 35 mm |
Radstand | 1197 mm | 1233 mm | 1269 mm | 1305 mm |
Ausstattung
Raaw bietet das Madonna V2 wie gewohnt entweder als Rahmenset oder in zwei Komplettvarianten an. Unser Testbike wechselt für 5.190 € den Besitzer und ist mit dem sogenannten Fox Factory Build-Kit ausgestattet. Mit einem Fox Factory-Fahrwerk, der dazu passenden Transfer-Sattelstütze, einem Shimano XT-Antrieb und kraftvollen Vierkolben-Bremsen aus derselben Gruppe sowie soliden Newmen Aluminium-Laufrädern mit Maxxis-Bereifung lässt diese Variante praktisch keine Wünsche offen. Noch eine Ecke edler geht es bei der 6.590 € teuren XTR-Variante zur Sache. Wie der Name bereits suggeriert, unterscheidet sich diese vor allem hinsichtlich Antrieb und Bremsen vom Fox Factory Build. Wer das Raaw Madonna V2 lieber individuell aufbauen möchte, kann das Rahmenkit erwerben. Dieses gibt es entweder für 2.290 € ohne Dämpfer oder gegen Aufpreis mit verschiedenen Luft- und Coil-Dämpfern von Fox. Damit hat man also zahlreiche verschiedene Optionen. Erfreulich ist außerdem, dass sich die Preise im Vergleich zum Madonna V1 nicht verändert haben.
- Federgabel Fox 36 Factory GRIP2 (170 mm)
- Dämpfer Fox DPX2 Factory (160 mm)
- Antrieb Shimano XT
- Bremsen Shimano XT
- Laufräder Newmen Evolution A.30
- Reifen Maxxis Minion DHF / Maxxis Minion DHR2
- Cockpit Acros Alu (780 mm) / Acros (50 mm)
- Sattelstütze Fox Transfer Factory (175 mm)
Ausstattungsvariante | Factory Build | XTR Build | Frame Kit |
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Dämpfer | Fox DPX2 Factory (Option auf DHX2 & Float X2) | Fox DPX2 Factory (Option auf DHX2 & Float X2) | |
Federgabel | Fox 36 Factory, 170 mm Grip2 | Fox 36 Factory, 170 mm Grip2 | |
Sattelstütze | Fox Transfer Factory 150 oder 175 | Fox Transfer Factory, 150 mm oder 175 mm | |
Steuersatz | Acros | Acros | |
Vorbau | Acros 40 mm oder 50 mm | Acros 40 mm oder 50 mm | |
Lenker | Acros Alu 780 25mm rise | Acros Alu 780 mm / 25mm Rise | |
Griffe | Ergon GD10 Factory Slim Black | Ergon GD10 Factory Slim Black | |
Sattel | Ergon SM Enduro M | Ergon SM Enduro M | |
Bremsen | Shimano XT M8120 4-Kolben | Shimano XTR 9100 4-Kolben | |
Tretlager | Shimano XT | Shimano XTR | |
Kurbel | Shimano XT M8100 | Shimano XTR | |
Kettenblatt | Shimano XT M8100 32 Zähne | Shimano XTR 32 Zähne | |
Schaltwerk | Shimano XT M8100 12-fach | Shimano XTR 12-fach | |
Schalthebel | Shimano XT M8100 | Shimano XTR | |
Kassette | Shimano XT M8100 10-51 | Shimano XTR 10-51 | |
Kette | Shimano XT M8100 | Shimano XTR | |
Laufräder | Newmen Evolution A.30 6-Loch | Newmen Evolution A.30 6-Loch | |
Vorderreifen | Maxxis Minion DHF WT 2.5 EXO+ TR 3C MaxxGrip | Maxxis Minion DHF WT 2.5 EXO+ TR 3C MaxxGrip | |
Hinterreifen | Maxxis Minion DHR2 WT 2.4 EXO TR Dual | Maxxis Minion DHR2 WT 2.4 EXO TR Dual | |
Preis | 5.190 € | 6.590 € | 2.290 € |
Im Detail
Auf den ersten Blick ist das neue Raaw Madonna V2 nur schwer vom Vorgänger zu unterscheiden. Statt das Konzept des Aluminium-Rahmens komplett über den Haufen zu werfen, wurde das Madonna V2 stattdessen an zahlreichen Punkten weiterentwickelt, ohne dass dies sofort auffällt. Die wohl markanteste Veränderung sieht man am Oberrohr. Kurz vorm Sitzrohr machte dieses bislang einen leichten Knick – nun ist das Oberrohr komplett gerade. Dadurch entfällt zwar die praktische Verstau-Möglichkeit im Rahmen. Gleichzeitig ist die Veränderung aber für einen Großteil der Gewichtsersparnis von etwa 150 Gramm verantwortlich. Auf der Unterseite des Oberrohrs befinden sich Bohrungen, an denen man beispielsweise einen WolfTooth Strap-Adapter zur Mitnahme von Accessoires montieren kann. Außerdem bietet das vordere Rahmendreieck mehr als genug Platz für eine Trinkflasche. Alle Leitungen verlaufen wie vom Vorgänger bekannt extern. Überarbeitete Kabelklemmungen sollen verhindern, dass die Leitungen am Rahmen scheuern und gleichzeitig die Geräuschkulisse dämmen.
Unverändert geblieben ist die Funktion des Hinterbaus. Hier setzt Raaw weiterhin auf einen klassischen Viergelenker, bei dem der stehend positionierte Dämpfer von einer massiven, einteiligen Umlenkwippe aktiviert wird. Dank ausreichend großer Progression ist das Raaw Madonna V2 mit Coil-Dämpfern ebenso kompatibel wie mit Luft-Varianten. Je nach Gewicht muss man sich aber für eine der beiden angebotenen Umlenkwippen entscheiden. Während der Rocker 60-Link für Fahrer bis 90 kg optimal ist, sollten schwerere Fahrer zur Rocker 65-Umlenkwippe greifen. Beide Umlenkwippen generieren laut Raaw denselben Federweg und dieselben Anti Squat- und Anti-Rise-Werte. In Kombination mit einem Dämpferhub von 65 mm reduziert die Rocker 65-Wippe das Übersetzungsverhältnis jedoch auf 2,46:1. Mit dem Rocker 60 und einem Dämpferhub von 60 mm liegt das Übersetzungsverhältnis hingegen bei 2,67:1. In der Praxis soll dies schwereren Fahrern ermöglichen, durch die Rocker 65-Umlenkwippe einen niedrigeren Luftdruck im Dämpfer fahren zu können. Ein neuer Dämpfer ist hierfür nicht nötig, allerdings muss der Dämpfer intern von Fox angepasst werden. Die Kosten hierfür liegen bei ca. 50 €. Beim Madonna V1 war der Rocker 65-Link nur als 199 € teures Nachrüst-Teil erhältlich. Das Raaw Madonna V2 lässt sich hingegen serienmäßig mit beiden Umlenkwippen konfigurieren.
Eine Neuheit ist die Sicherungsnuss des riesigen Hauptlagers: Diese lässt sich nun mit einem Shimano Hollowtech II-Tretlagerschlüssel (!) festziehen. Generell wird das Thema Haltbarkeit beim Madonna V2 wie schon beim Vorgänger großgeschrieben. Das merkt man vor allem an den Lagern. Hier setzt Raaw auf zehn 28 mm und zwei 52 mm große und komplett gedichtete Industrielager mit zusätzlichen gedichteten Lagerendkappen, die ein Eindringen von Staub, Schmutz und Wasser verhindern sollen. Außerdem wurden die Lagerbuchsen am Dämpfer durch Industrielager ersetzt – das soll für ein noch besseres Ansprechverhalten sorgen. Alle Lagerpunkte lassen sich zudem mit einem 5 mm-Innensechskant aufschrauben. Das dürfte Hobbyschrauber genauso freuen wie das geschraubte Tretlager. Ebenfalls neu ist die Bremsaufnahme: Ab sofort verbaut Raaw am Heck eine 203 mm Post Mount-Aufnahme. Wer hinten eine kleinere Scheibe fahren möchte, schaut nicht in die Röhre: Eine 180 mm-Bremsaufnahme lässt sich bei Bedarf nachrüsten.
Ebenfalls überarbeitet wurde der Schutz an Heck und Hauptrahmen. Beim Vorgänger war lediglich die Kettenstrebe mit einer Schicht Slapper Tape bedeckt. Die Neuauflage des rohen Aluminium-Boliden bietet nun einen deutlich umfassenderen Schutz. Neben dem Hinterbau ist nun auch das Unterrohr im Tretlagerbereich großzügig gegen Steinschlag geschützt. Außerdem kommt in der Serienvariante am Heck ein gewellter Gummischutz, wie man ihn an immer mehr aktuellen Bikes sieht, zum Einsatz. An unserem Testbike aus der Vorserie war dieser Schutz noch nicht montiert. Besitzer des Madonna V1 schauen hier nicht in die Röhre: Genauso wie die Sicherungsnuss des Hauptlagers lässt sich auch der neue Rahmenschutz separat kaufen und ist mit dem bisherigen Madonna kompatibel.
Technische Daten
Alle technischen Daten, Details und Standards des Raaw Madonna V2 findet ihr in der folgenden Tabelle zum Ausklappen:
Kinematik | Viergelenk-Hinterbau | |
---|---|---|
Verschiedene Lager-Größen | 2 | im Hinterbau |
Gesamtzahl Lager im Hinterbau | 12 | Anzahl |
Lagerbezeichungen | 2 x 61808-2RS1 (52*40*7) & 10 x 91903-2RS1 (28*15*7) | Herstellerangabe |
Hinterbau Einbaumaß | 148 mm x 12 mm (Boost) | Einbaubreite x Achsdurchmesser |
Maximale Reifenbreite | 2,6" (66 mm) | |
Reifenfreiheit Hinterbau | 84 mm | |
Dämpfermaß | 205 mm x 60 mm oder 205 mm x 65 mm | Gesamtlänge x Hub |
Trunnion-Mount? | Ja | |
Dämpferhardware erstes Auge | Trunnion | Bolzendurchmesser x Einbaubreite |
Dämpferhardware zweites Auge | Eigene Alu-Spacer und Kugellager anstatt Gleitlager | Bolzendurchmesser x Einbaubreite |
Freigabe für Stahlfederdämpfer | Ja | |
Freigabe für Luftdämpfer | Ja | |
Empfohlener Dämpfer-SAG | 25–30% – 15–18 mm | In % oder mm |
Steuerrohr-Durchmesser | ZS 44 mm, ZS 56 mm | oberer Durchmesser, unterer Durchmesser |
Maximale Gabelfreigabe | 180 mm | |
Empfohlenes Gabelmaß | Achse - Gabelkrone: 577,1 mm Vorlauf: 44 mm | |
Tretlager | BSA 73 mm | |
Kettenführungsaufnahme | ISCG05 | |
Umwerferaufnahme | Nein | |
Schaltauge | RAAW; 14,95 € | Typ, Kosten in € |
Bremsaufnahme | Postmount, 203 mm | |
Maximale Bremsscheibengröße | 203 mm | |
Sattelrohrdurchmesser | 31,6 mm | |
Sattelklemmendurchmesser | 35 mm | |
Maximale Stützen-Einstecktiefe | S: 225 mm / M: 240 mm, L-XL: 275 mm | |
Kompatibel mit Stealth-Variostützen? | Ja | |
Flaschenhalteraufnahme | Ja | |
Zugverlegung | komplett außenliegend |
Auf dem Trail
Mit 170 mm Federweg vorne, einer stark abfahrtsorientierten Geometrie und einem Gewicht, das trotz Diät bei stolzen 15,34 kg (Größe L, tubeless, ohne Pedale) liegt, könnte man meinen, dass das Raaw Madonna V2 kein ausgewiesener Kletter-Experte ist. Das stimmt auch: Die Bergwertung gewinnt man auf dem silbernen Boliden mit Sicherheit nicht. Aber die Neuauflage des Madonnas klettert wie schon der Vorgänger deutlich besser, als man denkt. Bergauf nimmt man dank des sehr steilen Sitzwinkels eine zentrale Sitzposition ein. Der Sitzwinkel sorgt in Kombination mit dem hohen Stack außerdem dafür, dass sich das Madonna V2 deutlich kompakter anfühlt, als es der 480 mm lange Reach und das lange Heck vermuten lassen. Der Hinterbau ist im offenen Modus angenehm antriebsneutral. Wer 100 % Ruhe haben möchte, greift an den kleinen Hebel des Fox-Dämpfers – man kann eigentlich aber komplett darauf verzichten. In technischen Anstiegen und bei Hindernissen generiert das Heck viel Traktion und trotz des hohen Stacks hatten wir keine Probleme mit einer ansteigenden Front. Das hohe Gewicht macht sich allerdings gerade bei längeren Anstiegen bemerkbar. Wer es bergauf jedoch nicht eilig hat, erreicht auf dem Raaw Madonna V2 bequem und gut jeden Trail-Einstieg.
Bergab liegt das Raaw Madonna V2 dann so, wie sich der durchschnittliche Deutsche nach dem durchschnittlichen Raclette in der Weihnachtszeit fühlt: satt. Sehr, sehr satt. Zu satt? Das ist sicherlich Geschmackssache. Ist der silberne Bolide mal auf Geschwindigkeit gebracht, dann gibt es praktisch kein Hindernis mehr, das einen aus der Bahn wirft. Der sehr hohe Stack sorgt insbesondere in steilem Gelände für ein enorm hohes Sicherheitsempfinden. Für gewöhnlich bauen wir im Verlauf unserer Tests Spacer unter den Vorbau, um die Front nach oben zu bringen – beim Raaw Madonna V2 war es genau umgekehrt, um auf flacheren Trails mehr Druck aufs Vorderrad zu bekommen. In Kombination mit dem niedrigen Tretlager führt der hohe Stack dazu, dass man eine sehr aufrechte Position einnimmt. Die Gewichtsverteilung ist gut gelungen – das Raaw Madonna V2 fühlt sich sehr ausbalanciert an. Die Option, nun über Inserts die Länge des Hecks anzupassen, ist ein schönes Detail, das den ein oder anderen Fahrer ansprechen dürfte.
Mit zwei Volumenspacern im Fox DPX2-Dämpfer fühlt sich der Hinterbau des Madonnas schön feinfühlig an. Auch größere Schläge werden souverän weggeschluckt – gerade bei höheren Geschwindigkeiten hatten wir bislang selten ein Enduro-Rad unter uns, das ein derartiges Downhiller-Gefühl vermittelt hat. Abstriche machen muss man hingegen auf verwinkelteren oder flacheren Strecken. Das Raaw Madonna V2 ist in jeglicher Hinsicht einfach sehr viel Fahrrad und erfordert auch entsprechende Trails. Spontane Richtungsänderungen und Linienwechsel erfordern mehr Energie, als man das von auf dem Papier vergleichbaren Bikes gewohnt ist. Auch der Spieltrieb leidet unter dem etwas trägen Hinterbau. Wer hingegen am liebsten auf möglichst schnelle und direkte Art und Weise von A nach B gelangen möchte, dabei keine Rücksicht auf Hindernisse nimmt und sich häufig auf entsprechenden Trails bewegt, der wird das Raaw Madonna V2 lieben. Vor allem schwerere Fahrer sollten sich aber intensiv mit dem Dämpfer-Setup beschäftigen und das Madonna V2 gegebenenfalls direkt mit Rocker 65-Wippe konfigurieren. Diese Variante werden wir in den kommenden Monaten ausgiebig testen.
Das ist uns aufgefallen
- Uphill-Performance Trotz des hohen Gewichts und der abfahrtsorientierten Geometrie kann das Raaw Madonna V2 auch bergauf glänzen. Das Rad ist zwar kein Sprintkönig, doch dank steilem Sitzwinkel und antriebsneutralem Heck kann man nahezu jeden Anstieg bezwingen.
- Evolution der Revolution Die vielen schönen Detaillösungen konnten uns bereits an der ersten Version des Raaw Madonna begeistern. Mit dem V2 führt Raaw die Entwicklung konsequent fort und verfeinert das Rad in vielen Aspekten. Das gefällt uns!
- Rückwärtskompatibilität und Optionen Der überarbeitete Schutz des Hinterbaus, den wir an der Vorserien-Version leider noch nicht testen konnten, ist ebenso mit dem Madonna V1 kompatibel wie die neue Abdeckung des Hauptlagers. Wer ein in der Länge verstellbares Heck haben möchte, muss aber zwangsläufig zum V2 greifen.
- Breiter Hinterbau Das Raaw Madonna V2 bietet Platz für bis zu 2,6″ breite Reifen und auch bei fiesestem Wintermatsch hatten wir keinerlei Probleme mit der Matsch- und Reifenfreiheit. Die Umlenkwippe ist allerdings vergleichsweise breit, sodass man hin und wieder mit den Waden an den Rahmen stößt. Gestört hat uns das in der Praxis jedoch nicht.
- Wartungsfreundlichkeit Externe Leitungen, massive Lager mit hervorragender Abdichtung, geschraubtes Tretlager und viele clevere Details: Auch in der Werkstatt dürfte das Raaw Madonna V2 glänzen!
- Bremsen I Das Madonna V2 kommt nun serienmäßig mit 203 mm Post Mount-Bremsadapter. Der Adapter lässt sich gegen eine 180 mm-Variante austauschen. Generell begrüßen wir große Bremsscheiben auch am Hinterrad – doch wer eine SRAM-Bremse mit 200 mm-Scheibe fahren möchte, muss zunächst den 203 mm-Adapter gegen den kleinen Adapter austauschen, um anschließend einen weiteren Adapter draufzusetzen …
- Bremsen II Generell hat die Ausstattung unseres Fox Factory-Aufbaus praktisch keinen Anlass zur Kritik geboten. Die einzige Ausnahme waren die Shimano XT Vierkolben-Bremsen: Diese konnten zwar mit viel Bremspower bei guter Dosierbarkeit überzeugen. Doch wie schon häufiger bei Shimano-Bremsen hatten wir mit einem inkonsistenten und herauswandernden Druckpunkt zu kämpfen.
- Preis-Leistungs-Verhältnis Das Raaw Madonna V2 ist bei einem Rahmenpreis von 2.290 € ohne Dämpfer oder 5.190 € mit Fox Factory Build sicherlich kein Schnäppchen. Für einen sehr hochwertigen Aluminium-Rahmen von einer kleinen deutschen Firma ist die Preisgestaltung von Rahmenset und Komplettvarianten aber sehr fair.
Fazit – Raaw Madonna V2
Nach der V1-Revolution vor gut zwei Jahren ist das Raaw Madonna V2 nun eher eine Evolution – und diese ist sehr gut gelungen! Viele kleine und durchdachte Veränderungen sorgen dafür, dass das Raaw Madonna V2 ein sehr guter Vollgas-Bolide ist, der vor allem auf harten und schnellen Strecken glänzt. Das silberne Aluminium-Gerät ist aber auch sehr viel Fahrrad und erfordert entsprechende Trails, um so richtig zum Leben erweckt zu werden. Wer vor allem in gemäßigterem Gelände unterwegs ist oder aktive Fahrräder bevorzugt, dürfte mit anderen Bikes besser bedient sein. Fahrer, die hingegen nur Vollgas kennen, werden auch die nächste Evolutionsstufe des Raaw Madonnas lieben!
Pro / Contra
Pro
- schöne Detaillösungen
- hohes Sicherheitsempfinden
- gelungene Geometrie
- stimmige Ausstattung
Contra
- in sanfterem Gelände schnell unterfordert
- schnelle Richtungswechsel erfordern viel Energie
- eher passiv als aktiv
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Testablauf
Wir hatten die Möglichkeit, das Raaw Madonna V2 auf unseren Hometrails im winterlichen Taunus und in Darmstadt zu testen. Die meisten Höhenmeter wurden dabei aus eigener Kraft zurückgelegt, aber auch Shuttle-Abfahrten fügten sich in den Testablauf ein.
Hier haben wir das Raaw Madonna V2 getestet
- Taunus, Hessen naturbelassene, technisch anspruchsvolle Trails, von steinig bis zu weichem Nadelboden ist alles dabei. Außerdem gebaute Flowtrails und Downhill-Strecken.
- Darmstadt schnelle, teils naturbelassene, teils gebaute Strecken mit technischen Sektionen und Kurven jeglicher Art auf sandigem Boden.
- Fahrstil
- Räder auf dem Boden, saubere Linienwahl
- Ich fahre hauptsächlich
- Trail, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- relativ straff mit viel Dämpfung, Heck eher langsam
- Vorlieben bei der Geometrie
- mittellanges Oberrohr, hoher Stack, lange Kettenstreben, flacher Lenkwinkel
- Fahrstil
- sauber, hohes Grundtempo
- Ich fahre hauptsächlich
- Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- vorne straffer als hinten, schneller Rebound, nicht zu viel Dämpfung
- Vorlieben bei der Geometrie
- geräumiger Reach, keine zu kurzen Kettenstreben, flacher Lenkwinkel
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